Artist: Atreyu
Herkunft: Orange County, Kalifornien, USA
Album: The Beautiful Dark Of Life
Genre: Metalcore, Alternative Metal, Post-Hardcore
Spiellänge: 49:58 Minuten
Release: 08.12.2023
Label: Spinefarm Records
Link: https://www.atreyuofficial.com/
Bandmitglieder:
Gesang – Brandon Saller
Gitarre – Dan Jacobs
Gitarre – Travis Miguel
Bassgitarre und Gesang – Porter „Marc“ McKnight
Schlagzeug – Kyle Rosa
Tracklist:
1. Drowning
2. Insomnia
3. Capital F
4. God/Devil
5. Watch Me Burn
6. Good Enough
7. Dancing With My Demons
8. Gone
9. I Don’t Wanna Die
10. Immortal
11. (i)
12. Death Or Glory
13. Forevermore
14. Come Down
15. The Beautiful Dark Of Life
Oh Mann, Atreyu – die Band, die ich bereits gehört habe, als ich Genres wie Metalcore, Hardcore und Co. noch unter Metal zusammengefasst habe. Das, was Atreyu schon immer für mich sind, ist eine Band, die den Spagat zwischen harten Metal Riffs und punkiger Stimme perfekt hinbekommt. Gerade deswegen waren sie sicher auch eine dieser Bands, denen ich meinem persönlichen Wandel vom Mainstream-Metalhead zu härteren Gefilden verdanke. So sind die US-Amerikaner bereits seit 1998 unterwegs und haben mich gerade mit dem Album Lead Sails And Paper Anchor abgeholt. Berechtigterweise räumte die Platte in den USA gleich achtmal den Goldstatus ab und liegt somit zwar noch mit einem extremen Abstand hinter der Erfolgsplatte The Curse von 2004, ist jedoch für mich das persönliche Highlight. Gerade die fetten Riffs und die souveränen, klar gesungenen Passagen und die perfekt platzierten Shouts sind das, was dafür sorgt, dass Doomsday, Becoming The Bull, Falling Down und Blow noch heute in meiner Playlist stecken.
Doch warum erzähle ich das?
Die Antwort ist so einfach wie auch logisch. Atreyu haben durch die Positionierung in meiner musikalischen Entwicklung sicher einen Sonderstatus. Also sie gehörten zu der Riege an Bands, die eine Chance haben, obwohl die letzten Releases absolut an meinem aktuellen Geschmack vorbeigingen. Mit der Vorgeschichte ist also auch klar, dass ich eventuell ein wenig eingefärbt bin, was die Bewertung des 2023er-Releases angeht.
Los geht es mit der bereits veröffentlichten Single Drowning, welche musikalisch eine Hymne beschreibt, die im Musikvideo den Humor der US-Amerikaner zeigt. Der Songtext vermittelt eine intensive emotionale Krise, in die Atreyu die wachsende Belastung der Gedanken als sich auftürmende Mauern beschreiben. Die Erschöpfung und der Wunsch nach Hilfe werden betont, während er still unter einer inneren Gewalt leidet. Die zweite Strophe erwähnt dunkle Wolken im Kopf, Albträume vom Nicht-Aufwachen und wirft die Frage auf, wie lange dieses Leiden anhalten wird und wer darüber entscheidet. Der Refrain und die Brücke verstärken das Bild des Ertrinkens, der Einsamkeit und der Suche nach etwas, was nie da war. Der Text vermittelt insgesamt ein tiefes Gefühl der Verzweiflung, wobei das Wasser als Metapher für erdrückenden Druck und Überwältigung dient. Das wiederholte „I’m drowning in the undertow“ im Outro unterstreicht das zentrale Thema des Songs – das Gefühl des Untergehens und des Kampfes gegen einen starken Sog. Genau so zieht sich das durch das gesamte 2023er-Release. Also Atreyu bleiben sich treu und beschreiben schwere emotionale Thematiken wie Depression, Identitätskrise (Death Or Glory), Hass und Gesichtsverlust (Good Enough). Diese Stärke sorgt auch dafür, dass die Songs der Band eigentlich immer aktuell sind und niemals thematisch durch sind.
Sehr angenehm empfinde ich, dass man in vielen Tracks neue Elemente probiert. Gerade aber das Riff in Dancing With My Demons und die dazu passenden Shoutpassagen sind einfach der Burner. Aber beim Songwriting (unabhängig von der besungenen Thematik) wirkt es manchmal so, als hätte man die „reime dich, sonst töte ich dich“-Passagen zu arg eingestreut. Somit bleibt wirklich jeder Song nach dem ersten Hören mindestens mit dem Refrain im Kopf und durch die eingestreuten Mitsing- und Mitklatschpassagen ist für mich klar, dass die Platte nicht für mein Wohnzimmer, sondern eher für die Bühne geschrieben wurde.