Doro am 15.03.2024 im Hyde Park Osnabrück

Gute Laune im gerappelt vollem Hyde Park

Event: Conqueress – Forever Strong And Proud

Band: Doro

Vorband: Holy Mother

Ort: Hyde Park Osnabrück

Datum: 15.03.2024

Zuschauer: ca. 1.300

Genre: Heavy Metal, Hardrock

Link: www.doromusic.de

Heute dürfen wir mal wieder in den guten alten Hyde Park in Osnabrück. Doro Pesch ist auf Conqueress – Forever Strong And Proud-Tour zum gleichnamigen Album, das im Oktober 2023 das Licht der Welt erblickte. Um 19 Uhr ist Einlass und wir sind passend da, um noch einen der wenigen Parkplätze vor der Location zu ergattern. Aber da haben wir uns mächtig geschnitten: Es ist alles schon gerappelt voll, selbst die Nebenstraße müssen wir bis ans Ende durchfahren und haben dort das Glück, einen der letzten freien Plätze zu belegen. Ich bin erstaunt, wie viel Volk Doro nach all den Jahren immer noch in Bewegung bringt. Und irgendwie freut es mich auch für sie, denn wenn es jemand verdient hat, dann diese fleißige Musikerin. Vor Jahren war ich in der Halle Gartlage und man konnte das Publikum zählen. Trotzdem lieferte sie damals eine super Show ab, was mich sehr beeindruckte. Ich bin gespannt, was wir heute geboten bekommen.

Holy Mother, 15.03.2024, Hyde Park, Osnabrück

Der Abend beginnt mit Holy Mother, die um 20 Uhr die Bühne stürmen. Die Vorband aus New York gibt direkt Vollgas und sowohl der Basser als auch der blutjunge Gitarrist wirken wie aufgezogene Duracell-Hasen. Man kommt kaum hinterher, so springen sie, bangen ihre wallenden Haare und wirbeln über die Bühne. Auch Sänger Mike Tirelli ist von der ersten Minute an mega präsent.

Alle drei Front-Musiker agieren unentwegt mit dem Publikum und ziehen die Doro-Fans in ihren Bann. Der gute Heavy Metal Sound, gepaart mit dem Enthusiasmus der Band heizt gut ein und spätestens beim Cover von Dios Holy Diver haben sie gewonnen.

Holy Mother, 15.03.2024, Hyde Park, Osnabrück

Während ich noch beeindruckt der Stimme Tirellis lausche, quiekt und grunzt es neben mir plötzlich wie ein Wildschwein beim Liebesakt. Verwirrt drehe ich mich zu einer völlig verzückten Dame um, die gebannt auf die Bühne starrt. Ah, alles klar, Gitarrist Mickey Lyxx hat seinen Oberkörper frei gemacht. Ich muss zugeben, in Verbindung mit der unfassbaren Haarpracht schon ein netter Anblick, aber dass man deshalb solche Geräusche ausstößt – da war doch Alkohol im Spiel!

Doch zurück zur Show. Nach 45 Minuten solidem Ablieferns ist das Publikum gut eingeheizt und musikalisch haben mir Holy Mother richtig gut gefallen.

In der 30-minütigen Umbaupause schauen wir interessiert zu, wie die Bühnentechniker geduldig gefühlte 200 Kabel aufwickeln. Zu den Toiletten oder gar nach draußen kommt man jetzt so gut wie gar nicht mehr. Trotzdem schlage ich mich noch einmal durch die Menge, um einen Blick auf den Merchstand zu werfen. Es gibt eine gute Auswahl an Shirts, Kleinkram und gepresster Musik. Und den Hinweis, dass es keinen Merchverkauf nach dem Konzert geben wird. Da wird wohl so mancher hinterher ein langes Gesicht machen, denn eigentlich möchte man ja seine Schätze nicht beim Tanzen die ganze Zeit festhalten. Ich kämpfe mich zurück zum Fotograben und dann ist es 21:15 Uhr und die Band entert die Bühne.

