Party.San Open Air vom 11.08.2016 – 13.08.2016 in Schlotheim

“Party.San Open Air vom 11.08.2016 – 13.08.2016 in Schlotheim!“

Festivalname: Party.San Open Air 2016

Bands: I I, Angelcorpse, Arcturus, At The Gates, Bodyfarm, Bombs of Hades, Bölzer, Carcass, Cryptic Brood, Decembre Noir, Deströyer 666, Drowned, Dying Fetus, Equilibrium, Ered, Exodus, Goatwhore, Grave, Graveyard, Gruesome, Immolation, Implore, Infernal Invocation, Iron Reagan, Isvind, Katalepsy, Lik, Memorian, Mgla, Mor Dagor, Mosaic, Mörk Gryning, Necros Christos, Nifelheim, Obituary, Obscura, Paradise Lost, Purgatory, Rebaelliun, Rectal Smegma, Sodom, Spasm, Suicidal Angels, Sulphur Aeon, Svarttjern, Taake, Tribulation, Vidargängr, Weak Aside, Wolfbrigade

Ort:
Schlotheim, Deutschland

Datum: 11.08.2016 – 13.08.2016

Kosten: 76,50 € VVK

Genre: Thrash Metal, Death Metal, Black Metal, Doom Metal, Extreme Metal

Tickets unter: http://www.cudgel.de/Tickets/

Veranstalter: Party.San GmbH

Link: http://www.party-san.de/news/

party.san 2016 flyer

Donnerstag:

Tiefenentspannt ist die Anreise aufs Party.San Gelände am Donnerstagmittag gegen 14 Uhr, nur zwei Stunden bevor I I spielen. Kein Stau und nach kurzem Check des PKW geht es daran, das heimische Zeltlager herzurichten. Zu dieser Zeit sind fast alle Besucher schon startbereit für diesjährige Auflage des Festivals. Die größte Hürde: Das Versenken der Heringe, was ohne Hilfswerkzeug kaum möglich scheint. Eine recht ordentliche Brise weht in Schlotheim rasant den Alltagsstress hinfort und läutet drei laute Tage voller Thrash Metal, Death Metal, Black Metal, Extreme Metal und Grindcore ein.

Den Anfang machen, wie erwähnt, I I, die eine völlig solide Show abliefern. Ihr Kürzel steht für Infernal Invocation, was für alle Besucher nichts Gutes bedeutet. Das Trio aus Leipzig schlägt einen bestialischen Black Metal an, der mit Death Metal sowie klassischem 90er-Black Metal angereichert wird. Gleich den ersten Auftritt huldigen die Jünger des höllischen Open Airs, was definitiv Lust auf mehr macht.

Mörk Gryning 2 - Party San - 2016 - Time For Metal

Durch die Absage von Gates Of Ishtar hat die reanimierte schwedische Black/Death-Legende Mörk Gryning die Möglichkeit erhalten, einen Ausflug auf das deutsche Extreme Metal Festival zu machen. Ausschließlich der maskierte Bassist fällt rein optisch aus der Rolle. Ein weiterer Hingucker ist der blutüberströmte Keyboarder. Kerniger Gesang dringt aus der Anlage als der Opener Dagon angeschlagen über den Flugplatz hallt. Im weiteren Verlauf schicken Mörk Gryning den Namensgeber, The Final Battle oder auch Ont Blod auf die Reise. Für eine gerade erst wieder zum Leben erwachte Formation nach elf Jahren Pause kein schlechtes Signal an die Genrekollegen.

Brutz Und Brakel, unsere Lieblingsmetalbar aus Berlin, verwöhnt mit gleichen Preisen wie in den letzten Jahren – alle Drinks können für um die vier Euro erworben werden. Ein frisches Köstritzer liegt bei drei Euro je 0,4 Liter – das geht im Festivalvergleich auch deutlich teurer. Das dürfte den amerinakischen Death Metal-Schergen von Gruesome ebenso gut schmecken wie dem Publikum, welches beim Gig schon eine ordentliche Schlagzahl bei den Erfrischungsgetränken beweist. Mit dem aktuellen Werk Dimensions Of Horror aus Mai diesen Jahres macht das Quartett um Sänger und Gitarrist Matt Harvey ordentlich Krawall.

