Vainstream Rockfest am 05.07.2014 in Münster

“Rock meets Metalcore“

Festivalname: Vainstream Rockfest

Bands: Dropkick Murphys, Heaven Shall Burn, Bury Tomorrow, Emmure, Sepultura, Bring Me The Horizon, Stick To Your Guns, Comeback Kid, Desolated, Ays, Thy Art Is Murder, Hundredth, Walls Of Jericho, Annisokay, Blessthefall, Of Mice And Men, Architects, Silverstein, K.I.Z., Hatebreed, 257ers, 7 Seconds, Smoke Blow, Bombus, Trash Talk, Kadavar, The Black Dahlia Murder

Ort:
Am Hawerkamp, Münster

Datum: 04.07.2014 – 06.07.2014

Kosten: 55,90 € VVK (inkl. ÖPNV & Gebühren zzgl. Versand)

Besucher: ca. 12.000

Veranstalter: Kingstar GmbH (http://www.kingstar-music.com/)

Link: http://www.vainstream.com/index.php

 

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Wir schreiben Samstag, den 05.07.2014, gefühlt mitten in der Nacht. Nun gut, wenn man es gewohnt ist, am Wochenende länger zu schlafen, fällt es einem doch sehr schwer, morgens um 07:30 Uhr aufzustehen. Aber hey, heute soll es auf das Vainstream in Münster gehen! Nach Komplettierung der Autovollbesetzung geht es für uns aus der Nähe von Düsseldorf los in das knapp 140 Kilometer entfernte Münster – die Stadt der Studenten und Radfahrer.

Da bereits um 10:30 Uhr die erste Band spielt, die wir unbedingt sehen wollen und wir durch (von der Bahn verursachte) Probleme später als geplant loskommen, gehen wir davon aus, dass wir den Auftritt der Engländer Bury Tomorrow verpassen werden. Schließlich müssen wir noch einen Parkplatz suchen und unsere Festivalbändchen abholen. Und das dauert ja bekanntlich immer eine ganze Weile.

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Wertmarkenstand

An der uns vom Navi empfohlenen Abfahrt geht für uns der Großteil der Hinfahrt vorüber, jedoch sind wir sehr überrascht, dass wir keinen einzigen Hinweis auf das Vainstream Rockfestival sehen. Normalerweise finden sich bei solch großen Veranstaltungen zumindest immer an den größeren Kreuzungen Routenempfehlungen in Form von Schildern oder Tafeln. Aber nein, nix da. So folgen wir einfach einmal dem Vordermann, der – wie die Heckaufkleber vermuten lassen – auch in Richtung Vainstream unterwegs ist. Trotz fehlender Routentipps, ist doch sehr schnell ausgemacht, wo heute der Bär steppt. Die Leute strömen wie Ameisen zum Festival und wir haben auch recht schnell einen Parkplatz in Bahnhofsnähe gefunden, sodass wir die Beine in die Hand nehmen und uns den ganzen Menschen anschließen. Am Gelände angekommen, geht alles ungewohnt schnell. Die Bandausgabe ist gut durchstrukturiert und läuft routiniert und zügig. Zum ersten Mal bekomme ich ein Festivalbändchen, das breiter ist als normal und aus einer Art Kunstgewebe besteht, welches mit Hitze zusammenschmilzt. Und das ist auch die Befestigungsart: Zusammenschweißen. Interessant, wenn man sonst nur die üblichen Teile mit Metallverschluss kennt.

Und weiter geht’s, schließlich wollen wir ja Bands sehen. Direkt hinter dem Eingang sehen wir eine Bude, an der man Getränkemarken kaufen kann. Wir beschließen jedoch erst einmal zur Desperados Stage zu gehen, da durch die Blitz-Abwicklung am Einlass doch klar geworden ist, dass wir Bury Tomorrow wohl nicht verpassen werden. Zur frühen Stunde ist es zwar schon gut gefüllt auf dem Vainstream, jedoch hat man immer noch genug Platz sich zu bewegen und so nutzen wir vor dem Auftritt des Quintetts noch einmal die Dixi-Toiletten, die zu diesem Zeitpunkt noch sehr sauber sind und holen uns Getränkemarken und Getränke. Die Preise sind z.B. mit 2,50 € für einen halben Liter Wasser oder 0,3 Liter Cola oder Bier doch sehr human.

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Bury Tomorrow

Auf geht’s zum ersten Akt. Bury Tomorrow spielen leider nur eine halbe Stunden, schaffen in dieser Zeit aber ganze sechs Songs – u.a. die Publikumslieblinge An Honorable Reign, Code Of Glory, Royal Blood und Lionheart. Während die ersten Stücke der Melodic Metalcore-Band noch recht unspektakulär sind, wird beim dritten Song schon zum Springen aufgefordert, vor dem vierten Stück kommt die Aufforderung, über die Absperrung zur Bühne zu kommen, was sich einige nicht entgehen lassen. Aber anscheinend war das alles schon ein wenig zu viel des Ganzen, denn bei Royal Blood kommt es zu Bassaussetzern und auch die Crowdsurfer scheinen Überhand zu nehmen. Der letzte Song (Lionheart) ist dann geprägt von Gesangsaussetzern beim Klargesang durch Jason Cameron. Anscheinend – zumindest macht es seine Gestik so deutlich – hat er aufgrund einer Erkältung solche Probleme. Schade eigentlich, aber da steckt man auch nicht drin.

