Walhalla – Festival Der Helden am 16.12.2023 in den Holstenhallen Neumünster

Event: Walhalla – Festival Der Helden

Bands: Timetraveller, Soulbound, Harpyie, Torfrock, Wind Rose, Thundermother, Feuerschwanz

Ort: Holstenhallen, Neumünster, Schleswig-Holstein

Datum: 16.12.2023

Kosten: Festival 78,15  €, Camping 17,50 € (plus Versand); Parkplatz 4,00 € auf dem Messegelände

Zuschauer: etwa 3.000

Genre: Gemischt

Veranstalter: Kindergarten Live Agency & Baltic Eventmanagement GmbH

Link: http://www.walhalla-festival.de/

Setlisten:

Das Team der Kindergarten Live Agency und des Baltic Open Airs hat eine Neuauflage des Walhalla-Festivals zum dritten Mal auf die Beine gestellt. Waren vor ein paar Tagen noch knapp 6.000 Zuschauer bei einem Schlagerfestival in der Halle, ist heute bei einem Zuspruch von 3.000 Metalheads noch genug Platz. Im Rahmenprogramm steht ein kleiner Wikingermarkt auf dem Außengelände. Camping wurde mit einem Zusatzticket für Wohnwagen und Wohnmobile möglich gemacht.

Der Einlass erfolgt unproblematisch. In einer warmen Vorhalle ist die Bändchenausgabe eingerichtet. Weiter gelangt man in die Garderobe und dann erst zur eigentlichen Sicherheitskontrolle. Von hier aus gelangt man in die Vorhalle. Hier haben Bands die Möglichkeit, ihre Merch-Stände aufzubauen. Leider nutzen dies nur Torfrock, Soulbound und Harpyie. Aber auch der Veranstalter hat sich einen Platz für Shirts und Hoodies zu moderaten Preisen reserviert. Weiter stehen hier auch Bierbänke zum Verweilen neben den Getränke- und Verzehrständen. Für das Amüsement sorgt ein Rodeosimulator, der so einige Talente hervorgebracht hat.

Es gibt noch immer Überraschungen in der Musikszene Schleswig-Holsteins. Den Opener bestreitet heute eine regionale Band aus dem Großraum Rendsburg und Flensburg. Normalerweise habe ich die Bands aus meiner Region auf dem Schirm, aber Timetraveller sind bisher unter meinem Radar geflogen. Die Band existiert bereits seit 2005 in verschiedenen Besetzungen. Ihre Rockmusik weist diverse Einflüsse aus Rock, Hardrock, Metal, aber auch Spuren von Funk und eine große Handvoll Darkrock auf. Satte Riffs mit Vorwärtsenergie, kombiniert mit dem Gesang von Nadine Brammer hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck. Die weiteren Bandmitglieder sind Highns Bork an der Gitarre, Karl Haas an den Keyboards, Tommy Tohang am Bass sowie Dominik Tischner am Schlagzeug. Ein Versuch, mit der Band zu plauschen, scheitert am Bandstress, denn bereits ein paar Stunden später haben sie noch einen weiteren Gig in ihrer Heimatstadt Rendsburg.

Eine weitere Band, die ich live noch nicht sehen durfte. Die Jungs aus Bielefeld (Scherze darüber können sie nicht mehr hören) legen einen überragenden Auftritt hin und begeistern viele Fans nachhaltig. Der Zuspruch an ihrem Fanstand ist das messbare Ergebnis. 2009 gegründet, haben sie 2020 bereits ihr drittes Album an den Start gebracht. Addicted To Hell läuft unter den Genres Melodic Industrial Metal und Gothic Metal. Sie selbst bezeichnen ihr Genre nur als Alternative Metal. Die Produktion wurde von Chris Harms (Lord Of The Lost) geleitet. Das ist nicht nur auf der Platte, sondern auch auf der Bühne spürbar. Die Band besteht aus Shouter Johannes „Johnny“ Stecker, Felix Klemisch an der Gitarre, Patrick Winzler an dem Keyboard, Jonas Langer am Bass sowie Mario Krause an den Drums.

Bad Oeynhausen nach Bielefeld. Die beiden befreundeten Bands trennen geografisch nur wenige Kilometer. Gegründet 2011, haben die Jungs aus Ostwestfalen bereits sieben Alben am Start. Ihr Stil hat sich von Album zu Album verändert. Derzeit würde ich das Genre als Folk Metal mit Darkrock-Einflüssen bezeichnen. Das letztjährige Album Blutbann gehört bei mir zu den regelmäßigen Besuchen auf dem Plattenteller, obwohl mein Lieblingssong noch immer Freakshow von der gleichnamigen 2015er-CD ist. Der Song ist schon lange im Liveprogramm und kommt natürlich auch heute zum Einsatz. Harpyie bestehen heute aus Sänger Aello, Drehleiermann Brian anfangs im schwedischen Weihnachtspullover, Gitarrist Podargo, Schlagzeuger Kayran sowie Bassist Jean. Letzterer stieg erst 2016 in die Band ein und heute aus der Band aus. Emotional wird er am Ende des Gigs von Band und Fans verabschiedet. Nach dem Auftritt steht er stundenlang am Merch und gibt jedem Fan die Gelegenheit, sich persönlich zu verabschieden.

