Protector und Revolt am 05.04.2019 im Subkultur in Hannover

Protector zocken erstmals einen Song vom neuen Album und holen sich Gäste auf die Bühne

Eventname: Konzert Protector und Revolt

Headliner: Protector

Vorband(s): Revolt

Ort: Subkultur, Hannover

Datum: 05.04.2019

Kosten: 13,05 € VK zzgl. Gebühren, 15 € AK

Genre: Thrash Metal, Death Metal

Besucher: ca. 100 Besucher

Veranstalter: https://subkultur-hannover.de/

Setliste Protector:

  1. Misantrophy
  2. Sliced, Hacked And Grinded
  3. A Shedding Of Skin
  4. Apocalyptic Revelations
  5. Road Rage
  6. Golem
  7. Mortal Passion
  8. The Dimholt
  9. Urm The Mad
  10. Tantalus
  11. Holy Inquisition
  12. Steel Caravan
  13. Kain And Abel
  14. Protector Of Death
  15. Calle Brutal + Spacecake

Das ziemlich kleine, aber nett eingerichtete Subkultur in Hannover ist ordentlich gefüllt, allzu viel mehr passen an diesem Abend nicht rein, auch wenn bei der Vorband Revolt die ersten beiden Reihen vor der Bühne noch leer sind. Nicht nur die überschaubare Größe des Subkultur, auch die mehr als fairen Preise (15 Euro an der Abendkasse, 2 Euro für 0,33-Bier, 10 bzw. 15 Euro für ein Band-T-Shirt ) machen sofort klar: Das hier ist ziemlich Underground, auch wenn viele Metalfans mit dem Namen der Hauptband Protector wohl etwas anzufangen werden wissen – insbesondere, da die Band gerade mit sehr positiven Kritiken zu ihrem neuen Album Summon The Hordes überschüttet wird und an diesem Abend quasi Weltpremiere für zumindest einen der neuen Songs ist. Aber dazu später mehr.

Die Wolfsburger Revolt freuen sich sichtbar über den Zuschauerzuspruch und ballern von der ersten Sekunde an volles Brett drauf los. Ihr ziemlich technischer Thrash Metal verlangt den Musikern einiges ab, was vielleicht mit ein Grund ist, warum sich die drei Bandmitglieder vor dem Schlagzeug auf der Bühne kaum vom Fleck bewegen. Obwohl die kleine Bühne zugegebenermaßen auch nicht viel Bewegungsfreiheit bietet. Dennoch: Etwas mehr miteinander agieren oder auch mit den Zuschauern wäre hilfreich, damit der Funke so richtig überspringt. Und Sänger Marc Baumstark dürfte ruhig an seinen Ansagen feilen. Nur zu sagen, dass es schön sei, „dass es hier so voll ist“ und dann jeweils die Songtitel anzukündigen, ist ein bisschen wenig an Unterhaltungswert. Musiker sind nun mal auch Entertainer, die den Zuschauern mehr als „nur“ tight und auf den Punkt gezockte Musik bieten sollten. Dass das hier jetzt nicht zu negativ wirkt: Die Band kommt sehr sympathisch rüber, sehr nahbar und engagiert und die Musik ist anspruchsvoller Thrash moderner Ausrichtung der Marke Machine Head mit durchaus starken Momenten (etwa beim Song Smash It Down) – auch wenn die Songs ein paar Durchläufe brauchen und echtes Hitpotenzial fehlt (oder der Verfasser dieser Zeilen hat es nur noch nicht entdeckt). Wenn man aber die Wolfsburger mit den Großen des Thrash Metal vergleicht, merkt man schnell, was Revolt neben ihren musikalischen Qualitäten live fehlt: Bühnenpräsenz, mitreißendes Stageacting und anfeuernde Kommunikation mit den Zuschauern.

Die ehemaligen Wolfsburger Death-Thrasher Protector, die 2011 von dem ganz frühen und nach Schweden ausgewanderten Sänger Martin Missy reanimiert wurden, dürfen sich über noch etwas mehr Zuschauer freuen. Das Subkultur ist nun bis vorn an den Bühnenrand locker gefüllt (es würden wohl noch 20 Leute mehr reinpassen) und trotz allem zu spürendem Wohlwollen und einem quasi Heimspiel (die ursprüngliche Heimatstadt Wolfsburg ist ja nur rund 85 Kilometer weit weg) sind die Zuschauerreaktionen in Gänze eher verhalten. Nur vereinzelt wird vehement geheadbangt, gemosht wird nur kurz durch vier Zuschauer, der Rest klatscht eher höflich Applaus und reckt recht selten die Arme in die Höhe. Das mag vielleicht am nicht so dollen Drumsound liegen, wohl eher aber an Sänger Missy und seinen schwedischen Bandkollegen. Von Beginn an bis zum Ende wirken die vier Herren irgendwie müde und kraftlos. Das fällt vor allem auf, als bereits beim dritten Song zum Band-Klassiker A Shedding Of Skin (großartiger Song!) der ehemalige Sänger und Gitarrist Oliver Wiebel auf die Bühne geholt wird und originalgetreu wie auf dem 1991er-Album die Strophen mit überberstendem Spaß in den Backen growlt, dass es jedem Metal-Fan eine Freude ist, da zuzuschauen.

Gleiches beim Gastauftritt vom ehemaligen Gitarristen und Bandgründer Heinz-Werner „Hansi“ Müller, der mit der aktuellen Besetzung den noch älteren Song Golem spielt. Die beiden Gäste stecken mit ihrer sichtbaren Spielfreude die schwedischen Musiker locker in die Tasche und auch Missy wirkt mit seinen Gesten nicht mitreißend. Vielleicht liegt das daran, dass die Schweden viele alte Songs zocken, an deren Entstehung sie keinen Anteil hatten.

Oder die gespielten Songs sind in der Mehrzahl einfach nicht soo der Hammer, wodurch man sich als Zuschauer mehr mit dem Stageacting der Musiker beschäftigt, als mit der Musik. Schwer zu sagen. Letztlich überzeugt der Auftritt nicht. Spielerisch ist das zwar alles in Ordnung und hat ordentlich Wumms, nur kommen Protector anno 2019 nicht viel besser rüber, als eine reine Underground-Combo wie zum Beispiel Revolt. Dazu passt, dass die Band es noch nicht mal für nötig hält, ein eigenes Band-Banner in den Bühnen-Backdrop zu hängen. Dieser suboptimale Eindruck ist schade, insbesondere, wenn man sich die lange Historie der Band anschaut und zudem das starke neue Album Summon The Hordes für mehr Zuspruch sorgen sollte. Doch so, wie die Band an diesem Abend auf der Bühne agiert, dürfte es schwer werden, neue Fans zu gewinnen und gegen die große Konkurrenz zu bestehen. Da hilft es auch wenig, dass der eine neue Song vom aktuellen Album, Steel Caravan, live eine Granate ist.