Tribulation 1 - Party San - 2016 - Time For Metal

Tribulation präsentieren ihre Kunst einmal mehr sehr agil und bleiben permanent in Bewegung. An der Truppe scheiden sich oft die Geister. Entweder liebt man die Schweden von Century Media Records oder man findet sie stinklangweilig. Ich für meinen Teil kann sie nicht nur mit dem letzten Album The Children Of The Night abfeiern. Spätestens der mitreißende Kracher Melancholia regt das Interesse für die Skandinavier an. Stillstehen können die Musiker um Sänger und Bassist Johannes Andersson eh nicht, da kann selbst der hin und wieder einsetzende Regen die Performance nicht stören. Wenn das oft zu laute bzw. dominante Schlagzeug von Jakob Ljungberg nicht wäre, wäre Tribulation eine nahezu perfekte Show gelungen.

Direkt nach Tribulation warten Necros Christos, die Doom Deather aus unserer Hauptstadt, auf. Ihr Todesblei drängt verstärkt in die Finsternis und versucht mit melodischen Stafetten eine durchdringene Atmosphäre zu erschaffen. Das gelingt den Deutschen in der langsam einsetzenden Dämmerung überraschend gut. Wie in Trance bringt der einstige Geheimtipp einen Berserkerschlag nach dem anderen im Schlachtfeld unter, zudem unterstreichen sie den Schritt zu einer gestandenen Sperrspitze des Genres im Underground Sektor.

Necros Christos 1 - Party San - 2016 - Time For Metal

Deutlich schwerer ist die Kost der Norweger von Arcturus. Simen „ICS Vortex“ Hestnæs verschiedenste Gesangsfarben müssen erst einmal verpackt werden. Die hohen Passagen wirken zunächst sehr befremdlich, gehen mit der Zeit jedoch immer besser ins Ohr. An Charisma fehlt es dem Frontmann zudem nicht. Stets mit einem wirren Blick und verzogenen Mundwinkeln wirken die Gesten verstörend und mitreißend zugleich. Progressive und melodienverhangen – ein teilweise sehr schräger Auftritt der Männer von Prophecy Productions. In der Dunkelheit der frischen Sommernacht definitiv ein hörenswertes Intermezzo.

Mgla 2 - Party San - 2016 - Time For Metal

Mgla, die wohl am rasantesten gewachsene Formation, die an diesem Tag Schlotheim zerlegt, gelten seit Jahren als sehr ambitionierte Untergrund-Schlächter, die immer mehr an Beliebtheit gewinnen. In schwarzen Masken gehüllt, bleiben die Gesichter weiterhin verdeckt. Stücke wie Further Down the Nest I´, Exercises in Futility I oder Mdłości II werden bei kaum vorhandenem Licht zelebriert. Die Polen verschmelzen förmlich mit der Nacht und lassen keine große Show, sondern Taten in Form ihres Black Metal sprechen. Mit ihren Stücken gehen sie stets ans Limit und bislang können die Männer aus Kraków damit überzeugen, so auch auf dem Party.San 2016.

Obituary als Co.-Headliner geht immer. Viele werden noch die DVD Live Xecution – Live Party. San 2008 vor Augen haben. Ähnlich stark aufgelegt wie vor fast zehn Jahren eröffnen Redneck Stomp und Centuries of Lies. Gerne vergehen zwischen den einzelnen Nummern mehrere Sekunden. Sänger John Tardy lässt sich bekanntlich nur ungern hetzen. Einen würdevollen Abschluss setzen Turned Inside Out und Slowly We Rot. Hell Is Here, das Motto des Party.San, setzen die Death Metal-Recken nur zu gerne um. Von einem lustlosen Auftritt ist nichts zu sehen. Motiviert fliegen die Haare und Fäuste auf und vor der Bühne durch die Luft und versprühen schlicht und ergreifend all das, was dem Old School Death Metal aus den Staaten seit Jahren den Charme verleiht.

