“Das Ergebnis gibt ihnen Recht!“
Artist: My Fictions
Herkunft: Merrimack Valley, Massachusetts; USA
Album: Stranger Songs
Spiellänge: 27:57 Minuten
Genre: (Post)Hardcore
Release: 01.07.2014
Label: Topshelf Records
Link: http://www.topshelfrecords.com/artists/myfictions
Bandmitglieder:
Gesang, Bass – Brian Carifio
Gitarre – Tyler Bradley
Gitarre – Ryan Boone
Schlagzeug – Seamus Menihane
Tracklist:
1. Mt. Misery
2. Postcard
3. Lower (a selfish song)
4. Airport Song
5. Concern
6. Wake Anxious
7. Stubborn
8. Parking Lot
9. Contrition
10. Stranger
Es scheint noch gar nicht so lange her zu sein, dass The Wave das Genre des Post Hardcore auf eine völlig neue Ebene gehoben haben. Touché Amore, Pianos Become The Teeth oder La Dispute waren nicht nur die Lieblinge der Musikpresse, sondern auch einer überraschend großen Schnittmenge aus Hardcore, Indie und PostRockFans. Doch mittlerweile ist die Welle vorbeigeschwappt und die ihr Nachfolgenden scheinen insgesamt ein wenig gemächlicher daher zu plätschern: Auf der einen Seite lies La Disputes – Rooms of the house viele Fans eher enttäuscht zurück, auf der anderen Seite haben Touché Amore mit Is Survived By vermutlich ihr stärkstes Album abgeliefert. Und inmitten dieser – sich immer weiter ausdifferenzierenden und (um in der Bildsprache zu bleiben) zerfließenden – Welle tauchen auch viele kleine Bands auf, die von der unglaublich tragfähigen Community nach oben getrieben werden. Einige davon gehen – mal leider, mal zurecht – wieder unter; einige verdienen sich den Status als Teil der Welle an der Neugestaltung eines Genres mitzuwirken.
Unter diesen Bands agieren beispielsweise My Fictions. Das amerikanische Quartett mischt ihren brutal zornigen Hardcore mit kleinen – an Black Metal erinnernden – Einwürfen und schafft so auf ihrem Debütalbum (!) Stranger Songs eine geradezu verführerische Mischung dosierten Aufbegehrens. Zum Glück verlassen sie sich aber nicht alleine auf diese Qualität, sondern lockern den Fluss des Albums gelegentlich mit ruhigen, fast melancholischen, Cleanparts und philosophischen Stimmsamples auf. So gestalten sie perfekte Übergänge, die das Album zu einem ganzen verschmelzen, ohne dabei jemals beliebig zu werden. Jede Stelle hat ihre Berechtigung und ihren Wiedererkennungswert. Der Sound entspricht den gängigen Standards des Genres: Rauhe, harte Gitarren, Zorn brodelndes Geschrei, pumpendes Schlagzeug und ein Bass, der einem ins Gesicht schlägt. Nichts Besonderes, aber dafür erprobt und erfolgstüchtig. Charmanterweise und ihrem – vom DIY- Spirit geprägten – Genre entsprechend, gibt es von den Jungs aus Merrimack Valley keine schicken Musikvideos in HD und keine herausgeputzte Internetpräsenz. Stattdessen findet man nur wackelige (und völlig übersteuerte) Konzertmitschnitte und Einträge in sozialen Netzwerken. Die Idee ist wichtiger als der Glanz – und das Ergebnis gibt ihnen Recht.