Artist: Old Mother Hell
Herkunft: Deutschland
Album: Lord Of Demise
Spiellänge: 38:00 Minuten
Genre: Heavy Metal
Release: 23.10.2020
Label: Cruz Del Sur Music
Link: https://www.facebook.com/oldmotherhell/
Bandmitglieder:
Gesang & Gitarre – Bernd Wener
Bass – Ronald Senft
Schagzeug – Michael Fröhlich
Tracklist:
1. Betrayal At The Sea
2. Avenging Angel
3. Lord Of Demise
4. Estranged
5. Edge Of Time
6. Shadows Within
7. Another Fallen Saviour
8. Finally Free
Meine Güte, habe ich mich auf dieses Album gefreut…
Kurzer Rückblick:
Vor zwei Jahren veröffentlichte der Dreier das selbst betitelte Debüt und spielte sich mit diesem sofort in mein Herz.
Epischer, intensiver Metal, mit bockstarken Melodien und herausragendem, weil einzigartigem Gesang.
Der griffige Opener Another War mit seinen eingängigen Lyrics ließ mich sofort aufhorchen und das übergroße Narcotic Overthrow ist auch heute noch fester Bestandteil meiner Lieblings-Playlist. Schon alleine dieser Song wäre ein eigenes Review wert.
Irgendjemand drückte der Band aus dem Süden Deutschlands damals das Genrelabel Power Doom auf. Kann man jetzt gut finden oder vielleicht auch nicht; bitte entscheidet selbst. Der Kerngedanke dabei waren wahrscheinlich die Riffs, die hier und da schleppend und erhaben über die Saiten rauschen.
Am Ende zählt jedoch nicht die Schublade, sondern die Musik selbst. Und die ist zweifellos ein Genuss. Vielleicht auch aufgrund der teilweise ziemlich persönlichen und tiefgehenden Texte.
Zurück in die Gegenwart.
Kurz vor Veröffentlichung des neuen Albums Lord Of Demise gab es schon einige Songs vorab zu hören, beginnend mit dem Opener Betrayal At The Sea und dicht gefolgt vom Lyricvideo zu Avenging Angel:
Betrayal At The Sea ließ mich vom Titel her an Running Wild denken, was aber absolut nichts mit dem Song zu tun hat. Stattdessen werden Erinnerungen an das Hammerfall-Debüt wach, und das im 100 % positiven Sinne.
Das ist lupenreiner Heavy Metal, mal stampfend, mal auf der Überholspur. Was für eine tolle Gitarrenarbeit und hey, mein lieber Bernd Wener, der Gesang hat sich noch mal gesteigert. Richtig, richtig gut.
Der ruhige Mittelteil in Betrayal At The Sea mit seinen „oohs“ lässt es mir eiskalt den Rücken runterlaufen. Großartiger Song.
Avening Angel nimmt das Tempo etwas raus und rockt sich, im mittleren Tempo, stampfend gnadenlos ins Ohrwurmzentrum meines Hirns.
Nehmen wir noch das folgende Lord Of Demise mit auf dem Weg zum Zwischenresümee.
Hier haben wir jetzt zum ersten Mal ein stark an Black Sabbath angelehntes, doomiges Riff. Im Grunde auch „doomiger“ als alles, was auf dem Debüt zu hören ist. Je länger der Song, desto schneller wird dieser aber und mündet wieder in traditionellen Metal-Gewässern. Und wird erneut durch die Gesangslinien auf ein neues Level gehoben.
Halten wir fest: Old Mother Hell orientieren sich bisher stärker als bisher am traditionellen Heavy Metal. Es ist nach wie vor episch, kristallklar und mit vielen tollen Hooks und einprägsamen Vocals ausgestattet. Die Band agiert schon etwas düsterer und getragener als viele Genrekollegen, verlieren sich aber nie in irgendwelchem unnötigen Geschwurbel.
Die Drums von „Neuzugang“ Michael Fröhlich treiben das Ganze zusätzlich immer wieder an und geben z.B. einem Song wie Shadows Within unendlich viel Drive.
Apropos Shadows Within. Textlich eine ziemlich gute und passende Beschreibung des Themas „Depression“. Von einem Schatten zu reden ist immer noch die beste Beschreibung für diesen Scheiß und ich bin mir sicher, dass sich die eine oder der andere hier wiederfindet. Mein absolutes Highlight auf der Scheibe und musikalisch eine kleine Fortsetzung von Narcotic Overthrow.
Das erhabene Another Fallen Saviour hat sie dann wieder, diese mehrstimmigen Gitarrenläufe. Unterlegt mit einer donnernden Doublebass und einem wunderbaren Basslauf. Gänsehaut.
Zu guter Letzt muss ich noch mal auf die Gesangsarbeit zurückkommen. Beim finalen Finally Free hat die Band Eier und fährt nach knapp zwei Minuten komplett runter, um in einen zerbrechlichen, ruhigen Mittelteil überzuleiten, der von Bernd mit einem, ja, nennen wir das Kind beim Namen, zarten Gesang gefüllt wird. Und was sich eventuell jetzt komisch liest, ist auditiv so dermaßen schlüssig und passend und zeugt von der neuen Reife, die Old Mother Hell in den gut zwei Jahren seit ihrem Debüt erlangt haben.