Rabenwolf im Interview

Artist: Rabenwolf

Genre: Folk / Pagan Metal

Link: http://www.rabenwolf.eu

Band Mitglieder:

Stormmson – Gesang
Hexra – Leadgitarre, Akustikgitarre
Vargur – Rhythmusgitarre
Allsvartur – Bass
Hati – Keyboard, Gesang
Árdis – Cello
Váli – Schlagzeug
Skadia – Blockflöten (Sopran, Alt, Tenor, Bass), Flöte, Gesang

 

Time For Metal / Rene:
Moin Rabenwolf,
ich freue mich, dass ihr, nach dem Review zu „Aus Alten Zeiten“, ein wenig Zeit für unsere Leser gefunden habt, um ein kleines Interview zu führen.

„Aus Alten Zeiten“ wurde für eine Underground-Scheibe von allen Seiten recht gut aufgenommen und auch bei uns gab es neun von zehn Punkten. Überrascht euch die durchweg positive Resonanz?

Rabenwolf:
Uns freut die positive Resonanz der letzten Wochen und Monate wahnsinnig! Wir haben unheimlich viel Zeit und Mühe in die gesamte Produktion gesteckt, da ist ein solches Feedback wie neuer Wind in den Segeln und zeigt, dass sich die Arbeit, der Stress und das Risiko wirklich gelohnt haben.

Time For Metal / Rene:
Was ist euer Geheimrezept für das erfolgreiche Songwritig, welches ihr auf dem Album angewandt habt? Handelt es sich hierbei um eine Symbiose aller Musiker oder die Einzeltat eines Lenkers und Denkers?

Rabenwolf:
Für ein gutes Songwriting braucht man gute Songwriter, das steht außer Frage. Dennoch ist ein Lied kein starres Konstrukt, welches ein Einzelner zusammenstellt und dann den anderen als gegeben vorgibt. Wir sind Musiker und verstehen uns alle als Teil des Schaffungsprozesses. Bei jedem Song wurde also ein Grundgerüst gebaut, zumeist von Váli oder Hexra, indem jeder seiner Stimme Leben verliehen hat. Die Texte stammten von Stormmson und Hati. Im Studio selbst haben wir dann noch unheimlich viel ausprobiert, Abläufe geändert, miteinander verglichen, wieder verworfen und diskutiert. Es war unheimlich spannend zu erleben, welche Möglichkeiten es gibt und wir stehen noch ganz am Anfang des Potentials, was sich daraus ergibt.

Time For Metal / Rene:
War für Rabenwolf von Anfang an klar, heidnische Gedanken in den Liedern zu besingen oder sind auch andere Genres verlockend?

Rabenwolf:
Es war nie unser Ziel, heidnische Themen zum einzigen Inhalt unserer Musik zu machen. Die nordische Mythologie bietet ein unheimlich großes Feld an fantastischen Geschichten und Sagen, Faszination und Spiritualität, bei denen es sich wunderbar anbietet, sie künstlerisch aufzugreifen. Trotz dessen gehen wir weiter und erzählen unsere eigenen Geschichten. „Feld der Steine“ zum Beispiel entstand nach unserer Reise nach England im Jahre 2009, wo wir unter anderem Stonehenge und Avebury besucht haben und spiegelt unseren Respekt vor diesen Orten wider. In unseren neuen Songs greifen wir noch mehr auf, was uns unmittelbar inspiriert.

Time For Metal / Rene:
Trotz des recht modernen und vielseits eingeschlagenen Pagan Metal-Genres versucht ihr nicht nur altbewährte Songstrukturen zu verkörpern, sondern auch eigene Ideen einzubringen. Wie wichtig ist euch die eigene Kreativität?

