Rock Im Park vom 03.06. bis 05.06.2022 auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg

Kleine Änderungen im Line-Up bringen die Party zurück aufs Zeppelinfeld

Festivalname: Rock Am Ring / Rock Im Park

Line-Up: 100 Gecs, 102 Boyz, A Day To Remember, Airbourne, August Burns Red, Baroness, Beatsteaks, Billy Talent, Black Veil Brides, Boston Manor, Boys Noize, Broilers, Bullet For My Valentine, Bush, Casper, Code Orange, Danko Jones, Daughtry, Deftones, Devin Townsend, Die Kassierer, Digitalism, Don Broco, Donna Missal, Donots, Drangsal, Ego Kill Talent, Fever 333, Fire From The Gods, Gang Of Youths, Grandson, Green Day, Ice Nine Kills, Jan Delay & Disko No.1, Kafvka, Kodaline, Korn, Lewis Capaldi, Maneskin, Marteria, Masked Wolf, Mastodon, Muse, Myles Kennedy, Of Mice & Men, RIN, Royal Republic, Schimmerling, Schmutzki, Scooter, Serious Klein, Shinedown, Skynd, Spiritbox, SSIO, Stick To Your Guns, Tempt, The Distillers, The Faim, The Murder Capital, The Offspring, The Pretty Reckless, Toxpack, Tremonti, Trettmann, Turnstile, Unprocessed, Volbeat, Weezer, You Me At Six

Ort: Zeppelinfeld in Nürnberg

Datum: 03.06. – 05.06.2022

Kosten: 229 € (zzgl. Gebühren), Tagestickets ab 110 €

Besucher: über 70.000

Veranstalter: Marek Lieberberg Konzertagentur

Link: https://www.rock-im-park.com/

Trotz mehrerer kurzfristiger Absagen waren die Zwillingsfestivals Rock Am Ring und Rock Im Park auch dieses Jahr mit einigen hochkarätigen Künstlern am Start. Während die große Schwester ein paar Überraschungsacts wie die Toten Hosen vorweisen konnte, musste der Park wie in den vergangenen Jahren etwas zurückstecken – vor Ort lief aber trotzdem alles ziemlich reibungslos. Das neue Management benannte die Bühnen um und gab dem Ganzen ein neues Logo, der Rest blieb weitgehend gleich. Über 70.000 Besucher strömten nach Nürnberg, wo das Wetter am Donnerstag noch strahlend schön war, während es am Freitag zwei kleine Gewitter gab, die aber schnell vorbeizogen. Die Bilder, die ihr weiter oben in der Galerie und im Bericht findet, stammen von Faye S.

Freitag

Um 14 Uhr eröffnen Black Veil Brides mit ihrem Song Knives And Pens die Main Stage. Es sind bereits gut Leute da und bilden eine bunte Mischung aus 2010er-Emos, Goths und Andy Biersack Fangirls. Die Show ist solide, starke Bühnen-Outfits, die die Präsenz des Leadsängers unterstreichen, prägen das Bühnenbild und ein Mix zwischen Klassikern und neuen Songs wie Fallen Angels oder dem abschließenden Wake Up bereichern den Auftritt. Darauf folgen Airbourne. Das Publikum wächst bei der Performance kontinuierlich an und als der Sänger Joel O’Keeffe auf den Schultern durch die Menge reitet, gibt es kein Halten mehr. Während andere Bands aus der gleichen Altersklasse während der Pandemie sämtliche Energie verloren zu haben scheinen, ist davon hier nichts zu spüren. Die Australier aus Warrnambool liefern somit weiterhin das gewohnt klanggewaltige Feuerwerk der Vergangenheit ab. Stücke wie Boneshaker oder Live It Up dürfen im Airbourne Set nicht fehlen und werden fleißig gefeiert.

Shinedown haben ein Leichtes, die positive Stimmung der Vorgänger aufrechtzuerhalten. Ihre Anhänger grölen bereits die Opener The Saints Of Violence And Innuendo und Devil euphorisch mit. Einen starken Tag erwischen die Amerikaner zweifelsohne, um ihren Mix aus Shinedown zu zelebrieren. Gut abgestimmte Einteiler lassen die Musiker auch optisch strahlen. Die intensive Interaktion mit dem Publikum bringt Bully in Stellung. Nach elf Tracks und dem abschließenden Sound Of Madness ist dann bereits wieder Feierabend. In der Halle spielen The Faim, eine Gruppe, die grundsätzlich mehr Richtung Indie und Alternative geht. Die Werke der Australier werden härter gespielt als zunächst gedacht. Kräftige Screams und kernige Breakdowns lassen es krachen. Die beinahe volle Hütte quittiert wohlwollend die vier Männer, die alles geben. Die hohe Energie entlädt sich daher nicht nur auf, sondern auch vor der Stage.

