Bands: Lord Dying und Conan
Ort: Feierwerk, Kranhalle, München
Datum: 06.11.2023
Kosten: 25,00 € VVK, 30,00 € AK
Genre: Doom, Sludge
Besucher: ca. 200 Besucher
Veranstalter: Feierwerk e.V.
Link: https://www.feierwerk.de
Was gibt es Besseres an einem dunklen Novembermontag, als sich in Zeitlupe zu tonnenschweren Doom-Metal-Riffs zu bewegen? Das Feierwerk München lockt mit zwei Hochkarätern des Genres, und ich schwinge mich nebst Kamera aufs Fahrrad, um das bloß nicht zu verpassen. Ein kurzer Check der Lichtsituation im noch fast leeren Bühnenraum lässt mich ahnen, dass die mitgebrachte Linse heute an ihre Grenzen stoßen wird – High-ISO-Wetter. Pünktlich um 20 Uhr füllt sich die Luft mit markerschütterndem Gitarrenfeedback und donnernden Drums, als zunächst Lord Dying ihre eindrucksvolle Rückkehr zelebrieren.
Ein ergebener Kreis von Doom- und Sludge-Metal-Enthusiasten hat sich inzwischen versammelt, um Zeuge zu werden. Doom-Konzerte sind keine Partys, sondern Messen; Köpfe nicken, Mähnen schwingen, aber weder Pogo noch Tanzeinlagen lassen sich beobachten. Seit der Gründung im Jahr 2010 in Portland, Oregon, haben sich die Vier mit ihrer Mischung aus Sludge und Progressive Metal einen Namen gemacht. Ihr Sound, düster und intensiv, jedoch ursprünglich nicht unbedingt von hohem Wiedererkennungswert, hat sich mit dem letzten Album Mysterium Tremendum spürbar weiterentwickelt – ein Werk, das eine intensive Auseinandersetzung mit Tod und Wiedergeburt vertont, inspiriert auch von persönlichen Verlusten, und einen starken Schritt weg von der relativ stumpfen Standardkost hin zu ausgefeilter Gitarrenarbeit und Ausflügen ins Folkige darstellt. Wenig Licht und viel Nebel ziert die Show bis zum Ende.
Kurze Umbaupause, dann nehmen Conan aus England die Bühne ein, in der Szene als Pioniere des Caveman Battle Doom bekannt. Seit ihrer Gründung 2006 haben sie sich eine treue Fangemeinde weit über die Britischen Inseln hinaus aufgebaut. Ihr Sound, tief, roh und schwer, beschwört die Kraft und Unnachgiebigkeit prähistorischer Kämpfe herauf. Frontmann Jon Davis ist grau geworden und sieht ein bisschen aus wie ein Krieger aus Khazad-dûm, der gerade seinen Urlaub genießt. Aus seinen Ansagen ans Publikum wird schnell der wahre Grund der Freude offenbar: Das zahlreiche Erscheinen der Münchner Metal-Gemeinde beeindruckt und erfüllt die Protagonisten auf der Bühne mit Stolz.
Die Band blickt bereits auf eine beeindruckende Zahl an Releases zurück; seit 2010 konnten sich Liebhaber von Lavariffs fast jedes Jahr an einem neuen Output erfreuen, erst letztes Jahr erschien der aktuelle Longplayer mit dem Titel Evidence Of Immortality. Mit Levitation Hoax und Ritual Of Anonymity finden dann folgerichtig auch zwei Titel der Scheibe ihren Weg ins Münchner Set, aber auch der Sound der Vorgänger kommt nicht zu kurz, so zum Beispiel mit Paincantation vom 2018er-Album Existential Void Guardian oder auch Foehammer von der Blood Eagle-Scheibe.
Die Nähe und Freundschaft zwischen den beiden Kapellen ist unübersehbar; Lord Dying schwören das Publikum bereits auf den folgenden Conan-Auftritt ein, und Conan selbst werden nicht müde, immer wieder Applaus für die Kollegen und ihren vorangegangenen Auftritt zu fordern, während das Quartett am Bühnenrand steht und es sich nicht nehmen lässt, den Höhlendoomern zuzujubeln. Höhepunkt ist dann ein kurzer Gastauftritt, bei dem Alyssa mit einem Becher Bier auf die Bühne stürmt und kurz das Mikrofon an sich reißt, um ein paar Takte mitzugrölen.
Zum Ende hin sieht man dann doch noch Ungewöhnliches vor der Bühne: Die ersten Reihen tanzen auf der Stelle – mehr Bewegung wird man im Doom-Bereich wohl kaum zu sehen bekommen. Das Münchner Publikum ist mehr als zufrieden; die Bands sind sichtlich glücklich mit der Resonanz. Alle machen sich im Anschluss auf den Weg in eine verregnete Novembernacht, glücklich und halb taub. Doom what thou wilt!