Rabenwolf:
Die eigene Kreativität sollte das A und O für jeden Menschen sein! In jedem Einzelnen schlummert künstlerisches Potential, auch weit jenseits der Musik. Es ist ein Geschenk, dies herauslassen zu können und damit etwas eigenes zu schaffen, ganz egal, welche Ausdrucksart gewählt wird. Wir haben für uns
die Musik gefunden, die in unserem Leben eine zentrale Rolle einnimmt und wir verstehen uns nicht als Nachspieler, sondern als Schaffende. Es ist das größte Kompliment für einen Musiker, wenn ein Hörer sagt, dass er den Sound, die Spielweise oder die Arrangements einzigartig findet.

Time For Metal / Rene:
Musikalisch bewegt ihr euch sehr abwechslungsreich von recht harten Riffs bis hin zu butterweichen Parts. Wie hat sich dieser Spagat entwickelt oder war dieser immer das Ziel, bevor ihr ins Studio gegangen seid?

Rabenwolf:
Als wir begannen, gemeinsam Musik zu machen, war es das Ziel, akustische und elektronische Instrumente miteinander zu verbinden. Cello und Flöte schreien geradezu nach weichen, akustischen, folkigen Parts, E-Gitarren nach harten Riffs. Genau diese Gegensätze bieten ein breites Spektrum an
Ausdrucksmöglichkeiten. Mit „Die ewigen Wälder“ haben wir ein akustisches Stück geschaffen, was den Gedanken unseres ehemaligen Gitarristen Hexra entsprang. Als reine Metal-Band hätten wir das nur schwer umsetzen können. Gleichzeitig hat eine reine Folkband nicht die Möglichkeit, einen Song wie „Der ewige Kampf“ live zu performen. Dank der professionellen Aufnahmemöglichkeiten konnten wir im Studio aber weit mehr umsetzen, als es uns bis dahin im Proberaum oder live möglich gewesen wäre.

Time For Metal / Rene:
Auch beim Cover habt ihr euch große Mühe gegeben. Ist einer von euch der Künstler oder wurde es für euch entworfen?

Rabenwolf:
Die Grundlage des Cover-Artworks ist ein Bild von unserem Freund und fantastischen Fotografen Wolfgang Kühnle, einigen vielleicht bekannt unter dem Pseudonym Foto-Wolle. Er hat alle Album-Bilder letztes Jahr im südlichen Hamburg in einem wunderschönen, naturnahen Buchenwald geschossen. Diese dienten Kutte von Schildkämpfer-Design als Grundlage. Er hat das Booklet designed, von ihm stammt auch das Cover. Es ist eine tolle, professionelle Arbeit geworden, die uns niemals so gelungen wäre. Wir waren wahrscheinlich auch keine leichten Kunden, denn wir wussten anfangs nicht ganz genau, was wir wollten, aber sehr genau, was wir nicht wollten. Trotzdem hat er in kurzer Zeit diesen tollen Entwurf präsentiert.

Time For Metal / Rene:
Auf dem diesjährigen Party.San Open Air habe ich nicht schlecht gestaunt, als ich Songs eurer Scheibe bei einem Merchandise Stand gehört habe. Es scheint mir, dass eure Musik auch bei den Firmen gut ankommt. Macht euch das stolz und habt ihr bereits ein Label in Aussicht?

Rabenwolf:
Wie schon erwähnt, freut uns das positive Feedback wahnsinnig und natürlich macht es uns stolz, wenn auch auf professioneller Ebene, etwa von Labels, unsere Arbeit wertgeschätzt und ernst genommen wird. Das zeigt uns, dass wir auf einem guten Weg sind. Alle, die auf irgendeine Weise an diesem Album mitgewirkt haben, sind Perfektionisten und würden heute vieles ganz anders machen. Das ist wahrscheinlich ein ewig währender Prozess des Lernens und der Entwicklung. Neben dem reinen Endergebnis Album war wohl der Lerneffekt das wertvollste Resultat unserer Studioarbeit.

Time For Metal / Rene:
Wo wir bereits beim Label sind: wann dürfen eure Fans mit neuem Material rechnen?