Bullet For My Valentine auf der Main Stage agieren leider überraschenderweise ziemlich enttäuschend. Es finden kaum Bewegung oder Zusammenspiel mit dem Publikum statt, die Lieder wie Piece Of Me, The Last Fight oder auch Omen werden der Reihe nach heruntergespielt. Im Gegensatz zu anderen Auftritten auf dieser Bühne, scheinen die Musiker aus Wales etwas energielos durch ihr Set zu driften. Die noch immer gut gelaunte Menge interessiert die Leistung vom Sänger Matthew Tuck nur bedingt und feiert pauschal, was das Zeug hält, auch wenn es langsam anfängt zu regnen. Mit Tears Don’t Fall und Scream Aim Fire ist wie bei den anderen Acts schnell wieder Schluss. Dadurch verlegt sich der Schwerpunkt auch gleich wieder in die Halle, in der Grandson mit ihrem Politik Indie Rock eine sehr aktive Show ablegen. Der Sound ist leider zu Beginn etwas schwach, wird aber im Laufe des Konzertes wesentlich besser. Die Fans lassen die Bühne gerade so stehen und versuchen mit aller Macht, einen absoluten Abriss zu provozieren. Mehrere Pits beflügeln die Session, in der die beiden Nummern Stick Up und Best Friends die Höhepunkte bilden.

Natürlich dürfen A Day To Remember auf dem Rock Im Park 2022 nicht fehlen und entern die Mandora Stage. Gut besucht mit Pop Punks und Elder Emos haben die 2003 gegründeten Recken generationsübergreifend ein leichtes Spiel. Mit ihrem wilden Mix aus Post-Hardcore, Metalcore und Pop-Punk bringen sie einen modernen Cocktail auf die Bretter. Auch dieses Set beinhaltet einen guten Querschnitt aus alten und neuen Songs wie All I Want, Right Back At It Again, Mindreader und Resentment. Die traditionellen Crowdsurfer sind wie immer dabei, was die wohl etwas ungeübte Security deutlich überrascht. Jeremy McKinnon scheint die hohe Aktivität in der Masse diebisch zu freuen. Blendend aufgelegt feuern A Day To Remember beim Finale If It Means A Lot To You und All Signs Point To Lauderdale in den Sommerabend.

Mit Volbeat steht der erste Headliner auf dem komplett gefüllten Zeppelinfeld. The Danish Dynamite stehen für eine überragende Liveperformance, die heute ohne Probleme bestätigt werden kann. Volbeat leben vom charismatischen wie stimmgewaltigen Michael Poulsen, der alle Anwesenden im Handumdrehen verzaubern kann. Der fein geschmiedete Heavy Metal aus der Hauptstadt Kopenhagen weht mit Temple Of Ekur und Fallen über den Platz. Schon lange haben die Skandinavier ihr Club Image abgeschüttelt und dürfen die Massen im großen Stil begeistern. Ganze siebzehn Tracks haben die vier Musiker dafür vorgesehen. Abgeschlossen wird die Sause mit dem Evergreen Still Counting vom Guitar Gangsters & Cadillac Blood Album.

Zum Abschluss am Freitag spielen Billy Talent vor ähnlich großem Publikum, die nun einfach die Bühne gewechselt haben. Mit im Gepäck der Nordamerikaner ist Crisis Of Faith, der neue Silberling, welcher auch bei uns in der Republik den Platz an der Sonne in den Albumcharts feiern durfte. Die Lust auf Billy Talent ist daher deutlich gesteigert. Ein Leistungsdruck, den Frontmann Benjamin Kowalewicz nutzt, um in einer imposanten Lichtverkettung auf 100 Prozent zu fahren. Zusammen mit dem gesamten Zirkus haut er unverblümt This Suffering und Judged heraus, um schnell das Eis zu brechen. Genug haben die Leute noch nicht und schaffen ganz entspannt die nächste Mamut-Session mit achtzehn Hits. Viking Death March, Fallen Leaves und Red Flag bringen die Müden nochmals zum Beben, bis alle glücklich in ihre Zelte fallen oder einfach in den Samstag hinein durchmachen.