Obituary 3 - Party San - 2016 - Time For Metal

Es regnet ununterbrochen bei den Headliner aus UK; kein ungewöhnliches Wetter für Paradise Lost, die den Fans trotzdem ihren Respekt zusprechen. Seit ihrer Gründung 1988 haben Sänger Nick Holmes und seine Mannen ihrer Gangart einige Änderungen verpasst. Dass sie vermeintlich „soft“ im Jahre 2016 die Bühnen beackern, scheint keinen zu stören. Tracks wie Hallowed Land, die im hellen Licht angeschlagen und durchgezockt werden, kommen ohne Probleme gut an. Die Show bleibt für meinen Geschmack bis zum Ende für alle zu gut sichtbar und nimmt dadurch ein wenig die ganz finstere Grundstimmung. As I Die, Dead Emotion oder Rapture inklusive Feuershow lassen kaum Wünsche offen. Während Nick den Song The Enemy ankündigt, teilt er mit, dass das Party.San sein liebstes Festival ist. Glauben kann man es ihm durchaus, da er erst in der letzten Auflage mit Bloodbath eine fette Show auf die Bretter gelegt hat.

Paradise Lost 3 - Party San - 2016 - Time For Metal

Freitag:

Traditionen muss man pflegen, das weiß man auch in Thüringen, wo es zum guten Ton gehört, die Besucher am Festivalfreitag mit Gore/Porngrind aus den muffigen Zelten zu prügeln. Spasm, die in der Sparte von Rompeprop oder Gut unterwegs sind, nutzen die Gunst der Stunde. Unter der Flagge von Rotten Roll Rex eröffnen Titel wie LadyBoy Party, Suck Me Dick oder diverse andere hocherotische Nummern die Show. Die Penismaske bei Sänger Radim gehört zu dieser Sause ohne Frage dazu. Die Zeit für bunte Kostüme im Publikum, wilde Circle Pits und Seifenblasen ist angebrochen. Leichter Regen bringt dem Treiben keinen Abriss und die erste Tanzeinlage des Tages wurde erfolgreich von Spasm inszeniert.

Isvind, die mit ihrem aktuellen Album Gud keine Gefangenen machen, kommen sichtbar gut an. Erst im letzten Jahr haben wir mit Goblin zu Gud ein Interview geführt, welches ihr HIER nachlesen könnt. Auf ihrer letzten Necrotic God Tour 2016 im März konnten die Norweger in der Bundesrepublik einige neue Fans gewinnen, die den Black Metal trotz der frühen Mittagsstunde nicht verpassen möchten. Zwar bleibt das Infield nicht komplett gefüllt, für die Uhrzeit ist es für Isvind keine Schande, deren Live-Performance noch ausbaubar, jedoch auf dem richtigen Weg ist.

Isvind 1 - Party San - 2016 - Time For Metal

Katalepsy haben zurecht das Interesse außerhalb von Moskau bei Genrefans des Brutal Death Metal gelockt. Für meinen Geschmack schlagen die fünf Russen in eine ausgedroschene Kerbe, die sie selber nicht erneut entflammen können. Der Sound ist im Gegensatz zum ersten Tag bei den ersten Acts wie I I, Mörk Gryning bis hin zu Tribulation besser. Das wiederum liegt unter anderem mit am Wind, der deutlich weniger geworden ist und dem feinen Nieselregen Platz macht, der den ganzen Tag ununterbrochen auf den Flugplatz tröpfelt.

Goatwhore erzeugen das erste Highlight des frühen Freitagnachmittags. Schnell gehen Alchemy Of The Black Sun Cult und Collapse In Eternal Worth in den Kopf.  Trotz einsetzenden Windböen bleibt Fucked By Satan im Sound stabil. Brachial, hölzern und mit jedem Riff eine Zelebrierung unerbittlichen Hasses können die Amerikaner den melodischen Presslufthammer anschmeißen ohne übers Ziel hinauszuschießen.

