Wucan – Heretic Tongues

Hört euch diese ketzerischen Zungen unbedingt an

Artist: Wucan

Herkunft: Dresden, Deutschland

Album: Heretic Tongues

Genre: Retro Rock, Kraut Rock, Psychedelic Rock, Hard Rock

Spiellänge: 41:59 Minuten

Release: 20.05.2022

Label: Sonic Attack Records

Link: Wucan | Heavy Rock from Dresden (wucan-music.de)

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Theremin, Flöte, Synthesizer, Percussion – Francis Tobolsky
Gitarre, Keyboards, Synthesizer, Hintergrundgesang – Tim George
Schlagzeug, Percussion, Hintergrundgesang – Philip Knöfel
Bass & Hintergrundgesang – Alexander Karlisch

Tracklist:

  1. Kill The King
  2. Don’t Break The Oath
  3. Fette Deutsche
  4. Far And Beyond
  5. Far And Beyond (Until We Meet Again)
  6. Zwischen Liebe Und Zorn
  7. Physical Boundaries

Mit ketzerischen Zungen / Heretic Tongues kommen die Dresdener Wucan am 20.05.2022 daher. Heretic Tongue ist das mittlerweile dritte Album der 2011 gegründeten Band um Frontfrau Francis Tobolsky. Nach vorangegangenen Demos und einer EP folgte 2015 mit Sow The Wind das Debüt, zwei Jahre später erschien bereits das Folgealbum Reap The Storm. Nun also nach weiten fünf Jahren erscheint Heretic Tongues bei Sonic Attack Records. Dort ist es ab der Veröffentlichung als CD und stilecht auch auf Vinyl erhältlich.

Wann auch immer ich das manchmal abwertende Stigma Retro Rock höre, kriege ich persönlich die Pusteln auf der Haut. Oder nehmen wir einmal den Begriff Retro in der Definition auf Bezug auf Vergangenes, dann ist es schon ok. Es ist Rock, was die Dresdner uns auf Heretic Tongues servieren. Und zwar authentischer Rock, wie er Ende der Sixties, Anfang der Seventies aufkam. Allerdings kein Mainstream-orientierter Rock, wie ihn wohl die Masse mitbekommen hat, sondern Rock in all seinen vielfältigen künstlerischen Facetten. So sind auf Herectic Tongues Facetten von Hardrock-, Psychedelic Rock-, Progressiv Rock, Acid Rock, Stoner Rock, Blues Rock oder eben auch Kraut Rock zu hören. Und in der Rockmusik gibt es sogar Funk Rock.

Bei alledem bleibt bei Wucan auf diesem Album erneut die eigenständige authentische Note, da kann mir einer entgegnen, was er möchte.

Frontfrau Francis Tobolsky steht bei der Band ganz vorne im Fokus. Sie weiß durch ihre tolle Stimme überzeugen. Aber nicht nur durch ihre Stimme, sondern auch durch den Einsatz der Flöte. Jetzt komme mir keiner mit einem Vergleich mit Jethro Tull. Klar, der wird kommen, weil die Flöte ja nicht unbedingt das Rockinstrument ist und gerade in der Rockmusik durch einen Ian Anderson erst hof-bzw. rockfähig gemacht wurde. Francis Tobolsky beherrscht dieses Instrument und setzt es auch in einigen Songs mit Nachdruck ein, wie zum Beispiel im deutschsprachigen Song Zwischen Liebe Und Zorn, welcher ein Cover des gleichnamigen Songs der Ostrocker Renft ist. Von den sieben Tracks sind übrigens zwei in Deutsch gehalten. Neben Zwischen Liebe Und Zorn auch der dritte Track des Albums Fette Deutsche. Das unterstreicht meines Erachtens die Eigenständigkeit der Dresdner, die sich nicht in ein Korsett pressen lassen.

Direkt der Beginner Kill The King ist ein geiler Progressiv Rocker, der mich ein wenig an Focus erinnert. Ticketacketicketacke … Der geht mächtig ab. Mucke aus der Zeit meiner Jugend, aber nicht nachgespielt, sondern das kommt echt rüber und lässt mein Herz höherschlagen.

Rotzig, mit kleinen psychedelischen Ausflügen geht es mit Don`t Break The Oath weiter. Beides eigenständige Titel, denn weder ist Don`t Break The Oath ein Cover von Mercyful Fate, noch Kill The King ein Cover vom gleichnamigen Rainbow Song. In dem bereits erwähnten Fette Deutsche kriegen die es richtig im Galopp ab, mit zwischenzeitlichen Flötenbeschwörungen.

Far And Beyond (die erste Singleauskopplung des Albums aus September letzten Jahres) ist vielleicht der verspielteste Song auf dem Album, wenngleich auch recht zugänglich. Far And Beyond (Until We Meet Again) wird danach ein relaxter funkiger Rocker. Das Ostrock Cover Zwischen Liebe Und Zorn hatte ich eben bereits erwähnt. Was dazu noch zu sagen wäre, ist, dass ein ungemein starker Song von 1972 in dieser Version nochmals geiler wird. Kompliment an Wucan! Diesem folgt zum Abschluss das psychedelische Epos Physical Boundaries mit über zwölf Minuten Spiellänge.

Ich selbst mag ja das Ketzerische ungemein. Heretic Tongues hat mich total überzeugt. Jetzt freue ich mich natürlich auf das Hoflärm Festival in diesem Jahr, denn da werde ich Wucan dann endlich live sehen (hier bekommt ihr mehr Infos).

Wucan – Heretic Tongues
Fazit
Heretic Tongues sprechen natürlich mit verschiedenen Zungen. Dementsprechend Wucan mit verschiedenen Rockstilrichtungen auf ihrem neuen (dritten) Album Heretic Tongues. Musik wie eine Offenbarung zu Pfingsten, die ihre Jünger finden wird. Großartiges und vielseitiges Werk der Dresdener um Frontfrau Francis Tobolsky. Anspieltipps: Don`t Break The Oath, Zwischen Liebe Und Zorn und Physical Boundaries
Juergen S.
9.6
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