Samstag

Der zweite Rock Im Park Tag startet etwas bewölkt, aber warm, um 11 Uhr morgens gleicht das Festivalgelände einer apokalyptischen Welt, welche kurz darauf mit You Me At Six wieder zum Leben erweckt wird. Am Anfang etwas langsam und reserviert, nimmt das Tempo schnell zu und sowohl You Me At Six mit Sänger Josh Franceschi als auch das Publikum scheinen zu erwachen. Viel Interaktion und sogar ein paar Screams werden aufgefahren. Übermäßig viel Zeit bekommen die Engländer nicht, die in ihrer Heimat einen deutlich höheren Stellenwert als bei uns in Deutschland genießen. Vielleicht ändert das bereits die Livedarbietung von Underdog oder Beautiful Way. Der Zusammenschluss aus Pop-Punk, Alternative Rock und Post-Hardcore taugt was und kann nur empfohlen werden. Der zweite Tag geht mit weiteren, größeren Acts weiter, und so übernehmen Weezer die Mainstage. Die Klassiker ziehen noch immer, allerdings fehlt hier irgendwie die Energie und das Alter scheint deutlich spürbar zu sein. Der Menge ist das egal und jeder schreit zu Beverly Hills mit.

Was danach kommt, ist allerdings der absolute Höhepunkt für viele, und das auch durchaus berechtigt. Maneskin sind die Rocksensation des letzten Jahres, diejenigen, die dem Genre seinen Staub abgepustet und die junge Generation zurück zu den Gitarren gebracht hat. Nach ihrem völlig überraschenden Erfolg beim Eurovision Song Contest ging es für die Italiener blitzschnell die Karriereleiter hoch, die jetzt noch bestätigt werden muss. Der besagte Zitti Buoni darf direkt ohne Vorankündigung ran. Keine schlechte Taktik, die schon von den Finnen Lordi angewendet wurde. Wer nur auf den einen Hit setzt, kann gehen, der Rest konzentriert sich auf das, was die Truppe noch zu bieten hat. Wirklich viele scheinen nach dem Höhepunkt nicht das Feld zu räumen. Es folgen Mammamia oder Touch Me vor nicht weniger motiviertem Publikum. Der Gig der Südeuropäer darf als unglaublich gut in diesem Bericht aufgenommen werden. Das Styling perfekt durchdacht, gepaart mit konstanten Aktionen innerhalb der Combo, lassen alle Kritiker verstummen. Die Kommunikation mit dem Publikum setzt dem Ganzen den berühmten i-Punkt auf die Spitze, bis I Wanna Be Your Slave das Maneskin-Kapitel auf dem Rock Im Park zuschlägt.

1984 als Manic Subsidal gegründet, zog es die amerikanischen Punkrocker von The Offspring schnell auf die Siegerstraße. Selbst bei Metalheads ist die Americana Scheibe ein Begriff und steht für frechen Punk, der in einen wilden Alternative Sound abtaucht. Ebenfalls hoch im Kurs ist Smash, die dritte Platte von Bryan „Dexter“ Holland, der als Gründer diese einmalige Truppe in den Musikolymp geführt hat. Frech, ordinär, stimmgewaltig und mit einem Manifest in der Tasche, das seinesgleichen sucht, kommen The Offspring nicht auf die Bühne, um Gefangene zu nehmen. Nach vorne kommt man jedenfalls so schnell nicht. Die ersten Reihen stehen dicht gedrängt vor den Brettern, die vom Trupp ständig in Schwingung gehalten, permanent Hits ausspuckt. Staring At The Sun, Come Out And Play und All I Want stellen den Partymodus ein, der permanent nach oben gedreht erst am Ende seinen finalen Siedepunkt erreicht. Ganz so agil wie früher sprinten die Beteiligten jedoch nicht mehr über die große Bühne. 40 Jahre Bühnenaktivität scheinen Spuren hinterlassen zu haben. Egal, Pretty Fly (For A White Guy), The Kids Aren’t Alright, You’re Gonna Go Far, Kid und Self Esteem lassen es auch im Jahr 2022 noch krachen.