Goatwhore 2 - Party San - 2016 - Time For Metal

Wolfbrigade beginnen sehr pünktlich und gehen fünf Minuten früher als geplant von der Stage – diese kleine Veränderung im Zeitplan soll bis zum Ende Bestand haben, ganz nach dem Motto: „Lieber ein Puffer als unnötigen Stress.“, arbeitet die Stage Crew wie immer an der absoluten Perfektion und hat ein Lob in diesem Bericht mehr als verdient. Als Wolfpack gegründet und 1999 umbenannt, kommen Wolfbrigade mit der Technik in Schlotheim bestens zurecht. Der glatzköpfige Shouter Mikael „Micke“ Dahl schraubt standesgemäß an der Kurbel. Die Tinktur der eher selten in Deutschland tourenden Schweden greift in erster Linie Death Metal-Konturen auf, die vom Hardcore bis in Punk-Gefilde greifen. Wer es mag, hat sicher einen Höhepunkt gefunden, alle anderen schlagen bei Brathahn Statt Satan zu.

Obscura, die für Wiphlash einspringen, sorgen für ein Kontrastprogramm. Mit dem neuen Album Akroasis im Gepäck, von dem gleich der Titeltrack herhalten muss, stehen die sympathischen Musiker nicht allein in Thüringen. Auf dem Rollfeld bleibt die Gegenliebe groß – gleich der erste Song The Anticosmic Overload ebnet den erfolgreichen Weg. „Bang Your Fucking Head!„, schreit Steffen Kummerer lautstark durchs Mikrophon – das bräuchte er im Prinzip gar nicht mehr, denn in den ersten Reihen geht es auch ohne Zuruf ordentlich zur Sache.

Obscura 1 - Party San - 2016 - Time For Metal

Ein ungleiches Duett stelen Bölzer, die Zwei-Mann-Kombo aus der Schweiz um KzR und HzR, dar. Aggressiv, episch und ohne Hemmungen, mehr Lärm als aufgeblasene Gruppen zu machen, zerlegen die zwei Schweizer das PSOA. Blaues Licht hüllt Bölzer während ihrem Gewitter ein. Der Black/Death Metal lockt endlich auch die wasserscheuen Headbanger zur Stage.

Angelcorpse, denen viele etwas abgewinnen können und die einen Höhepunkt bilden, bleiben in meinen Ohren sehr durchschnittlich. Die Hymnen Phallelujah oder Stormgods Unbound geben ein rasantes Tempo vor. Die Jünger der Death Black Metal-Truppe kommen voll auf ihre Kosten, alle anderen zieht es ins Newcomer Zelt, wo am heutigen Abend erneut fünf Kapellen um die Gunst der Besucher kämpfen. Die zweite Stage, die an allen drei Tagen von 17 Uhr bis 22 Uhr bespielt wird, kommt immer besser an. Nicht selten kommt es dazu, dass kopfschüttelnde Biertrinker bis hinter dem Mischpult den Klängen der vermeintlich kleineren Formationen lauschen.

Angelcorpse 1 - Party San - 2016 - Time For Metal

Deströyer 666, ein geliebter Live Act, wird seinem Status gerecht. Ein klasse Sound an unserer Position lässt Kompositionen des aktuelles Albums Wildfire wie glühende Speerspitzen in die Trommelfelle regnen. Endlich bleibt es mal länger trocken – der Wettergott meint es gut mit den australischen Musikern, die seit Jahren bei unseren Nachbarn in den Niederlanden leben. Die atmosphärischen Riffs, die bis auf den Knochen dringen, lassen eine Sause zu, die einen noch auf der Abreise ergreift. Auf dem persönlichen Notizzettel wird vermerkt, in der näheren Zukunft nach längerer Pause erneut zu Deströyer 666 zu gehen.

Equilibrium feiern mit einem erneuten Kontrastprogramm das Release ihres genialen neuen Langeisens Armageddon. Die Folk Metal-, Viking Metal- und melodischen Death Metal-Anleihen haben keine Integrationsprobleme. Mit neuem Bassisten Makki an Bord gibt es natürlich was von Armageddon auf die Ohren. Sehnsucht, PreyBorn To Be Epic, Erwachen und Rise Again schaffen es direkt ins Set. Aufgefüllt mit Klassikern wie Met, Blut Im Auge oder Der Ewige Sieg ein fetter Auftritt der Deutschen, der zum Bierkonsum anregt.

