To The Marrow – For Your Blinded Minds

“Qorn und Katharsis“

Artist: To The Marrow

Album: For Your Blinded Minds

Spiellänge: 34:18 Minuten

Genre: Death / Thrash Metal

Release: 16.05.2012

Label: Independent

Link: https://www.facebook.com/ToTheMarrow

Tracklist:

  1. Forced To Dwell In Ignorance
  2. A Shoreless Ocean
  3. Make My Day
  4. You Don´t Get The Point
  5. New Devotion
  6. Project: Perfect
  7. The Beat
  8. Egolution
  9. Always At Your Service
  10. To The Marrow
To_The_Marrow_Blinded_Cover

Was ist das Ergebnis, wenn man in Wacken einen freundlichen Menschen kennenlernt, der in einer Band spielt und ein Review im Tausch gegen die CD anfragt und auf dem gleichen Festival unser Sponsor Qorn Probeexemplare mitgibt, die aber nach Terpentin aussehen und deshalb „vorgekostet“ werden müssen, damit das Zielsubjekt ebenfalls von diesem grenzgenialen Getränk kostet? Richtig: Amnesie! Katharsis! So geschehen mit den deutschen To The Marrow auf der Seite der Band und mir auf der Seite des Empfängers. Ein Segen, dass Musik zeitlos ist und die Band sich selbst vertreibt, denn so kann der geneigte Hörer trotz einer Verspätung den Konsumgenuss nachholen, falls er sich von den folgenden Zeilen zu einem Kauf bewegen lässt. Was er tun sollte.

Nach einem mittlerweile schon in der Form häufiger gehörtem Intro (dreiviertel Takt, niedlich, fällt am Ende in sich zusammen), legt die Band mit 48 Sekunden Verspätung los, dafür aber dann richtig! Die ersten Sekunden erinnern mich direkt an The Black Daliah Murderer und nach diesem Lied habe ich die Gefühl, dass To The Marrow (deutlich) besser sein könnten als die genannten Kollegen; das Lied fetzt einfach und verzichtet, wie auch die restlichen Lieder auf diesem Machwerk, weitestgehend auf die Klischees wie Break Downs, liebevollen Klargesang (auch wenn es klaren Gesang auf der CD gibt, klingt er zum Glück nicht nach Großmutters Kaffeeklatschbesuch) oder sonstigen Schnickschnack, der mal lustig war, aber mittlerweile so ausgelutscht wie Satan ist und klingt dennoch modern.

Vor allem in You Don´t Get The Point beweist die Band eine immense Eigenständigkeit und Daseinsberechtigung: Hier werden einige instrumentale Parts dargeboten, die es wirklich in sich haben und in geradlinige Gesangspassagen übergehen. Vor allem die sehr, sehr gute Produktion zeigt hier ihre Stärken und gibt jedem Instrument den Raum, den es benötigt. Da frag ich mich nur, warum eine Band ohne Plattenvertrag das schafft, woran Bands mit dickem Vertrag scheitern…

Ein weiterer Pluspunkt ist die Tatsache, dass jedes Lied für sich steht (ohne dabei das Konzept eines Albums zu untergraben). Make My Day z.B. wartet zum Beispiel mit einem sehr eingängigen Refrain auf (beim ersten Mal hören hatte ich echt Angst, dass ab jetzt die Klischeekeule ausgepackt wird…zum Glück unbegründet), Project: Perfect fängt einen Tacken ruhiger an und bietet die gute, alte deutsche Sprache, die der Band übrigens sehr gut steht und vor allem gegen Ende mit sehr melodischem Gesang aufwartet, bevor mir bei The Beat Buchstaben aufgesagt werden (leider die einzige Stärke des Liedes), was dem kurzen Stück zumindest einem humorvollen Anfang beschert. Die Lieder am Ende der Platte kombinieren dann noch einmal aus den vorhergegangenen Stücken und reihen sich wunderbar ein, ohne aber eigene Impulse zu setzen.

Fazit: To The Marrow sind der Beweis, dass Modernes gut mit Altbewährtem kombinierbar ist und dass die Entwicklungen der letzten Jahre nicht kategorisch als schlecht abgestempelt werden können. Die CD leistet sich keine wirklichen Schnitzer und wirkt frisch und bietet sowohl gute Ideen als auch eine gute Umsetzung dieser. Death Metal-Fans, die Lust auf was Neues haben, werden hier ebenso gut bedient wie Metalcore-Fans, die Musik abseits der Fließbandveröffentlichungen suchen. Anspieltipp:A Shoreless Ocean, Project: Perfect
Gordon E.
8.5
8.5