In der Halle wird es dann doch noch deutlich härter. Mit Spiritbox heizt eine der wenigen Frauen im Line-Up in Form von Courtney LaPlante den Festivalgängern ein. Das Bühnenbild simpel gestaltet, der Sound dafür umso besser gestrickt, bringt Hurt You und Constance groß heraus. Die Stimme von Courtney klingt genauso, wenn nicht sogar besser als auf dem Album Eternal Blue, welches im letzten Jahr über Rise Records veröffentlicht wurde. Die Menge feiert den Metalcore aus Kanada, den man für die Zukunft im Hinterkopf behalten sollte. Mit den Elementen aus Progressive Metal und Djent definitiv ein Gewinn für die Metalcore Szene.

Green Day als Headliner des Abends füllt die Hauptbühne bis auf den letzten Platz, es ist zeitweise absolut kein Durchkommen mehr, aber die mittlerweile seit 30 Jahren aktiven Punkrocker wissen noch immer zu überzeugen, als wären sie gerade erst aus dem Jungbrunnen gefallen. Voller Energie ziehen sie das gewohnte Programm mit Nummern wie American Idiot oder Pollyanna ab. Falls schon gesehen etwas repetitiv, doch trotzdem immer wieder sehenswert, wenn die vier Musiker Longview und When I Come Around anstimmen. Viel muss wie in der Vergangenheit Billie Joe Armstrong am Mikrofon herausreißen. Probleme, die Fans um den Finger zu wickeln, haben die Amerikaner jedenfalls nicht. Dass der Punk-Rock in Kombination mit dem Pop-Punk und Alternative Rock noch nicht ausgestorben ist, beweisen Green Day Tag für Tag auf ihren vielen Shows. Der heutige Auftritt bekommt glatte 21 einzelne Sequenzen zugeteilt und lässt die Die-Hard-Fans erst mit Jesus Of Suburbia und Good Riddance (Time Of Your Life) von der Bühne wandern.

Trotz der Vorwürfe der letzten Tage bieten Stick To Your Guns einen starken Ritt durch dreizehn Titel, die selbst die Sitzplätze in der Halle füllen können. Mehrere Moshpits und viel Gedränge führten auch dazu, dass die Security mehrmals eingreifen muss, um die Sicherheit für alle Besucher herzustellen. Teilweise wird das am Anfang bei Weapon oder Empty Heads etwas versäumt, dass selbst Sänger Jesse Barnett diesen Zustand beim Security moniert. Das Klangbild stabil aufgefahren, kann man Wünsche anmerken, diese wären jedoch völlig unbegründet. Das Feuerwerk von Stick To Your Guns mit Married To The Noise und Amber nochmals entfacht, ziehen die langsam erschöpften Headbanger in das Duell mit Such Pain und Against Them All, was für uns das Letzte am Samstagabend sein soll.

Sonntag

Der Sonntag startet verregnet und das Infield füllt sich dementsprechend langsam, was wiederum auch an den zwei intensiven ersten Tagen liegen könnte. Einige der Besucher bauen bereits heute ihren Campingplatz ab, aufgrund des bevorstehenden Feiertages bleibt eine größere Abreisewelle aus und viele nutzen den morgigen Pfingstmontag, um ganz entspannt nach Hause zu starten. Den dritten Tag auf dem Rock Im Park auszulassen kommt für uns eh nicht infrage, viel zu viele gute Acts wollen noch beklatscht werden.

Bei Ego Kill Talent kommen nur wenige Zuschauer auf das Zeppelinfeld, doch die Brasilianer überzeugen auf voller Linie und  bilden eine der größten Überraschungen des Wochenendes. Der erneut fesselnde Sound, die Interaktionen mit den Anwesenden und die eigene Liebe zu ihrer Musik lassen die Alternative Rocker zu We All oder The Call über die Stage wirbeln. Den beiden Gitarristen Theo van der Loo und Niper Boaventura kann man jedenfalls keine Müdigkeit vorhalten. Gleiches gilt für ihren Sänger Jonathan Correa, der rein gar nichts anbrennen lässt. Im Laufe der Stunde Spielzeit schlendern immer mehr Leute an die Austragungsstätte und Ego Kill Talent liefern mit Last Ride und Try (There Will Be Blood) einen tollen Start eines Tages voller Highlights.