Und es bleibt Core-lastig. Mit Blessthefall aus den Staaten geht es auf der EMP Stage weiter. Ich kannte die Band bisher nur vom Namen und bin doch überrascht, dass das Gespielte durchaus gut hörbar ist. Nach einem weiteren halbstündigen Auftritt, den wir etwas früher verlassen, da der Hunger ruft, geht es mit Stick To Your Guns auf der Desperados Stage weiter. Die Jungs aus Kalifornien spielen Hardcore. Da das nicht so ganz unserem Geschmack entspricht, erfreuen wir uns lieber den „anderen Leckereien“ auf dem Vainstream Festival. Netter Weise haben wir nämlich direkt zu Beginn von den sogenannten „Falafisten“ einen Gutschein für eine Linsensuppe (beim Kauf einer Falafel) erhalten. Auch wenn vegetarisches Essen nicht immer ganz oben auf unserem Speiseplan steht, wollen wir doch einmal ausprobieren, was die Falafisten so zu bieten haben. Leider fehlt am frühen Mittag noch das Brot, sodass wir schon mal (bevor wir überhaupt gezahlt haben) unsere Linsensuppe bekommen und dann erst nach kurzer Wartezeit die Falafel. Geschmacklich auf jeden Fall interessant. Aber genau das trifft auch auf viele Essenstände auf dem Vainstream zu. Es fällt auf, dass viel auf „Öko“ gesetzt wird, sodass man neben vegetarischen Falafeln Stände findet, an denen man selbstgemachte vegane Mayonnaise oder Obst kaufen kann. Oder auch schön: Der Stand von Lemonaid, an dem man seine Limonade noch selbst machen kann. Klar, die Zutaten kauft man zwar, doch den Rest macht man dann selbst – vom Pressen bis zum Mixen. Da weiß man noch, was man da vor sich hat.

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Of Mice And Men

Zu einem der Publikumslieblinge – die (ebenfalls) Kalifornier von Of Mice and Men, die sich dem Metalcore verschrieben haben, müssen wir aber wieder vor die Bühne. Vor der EMP Stage ist es gut gefüllt und die Menge tobt und feiert ihre Lieblinge.

Da wir sehr früh aufgestanden sind und wir keine großen Fans der folgenden Bands sind, beschließen wir, Comeback Kid (Punk aus Kanada), Architects (Metalcore/Post Hardcore aus England) und Emmure (Metalcore aus den USA) von fern zu hören/sehen und uns noch das ein oder andere Käffchen zu gönnen. Das erweist sich als sehr gute Entscheidung, da sich genau in dieser Zeit, in der wir schön geschützt Koffein tanken, ein ordentlicher Regenschauer ergießt.

Um Silverstein (Post Hardcore aus Kanada) zu sehen, geht es für uns dann wieder vor die EMP Stage. Da wir schnell da sind (die Laufwege sind angenehm kurz), bekommen wir noch die letzten Töne von Emmure mit, die eine wirklich super Show abgeliefert haben, was vom Publikum entsprechend gewürdigt wird. Was die Kanadier da liefern ist – zugegebenermaßen – nicht wirklich mein Fall. Ich habe das Quintett auch immer geflissentlich aus meiner Musiksammlung rausgehalten, da mir ihr Post Hardcore, der mir schon von Anfang an zu „Emo“ war, nicht so wirklich gefällt. Aber zum Glück scheine ich mit meiner Meinung relativ allein dazustehen, da das – vor allem junge und weibliche – Publikum genau auf die Musik von Silverstein anspringt. Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden, denn Silverstein haben definitiv eine gute Show abgeliefert.

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Silverstein

Es folgt ein Thrash Metal-Urgestein. Auf der Bühne nebenan sollen nun Sepultura auftreten. Da EMP Stage und Desperados Stage nebeneinanderstehen, hat man zum Glück keine weiten Laufwege und kann auch trotz fehlender Pausen alles sehen, was man möchte. Wie vielleicht schon erwähnt, ist das Publikum recht jung (Durchschnittsalter von vielleicht 18 Jahren) und so sind Sepultura in dem recht Metalcore-lastigen Tagesprogramm doch ein wenig fehl am Platze. Sie sind zwar wie immer sehr professionell und rocken die Bühne, doch kann kaum einer etwas mit ihrer Musik anfangen. Sehr schade.

