Event: Mystery History – Heute Ist Ein Gutes Best Of 3/3 – JAK
Band: Donots
Vorband: Gringo Mayer & die Kegelband
Ort: Rosenhof Osnabrück
Datum: 29.12.2023
Zuschauer: 850
Genre: Punkrock
Link: www.donots.com
Unser letztes Konzert 2023 und was könnte es da Besseres geben, als eins der JAKs (Jahresabschlusskonzerte) der Donots zu besuchen? Die einst kleine Combo aus Ibbenbüren dürfte in den letzten 29 Jahren ziemlich vielen von euch begegnet sein, denn inzwischen sind sie eine der größten deutschen Punkrock-Bands. Auch in diesem Jahr gab es wieder zahllose Konzerte und Festivals, auf denen man ihre Vollgas-Shows sehen konnte, auch Wacken haben sie grandios abgerissen.
Und nun sind wir auf dem Weg in den Rosenhof. Das heutige Konzert ist das dritte in drei Tagen, das hier stattfindet und alle sind ausverkauft. Anfang Februar gab die Band bekannt, dass sie drei Mystery History Konzerte spielen wird. Tag eins: alles auf Englisch, Tag zwei: alles auf Deutsch, Tag drei: Best Of alles, Ort: Unbekannt. Hier zeigt sich, wie viel Vertrauen die Fans in ihre Band haben, denn innerhalb kurzer Zeit waren alle drei Tage ausverkauft, ohne zu wissen, wohin die Reise geht. Natürlich hat man im Hinterkopf gehofft, dass es der Rosenhof wird, denn die JAKs haben hier schon Tradition. Seit Jahren möchte ich dabei sein, hatte bereits zweimal Tickets und jedes Mal kam etwas dazwischen. Umso dankbarer bin ich, dass ich heute Abend berichten darf.
Schauen wir kurz auf die vergangenen zwei Tage: Am 27.12.23 waren Shitney Beers als Support angekündigt. Leider mussten sie den Auftritt wegen Krankheit canceln und Grillmaster Flash sprang solo ein. Wie immer bei Vorgruppen, scheiden sich die Geister und laut der vor Ort gewesenen Fans bestand der Auftritt ungefähr je zur Hälfte aus Gelaber und Gesang, Fazit: Entweder man liebt es oder man hasst es. Basser Purgen war leider ebenfalls krank und es wurde kurzerhand ein Genesungssong für ihn zusammengeschustert, was nicht so einfach war, denn am englischen Abend suchte man nun den passenden Reim auf „Sick“, ohne zu den „bösen Wörtern“ abzurutschen. Insgesamt war es wohl ruhiger als an den anderen Tagen und gefühlt nicht ganz so eng und schwitzig.
Der 28.12.23 startete mit der Vorband Syff. Gitarrenbackliner Michel war hier mit seiner Band auf der Bühne, und nachdem ich mir ein Stück auf YouTube von seinem Schaffen ansehe, bereue ich, an Tag zwei nicht dagewesen zu sein, denn der Hardcore-Punk wäre definitiv was für uns gewesen. Berichten zufolge war die Show mit Poolnudeln und Capri-Sonne sehr sehenswert. Außerdem gab es am Abend der deutschen Songs noch ein Knoblauchbattle zwischen Donots-Gitarrist Guido und einem Fan, die sich auf der Bühne eine komplette Knolle reinpfiffen und anschließend den Schweißgeruch der aufgeheizten Menge mit dem gewissen „Flair“ übertünchten. An Tag zwei wurde es wohl insgesamt etwas enger im Publikum und auch beim Moshpit wurde eine Schippe draufgepackt. Doch zurück ins Heute.
Als wir im strömenden Regen die Location erreichen, sind wir dankbar, dass die Tore schon geöffnet sind. Im Frontbereich der Garderobe hat Amnesty International einen Stand aufgebaut und verteilt vielseitiges Infomaterial. Wir stehen heute mal rechts vor der Bühne, da hier der Einlass für die Fotografen ist. Von oben zieht so sehr ein kalter Luftstrom rein, dass ich meinen Hoodie schnell wieder anziehe. Irgendwie sind wir dann doch viel zu früh, und die Wartezeit zieht sich wie Kaugummi. Um 20 Uhr startet Gringo Mayer mit seiner Kegelband. Der Name hatte mich schon Schlimmes befürchten lassen und leider ist es auch so. Sie spielen eine Art Mundart-Bluesrock mit gelegentlichen Salsa-Einflüssen. Ich verstehe kein Wort und mehr als ein leichtes Zucken im Fuß erreicht diese Art Musik bei mir nicht. Ein Blick in die fragenden Gesichter um mich rum bestätigt mir meinen Eindruck. Später erzählen die Donots voller Begeisterung von ihrer Entdeckung dieser außergewöhnlichen Band und ich vermute, dass sie etwas hören, was sich mir einfach nicht erschließt. Ich glaube, wenn sie in ihrer Heimat in einem Bierzelt vor Publikum spielen, das im besten Fall auch etwas versteht, klappt diese Art der Musik einfach besser. Gesagt sei aber unbedingt, dass die Band musikalisch wirklich einen ordentlichen Job macht und es mich begeistert, wie sehr sie ihre Performance fühlen. Man sieht ihnen an, dass sie wirklich völlig in ihrem Element sind. Schade nur, dass ich hinterher immer noch friere und leider überhaupt nicht aufgeheizt wurde.
