Wacken Open Air 2022 – Zahlen, Daten und Fakten zum Festival

Der Leitartikel

Aufbau des Artikels / Aufbau der Artikel

Wie jedes Jahr haben wir uns zur Aufgabe gemacht, das wohl größte Heavy-Metal-Spektakel Deutschlands mit einem ausführlichen Bericht zu versehen. Da wir euch bei der großen Menge an Text trotzdem den Lesespaß nicht verderben wollen, haben wir uns für folgenden Aufbau entschieden. Im Leitartikel (diesem Artikel hier) findet ihr alle Zahlen, Daten, Fakten zur Infrastruktur, dem Dorf Wacken und natürlich Bemerkungen, wie auch dem Fazit zum Festival. Jedem Tag haben wir einen kleinen Bericht geschenkt, an dem wir euch protokolliert haben, was wir erlebt haben, und welche Bands wir vor Ort gesehen haben. Da wir fanden, dass einige Bands einen eigenen Bericht verdient haben, haben wir auch diese separat geschrieben. Anbei die Liste der Artikel rund um das Wacken Open Air 2022:

Zahlen, Daten, Fakten

Veranstaltung: Wacken Open Air 2022

Ort: Wacken, Gribbohm und Holstenniendorf (Nähe Itzehoe), Schleswig-Holstein, Deutschland

Homepage: https://www.wacken.com/

Datum: 04.08.2022 – 07.08.2022

Ticketkosten: „3 Day All In“-Ticket im Vorverkauf: 239,00 € (zzgl. 66,66 € für Tickets für den Wacken Wednesday) – VIP-Tickets ebenfalls verfügbar (Tagestickets)

Veranstalter: ICS Festival Service GmbH (http://www.ics-int.de/)

Besucher: 100.000 Menschen, davon 83.400 zahlende Besucher

Bands: 5th Avenue, Acoustic Steel, Alien Rockin’ Explosion, All Hail The Yeti, Alligatoah, Almost Human, Amon Amarth (Inoffiziell, Als „Guardians Of Asgaard“), Arch Enemy, As I Lay Dying, ASP, Asrock, At The Gates, Attic, Auðn, Avantasia, Bai Bang, Behemoth, Belphegor, Below Zero, Blaas Of Glory, Black Inhale, Bleed From Within, Blind Channel, Blind Man’s Gun, Blood Incantation, Bokassa, Brothers Of Metal, Burgerkill, Butcher Babies, Cadaver, Phil Campbell And The Bastard Sons, Cattle Decapitation, Cirith Ungol, Clutch, Comes Vagantes, Corvus Corax, Criminal, Crossplane, Crypta, Da Rocka & Da Waitler, Danko Jones, Dead Label, Death Angel, Deine Cousine, Dirkschneider, Disconnected, Divide, Brian Downey’s Alive And Dangerous, Doyle, The Drift, Einherjer, Endseeker, Epica, Eric Fish & Friends, Eye Tea, Fateful Finality, Feuerschwanz, Folk Dandies, Freedom Call, Fusion Bomb, Gaerea, Gloryhammer, Gluecifer, Godzilla In The Kitchen, Grailknights, Grave Digger, Gregor Sintram, Gwar, Gwendydd, Haggard, Haggefugg, The Halo Effect, Hardbone, Hate, Hypocrisy, Hämatom, Höhner, Ill Niño, Impartial, Imperium Dekadenz, Implore, Ingrimm, In Extremo, Indian Nightmare, Infected Rain, Insanity Alert, The Iron Maidens, Ivory Tower, John Kanaka & Jack Tars, Judas Priest, Kadavar, Kampfar, Kissin’ Dynamite, Knasterbart, Knight’s Show SSK, Komodo, Lacuna Coil, Lamentari, Last Addiction, Letzte Instanz, Life Of Agony, Lordi, Lost Society, Loudness, Lucifer, Lutz Drenkwitz, Majak, Mambo Kurt, Manntra, Mantar, Me And That Man, Mercyful Fate, Metaklapa, Michael Monroe, Midnight, Mister Misery, Mit Ohne Strom, Monomann, Moonspell, Mork, Motörizer, Mr. Irish Bastard, Mutz, Nasty, Neaera, Neck Cemetary, New Model Army, The Night Flight Orchestra, Nothgard, Onslaught, Orca, Orden Ogan, The O’Reillys And The Paddyhats, The Other, Overkill, The Overthrone, Ozzyfied, Sascha Paeth’s Masters Of Ceremony, Pay Pandora, Pensen Paletti, Perturbator, Pestilence, The Pinpricks, Plant My Bones, Powerwolf, Rauhbein, Rectal Smegma, Red Swamp, Reliquiae, The Rise Of Mictlan, The Risen Dread, Rose Tattoo, Rotting Christ, Satan, Scardust, Skyforger, Skyline, Slime, Slipknot, Slope, Snow White In The Dark, Soen, Space Chaser, Spidergawd, The Spirit, Storm Seeker, Stratovarius, Striker, Suicidal Angels, Surgical Strike, Tarja, Therapy?, Thundermother, Tiamat, Torfrock, Tragedian, Tribulation, Typhus, Varang Nord, Vended, Venom, Verheerer, Visions Of Atlantis, Victims Of Madness, Voice Of Baceprot, Vomitory, Vulture, Wacken Firefighters, Walkways, Wasteland Warriors, Watch Out Stampede, Welcome Dystopia, Ann Wilson, Wind Rose