Doro, 15.03.2024, Hyde Park, Osnabrück

Nach einer kurzen Showeinlage der drei Saiten-Musiker betritt die Metalqueen ihren heutigen Arbeitsplatz. Direkt beim Opener I Rule The Ruins wird klar, dass diese Frau eigentlich keine Einheizer braucht. Sie feuert unentwegt das Publikum an, fordert zum Mitmachen auf und wird lautstark belohnt. Als drittes Stück wird der Klassiker Burning The Witches angekündigt und die Beleuchtung wechselt auf ein sattes Rot. Und alle Gesichter der Fotografen im Graben zeigen den gleichen genervten Ausdruck … Wer nur drei Songs Zeit für schöne Bilder hat, möchte natürlich das Beste rausholen und das wird nun unnötig erschwert. Trotzdem kommt mein Kollege mit der Kamera kurz darauf sehr zufrieden zurück. Der Graben ist heute deutlich breiter als bei unserem letzten Besuch und hat entsprechend mehr Freiraum beim Arbeiten gelassen.

Doro ist inzwischen bei I Will Prevail vom neuen Album angelangt. Und auch wenn ich eigentlich aus alter Verbundenheit die Songs aus meiner Jugend feiern will, muss ich gestehen, dass die neuen mich ebenso mitziehen. Vielleicht ist es aber auch einfach das Charisma dieser Herzblut-Sängerin, die mit jeder Pore ausstrahlt, wie sehr ihr das, was sie da tut, Spaß macht. Sie lebt wirklich für ihre Musik und ihre Fans. Und sie erwähnt mit jedem zweiten Satz, wie dankbar sie ihren Anhängern ist und wie wichtig sie ihr sind. Auch die Bandkollegen stehen ihr in nichts nach. Sie wirken so zufrieden und glücklich, dass ihre gute Laune einfach auf jeden im Publikum überspringt.

Doro, 15.03.2024, Hyde Park, Osnabrück

Was mir außerdem immer wieder sehr ins Auge sticht, ist der superfreundliche Ordner vor uns im Graben, der seine Augen wirklich überall hat. Höflich hält er die Leute im Zaum und sorgt dafür, dass die Kinder gut sehen können und mit Getränken versorgt sind. Während des Auftritts geht er immer mal wieder beiseite, um bei Fotos nicht im Weg zu stehen und reicht unentwegt Wasser in die ersten Reihen. Hier hat jemand seinen Job verstanden und setzt ihn ganz hervorragend um!

Wir hören Earthshaker Rock, Time For Justice und Fire In The Sky. Doro performt gekonnt und zieht das Publikum mit. Ihr Leder-Outfit mit zig Glitzersteinen und Nieten ist ein Kunstwerk für sich. Und auch wenn ihre ganz eigene Art, ihre Ansagen zu machen, mich manchmal an den Sprecher eines Kirmeskarussells erinnert, lässt mich das eher schmunzeln, als dass es mich stört.

Bei Für Immer ist das Publikum dann richtig auf der Höhe und der Fan-Chor lässt mich nicht lange auf eine Gänsehaut warten. Nach diesem sentimentalen Schubser in meine Jugend kommen Raise Your Fist In The Air und Hellbound genau passend, um uns wieder in Schwung zu bringen. Mit Breaking The Law von Judas Priest nähern wir uns mit großen Schritten dem Ende des Konzertes. Um 23 Uhr ist hier heute Rocknacht und die Zeiger rücken unerbittlich vor. Es gibt noch den Klassiker All We Are und die Publikumswünsche Evil, All For Metal und Love Me In Black. Und dann ist ein wunderbarer Abend vorbei. Die Band wird noch einmal ordentlich gefeiert und wir begeben uns zum Ausgang. Die frische Luft tut unfassbar gut, drinnen konnte man sie schneiden und quasi nur noch in Blöcken einatmen. Auch der kurze Fußmarsch zum Auto ist nicht das Schlechteste, um sich nach der Enge wieder freier zu bewegen. Das war heute ein wirklich schönes Erlebnis mit guter Musik. Es gab jetzt nicht den großen Knaller oder die Mega-Überraschung, aber es war ein rundum solide abgeliefertes Konzert, das einfach Spaß gemacht hat. Die Vorband war ebenfalls eine gute Wahl, die man sich ruhig erneut geben kann.

Es folgen noch ein paar Konzerte und Festivalauftritte in diesem Jahr, also runter vom Sofa und rein in die Metal-Kutte.