Eventname: Mono Inc. Symphonic Tour 2024 Abschlusskonzert (Ausverkauft)
Band: Mono Inc.
Ort: Kulturwerft Gollan, Lübeck, Schleswig-Holstein
Datum: 14.09.2024
Kosten: VVK Preisgruppen 66,25 €, 60,75 €, 55,25 € (Ausverkauft)
Genre: Dark Rock, Gothic Rock, Symphonic Rock
Zuschauer: etwa 750
Link: https://www.mono-inc.com/
Setliste:
- Louder Than Hell
- Seligkeit
- When The Raven Dies Tonight
- If I Fail
- Nemesis
- Alles Was Bleibt
- Revenge
- Heartbeat Of The Dead
- Ravenblack
- Still
- Wiedersehen Woanders
- Piano Interlude
- At The End Of The Rainbow
- Lieb Mich
- From The Ashes
- In My Heart
- Voices Of Doom
- Children Of The Dark
- Potter’s Field
Neunzehn ausverkaufte Konzerte auf der Symphonic Tour 2024 geben den Raben Recht. Ihr Konzept und ihre Musik passen für die Szene zusammen. Es war ja nach der Konzepttour von 2023 bereits das zweite Chapter des Symphonic Parts. Zeichen genug, dass es die Fans mögen und zu schätzen wissen.
Es ist heute das verspätete Abschlusskonzert der Tour. Es soll als „Special“ gefeiert werden. Im nahezu heimatlichen Lübeck, die Basis der Band liegt nur etwa 20 Kilometer entfernt, wird es noch einmal eine Neuauflage des Sets geben. Die Kulturwerft Gollan liegt etwas abseits und bietet genug Platz und entsprechendes Ambiente für ein solches Event. Die Location ist eine alte Industriebrache, die nach und nach zu einem großen, vielfältigen Kulturtempel umgebaut wird. Sie ist bekannt für ihre ausgezeichnete Akustik, was sich heute auch bestätigt. So für etwa 750 Besucher voll bestuhlt habe ich sie allerdings noch nie erlebt.
Einen Support-Act gibt es nicht. Alle Besucher des seit langem ausverkauften Konzerts sitzen pünktlich um 20 Uhr auf ihren Sitzen. Kerzenständer auf der Bühne vermitteln Wohnzimmeratmosphäre. Klaviermusik bereitet das Publikum vor. Pünktlich bekommt der Pianist Unterstützung von fünf verhüllten und maskierten Streichern sowie Sänger Martin Engler. Er dirigiert die drei Geigen und zwei Cellos in einem stimmungsvollen Licht. Die beiden Gastmusiker am Cello und Klavier erkenne ich nicht, aber bei den vier Damen handelt es sich um das Streichquartett Eklipse. Erst nach den beiden Songs Louder Than Hell und Seligkeit kommen Gitarrist Carl Fornia und Ilja John Lappin als Ersatz für den ausgeschiedenen Val Perun auf die Bühne. Der Bassist der Artcore/Progressive-Band The Hirsch Effekt steht als (erst mal) Aushilfe schon die gesamte Sommertour von den Raben auf der Bühne.
Auch When The Raven Dies Tonight findet noch ohne Schlagzeugerin Katha Mia statt. Sie steigt erst bei If I Fall ein. Das erste Set besteht aus ruhigeren und älteren Stücken. Martin Engler hat seine alten Songs perfekt neu arrangiert und setzt seine Stimme ein, den Liedern ein neues Leben zu geben. Nemesis, so erzählt Martin Engler, steht so zum ersten Mal auf einer Setlist und wird wohl auch nie wieder aufgeführt werden. Auch Alles Was Bleibt ist ein Oldtimer und stammt aus 2013. Der Song beschreibt ein Ereignis, das Martin im Alter von neun Jahren erlebt hat, und so sagt er, erst jetzt versteht. Noch sitzt das gesamte Publikum.