Spoken Words: Heinz Strunk, Jungsmusik, Marock Bierlej, Meister Der Phantastik (Markus Heitz, Bernhard Hennen und Kai Meyer), Dr. Nico Rose, Martin Dreyer (Panik Pastor), Christof Leim (Rock Stories), Uwe Bahn, Wacken Slam Battle

Abgesagt: Angel Witch, Cemican, Death SS, Limp Bizkit, Lindemann, Nytt Land

Infrastruktur – Das Festivalgelände

Wer bereits 2019 (oder früher) auf dem Wacken Open Air gewesen ist, der wird wissen, dass die Veranstalter jedes Jahr versuchen, das Gelände zu optimieren. Neben der sagenumwobenen Bierpipeline (die man überirdisch nicht sieht – ein Schild wie bei einem unterirdischen Fluss wäre witzig), die Vergrößerung des Infields, das Stellen des Zeltes für die W.E.T. Stage und für die Headbangers Stage, das Hinzunehmen einer Bühne für Lesungen (Welcome To The Jungle), das Aufschütten des Geländes oder aber das Umsetzen des Presse-Bereichs sind nur einige Dinge, die zeigen, dass das Festival stetig im Wandel ist.

Die größten Änderungen dieses Jahr sind aus unserer Sicht zum einen, dass die Louder Stage nicht mehr direkt bündig neben der Faster Stage und Harder Stage im Infield positioniert ist, sondern dahin gerückt ist, wo früher einst die Beergraden Stage residierte. Der dadurch freigewordene Platz im Infield wurde durch eine Leinwand (die die Bands der beiden Hauptbühnen zeigt) und einer für einen Biergarten ähnlichen Bestuhlung aufgefüllt. Somit könnte das Problem, dass bei Headlinern das Infield zu voll wird, ein wenig mehr reduziert werden, doch da auch dieses Jahr (offiziell) mehr Gäste erwartet werden, ist das vielleicht auch gewissen Auflagen geschuldet. Schön ist, dass durch die neue Positionierung das Spielen auf der Louder Stage durch die Hauptbühnen weniger beeinträchtigt wird. So haben wir in den letzten Jahren immer wieder bemängelt, dass die Faster Stage und Harder Stage klar den Sound auf der Louder Stage beeinträchtigen.

Wacken Open Air 2022 – Impressionen – Fotos by Kai R.

