Sidebürns – Too Loud

Schroff mit vielen Kanten und tiefen Kratern

Artist: Sidebürns

Herkunft: Weimar, Jena, Erfurt / Deutschland

Album: Too Loud

Spiellänge: 38:57 Minuten

Genre: Rock ’n‘ Roll, Hard Rock, Street Rock

Release: 07.02.2020

Label: Dr. Music Records

Link: https://www.facebook.com/sideburnsrock/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Ralf Sidebürn
Bassgitarre, Gesang – Katja BAroneSS
Schlagzeug – Ronny G Hämmer

Tracklist:

  1. All Gone
  2. Fine Lines
  3. Whiskey, Cigarettes And The Truth
  4. Too Loud
  5. From Here On
  6. Mr. Sidebürn
  7. Got Burned
  8. Hit You Like A Tank
  9. Rock ’n’ Roll Apocalypse

Anfang Februar hätten Sidebürns wohl nicht damit gerechnet, welch ein eigenartiges Jahr auf uns alle zukommen sollte. In dieser Zeit kam ihr aktuelles Langeisen Too Loud auf den Markt, in der der Rock ’n‘ Roll noch live über die Bühnen getragen werden konnte. Das sieht derzeit noch anders aus, aber die Lage wird aktuell wohl eher wieder besser als schlechter. Mit dem Mix aus Rock ’n‘ Roll, Hard Rock und Street Rock geht das Trio in die Vollen. Mit fast 40 Minuten und neun Songs beehren uns die Männer aus dem Osten der Republik, die unter der Dr. Music Records Flagge segeln und treten auf das Gaspedal. Mit einem Proll Faktor in den Riffs schieben die zwei Musiker ihre Bikes über den Highway während Katja BAroneSS mit ihrer Maschine lachend an den beiden vorbeizieht.

Das Niveau möchte ich im Allgemeinen jedoch schnell auf das gesetzte Mittelmaß reduzieren. Für mehr reicht es leider wirklich nicht aus. Mit All Gone beweisen sie zu Beginn, dass der Spaß an der  Sache der wichtigste Baustein im Setzkasten ist. Frech, mit kantigen Melodien und einem Ansatz von Doomstay Rock wollen die drei Musiker jedoch nicht nur Songs schreiben, die dahinrinnen, sondern eine wuchtige Duftmarke setzten. Ecken und Kanten hat Too Loud jedenfalls genug. Gesanglich muss man den Rotstift herausholen, alles andere wäre unfair im Blick auf die Mitstreiter in der Szene. Leicht rauchig mit kleinen Aufhängern kann man Ralf Sidebürn keinen großen Wiedererkennungswert bescheinigen. Die Backvocals von Katja BAroneSS schlagen sich an die Seite von Ralf und bilden eine gemeinsame kleine graue Maus, die Berge versetzen möchte, dieses aber nur kornweise bewerkstelligen kann. Geduldig schrauben sie an ihren Mopeds und bringen dadurch zumindest den nötigsten Grip auf den Asphalt. Das Ganze soll nicht abwertend herüberkommen. Ich persönlich ziehe den Hut vor Gruppen wie Sidebürns, die technisch schwer bestückt trotzdem versuchen die Welt zu retten. Die Grundlage dafür ist Bock auf ihre Musik – und die haben alle drei hörbar. Bei einer Einladung in den Proberaum würde ich niemals nein sagen. Solche Protagonisten haben das Herz am rechten Fleck und man dürfte mächtig viel Spaß bei einem Kasten Gerstensaft haben. Wenn dann eben nicht alle Stücke zünden, bleiben immerhin genug Momente, wo man mal den Kopf zum Bangen bewegen kann. Live dürfte die Kombination zudem besser funktionieren als auf dem silbernen bzw. schwarzen Teller, der unterm Laser/der Nadel gedreht wird.

Sidebürns – Too Loud
Fazit
Roll The Dark Street Rock von Sidebürn. Die Platte liegt auch nach fast einem halben Jahr schwer bei mir im Magen. Auf der einen Seite mag ich diesen unglaublichen Dreck, den Too Loud hochspült, auf der anderen Seite liegt auf der technischen Seite zu viel im Dunklen und man muss permanent im trüben Gewässer schürfen. Einfach drauf: Das ist das Motto und kann den einen oder anderen Genre Jünger begeistern. Im Grundsatz bleibt es bei einem Output, den man nach zwei bis drei Durchläufen getrost in die Ecke legen kann und wohl nie wieder zugreifen wird. Spaß ja, Klasse eher nein. Das bleibt als abschließendes Fazit über.

Anspieltipps: From Here On und Mr. Sidebürn
Rene W.
6.5
Leser Bewertung4 Bewertungen
9.2
6.5
Punkte