Maerzfeld: und die Sublimation des Zorns

Mit dem Begriff Zorn konnotiert man gemeinhin neben einer Form von Wut ebenso auch deren Bewusstmachung und Kanalisierung hin zu einem gewollten Vortrieb. Immer wieder haben wir Menschen zornig komponiert, geschrieben, Kunstwerke erschaffen und dabei bewiesen: Aus der Feststellung eines brodelnden Zustandes kann – auch im positivsten Sinne – Gestaltung mobilisiert werden.
So ist es ganz treffend, dass die fünf Musiker von Maerzfeld ihrem kürzlich für Herbst 2019 angekündigten Album den Titel Zorn gegeben haben. Auch der Ursprung des Bandnamens fügt sich in diese Assoziationsreihe ein, war doch das Maerzfeld bei den fränkischen Merowingern traditionell ein Landstück außerhalb der Stadtmauern, auf dem in Friedenszeiten das Vieh gehütet und im Krieg das Heer auf den Kampf vorbereitet wurde. Ein brachliegendes Stück Länderei als Sinnbild des Lebens: Es liegt einzig und alleine in der Hand des Bestellenden, was er aus ihm macht. Anpacken und Gestalten lautet die Devise, die hier gleichsam einen Appell darstellt.

Und genau diese Sichtweise ihrer Vorfahren machten sich die fränkischen Rocker zu Eigen, als sie sich im Studio zusammenfanden, um den Nachfolger für ihr drittes Album Ungleich (2017) zu kreieren. Wo der Vorgänger, mit dem sich die Band in der Szene als feste, eigenständige Größe etablieren konnte, seinerzeit mit einer komplett neuen Herangehensweise in der Komposition bestach und den vorherrschenden Industrial-Klängen durch harte, bassgetriebene Riffs mit schonungsloser Rhythmik eine neue Marschrichtung gab, die einen Meilenstein für Maerzfeld in puncto Sound und Selbstfindung darstellte, gehen Sänger Heli Reißenweber, die Gitarristen Mike Sitzmann und Matthias Sitzmann, Bassist Korbinian Stocker und Schlagzeuger Michael Frischbier mit Zorn den logischen Folgeschritt: Noch konsequenter, direkter und mit ausdrucksstarken, tiefgründigen und selbstreflektierten Texten als Ansage leisten Maerzfeld ihren immer wichtiger werdenden Beitrag zu einer deutschsprachigen Musik, die auf ihrer Reise elegant über die Feldgrenze zwischen ergreifendem Rock und treibendem Industrial Metal mäandert, ohne in Wort und Klang auf dessen genretypische Dystopien zurückzuschauen.

Am Freitag, den 23. August ist es schon soweit und der VÖ-Termin für Zorn wird bekanntgegeben. Für alle, die mit auf die Reise gehen wollen, ist dieses Datum in jedem Fall einen Reminder wert, denn es markiert zugleich den Stichtag für die erste Singleauskopplung des Albums: Schwarzer Schnee ist eine druck- und schmerzvolle Hymne, in der Maerzfeld die Wurzeln der Vergangenheit zwar noch als zugstarke Quintessenz im Fundament verankern, oberhalb dessen jedoch Türen und Fenster aufstoßen, um eine tiefschwarze stehende Welle düsteren Powerrocks in die Welt zu entlassen.

Seid gespannt auf das wohl ernsthafteste Stück der Band und dessen therapeutische Wirkung. Am 23. August hat das Ringen um Atem ein Ende und es kommt endlich wieder Licht ins Haus.

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