Wardruna: First Flight Of The White Raven – Virtual Release Show am 26.03.2021

Ein Augen- und Ohrenschmaus par excellence

Eventname: First Flight Of The White Raven – Virtual Release Show

Band: Wardruna

Ort: Livestream

Datum: 26.03.2021 (der Stream ist bis 28.03., 23:59 Uhr verfügbar)

Kosten: 27,90 € VVK

Genre: Folk, Ethno

Link: Zugang nur mit Ticket

Setliste:

  1. Kvitravn
  2. Skugge
  3. Solringen
  4. Bjarkan
  5. Raido
  6. Voluspá
  7. Isa
  8. Urur
  9. Grá
  10. Vindavlarljod
  11. Rotlaust Tre Fell
  12. Fehu
  13. Helvegen

Bislang hatte ich noch nicht das Glück, Wardruna mal live zu erleben. Und aufgrund der allseits bekannten Situation musste auch die für Mai 2021 in Gelsenkirchen geplante Show ins Jahr 2022 verschoben werden. Da hat es mich natürlich sehr gefreut, als diese Virtual Release Show angekündigt wurde, denn mit ihrem im Januar veröffentlichten Album Kvitravn haben mich Wardruna ja mal wieder in Nullkommanix um den kleinen Finger gewickelt. Da konnte ich nicht anders, als die Höchstpunktzahl zu vergeben (Review hier).

Vor der Show hatte Einar bereits angekündigt, dass man nicht nur Songs vom Album Kvitravn spielen werde, sondern auch eine Art „Best of“ der Vorgängeralben. Dass er doch ein wenig nervös war, wie diese Show bei den Fans ankommen würde, war ihm in den diversen Interviews schon anzusehen. Er hat aber immer wieder versichert, dass sich alle bemühen würden, trotzdem den Kontakt zu uns Zuschauern herzustellen und eine Show zu liefern, die man von Wardruna erwarten dürfe. Das hat, so viel darf ich schon sagen, zu 100 % geklappt.

Vor der Show gibt es noch ein letztes Interview mit Alexander Milas von Twin V, aber gegen 21:10 Uhr ist es dann so weit, und es gibt das erste Bild vom Bühnenaufbau. Der ist sehr schlicht gehalten, nur ein paar Zweige ragen vom Boden hoch, ein paar Strahler auf dem Boden, ein paar Strahler von oben. Hinter der Bühne eine Leinwand, auf die Bilder passend zum Inhalt der Songs projiziert werden. Vorne steht Einar, der von Lindy-Fay Hella und Katrine Stenbekk eingerahmt wird. Hinter den dreien haben sich Arne Sandvoll, Eilif Gundersen, HC Dalgaard und John Stenersen mit ihren Instrumenten aufgebaut, und alle sieben werden von den zunächst weiß leuchtenden Strahlern schlicht aber effektvoll in Szene gesetzt.

Statt Ansagen gibt es vor jedem Song ein paar schön aufgemachte Textzeilen in englischer Sprache, bei denen es sich wohl um einen Teil der übersetzten Lyrics handelt oder, wie bei Solringen oder UruR, kurz etwas zum Inhalt des Songs geschrieben wird. Und wenn nicht mit Kvitravn, mit welchem anderen Song sollte diese Show beginnen? Auf die Leinwand wird der weiße Rabe projiziert, während Einar voller Inbrunst singt und dabei von den großartigen Lindy und Katrine begleitet wird. Bild und Ton sind 1A, die Kameras scheinen durch den Raum zu schweben, um das Geschehen auf der Bühne aus allen erdenklichen Winkeln einzufangen und dabei auch immer mal wieder den Blick auf die Instrumente zu lenken. Das hat man natürlich bei einem „normalen“ Konzert nicht. Am intensivsten sind für mich aber tatsächlich die Nahaufnahmen von Einar, in denen sein Minenspiel so überdeutlich auf dem Bildschirm prangt und ich ansatzweise erahnen kann, mit welcher Hingabe er seine Songs präsentiert. Sehr beeindruckt hat mich auch Lindy, deren wunderbarer Gesang ihr scheinbar so mühelos über die Lippen kommt.

Auch das folgende Skugge ist noch vom aktuellen Album Kvitravn, aber dann geht es auch schon los mit dem „Best of“. Dabei werden tatsächlich alle bislang veröffentlichten Alben berücksichtigt. Mit insgesamt acht Songs ist die Runaljod-Trilogie (Gap Var Ginnunga aus 2009, Yggdrasil aus 2013 und Ragnarok aus 2016) vertreten. Selbst das – meiner Meinung nach ein wenig aus der Reihe gefallene – Album Skald aus 2018 wird mit Voluspá gewürdigt. Großartig, wie nur Einar mit seiner Harfe vom Scheinwerferlicht angestrahlt wird, während um ihn herum alles andere in tiefste Dunkelheit getaucht ist. Aus dem aktuellen Album gibt es insgesamt vier Songs. Und während Einar neben dem Gesang auch noch verschiedene Streichinstrumente, eine Harfe und Percussion spielt, präsentiert Eilif Gundersen verschiedene Blasinstrumente, die wie alle Instrumente, die heute zum Einsatz kommen, teilweise sehr vertraut aber doch überwiegend so fremd erscheinen.

Nach knapp einer Stunde ist dieses wunderbare Event dann aber leider dem Ende nahe. Mit dem großartigen Helvegen vom 2013er Album Runaljod Yggdrasil wird ein mehr als würdiger Schlusspunkt gesetzt. Die Strahler sind verschwunden, stattdessen wird die Bühne von Fackeln erhellt, was natürlich für eine ganz besondere Atmosphäre sorgt. Dass es hier nicht nur mir so geht, kann ich auch im Chat lesen, der parallel zum Stream läuft und nie abreißt. Auch weit nach der Show melden sich begeisterte Fans aus aller Welt, die Wardruna zu dieser wunderbaren Show gratulieren. Die Bedenken, die Einar vorher hatte, dürften damit restlos ausgeräumt sein.