Six Feet Under – Nightmares Of The Decomposed

Chris Barnes klingt altersschwach und die Songs reißen es auch nicht raus – fast schon tragisch schwach das Album

Artist: Six Feet Under

Herkunft: USA

Album: Nightmares Of The Decomposed

Spiellänge: 43:31 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 02.10.2020

Label: Metal Blade Records

Links: https://www.facebook.com/sixfeetunder
https://sixfeetunder.bandcamp.com

Produktion: Chris Carroll, Criteria Studios in Miami, Florida; Mastering: Chaz Najjar, Badlands Recording

Bandmitglieder:

Gesang – Chris Barnes
Gitarre – Jack Owen
Gitarre – Ray Suhy
Bass – Jeff Hughell
Schlagzeug – Marco Pitruzzella

Tracklist:

1. Amputator
2. Zodiac
3. The Rotting
4. Death Will Follow
5. Migraine
6. The Noose
7. Blood Of The Zombie
8. Self Imposed Death Sentence
9. Dead Girls Don’t Scream
10. Drink Blood Get High
11. Labyrinth Of Insanity
12. Without Your Life

Offenbar hat es bei Six Feet Under wieder einmal einen Wechsel in der Zusammensetzung der Band gegeben: Neu an den Gitarren sind Ray Suhy und Jack Owen. Letzterer war in der Anfangszeit von Canibal Corpse zusammen mit Frontgrowler Chris Barnes aktiv und so war das neue Six Feet Under Album also so was wie eine Re-Union. Barnes lässt verlauten: „Nach 25 Jahren wieder mit meinem alten Bandkollegen Jack Owen zu arbeiten, war so etwas wie ein Nachhausekommen… in eine Bude voller Leichen. Jacks Schreibstil und Riffarbeit auf diesem Album haben mich zu einigen meiner bisher krankesten Texte inspiriert und mir auf der kreativen Ebene einen kräftigen Tritt verpasst.“

Vollmundige Worte. Und leider nur Blabla. Denn letztlich wäre es besser, wenn Nightmares Of The Decomposed das Licht der Welt nie zu sehen bekommen hätte. Oder wenn, dann mit einem anderen Sänger. Denn Chris Barnes verschandelt die ohnehin nicht so starken Songs auch noch mit seinen Vocals. Er klingt erschreckend schwachbrüstig und seine wohl als „sick“ gemeinten Screams erinnern an ein Schwein, das abgestochen wird – und das will nun mal keiner hören. Das zu schreiben, tut durchaus weh, wenn man vor Augen hat, wie der Mann mal machtvoll gedröhnt hat und das Wunderwerk Maximum Violence 1999 auf ein höheres Level grunzte. Aber das ist Jahre her und sind diese offenbar nicht spurlos an Mister Barnes vorbeigegangen.

Hier und da gibt es zwar auch Songs, wo der Gesang noch okay ist (wie zum Beispiel beim Stoner-Metaller Migraine), das ist aber die Ausnahme. Meistens fällt Barnes mit seiner schlechten Leistung unangenehm auf. So sind Amputator, Zodiac oder Noose eigentlich ordentliche Six Feet Under Songs, die zwar nicht wirklich inspiriert tönen, aber sich instrumental gut in den Kanon der Band einreihen ließen – wenn das Shouting nicht so mies wäre. So nervt Barnes beim reduziert groovigen Noose durch mehrfaches säuisches Quieken. Bei Amputator hechelt er der Geschwindigkeit seiner Mitmusiker hinterher und schwachbrüstelt dann mit letzter Luft den Chorus raus. Und bei Zodiac klingt er wie der alte Pederast von Family Guy, der versucht, so richtig böse zu klingen. Einfach nicht ernst zu nehmen.

Insgesamt sind die Songs leider auch nicht so, dass man denken könnte, mit einem anderen Shouter wären sie viel besser. Letztlich hat das Material eher die Klasse von der örtlichen Metal-Combo. Hier und da kommt dann ein überraschend überdurchschnittlich gutes Solo um die Ecke (Blood Of The Zombie oder Dead Girls Don’t Scream), das war es dann aber auch schon mit den musikalischen Höhepunkten. Und wäre das nicht genug, kann auch noch der Sound nicht überzeugen. Die Drums sind pappig, die Rhythmus-Gitarre hat zu wenig Wumms und Klangtiefe. Dadurch wirkt die Mucke wie in einer Garage aufgenommen – was definitiv nicht zu dieser Art von Musikstil passt.

Six Feet Under – Nightmares Of The Decomposed
Fazit
Nee, nee, nee. Dieses Album ist so schlecht wie dieses Jahr: Man hat sich drauf gefreut und dann ist es letztlich eine Enttäuschung. Bei solch einer schlechten Leistung würde man sich nicht wundern, wenn es das letzte musikalische Lebenszeichen von Chris Barnes und seinen Mitstreitern bleibt. Im Vergleich zu den Frühwerken Haunted, Warpath oder Maximum Violence ist Six Feet Under anno 2020 nur noch ein erschreckend schwacher Abklatsch. Barnes scheint ernsthafte Probleme mit seinen Stimmbändern zu haben und dazu keine inspirierten Musiker um sich herum, die ihm helfen, mit grandiosen Songs nicht ganz so schwachbrüstig dazustehen. Ein Album, das Fans wehtun wird.

Anspieltipps: Amputator, Blood Of The Zombie und Dead Girls Don't Scream
Tobias K.
4.5
Leser Bewertung5 Bewertungen
4.8
4.5
Punkte