Vor dem letzten Song Revenge des ersten Aktes warnt Martin allerdings schon einmal vor. Der zweite Teil wird lauter und der Sitzplatz ist bei einem Mono-Konzert immer nur optional … Mit dem folgenden Song dürfe schon einmal geübt werden. Die ersten 45 Minuten vergehen wie im Fluge, es bilden sich umgehend lange Schlangen an den Getränkeständen und Toiletten.
Die Streicher tauschen die untere Reihe mit den Bandmitgliedern und sitzen jetzt oben und geben den Blick auf Ilja und Carl frei. Heartbeat Of The Dead, Ravenblack, Still. Bis auf Martins Klempner sitzt kaum noch einer auf seinem Platz. Katha Mia verlässt ihr erhöhtes Schlagzeugpodest und kommt nach unten zu ihrem Mann. Mit Martin singt sie dann Wiedersehen Woanders im Duett. At The End Of The Rainbow beginnt mit einem Klaviersolo. Weiter in der Historie der Band. Auf Lieb Mich folgt From The Ashes. Dieser acht Minuten lange Song stammt aus dem 2012er-Album After The War und war, so Engler, der damals letzte Track, der geschrieben wurde. Hier flossen alle noch vorhandenen Ideen und Fragmente ein, die noch bei den Aufnahmesessions übrig blieben. Sie waren sich damals einig, dass sie ein Monster erschaffen hatten. Mich freut es besonders, diesen Song noch einmal live zu hören. Er hat mich damals gepackt, da er mit extremen Tempowechseln und völlig untypischen Passagen aufwartet. Zu In My Heart schnallt sich Engler ebenfalls eine Gitarre um. Wie er sagt, war dies der erste Song, bei dem er gesungen und Katha Mia getrommelt hat.
Die beiden Megaseller Voices Of Doom und Children Of The Dark stehen am Ende der Setlist. Hier wird lautstark mitgesungen und getanzt. Letzte Reserven werden mobilisiert. Engler lässt sich seinen Gang durch das Publikum nicht nehmen und klatscht unzählige Hände ab. Dann ist Schluss. Nach der Verabschiedung und den Verbeugungen lassen sich Mono Inc. allerdings nicht lumpen und geben mit Potter’s Field noch eine Zugabe drauf. Erst dann folgen eine Bandvorstellung und eine Verabschiedung von jedem einzelnen Musiker. Martin Engler steht emotional gerührt auf der Bühne und gibt die Bandpläne preis. Es wird in den nächsten Monaten an einem neuen Album gearbeitet, das dann im Herbst 2025 mit einer Tour gefeiert werden soll. Auch die Zusammenarbeit mit den heutigen Protagonisten soll fortgeführt werden. Das Symphonic-Chapter Drei soll 2027 fortgeführt werden. Nur zur Zukunft um Ilja John Lappin äußert er sich nicht. Es war das letzte Konzert 2024 auf deutschem Boden. Es folgt noch ein Auftritt in Bulgarien, bevor sich die Band in der Welt verteilt und jeder sich seinen anderen Projekten widmet. Ilja hat nicht lange Pause, er steht schon in ein paar Tagen mit dem amerikanischen Sänger Billy Andrews als Dark Tenor wieder auf den Bühnen der Nation.
Hymnenartige Songs, starke Emotionen und ein hervorragendes Arrangement mit den Streichern im Zusammenspiel mit Klavier lassen die Songs der Band in einem anderen Licht erstrahlen, ohne die Authentizität zu nehmen. Ein rundum gelungenes zweistündiges Konzert ließ keinerlei Wünsche offen. Es brauchte nicht das ganz große Orchester, das Deep Purple 1969 oder Metallica mit S&M 1999 auffuhren. Die sechs Musiker wurden hervorragend in die Interpretationen eingebunden und verrichten eine unglaubliche Leistung, die viele der Fans und Besucher auch zu würdigen wussten. Die Akustik der Halle war ausgezeichnet, aber von der Lautstärke ziemlich ungleich verteilt. Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt an diesem außergewöhnlichen Konzertabend.
Diese Tour ist aufgezeichnet worden und wurde am 23. August als CD und DVD auf den Markt geworfen. Ein Review dazu findet ihr hier. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortführung als Chapter III, denn ich gebe zu, dass ich ein Fan davon bin!