Equilibrium 1 - Party San - 2016 - Time For Metal

Dying Fetus, eine Konstante, die immer das serviert, was von ihr gewünscht, erwartet und geliebt wird. Die US-Boys wissen halt, wo der Hammer hängt und der kann im Hause des sterbenden Fötus nicht hoch genug hängen. Live und auf Platte dürfte jeder Party.San-Gänger der Band von John Gallagher mehrfach die Wege kreuzt haben. Ob man es mag oder nicht: Die enorme Power darf – und vor allem kann – man dem Trio nicht absprechen. Evergreens wie One Shot, One Kill kann man nicht oft genug durch die müden Gehirnwindungen drücken. Absolut tödlich und ohne einen Ansatz für Kompromisse zerschrotten Dying Fetus alles, was nicht niet- und nagelfest verankert in den steinigen Boden gemeißelt wurde.

Das letzte Album Blood In, Blood Out darf man nicht als Aushängeschild von Exodus betrachten, dafür wurden in der Vergangenheit ganz andere Thrash Metal-Meilensteine eingezimmert. Die kernige Old School Thrash-Maschine aus San Francisco, die live immer noch Spaß macht, muss man wie Slayer oder Morbid Angel jedes Mal sehen, wenn es einem möglich ist. Die US-Veteranen nehmen wie ihre Vorgänger keine Gefangenen. Songs wie The Ballad Of Leonard And Charles und Blood In, Blood Out dröhnen zu Beginn durch die Schlotheimer Nacht. Mittlerweile mit zehn Studioalben am Start, ist die Erfahrung bei den Exodus-Protagonisten nicht erwähnenswert. Frisch und agil werden bis zum Ende Nackenbrecher wie The Toxic Waltz oder Strike Of The Beast in die müden Knochen gedroschen.

Gegen Mitternacht heißt es: Bühne frei für Headliner Nummer zwei auf dem Party.San 2016. Nun dürfen Nuclear Blast mit einer ihrer Bands für Furore sorgen. Die Rede ist von den Briten Carcass aus Liverpool, die über den Grindcore zum Death bzw. Melodic Death Metal rotierten. Kaum zu glauben, aber Surgical Steel von vor drei jahren ist immer noch die aktuelle Platte. Im August haben Bill Steer und Jeff Walker mit ihren beiden Kollegen Ben Ash und Daniel Wilding ein straffes Festivalprogramm. Unfit for Human Consumption und Buried Dreams dürfen bei dem Feldzug nicht fehlen, Gleiches gilt freilich für Captive Bolt Pistol und Heartwork. Wie vor drei Jahren fressen in Schlotheim Carcass alle aus der Hand – somit ein gutes Pflaster für das Quartett.

Samstag:

Vor vier Jahren bereiteten Rectal Smegma den Einstieg in einen PSOA-Festival-Tag, dies wird jetzt erfolgreich wiederholt. Wie gestern bei Spasm ist die Beteiligung am Morgen bei der wahnsinnigen Lärmflut unglaublich groß. Einige Highlights stehen für die nächsten Stunden noch auf dem Zettel. Die Gore-Freunde dürften dick und fett Rectal Smegma auf der Running Order notiert haben. Tanzwütig und bunt geht es auf der Landebahn zu – es ist erneut „Freak Time“ und erlaubt, was gefällt. Alle Frühaufsteher, die ohne Vorlaufzeit durchgerüttelt werden, bekommen um 12 Uhr mittags auf einen Streich Durst.

Rectal Smegma 2 - Party San - 2016 - Time For Metal

Im Anschluss der bunten Gore-Party schickt der Veranstalter die Amerikaner Iron Reagan auf die Bretter. Zu allem bereit, versprühen die noch jungen Musiker viel Elan. Beinahe übermotiviert geht es in den 35 Miunten Spiezeit zur Sache. Sänger Tony Foresta nutzt die gesamte Fläche der Bühne, um lautstark die Lyrics hinauszutragen. Eine ambitionierte Show, die auf Gegenliebe stößt.

