“Ein Kessel Buntes“
Artist: Seven That Spells
Herkunft: Zagreb, Kroatien
Album: The Death And The Resurrection Of Krautrock: IO
Spiellänge: 47:02 Minuten
Genre: Prog Metal, Psychedelic, Jazz
Release: 18.07.2014
Label: Sulatron
Link: http://7thatspells.com/
Bandmitglieder:
Gesang und Gitarre – Niko Potočnjak
Bass und Backgroundgesang – Jeremy White
Tracklist:
1. In II
2. IO
3. One
4. Burning Blood
5. Out II
Roland Barthes hat damals postuliert, dass man heute keine eigenen Bücher mehr schreiben kann. Alles, was man schreibt, hat man entweder schon gelesen oder jemand anderes hat das Gleiche bereits geschrieben. Er nennt diesen Effekt den „Tod des Autors“. Einem ganz ähnlichen Problem sehen sich viele Musiker ausgesetzt und sie versuchen aus der Not heraus ein wenig damit zu kokettieren (man bedenke den ganzen RetroRock Trend etc.). Auf der anderen Seite kann man natürlich auch nach wie vor meinen: Es ist noch nicht alles gesagt! Eines der beliebtesten Verfahren in der PostModerne, um diesem Problem zu begegnen, nennt sich „Bricollage“ (wieder Barthes, wenn ich mich nicht irre). Damit wird gemeint, dass es „das alles“ vielleicht vorher schon mal gab, aber noch nicht „so“, also in der gewählten Form oder Kombination. Was also Ekseption und Konsorten in den 80er Jahren gemacht haben, war nur der Anfang.
Irgendwo am (gefühlten) Ende dieser endlosen Schlange von Neuzusammensetzungen und Wiederfindungen toben sich auch Seven That Spells aus. Der vollmundige Titel ihres zehnten (?) Albums The Death And The Resurrection Of Krautrock: IO deutet bereits darauf hin, dass hier fleißig getötet und nach Frankenstein-Manier neu zusammengesetzt wird. Bereits auf dem Vorgängeralbum The Death And The Resurrection Of Krautrock: AUM haben sich Seven That Spells dieser Idee genähert und erreichen nun den Klimax dieses als Trilogie angelegten Konzepts.
Die Elemente, aus denen Krautrock für Seven That Spells besteht sind: Unisono-Shreddings in Bass und Gitarre (Dream Theater, anyone?), Wikinger Bestattungs-Riten (Moonsorrow etc.) sowie orientalisch angehauchte Fitzel-Gitarren (Mabool et al.). Diese Elemente beherrschen sie tatsächlich mit beängstigender Präzision und Finesse: Immer wenn man das Gefühl hat, das Kartenhaus würde zusammenstürzen, löst es sich stattdessen in einen Origamischwan auf. Man merkt bereits an dem bemühten Vergleich: Die Widersprüche in der Musik sind groß und gleichzeitig doch bestechend gut miteinander vermischt. Einzig die Vielfalt (und das klingt jetzt natürlich paradox) geht im Laufe der Zeit ein wenig verloren. Wenn Potocnjak und White zum gefühlt zehnten Mal in den gleichen Chorus ausbrechen (unterstützt vom starken Studioteam), dann fragt man sich, ob da nicht mehr möglich gewesen wäre.
Technisch überzeugt das Album auf voller Länge und weiß mit seinen hervorragend gemischten Sounds zu begeistern. Die verschiedenen „Vorlagen“ werden perfekt eingefangen und adäquat miteinander vermischt.