Im Anschluss suchen viele in der Halle Zuflucht vor dem Regen. Boston Manor bilden dafür definitiv eine gute Option, wenn man auf Pop-Punk aus UK steht. Eine starke Performance mit unzähligen Pits und einer Wall of Death lassen die Musiker alles andere als blass aussehen. Heavy Breakdowns und eine sehr rücksichtsvolle Menge, die sowohl die älteren wie auch die erst vor ein paar Wochen releasten Songs ordentlich abfeiert.

Wie zu erwarten ziehen Mastodon anschließend eine große Crowd in ihren Bann, die langsam aufzuwachen beginnt und nun auch die zweite Stage lautstark umjubelt. Die Männer aus Atlanta haben Hushed And Grim mit in den Park gebracht. Das Studioalbum wurde in der Progressive Metal und Sludge Szene als eins der besten im letzten Kalenderjahr gekrönt. Das eingespielte Quartett aus Troy Sanders (E-Bass, Gesang), Brent Hinds (Gitarre, Gesang), Bill Kelliher (Gitarre) und Brann Dailor (Schlagzeug, Gesang) wird dem hohen Anspruch gerecht. Mit viel Spaß in den Backen lassen sie keine Federn. Wer selbst ein Streamingevent im Aquarium elektrisieren kann, hat mit der gut gestimmten Masse in Nürnberg überhaupt keine Probleme.

Wer Ice Nine Kills kennt, weiß von deren Liebe zu Horrorfilmen, die direkt mit dem Startschuss Welcome To Horrorwood zum Tragen kommt. Dieses Faible ist eh eine Voraussetzung, um eine Show der Amerikaner bis ins Letzte genießen zu können. Das komplette Repertoire auf ihre Horror Story bezogen, kommt man kaum hinterher, um zu erfassen, was Spencer Charnas und Gefolge da abziehen. Musikalisch setzen Stücke wie Rainy Day, Ex-Mørtis oder Funeral Derangements fiese Nadelstiche. Für jede Komposition wird eine andere Szene nachgestellt. Es wird geköpft und gemordet, viel Rauch um nichts trifft es bei Ice Nine Kills eben nicht. Langweilig wird hier bestimmt niemandem mit Thank God It’s Friday und The American Nightmare. Ohne Kontext wirkte das Ganze schnell wie unnötige Gewalt, deshalb sollte man die Truppe im Vorfeld mal begutachten, um in der Darbietung voll aufgehen zu können.

Jason Aalon und Fever 333 zählen zu den besten Livebands der letzten Jahre und heute sieht man den Sänger Jason Butler mit viel aktiven Bewegungen, Stunts und einer tollen Mischung zwischen den Werken aus dem 2019 erschienen Debütalbum Strength in Numb333rs, die jeden mitnehmen kann, der es denn möchte. Die Mission der Formation lautet, kompromisslos zu begeistern. Bite Back, Only One und Made An America bringen die nötige Betriebstemperatur. Man verlässt sowieso niemals eine Fever 333 Show ohne diese ganz spezielle Power, die vom Trio ausgeht und nicht nur bei den beiden letzten Nummern We’re Coming In und Burn It zu spüren ist.

Während die letzten Headliner auf den Mainstages spielen, hat Don Broco die Halle für sich. Wieder nehmen uns die Riffs auf eine Reise in eine Pop-Rock, Alternative Rock und Post-Hardcore Welt mit, die wir so lange vermisst haben. Der Auftritt suggeriert das Gefühl einer Party, die mit härteren Beats und leichtem, spaßigem Liedgut den Hörer um den Finger wickeln will. Ein toller Abschluss für viele Rock Im Park Anhänger, die nochmals etwas aktiver den immer wieder sehenswerten Don Broco huldigen. Der letzte Main Act Muse zieht dann ebenfalls alle Register – mit Feuer und Feuerwerk wird deftig eingeheizt. Alle finden sich das letzte Mal auf dem Zeppelinfeld ein und genießen die letzten Minuten eines gelungenen Festivals. Gefeiert wird noch bis spät in die Nacht, bis der ganze Tross am Montag langsam die Heimreise antritt. Ein toller Restart in den ersten Festivalsommer nach zwei Jahren Corona-Pandemie.