Svarttjern aus Oslo sorgen für die erste Black Metal-Einlage des Tages. Wer die aktuelle Grillzange Dodsskrik noch in den Adern pulsieren spürt, dürfte erahnen, was gleich passiert. Bei bestem Wetter im prallen Sonnenschein der Mittagssonne geht zwar das Feeling gänzlich verloren, die bestechende Kunst kann jedoch nicht wegradiert werden. Der blutverschmierte Sänger HansFyrste greift sich immer wieder in seinen Mund und an die anscheinend dicken Eier. Wild gestikulierend animiert der charismatische Frontmann bei satanischen Stücken die Anhänger und spricht den loyalen Fans den Dank der Band aus. Klasse Auftritt, der in Dunkelheit gewiss noch steiler geht.

Svarttjern 2 - Party San - 2016 - Time For Metal

Sulphur Aeon spielen wie ihre Vorgänger Svarttjern zu einer für sie ungünstigen Tageszeit. An den Tagen zuvor hat das mäßige Wetter für dunkle Stimmung gesorgt, was im Nachhinein den düsteren Gruppen in die Karten gespielt hat. Alles Meckern bringt nichts und so darf man Sulphur Aeon zu einem gelungenen Gig gratulieren. Die Deutschen setzen ihre Kunst in einer durchdringende Atmosphäre um, die zu jeder Zeit authentisch herüber gebracht im Kopf der Besucher bleibt. Etwas zu früh endet die Dreiviertelstunde, die wohl ruhig noch eine etwas kürzere Nummer von Gateway To The Antisphere oder Swallowed By The Ocean´s Tide hätte vertragen können. Ansonsten: Alles richtig gemacht!

Suicidal Angels zocken bei bestem Wetter ihr diesjähriges Festivalset, welches einige auf den anderen Open Airs vielleicht schon auf die Ohren bekommen haben. Mit Material vom neuen Album Division Of Blood sowie alten Stücken schaffen die Griechen eine Balance, die jeden Fan anspricht. Im Gegensatz zum ROCKHARZ, wo es gut zur Sache ging, macht das Party.San bei den Kult-Südeuropäern aggressivere Circle Pits. Selbst eine kleine Wall Of Death glückt erneut. Tracks wie Apokathilosis, Bleeding Holocaust oder Reborn In Violence kann man ohne Probleme jeden Tag hören.

Suicidal Angels 1 - Party San - 2016 - Time For Metal

Memoriam braucht man noch nicht zwingend auf dem Zettel zu haben. Fans von Bolt Thrower und Benediction sollten zumindest wissen, dass die neue Formation von Karl Willets, Frank Healy, Scott Fairfax und Andy Whale die britische Schule des Death und Grind ganz hochhält. Mit Songs der bereits genannten Bands zaubert das Quartett vielen ein verschmitztes Lächeln auf die Lippen. Nichts erwartet und völlig weggeblasen darf man halt nicht immer nur auf die Running Order nach den Bandnamen schauen. Erst die zweite Show überhaupt hätte an keinem besseren Ort als dem Party.San auf die Bühne gebracht werden können – ein dankbareres Publikum als das in Schlotheim findet man wirklich selten. Die Stücke Powder Burns, Flatline und eben Memoriam dürfen nicht fehlen!

Schon deutlich schwächer unterwegs sind Nifelheim. Die – rein optisch – unschönen Schweden im Old School Black Metal-Gewand haben einige Kracher in ihrem Set verbaut. Infernal Flame Of Destruction wird per Feuershow zelebriert. Mit Nietenbändern wurden alle Musiker übersät, schließlich muss einer die Produktion der Lederbänder mit Nägeln ankurbeln. Das schlichte wie auch schicke Backdrop, welches eine gehörte Kobra zeigt, passt wie die Faust auf das Nifelheim-Auge. Die sehr gut besuchte Show beinhaltet neben Possesed By Evil einen immer heißen Sodomizer. Flammen steigen bis zum Bühnendach auf, brenzlig wird es – rein technisch gesehen – für die Skandinavier zu keiner Zeit.

