Ripplefest am 26.11.2022 im Club Volta in Köln

Erstklassiges eintägiges Stonerfestival in Köln überzeugt auf ganzer Linie

Eventname: Ripplefest Cologne 2022

Bands: Colour Haze, Plainride, Samavayo, Mr. Bison, Velvet Two Stripes, Kavrila, Red Stone Chapel

Ort: Club Volta, Schanzenstr. 6 – 20, Gebäude 2.10, 51063 Köln

Datum: 26.11.2022

Kosten: 30 € VVK

Genre: Rock, Stoner Rock, Hard Rock, Blues Rock, Psychedelic Rock

Besucher: ca. 400 Besucher

Veranstalter: Max Rebel, Ripplemusic

Link: https://ripplefest.de/cologne.html

Das Ripplefest, das eintägige Fest der Heavy Music in Köln, geht heute in seine dritte Runde. Es ist zwar erst die dritte Ausgabe des Ripplefest, welches in diesem Jahr in gewohnter Weise wieder im Club Volta ausgetragen wird, trotzdem kann man hier fast schon von Tradition sprechen. Wir von Time For Metal durften im letzten Jahr bereits dabei sein und konnten uns von der Klasse dieses Events überzeugen, wir freuen uns natürlich sehr über die Einladung, auch dieses Jahr erneut dabei sein zu dürfen.

Früh genug vor Beginn (16:00 Uhr) kommen Heike und ich im Club Volta an. Da bleibt noch etwas Zeit, um sich mit Bekannten und Freunden zu unterhalten. Am Eingang treffen wir „Mr. Freak Valley“ Volker Fröhner und auch Gastgeber Max Rebel und können wir uns schon etwas austauschen. Caspar Orfgen, den Veranstalter des Höflärm Festivals in Marienthal, treffen wir kurze Zeit später; also schon fast ein Veranstalter-Festival hier heute. Max ist bestens gelaunt, denn der Vorverkauf ist schon gut gelaufen und er erwartet eine große Anzahl an feierwütigen Rockfans. Es wird dann im Laufe des Tages/Abends auch ziemlich eng im Club Volta, wobei es am frühen Nachmittag zu Beginn noch etwas überschaubar bleibt.

Max Rebel, Ripplefest Köln 2022
Pic by Big Simonski

Pünktlich um 16:00 Uhr eröffnet Max Rebel als Veranstalter das Ripplefest persönlich, er hat die Jungs von Red Stone Chapel dabei direkt hinter sich auf der Bühne stehen. Die Band aus Marburg hat heute die Ehre oder auch die Lust/Last (das kann man sehen, wie man will), das Festival zu eröffnen. Das machen die Jungs aus Hessen richtig gut. Von Max als Heavy Swamp Music angekündigt, legen sie so richtig fetzig los. Bei Red Stone Chapel ist dies eine wilde Mixtur aus Sludge, Blues, Progressive und Stoner und eben Südstaatenmucke, die die Grundlage ihrer Heavy Swamp Music ist. Das Ganze kommt ausgezeichnet rüber, immerhin machen die Jungs von Red Stone Chapel das schon seit 2010. Mit Veröffentlichungen haben sie sich allerdings etwas zurückgehalten. 2016 hat man eine EP herausgebracht und auch erst 2019 mit Omega Boombox das erste und bisher einzige Album. Habe ich eben von Zurückhaltung bei den Veröffentlichungen gesprochen, so ist bei dem heutigen Liveauftritt überhaupt nichts von Zurückhaltung zu sehen. Toller Auftakt auf jeden Fall!

Red Stone Chapel, Ripplefest Köln 2022
Pic by Big Simonski

Nach kurzem Umbau geht es mit einem Hamburger Aufschrei weiter: Kavrila! Bei Kavrila gibt es sowieso keine Zurückhaltung. Weder bei den Veröffentlichungen (mit Rituals I – III wurden drei EPs und mit Blight und Mor auch gleich zwei Alben seit 2016 veröffentlicht) und auf der Bühne sowieso nicht. Hamburg weinte wohl, als es 2016 Kavrila gebar. Wer bringt schon gern ein Kind zur Welt, das sich seinen Weg in die Freiheit kratzt, beißt und schreit, als würde es innerlich verfaulen? Kavrila präsentieren eine abgrundtief böse und lärmende Mischung aus Sludge, rasendem Hardcore Punk, Noise und Doom. Das kenne ich bisher von ihren Veröffentlichungen, die ich alle schon bis auf Mor zu Hause im Regal habe. Heute nehme ich mir natürlich noch das fehlende Album von 2019 direkt am Merchstand von den Jungs mit und habe die Gelegenheit, mir diese von ihnen signieren zu lassen.

Kavrila, Ripplefest Köln 2022
Pic by Big Simonski

Das Ripplefest ist sowieso ein extrem fanfreundliches Festival. Die Bands haben alle ihre eigenen Merchstände am Start. Die Musiker/innen trifft man vor und nach ihren eigenen Gigs dort oder auch im Publikum als Zuschauer, wenn die anderen Bands spielen.

