Vögel Die Erde Essen: geben Bandauflösung bekannt

Berliner Band mit merkwürdigstem Namen aller Zeiten ist Geschichte

Vögel Die Erde Essen haben seit der Bandgründung im Jahr 2013 nicht nur durch ihren rätselhaften Namen, sondern auch durch ihre abstruse Mischung aus Punkrock, Krautrock, Black Metal und R ’n‘ B auf sich aufmerksam gemacht. In der minimalistischen Besetzung von Bass, Gitarre und Drums plus mehrstimmigem Gesang haben die drei Berliner Moritz Bossmann, Jan Preissler und Oli Friedrich bisher eine EP und zwei Alben veröffentlicht und den deutschsprachigen Raum auf ausgedehnten Livetouren unter anderem als Support für die Beatsteaks und Turbostaat beackert.

Nun ist die Band mit dem merkwürdigsten Namen aller Zeiten Geschichte. Wie die Band in einem Facebook-Post bekannt gibt, war es kompliziert, mit persönlichen Differenzen und unterschiedlichen Vorstellungen, doch lest selber, was die Jungs zum Abschied zu sagen haben:

„Liebe Leute,

es ist endlos traurig, aber wir müssen euch leider verkünden, dass unsere große Liebe, die Band Vögel Die Erde Essen, die wir in den letzten sieben Jahren mit viel Freude und Herzblut betrieben haben, nicht mehr existiert. Es ist immer noch surreal, sich vorzustellen, dass diese Verbindung nicht mehr da ist, aber es ist so.
Als wir 2013 diese Band gegründet haben, schwebte uns nur eins vor, und das war Energie. Zwischen uns drei Musikern entstand beim Spielen etwas, das uns begeistert hat. Es war fremd, extrem und und wir hatten einen riesigen Spaß dabei.

Dann haben wir an einem Wochenende unsere erste EP aufgenommen. Ein paar Songs, nicht wirklich gut geprobt, aber getragen von genau dieser Energie, die unsere Keimzelle war.

Daraus ist über die Jahre eine wirklich aufregende musikalische Reise entstanden. Wir sind von Anfang an gute Freunde gewesen, aber dieser Weg hat uns noch mal auf eine besondere Art zusammengeschweißt. Da sind die zahllosen Konzerte, die wir gespielt haben; sei es unser Record Release Konzert 2019 in Berlin, oder als wir vor fünf Leuten zum ersten Mal in Hamburg gespielt haben, einen Tag bevor der Club abgerissen wurde. Sei es unser Konzert auf einem Leipziger Wagenplatz, wo es außer Kerzen kein Licht gab und wir am Ende der Show mit dem Publikum „Quit Playing Games With My Heart“ gesungen haben oder die beschissene Show in Zürich, wo es nach 1000 km Anreise nicht mal ein Abendessen gab. Oder die vielen Freunde, die wir auf unseren Konzerten überall kennenlernen durften, die uns bei sich pennen ließen oder die uns angeschrieben haben. Leute, die einfach mochten, was wir taten und zu denen wir über die Jahre eine enge Beziehung aufgebaut haben. Diese Leute gab es überall, in Karlsruhe, in Graz, in Leipzig, in Isny im Allgäu, in Freiburg, in Wien, in der Schweiz, in Bremen, in Chemnitz… Wir sind auf diesem Weg so vielen Bands begegnet, die uns beeinflusst haben, die Freunde geworden sind, oder mit denen wir einfach einen schönen Abend hatten. Die wundervollen Tarentatec, Jacuzi´s Attemt, SAFI, Beatsteaks, Repetitor, The Hirsch Effekt, Turbostaat, Paan, Zinnschauer, Die Algen, Shaban feat. Käptn Peng, Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen. Die Liste ist unvollständig, aber unser Dank an euch ist endlos. Ihr habt uns echt was gegeben.

Vielleicht das Beglückendste an Vögel Die Erde Essen war, dass wir uns nie Gedanken darüber gemacht haben, ob wir für unsere Musik möglichst viel Anerkennung bekommen, oder ob wir nicht besser etwas tun sollten, wofür es mehr Anerkennung gibt. Die Freiheit, heute eine Noise-Rock Platte aufzunehmen, morgen mit dem bildenden Künstler Moritz Götze eine Vertonung für den mittelalterlichen Text „Lass Rauschen“ zu machen ist unbezahlbar, weil die schöne Zeit unbezahlbar ist. Mit unserem Freund Robert Gwisdek haben wir ein Video zu „Schneckendasein“ gedreht, mit Benjamin Lemur haben wir eine Punk-Rock-Version seines Songs „MMV“ gemacht, nur um einige Zeit später auf einer Theaterbühne aufzuwachen, wo wir für Flo Hertweck die Musik zu seinem Stück „Hool“ geschrieben haben. Diese künstlerischen Begegnungen waren so wertvoll für uns, sie haben uns gepusht und uns getragen. Und falls es einer ablebenden Band zusteht, noch irgendwelche schlauen Ratschläge an Bands zu verteilen, die noch kommen werden, dann ist es das: Ihr braucht nur einer Sache zu folgen, nämlich eurer Lust und dem musikalischen Impuls. Alles andere ist gut gemeint, hat aber nichts mit eurer Musik zu tun.

Vielleicht fragt ihr euch, warum wir diesen Schritt gegangen sind. Die Gründe sind leider kompliziert und es war ein langer Weg, bis wir hier angekommen sind. Es hat zwischen uns persönliche Differenzen gegeben und unterschiedliche Vorstellungen, wie wir diese Band voranbringen wollen. Wir haben probiert, das als Freunde zu überbrücken, aber ab einem bestimmten Punkt ließ sich das nicht mehr auflösen. Es ist am Ende vielleicht nicht so entscheidend, wer was gesagt hat oder wer zuerst gegangen ist. Die traurige Tatsache ist, dass wir es nicht geschafft haben, diese Band weiterzuführen und das geht auf unsere Kappe.

Es ist komisch, in diesen Zeiten ohne einen richtigen Abschied abzutreten. Ein tolles rituelles Finale wäre schön gewesen. Aber wir haben uns überlegt, wir machen jetzt noch mal eine Aktion, bei der wir für kurze Zeit ein Paket mit allen unseren Platten für einen kleinen Preis anbieten. Quasi das totale Vögel Die Erde Essen Programm plus Goodies. Die Hälfte des Erlöses werden wir an die Initiative Seebrücke – Schafft sichere Häfen spenden.

Den Shop findet ihr hier: https://kreiskonsum.de/artists/voegel-die-erde-essen/

Es ist schwer zu sagen, wohin der Weg von uns einzelnen Musikern in Zukunft führt, aber jeder von uns ist weiterhin aktiv. Moritz mit Puzzles, Käptn Peng & Die Tentakel Von Delphi und dem FARN.Collective, Jan mit seinem Projekt Dino Paris & Der Chor Der Finsternis und Oli als Studiodrummer für diverse Künstler. Wir würden uns mega freuen, wenn wir euch an der einen oder anderen Stelle wiedersehen. Die Zeit mit euch war wunderschön.

Vielleicht gibt es eine andere Zeit oder ein Paralleluniversum, in dem es anders kam und diese Band gerade jetzt irgendwo einen Soundcheck macht und wir uns alle gleich sehen werden wenn das Licht ausgeht. Macht´s gut! Bis gleich …“