Stahlzeit am 16.02.2024 im Rosenhof Osnabrück

Spektakuläre Show mit spektakulärem Ende

Event: Zeitlos Neu Tour

Band: Stahlzeit

Ort: Rosenhof Osnabrück

Datum: 16.02.2024

Zuschauer: 730

Genre: Neue Deutsche Härte

Link: www.stahlzeit.com

Heute geht es wieder einmal in den Rosenhof nach Osnabrück: Stahlzeit verkaufen den zweiten Abend in Folge die Location gnadenlos aus. Es ist die spektakulärste Rammstein-Tribute-Band. Zumindest steht das so am Nightliner und wir sind gespannt, was uns erwartet. Erfreulicherweise hat der Einlass schon begonnen. Da es keinen Fotograben aufgrund der Flammenshow gibt, sind wir früh vor Ort und sichern uns einen Platz auf der Empore. Dann heißt es warten und Menschen beobachten. Das Publikum ist gut gemischt, die Shirts variieren hauptsächlich zwischen Rammstein und Stahlzeit, von jung bis lange-schon-erwachsen ist alles vertreten. Von oben sieht man gut, dass hier zum Schutz einiges an Raum eingebüßt wurde. Zum einen braucht die Bühne durch die vorgebauten Pyroboxen etwas mehr Platz, zum anderen ist der Graben deutlich breiter. Angefangen haben sie bei Stahlzeit-Auftritten mal mit zwei Metern, inzwischen sind sie aufgrund der ausgebauten Showeinlagen bei dreieinhalb Metern und somit fehlen mindestens 4-5 Reihen Front of Stage oder ca. 120 Stehplätze. Um Punkt 20 Uhr wird es dunkel und mit einem lauten Knall, der mich ordentlich zusammenzucken lässt, startet die Show. Helfried Reißenweber kommt auf die Bühne und lässt keine Fragen offen, wen er verkörpert. Von Outfit über Schminke und Körperhaltung passt hier alles und aus seinem Mund strahlt die obligatorische Lampe. Ich bin begeistert, denn wer sich als Coverband verkauft, der muss auch abliefern und hier erkennt man auf Anhieb, wohin die Reise geht – perfekt! Nach dem Rammlied folgt Laichzeit und mein Hirn direkt: „Passt ja zum Publikum – wie die Sardinen in der Ölbüchse“.

Stahlzeit – 16.02.2024 – Rosenhof Osnabrück

Tanzen geht da unten kaum. Es ist echt gerappelt voll. Bei Waidmannsheil kommt die Crowd dann trotzdem in Fahrt und zum ersten Mal an diesem Abend bekommen wir die volle Dosis Feuer um die Ohren. Was soll ich sagen … Ich laufe jetzt unter dem Arbeitstitel „Grillhähnchen“. Krass, was für eine Hitze sich hier oben unter der Decke sammelt. Zum Glück ist für gute Belüftung gesorgt! Sehnsucht und Mein Teil stehen als Nächstes auf dem Programm. Natürlich muss bei diesen vielen Special-Effects öfter etwas Zeit überbrückt werden und das ist hier so geschickt eingebaut, dass es kaum auffällt. Die Musikerkollegen an den Instrumenten liefern ebenso gekonnt ihren Part ab wie Frontmann Heli. Manches Mal denke ich, dass sie ein bisschen durch den Platzmangel eingeschränkt sind. Zwar sitzt Flake-Double Mike Stangl im Kochtopf, aber er springt nicht brennend heraus, wie wir es online bei anderen Shows gesehen haben. Dass hier trotz des ausgedehnten Wahnsinns natürlich Safety-First gilt, macht das Ganze fast noch sympathischer. Nach Zick Zack kommt dann die erste Ansage des Abends mit einem Hinweis auf die 20-Jahre-Jubiläumstour im nächsten Jahr. Am 27. & 28.02.2025 werden sie erneut den Rosenhof zum Beben bringen und Tickets sollte man sich zügig organisieren, denn diese Sessions werden wohl wie immer ausverkauft werden. Wer mehr und vor allem Eigenes von den Jungs auf der Bühne sehen möchte, hat die Chance am 16.03.24 im Bastard Club Osnabrück, wo sie als Märzfeld ihre Alles Anders Tour performen.