Nifelheim 3 - Party San - 2016 - Time For Metal

Grave, schwedischer Todesbei des Quartetts von Sänger und Gitarrist Ola Lindgren, gilt oft als trockene Kunst. Das wiederum mag sein – ein trockener Wein muss bekanntlich ebenfalls nicht schlecht sein und genau so verhält es sich bei den Grabrächern aus Schweden, die jede Show Into The Grave zocken und abgefeiert und mit verschitzden Gesichtern die Stage verlassen. Der Zuspruch in der Vergangenheit schwankte im Gegensatz anderer Genregrößen recht drastisch, umso erfreulicher, dass in Schlotheim ählich viele Besucher wie bei Niflheim zu zählen sind. Frei nach dem Motto „Hell Is Here„, zerlegen die Männer das Open Air nach allen Regeln der Kunst, wenn auch – wie bereits angesprochen – recht schlicht. Wer Grave bereits vor Jahren totgeredet hat, wird immer wieder eines Besseren belehrt und muss noch warten, bis die Kapelle, zu Grabe getragen, das Licht ausmacht.

Immolation stimmen gleich unter Flammen Majesty And Decay, Despondent Souls und Kingdom of Conspiracy an. Nur mit einer Gitarre angreist, klingen die Amis total grausam. Das Schlagzeug von Steve Shalaty ist viel zu dominant und nervt durch permanentes Triggern. Das einzige, was Dampf bringt, ist die eingebundende Pyrotechnik. Dass gerade Immolation zur Enttäuschung des Party.San 2016 verkommen, ist nicht nur für das abgespeckte Trio bitter, sondern auch für alle Fans, die A Glorious Epoch, Father, You’re Not a Father oder All That Awaits Us vernüntig live genießen wollten.

Immolation 4 - Party San - 2016 - Time For Metal

Ein letztes mal Black Metal in Schlotheim mit den Norwegern Taake, die im Gegensatz zu den Vorgängern keine unterirdische Darbietung an den Tag legen. Umenneske in ein erneut guter Soundqualität (nur bei Immolation war diese wirklich schlecht) kommt sehr cool im Sonnenuntergang. Schnell frostig schafft Du Ville Ville Vestlandso eine episch-dunkle Grundstimmung, die bis zum Schluss anhält. Immer wieder grpllt ein „Urrgh!“ durch die Nacht, die Köpfe kreisen im Takt und geballte Fäuste zermalmen alles, was ihnen in den Weg kommt.

Sodom dürfen heute nichts vom neuen Album Decision Day, welches erst nächste Woche veröffentlicht wird, spielen. Den Grund erläutert Mister Tom Angelripper nicht. Egal, mehr Platz für alten Stoff, der immer auf offene Ohren trifft. Ist ja nicht so, dass In War And Pieces, Sodomy And Lust, Outbreak Of Evil oder Blasphemer keinen Spaß machen. Bei bester Thrash-Stimmung erfreut es das deutsche Gespann, dass vor vollem Haus Ausgebombt und Agent Orange aus allen Organen mitgergrölt durch die Thüringer Nacht scheppern.

At The Gates 2 - Party San - 2016 - Time For Metal

Last but not least: AT The Gates – glasklar und mit einer der besten Klangvoraussetzungen. Ich bin der Meinung, dass man die Kompositionen wie Slaughter Of The Soul, Cold, At War With Reality oder The Swarm gar nicht genug hören kann. Die Old School Melodic Death Metal-Fraktion beherrscht wie kaum eine andere Gruppe die Blance aus Todesblei und Melodie. Sänger Tomas Lindberg von der Leine gelassen, braucht gleich eine Armada von motivierten Gegenspielern, um bei seinem Feldzug abgefangen zu werden. Ein mehr als gelungener Abschluss eines wie in jedem Jahr perfekt organisierten Festivals der härtesten Klänge. Wer Extreme Metal liebt, für den führt kein Weg am Party.San vorbei, wo es Jahr für Jahr heißt: Hell Is Here!