Vor dem Infield liegt das sogenannte Wacken Center. Neben der schon erwähnten Louder Stage hat man hier auch die Möglichkeit, sich bei schlechtem (oder zu gutem) Wetter in der Chillout-Area auf echtem Sand zurückzuziehen und unterzustellen. Der Ort lädt wirklich zum Verweilen ein, denn von hier aus kann man wunderbar das Treiben der Festivalbesucher in Augenschein nehmen und das eine oder andere Kaltgetränk genießen.

Da, wo in den letzten Jahren (erstmals seit 2015) das große Zwölfmasterzelt (Bullhead City Circus) die beiden Bühnen W.E.T.-Stage und Headbanger-Stage beherbergte, ist heute ein für Fans skurriles Bild zu sehen. Die beiden Bühnen sind nun die kleinen Geschwister der Faster und Harder Stage und haben ungefähr (und gefühlt) die Größe der Hauptbühnen von 2007 – so werden die Kleinen erwachsen. 😉 Ebenfalls 100 % Outdoor und mit gleichem Konzept wie in den letzten Jahren (man bespielt die Bühnen abwechselnd). So erwische ich mich während des Festivals nicht nur einmal damit, dass ich erst denke, ich stünde vor den Hauptbühnen und bin doch erst vor den beiden großen Nebenbühnen (ich werde auch nicht jünger). Auf dem Bullhead City-Area befindet sich auch der Bereich des EMP Backstage Clubs (Infos: hier) bei dem Mitglieder bei Interviews lauschen, Autogramme jagen und saubere Toiletten auffinden. Wenige Mitglieder scheint EMP nicht zu haben, denn hier ist ordentlich was los, als wir zu einer Session von Danko Jones in den Bereich huschen. Vor dem EMP

Wacken Open Air 2022 – Impressionen – Fotos by Kai R.

Backstage Club findet ein Festivalbesucher eine weitere Chillout Area, die als Biergarden deklariert ist. Umgeben von Getränkeständen und einigen Restaurantbuden kann man sich hier niederlassen und dem Treiben auf den beiden Stages folgen. Das neue Konzept ist super durchdacht. So war gerade das frühere Zeltareal in den letzten Jahren selten ein Ziel für mich, da gerade bei den größeren Bands, die hier auf dem Plan standen, das Zelt dermaßen überfüllt gewesen ist, dass es wenig Spaß machte. Ebenso war die Luftfeuchtigkeit (zum Beispiel im Jahr 2015) im Bullhead City Circus ein Problem. Irgendwie scheint es niemanden zu stören, dass es nicht mehr von der Decke regnet oder dass der Bereich viel weitläufiger zu wirken scheint – warum bloß. 😉 Beim Ausgang des Bereichs befindet sich noch ein großer Stand vom Partner unsere Podcasts Radio Bob!. Hier kann man neben ein paar Metern Schatten auch am Kicker zeigen, was man drauf hat und bei einer Runde am einarmigen Banditen ein paar Werbegeschenke abräumen.

Ist man nun weiter gen Süd-Westen unterwegs, trifft man auf das Wackinger Village. Hier gibt es wieder genug Platz, ein Schwertplatz, die Taverne, viele Stände mit skurrilen Spielen wie dem Axtwerfen, Armbrustschießen oder Hau-den-Lukas und den fast schon legendären Futterbuden vom Zyklopenspieß, Barbarenspieß oder der von mir persönlich hochgefeierte Hanffladen-Stand. Im Wackinger Village befindet sich auch dieses Jahr wieder eine Bühne, die ein wenig mehr den Fokus auf Folkrock, Mittelalterrock bzw. Mittelaltermetal hat, jedoch nicht ganz konsequent dabeibleibt. Doch so sind die Metalheads – offen für vieles und doch ein wenig festgefahren. Wenn ich aus dem Bauch heraus sagen müsste, wo am wenigsten verändert wurde, dann wird es wohl im Bereich des Wackinger Villages sein. Auch wenn der Bereich weitläufiger scheint, ist das Mittelalterspektakel, was alljährlich auf dem Wacken Open Air stattfindet, ein Magnet für vielerlei Festivalbesucher. Wenn nicht für die Musik, dann eben für eines der besagten Futterstände und Metschiffe, die hier im Staub des Ackers vor Anker liegen. Schön finde ich, dass bei den Mittelalterspielen, die hier stattfinden, immer wieder das Publikum mit einbezogen wird und man bei den vorherrschenden Temperaturen nicht ganz trocken aus den Spielen herauszukommen vermag.