Das wird sich um 21:03 Uhr schlagartig ändern. Aus den Boxen tönt Girls Just Wanna Have Fun, das Publikum stimmt begeistert ein und im nächsten Moment stürmen die Donots mit Auf Sie Mit Gebrüll die Bühne. Noch keine Minute Auftritt und die Hütte brennt. Mein Herz macht ein paar Saltos vor Freude. Ich würde die Jungs da oben am liebsten alle umarmen. Das hier ist so voller Kraft und Spaß und das nach zwei Tagen Vollgas immer noch. Tausend Dank! Es folgt ein Knaller auf den nächsten: Calling, Keiner Kommt Hier Lebend Raus, Hunde Los, Wretched Boy, Apokalypse Stehplatz Innenraum. Es ballert uns um die Ohren, lässt uns springen und tanzen. Die Euphorie ist bis in den letzten Winkel des Rosenhofs zu spüren. Und nicht nur vor und auf der Bühne steigt die Party, auch im Hintergrund sehe ich die Crew feiern und das zeigt eindeutig, wie eins hier alle miteinander sind.
Es geht weiter mit Hey Ralph, ein starker Song des letzten Albums, das es bei mir auch in die Top 5 Alben des Jahres geschafft hat. Das Review findet ihr hier. So viele starke Songs und auch live funktionieren sie einfach hervorragend. Ich Mach Nicht Mehr Mit und Dann Ohne Mich folgen. Die zwei Titel haben mich bei Erscheinen damals so abgeholt und liefen in Dauerschleife. Es tut gut, sie mal wieder so laut zu hören. Die „Nazis raus“-Rufe aus dem Publikum kommentiert Ingo mit einer kurzen Ansprache, die inhaltlich so wichtig und klug formuliert ist, dass ich schon wieder das Bedürfnis habe, mich zu bedanken. Wie gut, dass die Donots immer noch so sind, wie sie sind. Nach Junger Mann Zum Mitleiden Gesucht und Kaputt wird es ruhiger. Guido kommt allein mit der Akustikgitarre auf die Bühne. Er berichtet von einem Fan in der Menge. Es geht um Depressionen und dass diese Person es geschafft hat, trotz der inneren Dämonen heute Abend dabei zu sein. Und dass er diese Person gesehen hat und sich darüber freut. Dann folgt Augen Sehen und ich bin wirklich ergriffen. Vielleicht war das alles früher noch inniger, vielleicht gab es vor einigen Jahren die Band noch viel näher und die Fancrowd geschlossener. Aber trotz des Erfolges ist diese Band einfach da. Kommuniziert mit ihren Fans und hört mit offenen Ohren und sieht mit wachen Augen. Und das finde ich sehr eindrucksvoll. Wir verlassen unseren Platz vor der Bühne, um uns etwas zu trinken zu organisieren. Gar nicht so einfach, der Rosenhof ist wirklich gerappelt voll. Und hier ist das Einzige, was ich in dieser Location kritisieren möchte. So schön die Treppenstufen sind, denn dadurch kann man auch von weiter hinten etwas sehen, man hat bei ausverkauftem Haus einfach kaum eine Chance, zu den Theken oder Toiletten zu kommen. Vielleicht kann man irgendwo rechts von der Bühne ein kleines Stück Gang abtrennen, damit man zumindest eine Chance hat, aus der Menge rauszukommen.
Wir versuchen von der Empore einen Blick auf die Band zu erhaschen, aber auch hier ist kein Durchkommen. Ich trauere nun doch ein wenig meinem „gekühlten“ Stehplatz nach. Schließlich bleiben wir in der Nähe des Foyers und genießen von dort Kometen, Traurige Roboter, Wake The Dogs und etliche Songs mehr. Die Donots holen echt noch mal alles aus sich raus und selbst der gerade erst wieder gesunde Purgen ist voller Elan dabei. Stop The Clocks, Problem Kein Problem, What Ever Happens To The 80s und Hier Also Weg – ich weiß gar nicht, ob ich irgendeinen Song vermissen sollte, es ist so eine tolle, gut gemischte Setlist, dass kaum Wünsche offenbleiben dürften. Gegen 22:40 Uhr kommt ein Break. Als Zugaben hören wir Superhero, Scheissmatratze, Eine Letzte Letzte Runde, We’re Not Gonna Take It und und und. Irgendwann ist dann aber doch Schluss und mit Goodbye Routine spielen die Donots den letzten Titel dort, wo sie hingehören: mitten zwischen den Fans. Tag drei ist mit dem längsten Auftritt gesegnet und der ganze Wahnsinn findet hier einen gebührenden Abschluss.
Beim Sichten der Fotos springt es uns dann noch mal richtig entgegen: Aus jedem Gesicht auf und vor der Bühne strahlt pure Freude. Danke an die Donots für ein grandioses Musikjahr und dieses spektakuläre Finale.