“Die Blutpauken wüten in den Schläfen“
Artist: Nocte Obducta
Herkunft: Mainz, Deutschland
Album: Totholz (Ein Raunen aus dem Klammwald)
Spiellänge: 41:41 Minuten
Genre: Avant-garde, Post Black Metal, Dark Metal, Art Black Metal
Release: 26.05.2017
Label: MDD Records
Link: www.nocte-obducta.de
Bandmitglieder:
Gesang – Torsten
Gitarre und Backgroundgesang – Marcel
Gitarre und Backgroundgesang – Stefan
Bassgitarre – Heidig
Keyboard – Flange
Schlagzeug – Matze
Tracklist:
- Innsmouth Hotel
- Die Kirche Der Wachenden Kinder
- Trollgott
- Totholz
- Ein Stählernes Lied
- Liebster
- Wiedergänger Blues
Ein Nocte Obducta Album zu hören ist so ein kleines bisschen wie ein Besuch beim Zahnarzt, man weiß nicht genau was einen erwartet, aber am Ende kommt die Erkenntnis, dass es gut war, es getan zu haben. Die Jungs aus Mainz machen es dem Hörer nicht immer einfach, den Zugang zu ihrer doch etwas künstlerischeren Spielart des Black Metals zu finden.
Es bedarf schon einiger Durchläufe und die Bereitschaft, sich auf das Abenteuer Nocte Obducta einzulassen. Eine gewisse Kenntnis der früheren Werke ist dabei auch nur bedingt erforderlich, da jedes Album eine Art musikalische Wundertüte darstellt und auf seine Weise einzigartig ist. Das schaffen heutzutage nicht viele in dieser Branche. Leicht zugängliche Kost klingt anders. Dennoch ist Totholz im Vergleich zu den Vorgängerwerken wieder etwas klarer und leichter zugänglicher ausgefallen. Lichtet sich der anfangs undurchdringliche Nebel, eröffnet sich die düster facettenreiche und künstlerisch hochwertige Welt von Nocte Obducta, der man sich nur schwer entziehen kann.
Beginnend mit den schon sehr poetischen Songtiteln wie Die Kirche der wachenden Kinder und aufgehört bei einem atmosphärischen Gewirr aus rauem Black Metal, geschrienen und gesprochenen Passagen und ruhigeren Parts gegen Ende des Albums. Es kommt mir wie eine Welle vor, die sich hoch auftürmt und am Ende ganz leicht ausläuft. Faszinierend finde ich, wie die Band mit Worten und Metaphern spielt. Dabei dreht sich thematisch alles um Natur, Trauer und Tod – aber auch persönliche Erfahrungen und Erinnerungen fließen in die Songs ein.
Musikalisch besinnt man sich wieder auf die Vergangenheit, die etwas rauer und schroffer war. Trollgott, das etwas rockiger daherkommt, besticht durch interessante Textpassagen, die mich lange beschäftigt haben. Zum Beispiel Sätze wie „die Blutpauken wüten in den Schläfen“ sind meiner Meinung nach genial gewählt und zeugen von hoher künstlerischer Qualität. Den Höhepunkt dieser Scheibe bildet meines Erachtens der letzte fünfzehn-Minuten-Track Wiedergänger Blues, wobei der Begriff Blues nicht ganz zutrifft – eventuell teileweise vom Tempo her, aber mehr auch nicht.