Wer jetzt meint, dass ich nach mehr als drei Din-A4-Seiten (Schriftgröße 12) fertig bin mit der Beschreibung, der hat ganz vergessen, dass das Wacken Open Air im Jahr 2019 ein „neues“ Areal bekommen hat, die sogenannte

Wacken Open Air 2022 – Impressionen – Fotos by Kai R.

Camping Plaza. Hierhin ist auch der gesamte Bereich rund um die Wasteland Stage gezogen. Was bedeutet, dass die Wasteland Stage bereits am Mittwoch bespielt werden konnte und das sogar für Fans, die kein Ticket für den Wacken Wednesday gebucht hatten. Zusätzlich ist dieses Jahr auch der Metalmarkt vom Wacken Center auf die Camping Plaza gezogen. Das sorgt zwar dafür, dass bereits früher Produkte und Waren für die Metalheads angeboten werden können (Beispiel: Shirts, CDs, Ponchos, Patches, Buttons und mehr), doch da die Shopping-Meile der letzten Jahre arg ausgedünnt wirkt und große Marken (wie zum Beispiel Nuclear Blast) gänzlich fehlen, freuen wir uns, dass die Wacken Foundation ihr eigenes Camp hier aufgeschlagen hat. Neben wirklich atemberaubenden Kunstwerken in der W:O:Art, wo renommierte Artwork Künstler ihre Werke präsentieren und zum Verkauf anbieten, findet man hier auch Unterstützenswertes – also neben der Arbeit der Foundation selbst. So hat der Verein Metality hier ein Zelt, in dem er zum Beispiel mit der Aktion Black Dog auf die Volkskrankheit Depression hinweist und somit zeigt, dass man mit einer Depression alles andere als alleine ist. Direkt daneben befinden sich die Weltmeeraktivisten von Sea Shepherd und ein Stand der DKMS, bei dem direkt vor Ort einen Test gemacht werden kann, um sich als Stammzellenspender eintragen zu lassen. Toll finde ich, dass man so einen Ort wie das Festival wählt, wo die Gäste in der Regel viel Zeit haben und gewillte Menschen sich auch niederlassen, um bei einem netten Plausch über eher unangenehme Dinge wie Blutkrebs zu sprechen. Nicht zu vergessen ist, dass im Camp auch die aktuelle Wacken Wall aufgebaut wurde. Früher mal direkt am Office im Dorf, ist die Wand nun ein Teil des Camps und jeder Supporter hat dort seinen eigenen Stein, auf dem er verewigt wurde. Natürlich haben der Time For Metal e.V. und der dazu gehörende Podcast Leise War Gestern ebenfalls hier einen Stein, der vor Ort gesucht werden kann – wer nicht

Wacken Open Air 2022 – Impressionen – Fotos by Kai R.

