Santiano – Doggerland (Standard Edition)

Das sechste (Nummer Eins) Album der Flensburger aus dem hohen Norden

Artist: Santiano

Herkunft: Flensburg, Deutschland

Album: Doggerland (Standard Edition)

Spiellänge: 43:50 Minuten

Genre: Folk, Rock, Küstenrock, Shanty, Schlager

Release: 06.11.2023

Label: Electrola / Universal Music

Links: https://www.universal-music.de/santiano/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Bass, Schlagzeug – Hans-Timm „Timsen“ Hinrichsen
Gesang, Mundharmonika, Perkussion – Axel Stosberg
Gesang, Gitarre, Bass, Didgeridoo – Björn Both
Gesang, Gitarre – Andreas Fahnert
Geige, Mandoline, Gesang, Akkordeon, Bouzouki, Perkussion, Tin Whistle – Peter David „Pete“ Sage

Tracklist:

  1. Doggerland
  2. Zu Alt
  3. Es Klingt Nach Freiheit
  4. Bully In The Alley
  5. Blauer Planet
  6. Wenn Ich Dich Je Vergess‘
  7. Angekommen
  8. Am Ende Des Tages
  9. Diggy Diggy Lo
  10. Seine Geschichte
  11. Wo Schläfst Du Heute Nacht?
  12. Der Wind Hat Uns Ein Lied Erzählt
  13. Irgendwann

Santiano – keine Band spaltet die Musikwelt so extrem wie die Band aus dem Großraum Flensburgs.

Die Band spielt nicht zum ersten Mal ein Konzert beim Wacken Open Air vor feierwütigen Metalfans, aber das ist eigentlich gar nicht ihr Genre. Eigentlich ist ihre Art Musik ein Crossover aus Rock, Irish Folk, Shanties und auch ein klein wenig Schlager. Da verwundert dann die Teilnahme am Meersburger Open Air mit Sarah Connor und Silbermond nicht.

Seit 2011 stehen die fünf Nordmänner im Geschäft, mit Doggerland nun der sechste Longplayer im Regal. Nicht in meinem, Odin ist mein Zeuge. Alle Alben standen zum Teil sogar über hundert Wochen auf Platz eins der Hitparaden und Charts. Das vor zwei Jahren veröffentlichte Album Wenn Die Kälte Kommt erstürmte sogar in der Schweiz mehrere Wochen die Königsposition.

Santiano Wacken 2023; Foto: Norbert Czybulka

Erst einmal zur Namensgebung. Doggerland ist ein vor etwa achttausend Jahren versunkenes Landgebiet. Unzählige Mythen ranken um die Landbrücke zwischen Großbritannien und Jütland in der Nordsee. Wer jetzt ein Konzeptalbum zu diesem interessanten Thema erwartet, braucht nicht weiterlesen. Nur der gleichnamige Opener greift das Thema auf.

Meine musikalischen Wurzeln liegen zwischen Irisch-Folk und Punk. Beim diesjährigen Wacken Open Air setzte ich mich zum ersten Mal mit der Band intensiver auseinander, als ich im Fotograben vor ihr stand. Wer eine Neigung zum Guinness getränkten Folk hat, fand die Songauswahl der wohl bekanntesten schleswig-holsteinischen Band wohl ebenso zum Abfeiern. Und genau das ist womöglich auch das Erfolgsrezept der Nordlichter. Wer kann nach dem sechsten Pint in seinem Lieblingspub schon unterscheiden, ob er da gerade im Hintergrund die Dropkick Murphys, The O’Reillys & The Paddyhats oder Santiano hört?

Hieran schließt das neue Album nun nahezu nahtlos an. Vollgas-Partysongs wie Zu Alt (zum Sterben) oder Am Ende Des Tages und Songs über die Seefahrt, deren Texte man bitte nicht so wörtlich, schon gar nicht genau nimmt, vermischen sich mit stylish aufgepeppten Coversongs wie Diggy Diggy Lo, die live schon seit geraumer Zeit den Abschluss eines jeden Konzertes bilden. Einzig Balladen wie Wenn Ich Dich Je Vergess‘ featuring Jungpopikone Lina Bo oder das Akustik-langweilige Seine Geschichte fallen aus der Partyzone.

Santiano Wacken 2023; Foto: Norbert Czybulka

Shanty-Pop ist wohl das Genre, was am besten das Gesamtwerk umschreibt. Die Western & Country-Nummer Diggy Liggy Lo sei davon einmal ausgenommen. Vom Punk ist die Scheibe jedenfalls so weit entfernt wie meine Mutter vom Metal-Konzert. Die rundherum glatte Produktion sorgt mit Sicherheit für den nächsten Charterfolg und bestätigt Universal im Erfolgskonzept. Die „Universalwaffe“ Santiano, ‚tschuldigung für das Wortspiel, wird wieder Generationen und Hörer verschiedener Musikgenres verbinden und alle jubeln lassen.

Die Produktion hat alles, was es zu einer Nummer eins braucht. Stampfende Beats, einfache Refrains, Tracks mit perfekt untermischten klassischen Streichern oder Pianolinien opulent ausarrangiert. Einfache Texte, deren Themen zwar ansprechen, aber nicht wirklich zum Nachdenken anregen.

Ich habe nur die Rahmen-Standard-Version zur Ansicht bekommen. Auf der Deluxe-Edition sind (meist für das gleiche Geld) noch fünf weitere Titel enthalten. Doggerland in einer Mittelalterversion, Es Klingt Nach Freiheit in einer Orchesterversion, Bully In The Alley in einer – siehe da – Shantyversion, Angekommen in einer Rockversion und Irgendwann in einer Orchesterversion bleiben mir heute erspart.

Daneben gibt es das Album natürlich auch in allen Editionen, die das Fanherz begehrt. Digitaler Download, Stream auf allen gängigen Plattformen, Vinyl-Editionen sowie eine limitierte Fanbox stehen dem geneigten Kunden zur Verfügung.

Santiano – Doggerland (Standard Edition)
Fazit
Eine glattgebügelte Produktion, die dem Großkonzern Universal gefallen wird. Sichert der genreübergreifende Mix doch wieder eine wochenlange Nummer eins und generiert so wieder Millionen von Tonträgern und sichert Sendeplätze beim Rockradio genauso wie bei den öffentlich-rechtlichen Popgiganten. Schwungvolle Partymusik wechselt mit Seemannsgarn ab. Das Album ist punktuell als Partymusik durchaus einsetzbar, ansonsten entspricht es nicht dem Konsumverhalten eines Rockfans. Dem eines Metalheads schon gar nicht.

Anspieltipps: Doggerland, Zu Alt und Am Ende Des Tages
Norbert C.
6.5
Leserbewertung1 Bewertung
4.2
6.5
Punkte