Riot – Rock World

Gut aufbereitete Raritäten aus dem Nachlass eines Großen des US-Metals – aufgrund der starken Songs nicht nur was für Kenner oder Sammler

Artist: Riot

Herkunft: USA

Album: Rock World

Spiellänge: 76:04 Minuten

Genre: Heavy Metal, Hard Rock

Release: 27.03.2020

Label: Metal Blade Records

Links: https://www.facebook.com/riotrockcity

Produktion: Remastering von Patrick W. Engel

Bandmitglieder:

Gesang, Percussion – Guy Speranza
Gesang – Tony Moore
Gesang – Michael DiMeo
Gesang – Harry „Tyrant“ Conklin Gitarre – Mark Reale
Gitarre – L.A. Kouvaris
Gitarre – Mike Flyntz
Bass – Jimmy Iommi
Bass – Pete Perez
Bass – Don Van Stavern
Drums – Peter Bitelli
Drums – Bobby Jarzombek Drums – Mark Edwards

Tracklist:

1. Rockworld Theme
2. Bloodstreets (Alternate Version)
3. Buried Alive (Tell Tale Heart) (Alternate Version)
4. Runaway (Instrumental Early Idea Demo)
5. Killer (Tony Moore Vocals)
6. Maryanne (Rough Mix)
7. Medicine Man (Tony Moore Vocals)
8. Magic Maker (Tony Moore Vocals)
9. Faded Hero (Tony Moore Vocals)
10. Sylvia (Outtake)
11. Good Lovin (Outtake)
12. Creep (Instrumental Outtake)
13. Instrumental 1994 (Brethren Outtake)
14. Medicine Man (Tyrant Sessions)
15. Magic Maker (Tyrant Sessions)

Zu Beginn ein kleiner Blick in die Historie einer Band, die einst an der Spitze des amerikanischen Speed Metal und Power Metal vorwegpreschte (über die richtige Kategorie gibt’s immer wieder Diskussionen, manche nennen es auch US Classic Metal). Die Bandhistorie ist lang (Start war bereits 1976 in Brooklyn) und wechselhaft mit vielen Auf und noch mehr Abs. Auch musikalisch gab es viel Bewegung: Vor allem zu Beginn der Karriere noch sehr stark im Hard Rock verhaftet, drückte man aber schon beim Debütalbum Rock City (1977) und auch Narita (1979) gern mal ordentlich auf die Tube. Das einzigartige Talent von Gitarrist Mark Reale, der sich durch sein gefühlvolles Spiel immer von anderen Gitarristen abhob, war schon bei diesen ersten Alben erkennbar. Bei den folgenden Alben tastete man sich immer weiter an neue Geschwindigkeiten und soundmäßig mehr an den typischen Metalsound heran, die Hard Rock Wurzeln waren aber weiter stilbestimmend.

Vom rasend-schnellen Metal, der nach ein paar Jahren Pause auf dem 1988er Glanzstück Thundersteel gezockt wurde, war man bei den ersten fünf (dennoch guten!) Studioalben weit weg. In den folgenden Jahren gab es immer wieder Wechsel in der Besetzung und stilistische Schlenker. So hat das ebenfalls sehr gute Inishmore zum Beispiel zwar wieder die sagenhafte, eigenständige Spielweise von Gitarrist Reale, aber nix mit dem zehn Jahre zuvor gespielten Speed Metal zu tun. Der Tod von Bandkopf Reale markierte 2012 schließlich so ziemlich das Ende von Riot. Ohne, dass die Band jemals so richtig den Durchbruch geschafft hat. Sänger Tony Morre stieg aus und der Rest der Gruppe stellte ihre Aktivitäten ein. 2013 gründete Gitarrist Mike Flyntz, der ab 1989 zur Band gehörte, zusammen mit Bassist Don Van Stavern (bei Riot bereits schon mal von 1987 bis 1990 und ab 2008) eine Nachfolgecombo namens Riot V, die 2014 unter dem noch recht frischen Eindruck von Reales Tod das Power-Metal-Meisterwerk Unleash The Fire veröffentlichte.

Giles Lavery, den einige vielleicht als Sänger von Dragonsclaw und Warlord kennen und der selbst seit langer Zeit großer Fan von Riot ist, wurde Mitte 2016 gefragt, die Archive des 2012 verstorbenen Reale durchzuschauen und zu katalogisieren. Fast ein Jahr lang arbeitete er sich durch einen Berg an Kassetten, die meisten davon unbeschriftet, VHS-Kassetten und andere Tonträger. Dabei fand sich allerhand rares Material, wie er berichtet: „Viele bisher noch nie gehörte Songs und Musikstücke wurden da zutage gefördert, aus denen in den vergangenen Jahren schon mehrere Riot-Archivsammlungen und Wiederveröffentlichungen entstanden sind und veröffentlicht wurden. Diese Kollektion jetzt enthält einige bisher unveröffentlichte Songs oder alternative Versionen klassischer Riot-Tracks.“ Alle Songs der Scheibe wurden von Patrick W. Engel remastered. Das Cover-Artwork stammt von Jan Meininghaus. Beides überaus gelungene Arbeiten.