Lügen und Deutschland werden abgefeiert und bei Benzin wird wieder ordentlich gezündelt mit Tanksäule und Flammenwerfer auf der Bühne. Beim finalen Knall fliegt mir fast vor Schreck das Handy von der Empore. Ich bin beeindruckt von den wirklich aufwendigen Showeinlagen, die wir hier geboten bekommen. Auch die Sprengweste, die bei Zerstören zum Einsatz kommt, ist nicht von schlechten Eltern. Gitarrist Matthias Sitzmann lässt sich bei seinem Solo nicht lang bitten und gibt noch eine Zugabe von seinem Können. Haifisch läuft an und wieder fällt mir auf, wie ruhig das Publikum ist. Es ist wohl einfach mega eng da unten. Was dann wiederum gut ist, als Flake-Mike in sein Schlauchboot klettert und souverän bis zur Theke durchgereicht wird – abstürzen geht hier nicht, dafür ist kein Platz. Mit einem 6er-Träger frisch gezapften Bieres im Schlepptau geht es zurück auf die Bühne, um Dicke Titten und Ohne Dich zu performen. Nach einem Keyboard-Zwischenpart erscheint Heli zu Rammstein in einem Feuermantel und bei Wollt Ihr Das Bett In Flammen Sehen werden wir das zweite Mal heute Abend ordentlich durchgegrillt. Der lautstarke Chorus des Publikums zu Mein Herz Brennt erscheint wie ein Dankeschön an die Band und das haben sie sich auch wirklich verdient. Doch damit sind wir noch lange nicht am Ende. Nach Sonne kommt bei Du Riechst So Gut der beeindruckende Feuerbogen zum Einsatz und man möchte das alles einfach festhalten, aber das ist bei dem ganzen Gewirbel gar nicht so leicht. So auch die Flammenwerfer, die sich der Frontmann und die beiden Gitarristen bei Feuer Frei vors Gesicht schnallen. Sie setzen mit jedem Song noch einen drauf. Dann ballert die Konfettibombe los und irgendwas Hartes knallt mir direkt aufs Schlüsselbein. Das wird ein nettes Andenken in Form eines Blutergusses, gut, dass es nicht ins Auge ging … Doch so ein bisschen Schnipsel und Luftschlangen ist noch lange nicht genug, weshalb nun das Publikum noch mal richtig mit weißem Konfetti vollgeschneit wird (davon werden die auch morgen zu Hause noch was wiederfinden). Nun erklärt sich auch, warum hinter der Theke die Regale mit Folie abgeklebt waren: Vorbereitung ist alles! Nach Zeit verlässt die Band die Bühne, um dann für die Zugaben zurückzukehren. Sie starten mit Ich Will und in den vorderen Reihen meint eine begeisterte junge Dame, ihr Getränk auf die Umstehenden schleudern zu müssen. Das ist immer so was, was ich nicht nachvollziehen kann. Ja, ich kann mich freuen. Ja, ich kann feiern und tanzen. Ja, ich kann total begeistert sein. Aber, warum zur Hölle, muss ich mein Getränk durch die Gegend schleudern??? Erstens sind die Getränke teuer. Zweitens kommt man kaum zu den Theken durch. Drittens will niemand dein Bier im Nacken. Viertens ist Alkoholverschwendung nicht zu entschuldigen und fünftens ist es einfach mega scheiße, denn wenn’s im Mischpult landet, ist der Abend gelaufen. Also: trinken statt dumm sein!!!