lange suchen will, findet anbei ein paar Bilder davon. Sind wir nun durch? Nein, denn auf der Camping Plaza haben auch alle Sponsoren und Werbepartner einen Stand bekommen. Die gerade durch den Kauf durch Nestlé eher in Verruf geratene Marke Ankerkraut bietet ihren Interessenten eine Produktschulung für die drei W:O:A Gewürzmischungen (Fire & Smoke (Wacken), Classic Spicy (Wacken) und Hot Black Salt (Wacken)) an, am Haribo Stand gibt es neben den extra für das Festival entworfenen Wacken Gummibärchen mit Fassbrausegeschmack, allerhand Weingummi und Lakritze des Bonner Konzerns. Leider sind die Shirts mit B:Ä:R-Logo trotz aller Nachfragen unverkäuflich. Beim Hornbach-Stand gibt es aufgrund der Höhe des Aufbaus die wohl beste Aussicht über die Camping Plaza und wer Odenwälder-Apfelwein mag, der findet bei Bembel With Care sowohl das Standard-Repertoire auch eine extra für das Festival entworfene Wacken-Edition, bestehend aus Apfelwein und Aronialimonade. Immer wieder beeindruckend ist zu sehen, dass nach gefühlter jahrzehntelanger Abstinenz der Bundeswehr an der Sichtbarkeit durch einen eigenen Stand auf Festivals und in Einkaufspassagen hart gearbeitet wird. Vor Ort darf man sowohl in einen Transporter als auch hinters Steuer eines Spähpanzers kriechen. Die Bundeswehr nutzt das Festival als „Karrieretreff“, also um auf Jobs innerhalb der Bundeswehr aufmerksam zu machen. Aufmerksam wurde auch die Polizei auf den Truppentransporter, denn (Quelle: merkur.de) am Donnerstag löste unbemerkt eine Person eine sogenannte Halonlöschanlage aus und verursachte einen Schaden, der sich laut Polizei auf ca. 15.000 € belaufen dürfte – nach dem Täter würde wohl noch gesucht. Ein wenig lustig ist, dass die Beschreibung des Täters wohl auf 50-60 % aller männlichen Besucher des Festivals zutreffen dürfte (ca. 1,85 Meter groß, europäisches Aussehen, Wacken-Shirt, kurze Shorts, verspiegelte Sonnenbrille und eine Motörhead Cap). Bei all der Werbefläche, die nur genannt werden musste, um den Artikel komplett zu machen, wären aber drei wichtige Dinge fast untergegangen – der W:O:A Farmers Market, die Welcome To The Jungle-Stage und der Bereich Wristband Exchange.

Da dieses Jahr anders als 2019 kein Supermarkt auf dem Gelände aufgebaut wurde, hat man mit dem W:O:A Farmers Market einen echt charmanten und irgendwie logischen Weg gewählt. Neben der Möglichkeit, für humane Preise Dosenbier und

Wacken Open Air 2022 – Impressionen – Fotos by Kai R.

Getränke zu kaufen (Glas ist dieses Jahr auf dem gesamten Gelände 100 % verboten), gibt es auch Backwaren, Anti-Pasti, (veganes) Grillgut, Obst, Gemüse, Wein und sonstige Lebensmittel. Größtenteils von wirklich regionalen Anbietern und zu fast normalen Preisen. Neben dem guten Angebot gibt es hier eine wirkliche Alternative, wenn man keine Lust hat, jeden Tag Fast-Food zu essen oder sich die Preise an den (wirklich teuren) Restaurantständen nicht täglich leisten kann/will.

Wacken Open Air 2022 – Impressionen – Fotos by Kai R.

Die eher schnuckelig kleine Welcome To The Jungle-Stage ist nichts “neues” mehr, denn die 2018 erstmalig auf dem Wacken positionierte Stage (damals noch auf der Wacken Plaza) beherbergt vor einer Biergarten-Bestuhlung viele der Lesesessions des Festivals und zeigt klar, dass Metal nicht nur Musik ist, sondern auch Lesekultur und Show. Neben den Rock Stories von Christof Leim, findet ein Fan auch die Show von Maschine und kann der Lesung von Dr. Nico Rose lauschen (Achtung Insider des Dazwischenrufers und Autoren des Artikels: “Für Frodo!“).

Den Abschluss macht die Wristband Exchange-Area. Wer sich jetzt fragt, warum eine Bändchenausgabe einen eigenen Bereich innerhalb eines Artikels braucht, denn das gehört ja zu einem Festival wie Fett in einen Burger von McDonalds, der hat die Tragweite des Cashless Payments nicht ganz mitbekommen. Somit musste jeder Festivalbesucher einmal (mindestens) hier einen Stopp einlegen, um die einzige Zahlungsmöglichkeit zu erhalten, nämlich seine Festivalbändchen mit eingefädeltem Cashless-Payment-Chip. Da man die Chips mittels Online-Account bereits im Voraus des Festivals aufladen konnte, versprach man sich, dass ein größeres Chaos vermieden werden konnte. Doch lange Wartezeiten an der Bändchenausgabe sorgten gerade für die, die am Mittwoch angereist sind, um am Mittwoch noch Bands wie Epica oder Avantasia zu sehen, nicht zwingend für eine hohe Akzeptanz. Zum Cashless Payment gibt es noch einen eigenen Bereich innerhalb des Artikels.