Rabenwolf:
Wir haben in diesem Jahr mit Hexra einen fähigen und tollen Songwriter verloren, aber gleichzeitig mit Æringi einen würdigen Ersatz gefunden. Sowohl er als auch Druna haben neuen Wind mitgebracht und wir arbeiten zur Zeit mit sehr viel Spaß und Ideen an neuen Songs. Konkrete Daten können wir aber noch nicht nennen.

Time For Metal / Rene:
Live seid ihr ebenfalls sehr präsent. Was waren die größten Highlights, die ihr bereits erleben durftet?

Rabenwolf:
Für uns ist eigentlich jeder Auftritt großartig. Wir lieben es, auf der Bühne zu stehen und live zu performen, ganz egal, ob auf kleiner Bühne oder namhaftem Festival, weil wir gerne miteinander spielen. Es gibt kaum ein schöneres Gefühl, als damit ein Publikum mitreißen zu können. Das kann man als eine Gegenseitigkeit verstehen. Wenn wir merken, dass die Zuschauer Spaß haben und feiern, ist das für uns der Impuls, nur noch mehr zu geben, was wiederum den Effekt vor der Bühne verstärkt und so weiter. Natürlich gibt es aber auch Auftritte, die uns im Gedächtnis bleiben. Etwa unser Auftritt in Salisbury in England, wo wir Anfangs die Befürchtung hatten, unsere Musik würde so gar nicht ankommen. Die Location war eine alte, zu einem
Kulturzentrum umgebaute Kathedrale mit einer grandiosen Akustik, das anwesende Publikum war eher auf Rock eingestellt. Dennoch ist der Funke übergesprungen und es war eine tolle Erfahrung. Ganz frisch sind noch die Eindrücke von unserem letzten Gig in der Markthalle in Hamburg, wo wir anfang Dezember zwei neue Songs präsentiert haben. Auf diesem Boden stehen zu dürfen war für uns eine Ehre und der Auftritt ein unvergessliches Erlebnis.

Time For Metal / Rene:
Wie ich bereits erfahren habe, sind die Bandmitglieder von Rabenwolf etwas in Deutschland verstreut. Behindert dies Konzerte sowie die Arbeit an neuem Material?

Rabenwolf:
Árdis und Skadia wohnen mittlerweile aus beruflichen Gründen nahe bzw. in Berlin. Natürlich bedeutet diese räumliche Trennung einen Mehraufwand an Organisation, stellt aber im Prinzip kein Problem dar. Für Auftritte, die meist bundesweit sind, reisen sie separat an. Bandmeetings und Proben mit
Vollbesetzung werden längerfristiger geplant. Glücklicherweise spielen beide keine „tragenden Instrumente“ wie Schlagzeug oder Leadgitarre, so dass Proben wie gehabt stattfinden können. Das ganze ist also unproblematischer, als es sich im ersten Moment anhört. Dank des Internets können Soundfiles und Ideen ganz einfach aufgenommen und verschickt werden und wir alle stehen immer in unmittelbaren Kontakt zueinander. Die moderne Kommunikation macht es möglich.

Time For Metal / Rene:
Was sind eure Pläne für die nächste Zeit im punkto Liveauftritte? Bisher stehen noch nicht allzu viele Shows in eurem Kalender.

Rabenwolf:
Für 2012 haben wir bisher erst wenige Gigs bestätigt, aber es ist noch so einiges geplant. Deshalb können wir nur ganz profan sagen: Lasst euch überraschen…! Unser Augenmerk gilt zur Zeit vor allem der Arbeit an den neuen Songs, das ist jetzt erste Priorität, da wir live natürlich viel neues präsentieren wollen.

Time For Metal / Rene:
Viele Bands feiern ihren Auftritt vor und während der Show sehr ausgiebig. Wie steht ihr zu Alkoholkonsum vor und während eurer Performance?