Da ich die Mucke von Kavrila ja bereits kenne, erwarte ich eine intensive Liveumsetzung hier in Köln und freue mich natürlich, die Jungs das erste Mal live sehen zu können. Ich gehe mal davon aus, dass Kavrila mit ihrer intensiven Show nicht nur mich hier heute regelrecht umhauen. Sie beeindrucken hier den größten Teil des Publikums doch mächtig, für einige ist es wohl doch etwas zu hart … Mächtig Schweiß haben Kavrila auf der Bühne bei ihrer exzessiven Show hinterlassen. Alles richtig gemacht, würde ich mal behaupten. Hart, aber herzlich, so präsentieren sich die Jungs anschließend auch am Merchstand und ich habe die Gelegenheit, mich noch eine Weile mit ihnen zu unterhalten.

Kavrila, Ripplefest Köln 2022
Pic by Big Simonski

Der Club Volta ist nun am Kochen. Richtig heiß wird es anschließend dann auch mit Velvet Two Stripes. Die erste Band des heutigen Tages, die ich bereits live gesehen habe und das ist noch nicht so lange her, denn das war dieses Jahr beim Desertfest in Berlin am dritten Festivaltag auf der kleinen Bühne. Das Female Rock Trio aus der Schweiz ist bekannt für eine tolle Mischung aus Garage, Blues, Fuzz Rock und Riot Grrrl Punk. Da geht es jetzt wieder gut ab. Das erste Mal vorgeschwärmt hat mir vor Jahren einmal mein Kumpel Alex, der sie schon mal als Support von den Australierinnen Stonefield in Wiesbaden gesehen hatte und begeistert war. Bereits in Berlin habe ich ihm da beipflichten müssen und mache es heute erneut. Verstärkt haben sich die Mädels mit einem jungen Mann an der Schießbude. Nach Berlin auch hier eine tolle Show, das kann ich nur attestieren. Man darf bei dem Bandnamen durchaus darauf schließen, dass sie Fans von Jack White sind, das jedoch nur am Rande.

Velvet Two Stripes, Ripplefest Köln 2022
Pic by Big Simonski

Mit Mr. Bison kommt jetzt anschließend noch so ein Act, auf den ich mich besonders freue. Ach, eigentlich freue ich mich ja hier auf jede Band. Max hat es wirklich geschafft, wieder einmal sieben tolle Bands an den Start zu bringen. Bei Mr. Bison handelt es sich um ein Trio aus Cicina, Italien. Ich freue mich in diesem Fall halt besonders, da ich zum letzten Album Seaward (Konzeptalbum von 2020) von Mr. Bison ein Review machen durfte. Die Mucke der (heavy) Psychedelic Stoner hat mich doch sehr beeindruckt. Was die drei Musiker aus der Toskana da auf der Bühne veranstalten, ist schon ein sehr intensiver musikalischer Trip. Tolle Melodien und spannende Grooves voller psychedelischer Klänge und virtuoser Fuzz Orgien beeindrucken das Publikum hier außerordentlich. Das aktuelle Album Seaward ist ein Konzeptalbum über die Legende der sieben Perlen im Tyrrhenischen Meer. Zu den Songs, die das Trio heute Abend gespielt hat, kann ich analog dazu sagen: Eine Perle nach der anderen. Und da diese Songperlen hier beim Publikum so gut ankommen, kann man zu Recht auch sagen: keine Perlen vor die Säue … 😉

Mr. Bison, Ripplefest Köln 2022
Pic by Big Simonski

Echt der Hammer bisher. Und es ist noch kein Ende in Sicht. Nun ist Veranstalter Max Rebel wieder auf der Bühne. Nicht, weil er noch etwas ansagen müsste, sondern in seiner Funktion als Frontmann der Band Plainride.

Sind Plainride die Strange Cousins From The West, die Neil Fallon von Clutch im gleichnamigen Song besingt? Aus dem Westen Deutschlands kommen sie natürlich, denn Plainride sind Kölner. Die Band um Frontmann und Ripplefest Ausrichter Max Rebel war bereits letztes Jahr dabei und ist es auch dieses Jahr erneut. Plainride haben hier natürlich Heimvorteil. Eine Änderung zum letzten Jahr gibt es heute, denn Plainride sind heute nur zu dritt. Sie spielen ihren Gig ohne Bassisten. Mit Max unterhalte ich mich diesbzgl. anschließend noch. Er sagt mir, mit den Bassisten sei es eben immer etwas schwierig in ihrem Fall. Ach Max, in diesem Fall kann ich dir nur den Tipp des französischen Duos Inspector Cluso mitgeben, den diese sogar in einem Song verarbeitet haben: Fuck The Bassplayer!

