Trollfest – Flamingo Overlord

Norwegische Spaßmacher in neuem Gewand

Artist: Trollfest

Herkunft: Oslo, Norwegen

Album: Flamingo Overlord

Spiellänge: 42:04 Minuten

Genre: Folk Metal

Release: 27.05.2022

Label: Napalm Records

Link: https://www.trollfest.com/

Besetzung:

Bouzouki – TrollBANK
Bass – Lodd Bolt
Gitarre – Mr.Seidel
Gitarre –  Fabio Grimdrap Glutenfri Fleskeng
Gesang –  Trollmannen
Keyboard/ Akkorderon – Fjernkontrollet
Schlagzeug – Kjellkjé Chinnetfür Björnênēszkūtt
Saxophon – Drekka Dag

Tracklist:

1. Dance Like A Pink Flamingo
2. All Drinks On Me
3. Flamongous
4. Twenty Miles An Hour
5. The Flamingorilla
6. Flamingo Libre
7. Piña Colada
8. Rule The Country
9. The Way You Earn Your Drinks
10. Overlords Have Feelings
11. Bob Venke

Die Auszeit von Festivals und Konzerten haben die norwegischen Spaßmacher von Trollfest gut genutzt, um uns bereits ihren neunten Langspieler in 18 Jahren Bandgeschichte zu präsentieren. Nur knapp drei Jahre nach seinem Vorgänger Norwegian Fairytales serviert uns das Oktett um Sänger Trollmannen mit Flamingo Overlord wieder Lacher und gute Laune ohne Ende. Wer ernste Töne und eine seriöse Bühnenpräsenz sehen möchte, ist hier an der falschen Adresse, denn diese Norweger haben ihre eigene Art gefunden, mit den langen Wintern im hohen Norden umzugehen – sei es als Forscher, Prinzessinnen oder eben jetzt als Flamingos!

Mit ihrer witzigen Art reißen sie oft jeden noch so schlecht gelaunten Zuschauer ihrer Konzerte mit, und so wundert es nicht, dass sie mit dem Opener Dance Like A Pink Flamigo versucht haben, die Vertreter Norwegens beim Eurovision Songcontest zu werden. Die Nummer ist einfach durch und durch fröhlich, hat eine unterschwellige Härte und macht Lust, sich zu bewegen – sogar oder vielleicht besonders, wenn Sänger Trollmannen seinen typischen abgehackten Schreigesang loslässt.
Für All Drinks On Me hat sich die Band mit Jonne Järvelä von Korpiklaani die wohl professionellste Verstärkung geholt, wenn es darum geht, Lieder über das Feiern und Alkohol zu schreiben. Auch hier fällt es mir schwer, auf meinem Stuhl sitzenzubleiben. Flamongous klingt dazu schon wieder deutlich mehr nach Trollfest, auch wenn hier der neuen Linie treu geblieben wird und ein klarer Rhythmus zum Bewegen animiert.
Der vierte Song Twenty Miles An Hour überzeugt mich musikalisch eher weniger, jedoch sollte man sich das dazugehörige Video ansehen. Eine Situation, die uns alle schon aufgeregt so witzig verpackt, dass man nur noch lachen kann. The Flamingorilla ist zum Glück wieder ganz Trollfest, lässt seltsame Experimente weg und überzeugt den Hörer davon, dass die acht Osloer trotz allem Spaß und Ulk noch eine Metalband sind.
Sehr tanzbar und wieder nicht nach meinem Gusto zeigt sich Flamingo Libre, welcher zum Glück von Pina Colada abgelöst wird, eine nette kleine Hommage an den Cocktail, der für mich nach Sommer schmeckt. Ein schneller Beat zu ein wenig gutturalem Gesang – so klingt Festival für mich! Der Song lässt mich davon träumen, seinen Namensvetter in der Hand Festivals genießen zu dürfen.
Rule The Country hat eine leicht düstere und schwere Note durch den sehr dominanten Chor, was aber auch nicht über den Spaßfaktor der Band hinwegtäuschen kann. The Way You Earn Drinks ist wieder von der nötigen Härte, die einigen Liedern dieses Albums fehlt, was ihn natürlich weniger feierbar macht, aber eben der Art der Band treuer bleibt. Eine oft schwierige Balance für Musiker, besonders wenn sie in so kurzer Zeit derart viel Musik produzieren. In eine ähnliche Kerbe wie sein Vorgänger schlägt auch Overlords Have Feelings. Etwas weniger Unterhaltung, aber dafür mehr Härte in den Instrumenten und im Gesang. Für den alten Fan genau das, worin man sich bei dieser Chaostruppe verliebt hat, für den Neuhörer schwer nachzuvollziehen. Mit Bob Venke endet dieses Album. Eine sehr düstere Stimmung für ein Lied über einen Flamingo Overlord erfüllt den Raum und könnte einen fast schon melancholisch werden lassen, würde man nicht an das pinke Comicartwork dieses Albums denken müssen. Ein interessanter Schluss für dieses Album, der alle kreative Energie gebündelt hat, die vorher keinen Platz fand.

Trollfest – Flamingo Overlord
Fazit
Als langjähriger Fan möchte ich dem Album am liebsten 10/10 Punkten geben, aber bei realistischer Betrachtung muss ich doch einige abziehen. Funktioniert das Album als Gesamtbild? Für mich eher mäßig gut, denn die Wechsel zwischen den einzelnen Tracks sind sehr extrem und zu schnell. Macht das Album Spaß beim Hören? Absolut. Einige dieser Lieder werden definitiv in meine Dauerbrennerplaylist wandern und die meisten Tracks mich auf jeden Fall begleiten. Ist es noch Trollfest? Auch hier ein klares Ja von mir. Die Jungs haben sich nie besonders ernst genommen und für sich den Begriff des True Norwegian Balkan Metal erfunden und klar zu zeigen, dass Metal und Norwegen nicht nur mit Corpsepaint funktioniert. Und damit auch meine letzte Frage: Ist es noch Metal? Auch hier würde ich tatsächlich noch zu ja tendieren, auch wenn dieses Album das wohl poppigste ist, welches von Trollfest bisher erschienen ist. Darum möchte ich unterm Strich dem Album gute sieben Punkte geben. Es macht Spaß und gute Laune, macht Lust auf Party und Festivals und kann vielleicht den einen oder anderen Nichtmetaller von einigen Tracks überzeugen. 

Anspieltipps: Twenty Miles An Hour, Bob Venke und Pina Colada
Shoshannah S.
7
Leser Bewertung0 Bewertungen
0
7
Punkte