Infrastruktur – Das Dorf – die neunte Stage

Das Wacken Open Air beschränkt sich schon lange nicht mehr auf die Ortsgrenze des beschaulichen Dörfchens in Schleswig-Holstein. Denn gefeiert wird jedes Jahr nicht nur auf dem Holy Ground und dem gesamten Infield des Festivalgeländes, sondern

Wacken Open Air 2022 – Impressionen – Fotos by Kai R.

auch auf den 1,2 km der Hauptstraße des Dorfes Wacken. Wer zu Gast beim Metalspektakel ist, für den ist ein Abstecher ins Dorf ein absoluter Pflichtpunkt im Programm. Doch es ist leider nicht mehr alles so, wie es mal war. Fangen wir mit dem fast schon legendären Edeka Markt (gegenüber des Friedhofes) an – den gibt es ebenso wie den Vorgarten-OBI-Markt nicht mehr. Doch was geblieben ist, ist, dass viele Dorfbewohner mitfeiern. Bei den Vorgärten, die nicht mit einem Bauzaun gesperrt oder mit Bierwagen vollgestellt sind, sitzen Vertreter des 1.840 Seelendörfchens auf Campinghockern und schauen sich das bunte (zumeist schwarze) Publikum an, welches Jahr für Jahr durch ihre wahrscheinlich wichtigste Straße zieht. Da Instanzen wie dem Wacken Office (lustigerweise ist genau hier kein Cashless Payment möglich), Mutti’s Biergarten (direkt hinter der Wackener Sparkasse) und dem Landgasthof zum Vorbeikommen einladen, ist auch dieses Jahr der Andrang groß – wenn auch ein wenig das Flair der frühen Tage verloren geht. So scheint es, dass die Veranstalter die Metalfans mehr auf dem eigenen Gelände halten wollen als im Dorf – was aus rein wirtschaftlichen Gründen verständlich ist. Doch hoffen wir, dass der ICS nicht vergisst, dass gerade das Flair, dass man als Metalhead (auch in Vollmontur – mit Kutte und Nieten) in Wacken ein ganz normaler Mensch ist, für den einmaligen Zusammenhalt des Festivals sorgt (bzw. gesorgt hat). Schön ist, dass der Landgasthof eine eigene Bühne erhalten hat, die unter LGH-Stage sogar in der Running Order als „neunte Stage“ gelistet ist. Das ist ein tolles Zeichen für den Zusammenhalt zwischen Festival und Ort zu werten. Ein wenig schade, jedoch auch verständlich ist, dass viele/alle Stände in der Stadt am frühen Abend schließen müssen. Das soll dafür sorgen, dass sich die Ruhestörung innerhalb des Dorfes nach 21:00 Uhr in Grenzen hält.

Wacken 2022 – Preise
Wacken Open Air 2022 – Impressionen – Fotos by Kai R.