Was dann kommt ist für uns wohl das Unpassendste des ganzen Tages: Auf der EMP Stage spielen K.I.Z.. Wem das nichts sagen sollte: Hierbei handelt es sich um deutschen Hip Hop. Genau wie schon bei Sepultura passt das recht schlecht in das Genrebild dieses fünften Julis. Auch die Musikwütigen vor Ort sind größtenteils nicht erfreut und bekunden ihren Unmut mit Buh-Rufen und Zeigen des Mittelfingers. Zwar schade für K.I.Z., jedoch irgendwie verständlich, schließlich hat das Vainstream den Beinamen „ROCKfest“.

Lemonaid Stand - Vainstream 2014
Lemonaid Stand

Wir belassen es dabei, dass deutscher Hip Hop nicht wirklich unser Geschmack ist und begeben uns zum Getränkeholen und Rumschlendern. Inzwischen fällt auf, dass ein Becherpfand wohl eine gute Idee gewesen wäre, da der Boden quasi übersät ist mit leeren Plastikbechern und man keinen Meter gehen kann ohne auf diese auszurutschen. Diese unheimliche Plastikverschwendung passt irgendwie nicht zum restlichen Bild des Festivals, das sonst so ökologisch korrekt (nicht böse gemein 😉 ) ist. Beim weiteren Rumschlendern entdecken wir den Stand des skate-aid e.V.. Und wir sind begeistert: Nicht nur die Preise für Kleidung und Accessoires rocken, nein, auch das, was hinter dem Ganzen steht, ist klasse. Der skate-aid e.V. fördert nämlich Kinder- und Jugendprojekte in Krisengebieten und sozialen Brennpunkten. Und da Skateboarding weder Grenzen noch Krieg kennt, gehen die Erlöse, die am heutigen Tag eingenommen werden, in ebendiese Projekte. Eine tolle Sache, über die ihr hier (http://www.skate-aid.org/) mehr erfahrt.

Zu Bring Me The Horizon geht es für uns dann wieder geschwind vor die Bühne. Die Metalcoreler aus England haben vom Vainstream eine Dreiviertelstunde Spielzeit zugesprochen bekommen, die sie auch voll nutzen. Ich sehe die Jungs zum ersten Mal live und bin überzeugt, dass es sich nicht um das letzte Mal handeln wird, da der Auftritt einfach genial ist. Auch die Songauswahl macht einfach nur Spaß und lässt das Publikum toben. Die darauffolgenden Hatebreed können die von Bring Me The Horizon entfachte Stimmung leider nicht aufrechterhalten. Irgendwie scheint es soundtechnisch nicht wirklich rundzulaufen.

Für mich folgt nun der zweite Höhepunkt des Tages: Heaven Shall Burn. Die Thüringer beginnen ihr fünfundfünfzigminütiges Set ein wenig verspätet, sodass im Publikum ein „Heaven Shall Burn“-Chorgesang ausbricht. Zum Glück geht es dann recht zügig los und HSB bieten neben Songs wie Hunters Will Be Hunted und Voice Of The Voiceless weitere Knaller wie Black Tears oder Endzeit. Dabei fackeln sie ein so großes Repertoire an Pyrotechnik ab, dass man glatt glauben könnte, hier den Hauptact des heutigen Tages vor sich zu haben.

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Dropkick Murphys

Aber weit geirrt. Es folgen ja noch die US-Amerikaner Dropkick Murphys. Hier muss ich gestehen, dass ich erst überlegt hatte, direkt nach Heaven Shall Burn wieder den Weg nach Hause anzutreten und nur mit ein wenig Überzeugungskraft entschieden habe, mir die Folk Punk-Band doch wenigstens noch kurz anzusehen. Aus „kurz“ wurde dann fast der komplette Auftritt. Ich kenne zwar nur relativ wenige Songs der Dropkick Murphys, aber dennoch ist die Stimmung unglaublich ausgelassen – die Menschen tanzen und singen mit. So etwas hätte ich wirklich nicht erwartet. Und ich hatte mich noch gefragt, wieso man nach diesem Tag voller Metalcore eine Folk Punk-Band als Headliner setzt. Die Antwort ist eindeutig: Um den Leuten noch einmal eine Menge guter Laune mit auf den Weg zu geben.

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Dropkick Murphys

Wie schon erwähnt, sehen wir uns nicht den ganzen Auftritt an, sondern gehen kurz vor Ende in Richtung Auto, um den von uns befürchteten Menschenströmen zu entgehen.

Resümiert muss ich zugeben, dass das 2006 gegründete Festival wirklich lohnenswert war. Die Leute waren gut drauf, die Getränke waren günstig, das Essen war interessant, die Organisation war grundsätzlich auch gut durchdacht. Im nächsten Jahr sollte vielleicht ein wenig mehr Abwechslung in die Genres der spielenden Bands gebracht werden und mehr Klopapier vorhanden sein (die Beschwerde habe ich tatsächlich mehrmals an diesem Tag gehört). Auch eine Beschilderung ab der Autobahn wäre empfehlenswert genau wie die Einführung eines Becherpfands, damit keine mehrere Zentimeter hohe Becherschicht entsteht und ganz wichtig: Etwas mehr Sitzmöglichkeiten.