Details zu den Stücken auf Rock World (so wie sie von Lavery schriftlich mitgeteilt wurden):

1. Rockworld Theme: Rockworld was a music tv show from the late 70’s – Riot were approached to compose and record a track for the main theme. This track is a Lost outtake from the early Guy Era!“
2. Bloodstreets (Alternate Version): „This alternate version of the classic Thundersteel era song has an alternate ending different from the album version, In this version the chorus repeats in a loop, instead of the guitar solo ending from the Thundersteel album.“
3. Buried Alive (Tell Tale Heart) (Alternate Version): „A Different arrangement than the album version – The intro heard on the Thundersteel record was originally intended as the end of the song, but was ultimately moved to the start.“
4. Runaway (Instrumental Early Idea Demo): „A fantastic instrumental from Mark Reale … The musical theme became the basis for the song Runaway which was released on the Privilege Of Power album.“
5. Killer (Tony Moore Vocals): „This version of Killer differs from the version found on Privilege Of Power as it features Tony Moore providing all vocals, instead of the trade off with Joe Lynn Turner.“
6. Maryanne (Rough Mix): Maryanne is a highlight of the Privilege record, should have been a single/video … coulda been huge! – This rough mix shows the song in a slightly more formative stage.“
7. Medicine Man (Tony Moore Vocals)
8. Magic Maker (Tony Moore Vocals)
9. Faded Hero (Tony Moore Vocals): „What could have been“ … These 3 songs are demos recorded for the follow up to Privilege Of Power prior to Tony Moore departing.. the band, All 3 were recut for the Nightbreaker record with Mike Dimeo on vocals… this 3 track demo gives a glimpse into how things might have turned out had Tony stayed.“
10. Sylvia (Outtake)
11. Good Lovin (Outtake)
12. Creep (Instrumental Outtake): „Three demo tracks that were from the Nightbreaker sessions, None of these made it to the final release in any of its numerous issues, Sylvia could have made it to the record, it appeared years later in year 2000 as a bonus track on an unsanctioned live release while Good Lovin shows the band once again experimenting with brass, finally Creep is an instrumental track of which little is known.“
13. Instrumental 1994 (Brethren Outtake): „An instrumental outtake from the Long House sessions, never was developed any further, but cool nonetheless.“
14. Medicine Man (Tyrant Sessions)
15. Magic Maker (Tyrant Sessions): „These two demos featured Jag Panzer vocalist Harry ‚Tyrant‘ Conklin … Recorded while the band were looking for a singer to replace Tony Moore… The Job ultimately went to Mike Dimeo.“

Riot – Rock World
Fazit
Man merkt dieser Zusammenstellung, die übrigens für einen sehr fairen Preis erworben werden kann, an, dass hier ein großer Fan der Band am Werke war. Der Sound ist erstklassig, klar und druckvoll, und die Auswahl der Songs ist super. Man bekommt einen tollen Überblick über das musikalische Spektrum von Riot: Es gibt rockige Songs mit Einflüssen aus dem Glam Metal (Medicine Man oder Magic Maker zum Beispiel), Ohrenschmeichler, die mehr im AOR zu verorten sind (die tollen Ohrwürmer Sylvia und Maryanne) und typischen amerikanischen Hard Rock der 80er (Faded Hero), allerdings gottlob ohne „Cheesy-Faktor“, also nicht kitschig wirkend. Mit Killer und Good Lovin sind sogar zwei Song mit hohem Funk-Einfluss inklusive Blass-Instrumenten zu hören, die aber ein bisschen gewöhnungsbedürftig sind. Alle anderen Songs sind aber Bombe und sollten nicht nur Sammlern und Fans der Band gefallen, die sich an so was wie dem sehr gelungenen alternativen Ende von Bloodstreets ergötzen werden. Wer so ein Banause ist oder einfach bisher zu beschäftigt mit anderem Zeug war und diese tolle Band bisher noch nicht kannte, kann mit dieser Zusammenstellung auf eine erste Entdeckungstour gehen. Wobei Rock World klar den Fokus auf die melodischere Seite von Riot legt und die schnellen Songs komplett ausblendet. Also am besten diese Scheibe hier und Thundersteel sowie The Privilege Of Power hinterherschieben. Und sich den Arsch abfreuen.

Anspieltipps: Bloodstreets, Sylvia, Maryanne und Magic Maker (Tyrant Sessions)
Tobias K.
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