Plainride, Ripplefest Köln 2022
Pic by Big Simonski

Was soll ich sagen, heute ohne Bassisten sind Plainride mega gut drauf und machen das Fehlen ihres Strange Cousins From The West, also des Bassisten, total wett. Wuchtig, massiv und intensiv. Da spielt die Erfahrung /Professionalität dann doch eine Rolle. Da möchte ich gerne sagen, da clutcht es doch heute Abend mit dem „notgedrungenen“ Trio Plainride so richtig gut, dies natürlich in Anspielung auf eine gewisse musikalische Nähe zu den bekannten US-Rockern Clutch aus Maryland, USA. Plainride heben heute geradezu ab, zumindest Max 🙂

Plainride, Ripplefest Köln 2022
Pic by Big Simonski

Nach den Kölnern Plainride geht es mit den Berlinern Samavayo weiter. Mir aus dreierlei Hinsicht bestens bekannt. Zum einen stehen sie beim Label meines geliebten Berliner Promo Pitbull unter Vertrag (Arne, ich hoffe, du liest das 😉 ), zum anderen durfte ich zu ihrem im März dieses Jahres veröffentlichten neuen Albums Pāyān ein Review machen und zudem durfte ich beim diesjährigen Desertfest in Berlin erleben, wie sie dort auf der großen Bühne die Arena Kreuzberg rockten. Die Band um Frontmann Behrang Alavi und die beiden Brüder Stephan und Andreas Voland ist seit über zwanzig Jahren unterwegs. Ihre Mischung aus Hard Rock, Stoner Rock und Psychedelic Rock begeistert auch hier das Publikum. Ich denke mal, dass die Jungs seit ihrem Auftritt in Berlin sowieso der Geheimtipp schlechthin sind, denn nach ihrem furiosen Gig sind sie in aller Munde. Das können Samavayo hier auf der wesentlich kleineren Bühne im Club Volta in Köln bestätigen. Einige der hier anwesenden Fans durften sie bereits in Berlin erleben, sodass sie nun keine Überraschung sind, sondern einfach die Erwartungen erfüllen müssen. Diese Erwartungen haben sie heute mehr als genug erfüllt.

Samavayo, Ripplefest Köln 2022
Pic by Big Simonski

Mit Colour Haze folgt noch der Headliner, wobei ich allerdings sagen muss, dass es aus meiner Sicht heute keinen Headliner gibt, dafür haben sich alle Bands einfach zu gut ins Zeug gelegt und jede Band kann/konnte für sich ausnahmslos überzeugen. Die Umbauarbeiten für Colour Haze nehmen doch etwas Zeit in Anspruch und wir gehen dadurch verspätet in den Abschluss des Ripplefest.

38 Jahre haben die Giganten Colour Haze schon auf dem Buckel. Psychedelic Stoner Rock ist zum Schluss des heutigen Tages angesagt. Der Club Volta ist schon lange brechend voll und die Fans wollen sich die Münchener Colour Haze nicht entgehen lassen. Im ersten Moment doch etwas seltsam auf der Bühne platziert, lassen Colour Haze sich diese Chance hier in Köln natürlich nicht entgehen und zaubern den Fans ein Verzücken und ein wenig Entrücken in die Augen. Mit tiefen Riffparts wandelt das Gitarrenspiel von Bandgründer Stefan Koglek zwischen warmen und trancelastigen Melodien. Schlagzeuger Manfred Mewald spielt, als ob er seine Mitspieler treiben möchte. Stefan Koglek singt hier und da auch einmal. Dabei verwendet er diesen Gesang praktisch als zusätzliches Instrument und nicht als eigenständigen Gesang. Die Combo entfaltet sich jammartig in grenzenlos wirkender künstlerischer Freiheit. Man meint, die einzelnen Musiker verfangen sich in Improvisationen, kommen aber jederzeit überraschend zur Harmonie zurück, um gleichzeitig einen weiteren Rhythmuswechsel erneut zu vollziehen.

Colour Haze, Ripplefest Köln 2022
Pic by Big Simonski

Da es doch schon zu vorgerückter Stunde ist, bleiben wir nicht bis zum Schluss, da noch einige Kilometer Heimreise anzutreten sind. Das ist dadurch zu verschmerzen, dass wir Colour Haze hier nicht das erste Mal live erleben. Da, wo es geht, verabschieden wir uns noch von einigen Freunden und Bekannten.

Abschließend bleibt noch zu sagen, dass hier heute sieben großartige Bands unterschiedlicher Couleur aus Stoner, Psychedelic und Heavy Rock das feierwütige Publikum nicht nur bestens unterhalten, sondern einfach nur fantastisch überwältigt haben. Max Rebel, mach mit dem Ripplefest in Köln weiter so, wir würden uns über eine Einladung für das Ripplefest 2023 sehr freuen! Für die Kölsche: Da simmer dabei! Dat is prima! Viva Ripplefest!