Phantom Corporation – Fallout

Eine D-Beat-Thrash-Death-Crust-Mischung, die den Weserbogen wieder gerade zieht

Artist: Phantom Corporation

Herkunft: Deutschland

Album: Fall Out

Spiellänge:  35:45 Minuten

Genre: Death Metal / Crust

Release: 23.06.2023

Label: Supreme Chaos Records

Link: https://phantomcorporation.bandcamp.com/album/fallout

Bandmitglieder:

Gesang – Leif Jensen
Gitarre – Arne Berents
Gitarre – Philipp Schulte
Bassgitarre – Ulf Imwiehe
Schlagzeug – Marc -Andrèe Dieken

Tracklist:

1. Dead Inside
2. Left To Fate
3. Gridlock
4. Alongside Hell
5. Vortex Of Torment
6. Terminal Darkness
7. Spiritual Arsonists
8. No Tomorrow
9. The Echoes Of Doom
10. Excessive Force
11. Fire And Fury

Diese Bremer Genossen mit zwei Exil-Ostfriesen im Gepäck lärmen bereits seit 2016 herum und haben den ehemaligen Dew Scented Sänger Leif vors Mikrofon geschnallt. Eine gute Idee. Mittlerweile hat Schreiberling Ulf (Deaf Forever) den Basspart übernommen. Gründungsmitglied und Gitarrist Philipp Schulte schreibt noch Riffs und auch Texte, hat aber leider keine Zeit mehr, sodass die Band auf einen Live-Gitarristen zurückgreifen muss, hat aber bei diesem Album noch mitgeschrieben. Nach zwei EPs und zwei Splits wurde es nun Zeit, das Debütalbum auf den Markt zu werfen. Unterstützt werden sie vom coolen Undergroundlabel Supreme Chaos Records.

Los geht es mit Dead Inside und gleich bekommt man ordentlich den Hintern versohlt. Die Aggressionen haben Ausgang und dürfen Party feiern mit unseren Köpfen. Es wird kurz eingefädet, die Klampfe spielt vor und dann beginnt das Inferno. Leif würgt ein verabscheuendes Geräusch heraus und brüllt danach die Weltgeschichte zusammen. Klingt dreckig und hasserfüllt. Die thrashigen Wurzeln wird man aus Phantom Corporation wohl niemals herausbekommen und das ist auch gut so. Betrachtet man die Vorgeschichte der Member, ist dieses natürlich auch klar. Marc und Arne waren bei BK49 unterwegs und Leif bei Dew Scented. Vor allem sind sie mit dem guten, alten Thrash aufgewachsen. Aber der Opener macht klar, dass die Jungens auch an anderen extremen Musikrichtungen interessiert sind. So hat dieser Song eine geile D-Beat Kante und der Trommelschlumpf ballert uns auch einige Death Metal Salven um die Ohren. So soll es sein. Hinzu kommt ein gelungenes Händchen für das Songwriting. Ein melodisches Solo darf auch nicht fehlen und der Brüllgesang vom Genossen Leif kommt schön sick aus der Anlage gebrettert. Das funktioniert alles und macht einfach nur Laune. Kurz und knapp und nach drei Minuten möchte man eigentlich sofort die Repeattaste drücken, aber zu Glück hat man ja noch zehn weitere Songs vor sich.

Wie z.B. Left To Fate. Der Anfang zeigt gleich auf, dass diese Combo es wissen will und das Hauptaugenmerk auf musikalische Brutalität legt. Technisches Rumgehopse und Gefiedel hoch zehn muss man nicht erwarten. Dieses bedeutet aber zu keiner Zeit, dass die Mucke stumpf oder simple ist. Im Gegenteil. Alle Metalprotagonisten hier wissen, wie es funktioniert und sind völlig fit an ihren Geräten. Die Mischung aus D-Beat, Thrash Metal und Death Metal kommt auch hier zum Tragen. Eher in ruhigen Gewässer ist man am Anfang unterwegs, wechselt aber dann die Marschrichtung und galoppiert straight auf den Untergang zu. Dieses melodische Riffing mit dem treibenden Drumming von Marc bleibt sofort hängen und verleitet einen dazu, auch im Bürostuhl sein Tanzbein schwingen zu wollen. Auch hier zaubert man nach zwei Minuten ein ziemlich geiles Solo hervor und groovt danach ordentlich im Midtempo. Da bleibt kein Auge trocken. Man wird langsamer und baut den Song noch einmal neu auf, um im D-Beat Tempo erneut so richtig abzuräumen.

