Total Thrash - The Teutonic Story

Total Thrash – The Teutonic Story

Ein Denkmal für den Thrash Metal

Filmtitel: Total Thrash – The Teutonic Story

Sprachen: Deutsch

Untertitel: keine

Laufzeit: 107 Minuten

Genre: Dokumentation, Musikfilm

Release: 09.06.2022

Regie: Daniel Hofmann

Link: www.totalthrash.de

Produktion: Mindjazz Pictures

Schauspieler:

Kreator, Tankard, Destruction, Traitor, Sodom, Rezet, Hate Squad, Holy Moses, Spellbound, uvm.

Total Thrash - The Teutonic Story

Die Thrash-Metal-Dokumentation Total Thrash – The Teutonic Story tourt seit dem 9. Juni 2022 durch die deutschen Kinos. Der Film erfreut die Fans und hat sicherlich auch neugierige Zuschauer:innen für den Thrash Metal begeistert. Bei jeder Vorführung mit dabei: Regisseur Daniel Hofmann, der seinen Film vorstellt und im Anschluss für Fragen zur Verfügung steht. Bei Total Thrash fungiert Hofmann zudem als Kameramann und Produzent, im Übrigen ist er Chefredakteur beim Metal Striker Magazin.

Auf die Frage, warum er einen Film über den deutschen Thrash Metal machen wollte, zuckt Hofmann kurz mit den Schultern und sagt: „Weil es noch niemand gemacht hat und weil die deutsche Szene bei vergleichbaren Projekten immer zu kurz kam.“ Hofmann, der bei den Vorführungen selbstverständlich seine vollgepatchte Kutte trägt, ist Fan und das sieht man Total Thrash – The Teutonic Story in jeder Sekunde an.

Fans und Veteranen (Bands, Produktionsstudios, Eventagenturen) sind es auch, die den Großteil der in drei Abschnitten – Anfänge, Krise, Neubeginn – erzählten Dokumentation einnehmen. Hofmann ist für seinen Film quer durch Deutschland gereist und entwickelt die aus der Arbeiterklasse des Ruhrpotts erwachsene Genreevolution mit zahlreichen Interviews und ehrwürdig gealterten Liveaufnahmen. Das gibt einen sehr guten Einblick in die Anfänge der Szene in den frühen 80er-Jahren und den Aufstieg des Thrash Metals zum Phänomen.

Wie die Künstler:innen diese Zeit vor dem Internet mitunter selbstironisch kommentieren, ist nicht nur sehr sympathisch und lehrreich, sondern extrem unterhaltsam. Gleichzeitig zeichnet der Film das lebhafte Bild einer Jugendbewegung, die zwischen Rebellion und Hedonismus aus purer Lust zu den Instrumenten greift. Immer wieder heißt es: „Wir konnten nicht spielen, aber wir wollten spielen.“ Auffällig: Thrash war zumindest an den Instrumenten eine Männerdomäne.

Dass Sodom, Destruction, Kreator oder Tankard häufig zu Wort kommen, ist klar. Doch Total Thrash konzentriert sich nicht nur auf die (heute) großen Namen, sondern berücksichtigt eine umfangreiche Bandbreite an Bands. Freilich können nicht alle berücksichtigt sein. Ebenso geht Total Thrash jenseits von Zitaten der Interviewpartner:innen nicht auf Wegbereiter des Genres ein, es fehlen zudem Vergleiche zur US-Szene oder verwandten Spielrichtungen wie Speed und Black Metal. Was Thrash ausmacht, bleibt ebenfalls den im Film auftretenden Protagonisten überlassen: „Schnell, brutal, in die Fresse.“ Mit viel Bier.

Spannend ist der Blick in die Thrash Metal Szene der ehemaligen DDR, wo die Liebe zu dieser Musik nicht nur Lebensstil, sondern lebensvereinnahmend war. Fans zahlten horrende Preise für geschmuggelte Alben, die Oma im Westen musste Thrash Metal Nachschub liefern, Tape Trading wurde zur Ersatzwährung. Über diesen Abschnitt der deutschen Geschichte hätten wir im Film gerne mehr erfahren. Auch der Niedergang des Thrash Metal in den 90er-Jahren (seid stark, Nirvana-Fans) und seine Wiederauferstehung zeigt der Film vergleichsweise knapp; es entsteht eine gefühlte Leerstelle.

Den positiven Gesamteindruck schmälert das jedoch nicht. Die Macher verdienen Lob und Dank für diesen Film, dessen Finanzierung erst durch eine Crowdfunding-Kampagne gesichert werden konnte. Denn die staatliche Kulturförderung lehnte eine Unterstützung von Total Thrash – natürlich – wiederholt ab. Daher: Zahlt für den Film und kauft Total Thrash Merch.

Am Ende des Films schließt sich der Kreis auf angenehm-ironische Weise: Der heute vermutlich musikalisch tendenziell gut ausgebildete Thrash-Nachwuchs besinnt sich auf einen Stil, der einst aus der Begeisterung von Fans geboren wurde, die einfach mal gemacht haben.

Total Thrash - The Teutonic Story
Total Thrash – The Teutonic Story
Fazit
Total Thrash - The Teutonic Story veranschaulicht glaubhaft die Geschichte und vor allem die Faszination für den (deutschen) Thrash Metal. Zu diesem Zeitpunkt ist Daniel Hofmanns Dokumentation ein beispielloses Zeitdokument, das sich nicht nur an Metal-Fans richtet, sondern allen Personen etwas bietet, die sich nur ansatzweise für Szenemusik interessieren.
Christian D.
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