Im Rahmen der 32. Bagalutenwiehnacht liefern Torfrock nun das absolute Kontrastprogramm. Die Halle ist voll, kaum einer ist in der Vorhalle zu sehen. Gewohnt routiniert kommt Klaus Büchner nach nunmehr bereits 46 Bandjahren nach dem choralen Intro Oh Tannebaum auf die Bühne. Nach dem offiziellen Ausstieg von Raymond Voss, der nun seit fünf Jahren nicht mehr live dabei ist, ist die heutige Besetzung das Maß der Dinge. Volker Schmidt wechselt die Seite und übernimmt die Gitarren, Sven Berger ist nun festes Mitglied am Bass. Manche kennen das schon gar nicht anders. Dazu sitzt Stefan Lehmann seit der Bagalutenwiehnacht 2009 am Schlagzeug. Die Setliste weist zu dem Gig am Mittwoch in Kiel einige kleine Veränderungen auf. Hits haben die Vier ja schließlich genug im Gepäck. Bereits nach Bernhard packt Klaus seine riesige Bassflöte, sorry Fagott, aus. Rollo Der Wikinger erfordert die tiefen Töne. Sie spielen ein komplettes Set, das natürlich mit Karola krabbenpulend in der Köck endet. Ergänzt mit einem instrumentalen Medley ist genau nach 90 Minuten und dem obligatorischen Schuss von Klaus aus einer Konfettikanone Schluss.

Auch Wind Rose waren erst vor kurzem bereits in Schleswig-Holstein zu Gast. Die italienische Power-Metal-Band aus Pisa hatte beim Metal Hammer Paradise am Weissenhäuser Strand jedoch nicht so eine üppige Bühne zur Verfügung, sondern musste sich mit dem Baltic Ballroom begnügen. Heute auf der großen Bühne zeigen sie, was sie wirklich draufhaben. Sie verarbeitet in ihren Texten die Werke von J.R.R. Tolkien. Hört sich schräg an, ist aber wirklich gut gemacht. Live immer eine Augenweide, begeistern sie auch heute. Die aktuelle Besetzung: Gesang Francesco Cavalieri, Gitarre Claudio Falconcini, Bass Cristiano Bertocchi, Keyboard Federico Meranda, sowie am Schlagzeug Federico Gatti.

Mit Spannung wurde der Auftritt der Schwedinnen erwartet. Wie kommt die neue Besetzung nach dem Ausstieg der drei Urgesteine an? Wer steht da auf der Bühne und wie hat sich durch das Personalkarussell der Stil verändert? Chefin ist und bleibt Gitarristin Filippa Nässil. Den Gesang hat Linnéa Vikström von Guernica Mancini übernommen. Linnéa spielte vorher bei Therion und At The Movies, ist in Schweden keine Unbekannte. Bassistin Majsan Lindberg, bereits von 2019 bis 2021 bei der Band, übernimmt den Part von Mona Lindgren, die sie vorher beerbt hatte, als sie während Corona für eine Ausbildung bei den Mädels ausstieg. Das Schlagzeug übernahm Joan Massing von Emlee Johansson. Die kleine, quirlige Französin spielte zuletzt in der Hardrockband Honey Creek im Saarland. Musikalisch legen die neuen eine Spur an Härte zu. Sängerin Linnéa bedient bei vielen Songs eine Gibson Flying V und verleiht den Songs dadurch viel mehr Druck. Ausgerechnet bei meiner Lieblingsband verursacht ein Kurzschluss in meinem Akku einen Ausstieg meiner Kamera. Trotzdem hält es mich nicht ab, Hits wie Hellevator, Into The Mud, We Fight For Rock ’n‘ Roll oder Whatever abzufeiern. Viele Gäste beklagten ausgerechnet bei Thundermother die schlechteste Soundabmischung des Festivals. Ich kann nur bestätigen, dass auf der hinteren Tribüne nur ein Soundbrei ankam. Schade.

Obwohl wir Fotografen einen großzügigen Bühnengraben zur Verfügung haben, wurde uns schon bei der Ankunft mitgeteilt, dass aufgrund der Pyroshow von Feuerschwanz der Graben bei dieser Band nicht zur Verfügung steht. Mit behelfsmäßig eingestellter Kamera und Rückenschmerzen ergibt es auch keinen Sinn, sich zwischen die zahlreichen Fans zu mischen. Auch Feuerschwanz dürfen ein komplettes Set spielen. Die Mittelalter-Rock-Band aus Erlangen brennt ein wahres Feuerwerk ab. Die Setliste lässt musikalisch keine Wünsche offen, die Feuersäulen sind noch in der letzten Reihe der großen Halle zu spüren. Zwar hat sich die Gästezahl schon deutlich reduziert, aber die, die geblieben sind, bekommen eine Show der Extraklasse zu sehen. Es ist ja auch nicht unbedingt meine Musik, aber diese Show muss man einmal gesehen haben. Untot Im Drachenboot und Metfest kann ich sogar teilweise mitsingen. Der Sänger Francesco Cavalieri von Wind Rose wird mit auf die Bühne geholt und mit dem Manowar Cover Warriors Of The World United zu Beginn des Zugabenblocks ein echtes Highlight gesetzt.

Fazit: Ein tolles Festival mit viel Potenzial. Mit mehr als genug Parkplätzen, nicht zu vielen Besuchern, ausreichend Platz sowie einem tollen gemischten Line-Up zählt dieses Festival zu den Tops. Zu den Verhältnissen im Campingbereich in unmittelbarer Nähe zum Einlass kann ich nichts sagen. Auf jeden Fall freuen sich alle auf eine Neuauflage am 14. Dezember 2024. Mal sehen, mit welchem Line-Up wir dann überrascht werden.