Artist: Macabre
Herkunft: USA
Album: Carnival Of Killers
Spiellänge: 40:48 Minuten
Genre: Death Metal, Thrash Metal
Release: 13.11.2020
Label: Nuclear Blast Records
Links: https://www.facebook.com/OFFICIALMACABRE
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Produktion: Tomek Spirala, StudioH34
Bandmitglieder:
Gesang, Gitarre – Corporate Death (Lance Lencioni)
Gesang, Bass – Nefarious (Charles Lescewicz)
Drums – Dennis the Menace (Dennis Ritchie)
Tracklist:
1. Intro
2. Your Window Is Open
3. Joe Ball Was His Name
4. Stinky
5. Abduction
6. Tea Cakes
7. Them Dry Bones
8. Richard Speck Grew Big Breasts
9. Slaughter House
10. Breaking Point
11. The Lake Of Fire
12. Warte, Warte
13. Now It’s Time To Pay
14. The Wheels On The Bug
15. Corpse Violator
16. The Murder Mack
Klar, man kann dieses Album als Kinderkacke verunglimpfen: Macabre sind auch in ihrem 35. Jahr und nach zehn Jahren Recording-Pause weiter reichlich albern und mit ihren musikalischen Sperenzchen inklusive Ein- oder Überarbeitung von Kinderreimen ganz sicher nicht jedermanns Geschmack. Bei den Chicagoern muss man nicht nur die Musik mögen, sondern auch ihren Sinn für Humor teilen und gut finden. Nur dann wird’s eine runde Sache. Wer also kein Interesse an einer Auseinandersetzung mit Serienmördern hat, noch dazu an einer sehr schwarzhumorigen, der macht besser einen Bogen um dieses Album. Carnival Of Killers funktioniert nur, wenn man den Texten etwas abgewinnen kann. Und die drehen sich sämtlich um bekannte Mörder wie Ted Bundy, Fritz Haarmann oder Richard Ramirez (Night Prowler genannt).
Musikalisch ist das Album ein relativ wüster Mix aus verschiedenen Stilen. Es gibt Einflüsse aus dem Death Metal, Thrash Metal, Grindcore, Volksweisen, Countrymusic, Reggae und Hard Rock. Mit dieser Mixtur werden sicher viele Hörer wenig anzufangen wissen. Allerdings haben J.B.O. ja auch bis heute ihre Anhängerschaft. Ganz so albern wie die Süddeutschen gehen Macabre auf ihrem neusten Output über die ganze Spielzeit gesehen zwar nicht zu Werke, hier und da ist das aber doch ein ähnliches Niveau. Beispielsweise wenn bei The Wheels On The Bug ein altbekannter, alberner Kinderreim zu einem Thrash-Metal-Song verwurstet wird. Kann man mögen, vielleicht auch erst ab 1,3 Promille, muss man aber nicht. Auch Them Dry Bones verlangt viel Open-Minded-Spirit, da hier ein Country-Song in ein Metal-Gewand gesteckt wird. Haben schon andere Bands gemacht und auch schon besser. Irgendwie nervt der Song sogar.
Dieses Gefühl des Genervt-Seins stellt sich leider auch bei anderen Songs ein. Und da nützen auch die Lyrics nix. So zum Beispiel Tea Cakes: Eigentlich ein schön fetter Monsterriffer, der mächtig ins Gedärm dröhnt. Wäre da nur nicht der Kinderreim-Refrain, der in Rekordzeit auf den Sack geht. Ähnliches gilt für Joe Ball Was His Name: Beim Hauptriff zu Beginn ist man noch positiv dabei, muss dann aber einen misslungenen Refrain ertragen, der seinen Einfluss aus dem Reggae hat. Schon eher mitgehen kann bei Stinky, auch wenn der eingangs vertrackte Death-Thrash-Metal-Song zum Ende zu einem Liedchen mutiert, das plötzlich erneut an einen Kinderreim erinnert und nur noch witzig sein will. Das ist aber ein aushaltbares Maß. Dass man Kinderreime durchaus metaltauglich verarbeiten kann, ohne dass es albern wirkt, zeigt grundsätzlich Now It´s Time To Pay, das reichlich düster und schnell einen Reim runterbrettert. Allein die vielen Wiederholungen der immer gleichen Melodie sind doch etwas zu viel. Überaus schunkelig geht’s dann bei Warte, Warte zu, wozu Lance Lencioni sagt: „Wir haben noch einen Song über Haarmann geschrieben (schon unser dritter), der ein Remake eines bekannten deutschen Liedes aus den 50er-Jahren ist, aber eben im Stil von Macabre.“
Wer sich nun denkt: „Ok, das scheint ja alles recht alberner Quatsch zu sein.“ Dem kann nicht wirklich widersprochen werden, auch wenn es bestimmt Leute geben wird, die mit solch einer blutigen Verwurstung von Kinderreimen etwas anfangen können. Dass Macabre musikalisch aber durchaus Substanz haben, zeigen zumindest drei Songs: Corpse Violator, Your Window Is Open und The Lake Of Fire. Corpse Violator ist ein ordentlicher Thrash-Metal-Song mit fies-psychopathischen Death-Metal-Einschlag. Insbesondere die donnernden Drums und wummernden Gitarren überzeugen hier. Besser ist das durchgeknallt klingende Your Window Is Open, das den Night Prowler thematisiert. Starke Gitarren (tolle, verstörende, disharmonische Leads), galoppierende Drums sowie variable Vocals mit psychotischem Klar-Gesang, Thrash-Metal-Geshoute und Death-Metal-Growls. Überaus gelungen. The Lake Of Fire greift das Riff von Your Window Is Open in einer tieferen Tonart auf und groovt höllisch gut. Dazu geifert der Gesang blubbernd-blutig, dass es zusammen mit dem Text ein mörderisch guter Spaß ist. So kann gehaltvoller Murder Metal klingen.