Ob neue Alben irgendwann mal zu Klassikern werden? Das steht zunächst einmal in den Sternen geschrieben. Klar: es gibt manchmal Anzeichen. Und doch kommt am Ende oft meist alles anders. Time Fades Away, das 1973 veröffentlichte Livealbum von Neil Young, ist dafür das beste Beispiel. Aufgenommen mit den Stray Gators, enthielt es zuvor unveröffentlichte Songs – und stieß bei seiner überraschenden Veröffentlichung doch längst nicht überall auf Gefallen, interessanterweise nicht einmal bei Young selbst. Zu einer Zeit, in der seine Popularität nach dem immens erfolgreichen Studioalbum Harvest neue Höhen erreicht hatte, warf das neue Livealbum Fragen auf, auch bei Young selbst. „Time Fades Away war die schlechteste Platte, die ich je gemacht habe. Und zugleich eine großartige Platte, denn sie war wie ein Portal zu dem, was ich zu der Zeit erlebte“, antwortete Young seinerzeit. Und tatsächlich ist diese Musik in vielerlei Hinsicht der perfekte Einblick in die unvorhersehbare Flugkurve eines der wahren Pioniere des Rock & Roll.
Zum 50. Geburtstag wird Time Fades Away 50 am 3. November über Reprise Records als Limited Edition Clear Vinyl veröffentlicht. Diese endgültige 9-Song-Version des Albums hält als Bonustrack Last Trip To Tulsa bereit, der ursprünglich auf dem Boxset Archives Vol.2 zu finden war. In der vorliegenden Version ist der Song erstmals überhaupt nur auf Vinyl erhältlich. Time Fades Away 50 wird im Greedy Hand Store at Neil Young Archives und überall im Musikfachhandel erhältlich sein. Alle Käufe im Greedy Hand Store beinhalten kostenlose digitale Hi-res-Audio-Downloads aus dem Xstream Store © der NYA.
Time Fades Away 50 – Tracklisting:
(Vollansicht im Time For Metal Release-Kalender hier)
A-Seite
1. Time Fades Away
2. Journey Through The Past
3. Yonder Stands The Sinner
4. L.A.
5. Love In Mind
B-Seite
6. Don’t Be Denied
7. The Bridge
8. Last Dance
9. The Last Trip To Tulsa (50th Anniversary Bonustrack)
Die Jubiläumsveröffentlichung zu 50 Jahre Time Fades Away lässt zugleich eine Ära hochleben, die die Musik für immer geprägt hat. 1973 schrieb Young Songs, die bis heute relevant sind, außerdem war es die Zeit, in der er auf seine typisch unerschrockene Art Veränderungen an der Art und Weise vornahm, wie er sie nach außen präsentierte. Es ist ein Markenzeichen, das ihn bis heute charakterisiert. An seiner Seite damals: die Stray Gators alias Jack Nitzsche (Keyboards), Ben Keith (Pedal Steel Guitar), Kenny Buttrey (Schlagzeug, im Verlauf ersetzt durch Johnny Barbata) und Bassist Tim Drummond. David Crosby und Graham Nash waren ebenfalls mit dabei, im Harmoniegesang und an der akustischen Gitarre. Der wahre Zauber dieser Aufnahme lag immer in der abenteuerfreudigen Lust zum Risiko, das sie damals einging: Zu einer Zeit, da die Musik weitestgehend auf Perfektion ausgerichtet war, traute sie sich in vielfacher Hinsicht das komplette Gegenteil. Direkt vom Resonanzboden auf 16-Spur-Band aufgenommen und simultan für den LP-Schnitt gemischt, beschritten Young und die Band in gewisser Weise neue klangliche Wege. Time Fades Away wurde direkt nach dem Mega-Erfolg von Youngs Album Harvest (Platz 4 und 3x Gold in DE) eingespielt, und es fühlt sich an wie die Blaupause für die vielen Drehungen und Wendungen, die Youngs Karriere in den folgenden Jahren und Jahrzehnten noch nehmen sollte.
Und es wäre keine Neil–Young-Veröffentlichung, wenn das Abenteuer nicht auch über ein paar unvorhersehbare Steilkurven durch das Gebirge führen würde. Hier ist es die Tatsache, dass Time Fades Away aus einer Reihe von Gründen aus Youngs Katalog komplett ausgespart und erst 2017 auf CD veröffentlicht wurde. Bis heute ist das Album mit einem Hauch von Mysterium umweht, nachdem es 2014 als Teil der Official Release Series Discs 5-8 Vinyl Box Set beim Record Store Day veröffentlicht wurde. Die Live-Aufnahmen dieser Tour wurden auf diese Weise Teil des Abenteuers, das sich durch die Karriere dieses Künstlers zieht, der stets die weniger ausgetretenen Pfade beschritt. Und das bis heute, denn Young verfolgt seine Karriere immer noch mit derselben Begeisterung, die stets Teil seiner Musik war.