Stahlzeit – 16.02.2024 – Rosenhof Osnabrück

Nun kommt endlich Du Hast, ein Song von meinem Lieblingsalbum und wenn man Gänsehaut trotz Flammenwerfern hat, dann hat die Band wohl alles richtig gemacht. Auch Engel darf nicht fehlen und das Publikum singt wieder voller Inbrunst mit. Dann endet das Event genauso abrupt, wie es begonnen hat. Plötzlich wird es hell, die Türen gehen auf und wir stehen etwas verwirrt da und wundern uns. Der Schlagzeuger wohl auch, denn den haben sie irgendwie auf der Bühne vergessen. Zum Abschluss gibt es noch ein seltsames Sirenengejaule, das fast ein bisschen nervt. Ich finde es etwas schade, dass die sich nicht mal ordentlich verabschieden, aber okay. Wir überlegen noch, ob wir uns zum Merch durchschlagen wollen, als uns ein Sanitäter darauf aufmerksam macht, dass die Sirene keinesfalls ein Teil der Inszenierung ist, sondern Feueralarm und wir das Gebäude verlassen müssen. Zügig werden wir über den Notausgang hinausbefördert und warten dort auf die Feuerwehr. Jacken holen ist natürlich nicht drin, somit stehen wir da und harren der Dinge, die dort kommen. Panik bricht nicht aus und die Leute warten alle gut gelaunt vor dem Rosenhof. Die Räumung war vielleicht nicht die schnellste in der Geschichte, aber souverän und routiniert und man fühlte sich gut aufgehoben. Allerdings ist es wohl schon fast üblich, dass der Feuermelder auf dem Dachboden bei Stahlzeit ab und an mal eskaliert, schließlich ist das auch sein Job und der ganze Qualm und Rauch sammeln sich natürlich genau dort oben. Was am Vorabend noch gut funktioniert hat, reicht heute nicht aus. Aber da nur noch ein Song der Zugabe gefehlt hat, ist hier auch niemand genervt. Nach vielleicht einer halben Stunde ist die Feuerwehr durch und wir dürfen wieder rein. Wir gönnen uns noch ein Kaltgetränk und warten, ob sich der Sänger noch mal auf die Bühne begibt. Aber der Abbau hat schon begonnen und so schnappen wir schließlich unsere Jacken und machen uns auf den Heimweg. Eine spektakuläre Show mit einem spektakulären Ende. Was will man mehr!

Zu sagen bleibt mir: Als Herzeleid 1995 auf den Markt kam, war ich begeistert. Ich mochte Rammstein und auch das Folgealbum war voll meins. Wen ich auf den ersten Blick unsympathisch fand, war der Frontmann. In seinen Augen ist so ein Funke Wahnsinn, den ich nicht einordnen kann und der mir Unbehagen macht. Nun kann die Band nix dafür, dass ich mit Lindemann nicht klarkomme, aber live wollte ich sie irgendwie nie sehen. Dann wurden sie größer, teurer und wahnsinniger und die neueren Songs mochte ich nicht besonders. Warum ich mir dann Stahlzeit anschaue? Weil ich einfach mal sehen wollte, wie es ist, wenn mir der Sänger nicht gruselig ist. Natürlich ging mein erster Blick beim Start auf die Augen (dank sei dem großen Videobanner!). Und sie waren sympathisch! Ich war zufrieden und das Konzert? Es war grandios. Sehr nah an dem, was man aus diversen Rammstein-Videos kennt und die guten alten Songs habe ich ordentlich genossen und mich in meine Jugend zurückkatapultieren lassen. Die neueren Stücke gefielen mir hier auch besser als aus der Konserve und dann das Ganze für 41,90 Euro. Ich denke, das kann man nur empfehlen. Also: Wer Rammstein-Songs mag, bekommt hier (fast) alles, was er braucht. Nur halt ohne Rammstein, dafür mit ganz viel Stahlzeit und einer grandiosen Show. Sehr empfehlenswert!!!