Wer über einen Besuch auf einem der großen Festivals nachdenkt, der kommt nicht daran vorbei, sich ein Budget einzuplanen. Denn sowohl das Ticket für die 2022er-Ausgabe des Festivals war mit knapp unter 240,00 € kein Schnäppchen. Verglichen mit Festivals wie Rock Am Ring (DE – 209,00 €), Graspop Metal Meeting (BE – 289 €) und Hellfest (FR – 243,00 €) liegt das Wacken Open Air unter den großen Vergleichsfestivals zwar auf einem ähnlichen Level, doch hört der Kostenpunkt bei den Tickets ja nicht auf. So ist ein Bierpreis immer ein guter Indikator für den Vor-Ort-Vergleich. Mit 5,00 € (ich rechne den Becherpfand nirgendwo mit ein) für 400 ml ist man vergleichsweise günstig für ein frisch gezapftes Bier aus einer der Krombacher-Leitungen auf dem Gelände. Dazu kommen Preise für das Essen vor Ort. Jemand, dem Preise von acht bis fünfzehn Euro für eine Mahlzeit (Fastfood) zu viel sind, der sollte sich eventuell selbst versorgen oder aber vor Ort beim Supermarkt (im Dorf) oder auf dem W:O:A Farmers Market einkaufen. Leider sehen wir, dass gestiegene Transportkosten und die Inflation (das sind zumeist die genannten Gründe) eher für einen Kostenanstieg in Zukunft sprechen – wir hoffen, dass der Veranstalter da irgendwo einen Deckel draufsetzt, um aus dem schönen Festival kein Event für „Besserverdiener“ zu machen.

 

 

Fazit: Wacken Open Air 2022

Nach einem wettertechnisch eher stabilen Wochenende – wir klammern den irgendwie viel zu heißen Donnerstag mal aus – blicken wir als Redaktion auf ein stabiles Wacken Open Air zurück. Wie jedes Jahr (zum Glück) war auch das Diesjährige ein wunderschönes Treffen von Metalbegeisterten, Pressekollegen und Freunden. Wir hatten durchweg Spaß und während des Festivals selbst war bis auf die gefühlt zu langen Schlangen an den Trinkwasser-Stellen und das Fehlen von Seife in den dafür vorgesehenen Seifenspendern (auf dem gesamten Infield und an einigen Duschcamps) so gut wie alles für die Festivalbesucher da. Das Spektakel auf dem Acker ist jedoch nicht so gut durch die Krise gekommen, wie wir uns das gewünscht hätten. Auch wenn bei der offiziellen Pressekonferenz alle beteiligten Gewerke nur Positives berichten konnten, haben wir durch Einzelgespräche mit Mitgliedern der Crew und mit Festivalbesuchern dramatische Verschlechterungen feststellen müssen, die jedoch nicht zwingend alle durch die Veranstalter hätten beseitigt werden können – das mit der Seife finde ich persönlich schon dramatisch. So kam es am Anreisetag Mittwoch zu sehr langen Verzögerungen, sowohl bei der Platzverteilung (ich habe mit Besuchern gesprochen, die ca. 6 Stunden vom Ortseingang bis zum Campground gebraucht haben) und bei der Vergabe der Cashless-Payment-Chips (da nur noch Cashless Payment möglich war, entstanden bei der Bändchenausgabe, die normalerweise über zwei oder drei Tage verteilt war, ein hoher Andrang, welcher ebenfalls für Verzögerungen sorgte). Dazu waren die Preise extrem hoch (welche jedoch überall – auch außerhalb des Festivals enorm angezogen haben) und das Fehlen von großen Bands wie Limp Bizkit oder Till Lindemann haben das sonst so scheinende Festival ein wenig schlecht dastehen lassen. Dazu kommen noch das stark reduzierte Angebot an Shopping-Möglichkeiten auf dem Gelände (es waren ca. nur 40 % der Aussteller von 2019 vor Ort).

Doch wenn man überlegt, in welcher Zeit wir leben – in der Veranstaltungsbranche fehlen Hunderte von Mitarbeitern – und das von Stagehands, bis hin zum Tontechniker/Medientechniker. Wenn man das als externen Faktor mit einberechnet, dann kann man eigentlich nur noch über die Seife meckern, denn die wäre bei einem Ticketpreis von 240,00 € mit drin gewesen. Das Wacken Open Air ist eine wunderschöne Begegnungsstätte für Metal-, Rock-, Bier- und Partybegeisterte. Auch wenn man bei einigen Punkten meckern kann, hatten wir wirklich durchweg unseren Spaß und das wie gewohnt äußerst friedlich!

See You Next Year – Rain Or Shine!

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