Picture – Live In Sao Paulo

Eine Licht- und Schattenkarriere spuckt ein cooles Old School Livealbum aus

Artist: Picture

Herkunft: Niederlande

Album: Live In Sao Paulo

Spiellänge: 80:33 Minuten

Genre: Heavy Metal, Hardrock

Release: 26.03.2021

Label: Doc Gator Records

Link: https://www.facebook.com/PictureTheOnlyPage/

Bandmitglieder:

Gesang – Ronald van Prooijen
Gitarre – Jan Bechtum
Gitarre – Appie de Gelder
Bassgitarre – Rinus Vreugdenhil
Schlagzeug – Laurens Bakker

Tracklist:

  1. Intro
  2. You’re All Alone
  3. Get Back Or You Fall
  4. Message From Hell
  5. Night Hunter
  6. Little Annie
  7. No No No
  8. Nighttiger
  9. Eternal Dark
  10. Live By The Sword
  11. Heavy Metal Ears
  12. Diamond Dreamer
  13. Line Of Life
  14. Unemployed
  15. Bombers
  16. Lady Lightning
  17. The Hangman
  18. You Can Go

Bei kaum einer anderen Heavy Metal bzw. Hardrock Größe wie Picture trifft es so zu, dass man die Männer kennt oder eben nicht. In den frühen Achtzigern trumpften die Niederländer auf und formten neben einer Fanbase in Europa ein nicht zu verachtendes Lager in Asien und Südamerika, wohin uns die heutige Liveaufnahme zurückführt. Nach dem anfänglichen Erfolg traf die Formation immer wieder auf Probleme mit dem Line-Up. Musiker mussten aus familiären Gründen kürzertreten, es folgten Auflösungen und nicht nur eine Wiederauferstehung. Seit wenigen Tagen steht Live In Sao Paulo griffbereit und kommt über Doc Gator Records auf über 80 Minuten Spielzeit bei einer Show, die ganze 18 Songs umfasst. Die Tonspuren führen uns jedoch nicht direkt in die Anfangszeit zurück, sondern wurden vor gut zwei Jahren mit der aktuellen Besetzung aufgenommen. Live In Sao Paulo ist die erste Live-DVD der Veteranen. Anfänglich erschien die Produktion als DVD/CD-Package und Blu-ray/CD-Kombi-Pack. Durch das Label Classic Metal konnte man die Sause bei uns in Europa auch nur schwer erwerben. Eine kleine Lücke wurde somit geschlossen und bringt zugleich Vinyl-Liebhaber den Old School Stoff unter die heimische Nadel.

Dem Intro folgt You’re All Alone und soll stimmungsvoll die Show einläuten, die als limitierte Auflage entweder gelb/grün mit 200 Stück oder als schwarze Scheibe auf 100 Stück begrenzt über den Teller rotiert. Der Sound ist sauberer als erwartet, behält sein Feeling einer doch eher staubigen Heavy Metal Band und kann sogar noch die Fans mit in Szene setzten. Auf Hochglanz gezüchtet wurde hier zum Glück nichts und Picture leben auch 2021 weiter ihren Traum der guten alten Heavy Metal Anfangszeiten. Gesanglich macht Ronald van Prooijen einen Job, den man nicht negativ kritisieren möchte, aber er sticht mit seiner Gesangsfarbe auch nicht als die Hardrocklegende aus den Riffs hervor. Trotzdem ergibt sich im Einklang mit seiner Truppe ein griffiger Mix, der die Nackenmuskeln noch mal in Schwung bringt. Im Programm warten Get Back Or You Fall, Message From Hell und der erste größere Hit Night Hunter. Frech, wild und gar nicht in die Jahre gekommen, zelebriert das Quartett seine Hymnen. Wer alten Heavy Metal Stoff mag und mit der Band bislang noch nicht in Kontakt geraten ist, kann dieses jetzt immer noch nachholen. Spaß an ihrer Kunst kann man keinem der Musiker absprechen und für ihr Alter hauen die Herren ordentlich einen raus. Neues Material in Form von Little Annie und Line Of Life komplettiert die Tracklist, ohne auch nur eine Feder zu lassen. Das Eis bricht spätestens No No No – eine zeitlose Nummer, die man nur laut aufdrehen kann und muss. Gleiches gilt zudem für den Nachfolger Nighttiger, der das letzte südamerikanische Sandkorn aus den Holzbohlen des Clubs in die Luft wirbelt. Nostalgisch ist somit nicht nur die Band, und daraus machen sie keinen Hehl. Mit der immer noch starken Liebe zur Handschrift, als unsere Eltern noch Kinder waren, jagen sie über die Bühne. Ich persönlich bin nur sehr selten über einzelne Kompositionen gestolpert und tatsächlich über die gelungene Show etwas überrascht. Nicht, dass Picture es nicht draufhaben, sondern dass eine Undergroundgröße, die in Europa einen deutlich geringeren Status als im Ausland hat, ein solches Feuerwerk entfachen kann und dabei die zweite Reunion wegsteckt, als wäre es völlig normal. Seit 2007 treiben die Niederländer wieder ihr Unwesen im Heavy Sektor und man bekommt sie scheinbar nie wieder mundtot. Eternal Dark, Live By The Sword und Heavy Metal Ears bilden den Mittelpart und drängen langsam gen Finale, das mit sieben Songs nicht kleckert, sondern klotzt. Das Licht machen dann das Quartett Bombers, Lady Lightning, The Hangman und You Can Go aus. Die Stimmung ist nicht nur in Sao Paulo gut, sondern auch bei mir an den Tasten, um euch dieses kleine Review zu erstellen.

Picture – Live In Sao Paulo
Fazit
Wie schon geschrieben, war ich etwas überrascht, als vor wenigen Tagen die Doppel Vinyl Picture - Live In Sao Paulo von Doc Gator Records bei mir einflog. Vorher war die Combo zwar ein Begriff und auch Titel wie Night Hunter oder Eternal Dark konnten irgendwann mal einen kleinen Platz im Gedächtnis erobern, nur wurde dieses Halbwissen nie mit einer Show oder dem Konsum eines ganzen Langeisens untermauert. Die Chance wurde heute erfolgreich genutzt und nicht bereut. Die Produktion ist nicht nur eine liebevoll limitierte Doc Gator Records Veröffentlichung - wer das Label kennt, weiß, dass sie ihr Herz am rechten Fleck haben und solchen Aufnahmen den Platz und Charakter einräumen, den sie brauchen. Wer Picture früher geliebt hat, sollte zugreifen. Sammler und Heavy Metal Jünger der Urzeit sollten ebenfalls darüber nachdenken, die Sammlung mit diesem Klangwerk aufzufüllen.

Anspieltipps: No No No und Bombers
René W.
8.2
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