Das nachfolgende Gridlock geht auch in diese Richtung und hat, wie die Vorgänger, auch eine crustige Seite. Der Song lädt dann auch zum Mitbrüllen ein. Feiner Refrainpart, so wie man es braucht. Vor allem live ist dieses sehr wichtig. Ziemlich fett ist auch der treibende und groovige Mittelpart. Im Midtempo schreitet man voran, nimmt dann das Tempo heraus und lässt die Gitarre wie eine Sirene erklingen, um dann wieder ein fettes Solo hervorzuholen. Der Refrainpart, so nenne ich es einmal, kommt dann wieder und lockert den Spaß auf. Langsam und chaotisch nähert man sich dem Ende. Stimmung hoch zehn.

Straight forward und keine Gefangenen, so könnte die Devise von Alongside Hell lauten. Der Bremer Roland verlässt den Marktplatz, perlt sich aus seinem Elmkalksteinanzug, schnappt sich seinen Onkel Karl den Großen und dessen Heer und vernichtet alles, was nicht bei drei im Dom verschwunden ist. Und genauso und nicht anders muss es sein. Man hört an jeder Ecke und Kante, dass diese lustigen Zeitgenossen einfach nur Bock haben, Mucke zu machen. Da sie alle Fans von mehreren metallischen Richtungen sind, hat man ja auch die Möglichkeit, viele Einflüsse zu verarbeiten. Dieses machen sie natürlich auch. Die Kunst ist es aber, dieses in ein geiles Gesamtpaket zu verschnüren. Wie schon erwähnt, haben sie ein gelungenes Händchen für das Songwriting. Die jahrelange Erfahrung und die reine Leidenschaft zum Metal ist eben doch unbezahlbar. Ich liebe es, wenn eine Gitarre vorwegspielt und danach die Hölle ausbricht. Dieses melodische Lead ist total geil. Der Kopf geht automatisch rauf und runter und nach 135 Sekunden ist auch schon Ende im Gelände.

Sie können aber auch anders. Vortex Of Torment kommt sehr gediegen aus den Boxen. Langsam, aber druckvoll schleppt man sich vorwärts. Beinahe schon ein wenig episch geht man die Sachen an. Das Tempo wird nur geringfügig erhöht. Hier regiert der Groove. Leif offenbart uns einen längeren Schrei und die Klampfe verarbeitet ein langgezogenes, melodisches Lead. Ganz großes Tennis. Gelungene Abwechslung, gar keine Frage. Und das zur rechten Zeit. Hier hat sich jemand Gedanken gemacht.

Zur Beruhigung und zum Runterkommen hat man dann ein kleines, verträumtes Instrumentalstück namens Terminal Darkness mit eingebaut.

Das Riffing und der tanzbare Rhythmus von Spiritual Arsonists erinnert mich ein wenig an Black Metal von Venom. Der Song geht natürlich in eine andere Richtung. Auch hier wird das Tempo ein wenig vernachlässigt. Im gedrosselten D-Zug fährt es sich aber auch gut. Besonders der kraftvolle Gesang von Leif kommt hier sehr gut rüber.

Die thrashige und verspielte Variante des phantomischen Musikergusses bekommt man dann bei No Tomorrow zu hören. In 180 Sekunden überzeugt man den geneigten Zuhörer, dass man sich dieses Album zulegen muss. Besonders das Riffing kann mich hier überzeugen und irgendwie ist ein absoluter Tanzrhythmus vorhanden. Kann man gar nicht beschreiben, muss man hören, vor allem aber fühlen. Wie ein geölter Blitz zieht der Song an einem vorbei und wurde zu Recht als Single ausgekoppelt.

Den Dreck bewahrt man sich natürlich und dieser wurde ja schon von Bands wie Motörhead in den Ring geworfen, ohne diesen je wieder sauber gemacht zu haben. Phantom Corporation nehmen diesen dankend auf, z.B bei dem Song The Echoes Of Doom.

Ach ja, und dann ist ja noch die gnadenlose Produktion, die mal wieder der ostfriesische Freund und Kupferstecher Jörg Uken (Soundlodge Recordings, Westrhauderfehn) verzapft hat. Sehr geil. Die Anlage glüht und so will ich es haben. Mucke, die den Weserbogen wieder gerade zieht. Fußballfans wissen, was gemeint ist.

Phantom Corporation – Fallout
Fazit
Eine D-Beat-Thrash-Death-Crust-Mischung, die den Weserbogen wieder gerade zieht, hauen uns diese Metalfreaks aus Bremen um die Ohren. Straight und voller Leidenschaft geht man zu Werke und nimmt den Zuhörer mit auf eine Reise, die zeitlich genau richtig ist. Sehr frisch, technisch versiert, mit einem gelungenen Händchen für das Songwriting und abwechslungsreich. Kurz gesagt - Pflichtkauf!

Anspieltipps: Dead Inside, No Tomorrow und Alongside Hell
Michael E.
9
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