Rabenwolf:
Alkohol ist ein Genussmittel. Dennoch sollte man sich nichts vormachen: Es beeinträchtigt die Wahrnehmung und damit auch das eigene Können. Wir selbst handhaben es generell so, dass vor Gigs gar nicht oder vielleicht mal ein Bier getrunken wird. Für mehr haben wir sowieso nicht die Zeit, da vor einem Auftritt vor Ort unheimlich viel Organisation anfällt. Wir reisen an und müssen den Aufbau vorbereiten, Soundcheck machen, das Merchandise abklären, Zeiten besprechen, uns vorbereiten. Auf der Bühne selbst spricht nichts gegen ein oder zwei Bier, aber es ist meist durch die Scheinwerfer sehr warm, deshalb trinken die meisten bei uns schnödes Wasser.

Time For Metal / Rene:
Apropos Performance: wie sehen die Darbietungen von Rabenwolf aus? Kommt ihr mit Blue Jeans und Turnschuhen auf die Bühne oder wird das Ganze schon dem Genre entsprechend gestaltet?

Rabenwolf:
Auf der Bühne sind wir Künstler und sind nicht die Menschen von Zuhause auf dem Sofa oder von der Arbeit. Deshalb empfinden wir Jeans und Turnschuhe als unpassend für unsere Musik und unsere Performance. Stattdessen tragen wir in unseren Augen passendere Kleidung. Diese ist weder historisch korrekt noch orientiert sie sich an einer ganz bestimmten Vorgabe, sondern sie ist viel mehr der Geschmack eines jeden Einzelnen.

Time For Metal / Rene:
Jeder hat Idole. Von welchen Gruppen wurdet ihr besonders beeinflusst und mit wem würdet ihr besonders gerne mal auf einer Bühne stehen?

Rabenwolf:
Wir sind insgesamt acht Personen mit acht verschiedenen musikalischen Biografien. Aus diesem Grunde ist es sehr schwierig, konkrete Bands oder Musiker zu nennen, die uns direkt beeinflusst haben. Da müsste jedes Bandmitglied einzeln gefragt werden und hier stünde eine Liste, die sicherlich eine Seite lang wäre und mindestens einer würde pro Nennung sagen: „Oh nee, die find ich aber total schrecklich!“ Genannt werden sollte aber auf jeden Fall die Gruppe Fejd, deren Sänger Patrik Rimmerfors als Gastmusiker eine Version von „Feld der Steine“ auf schwedisch eingesungen hat. Diese Zusammenarbeit war einfach genial und das Resultat ist ein großartiger Song geworden, den wir sehr gerne in dieser Konstellation irgendwann mal live auf die Bühne bringen würden.

Time For Metal / Rene:
Wer Rabenwolf im Internet eingibt, findet diverse Beiträge – unter anderem eure Band Homepage. Wie wichtig ist euch die Kommunikation über das Internet?

Rabenwolf:
Das Internet ist als Kommunikationsmedium für Nachrichten, Konzertankündigungen und Kontakt zu den Fans von zentraler Bedeutung. Es ist möglich, auf unglaublich schnellem Wege für sich zu werben und Rückmeldungen zu erhalten. Das hat die Musikwelt in den letzten Jahren revolutioniert – und uns die Chance gegeben, unsere Musik zu verbreiten.

Time For Metal / Rene:
Zum Schluss möchte ich euch die Möglichkeit geben, das Wort direkt an unsere Leser zu richten.

Rabenwolf:
In jedem Menschen wohnt Kreativität! Lasst sie raus, schnappt euch ein Instrument, einen Stift, ein Werkzeug! Es gibt nichts schöneres, als die eigene Welt für andere zugänglich zu machen. Wir würden uns freuen, vielleicht bei einigen die Neugier geweckt zu haben, mal in unsere hinein zu lauschen.

Time For Metal / Rene:
Zudem wollte ich mich im Namen von Time For Metal bedanken, dass ihr unseren Lesern gleich zwei Mal
das „Aus Alten Zeiten“-Album zur Verlosung zur Verfügung stellt! Ich wünsche euch für die Zukunft alles Gute und lasst euch von euren kräftigen Rössern in die nächsten Schlachten tragen!