Watch Out Stampede! – Reacher

„Watch Out – Post-Hardcore“

Artist: Watch Out Stampede!

Herkunft: Bremen, Deutschland

Album: Reacher

Spiellänge: 31:25 Minuten

Genre: Post-Hardcore, Metalcore

Release: 13.06.2014

Label: Noisegate Records

Link: http://www.watchoutstampede.com/

Produktion: Blackball Recordings (Malte Brück), Weyhe

Bandmitglieder:

Gesang (Shouts) – Andreas (Ando) Hildebrandt
Gitarre und Gesang – Dennis Landt
Gitarre – David Werner
Bassgitarre – Stefan Poggensee
Schlagzeug – Tolger Özer

Tracklist:

  1. The Crucible
  2. Witch Trail
  3. In Pictures
  4. Settler
  5. Reacher
  6. Noble Arch In Proud Decay
  7. We Are The Branches
  8. Monsters
  9. Allspark
  10. Emily

Watch Out Stampede! - Reacher

Ein Jahr und ein paar Monate ist es her, dass die Mehrheit der Post-Hardcore-, Metalcore- und Metalcover-Fans in Deutschland das erste Mal von der Bremer Band gehört hat, die unter den Bandnamen Watch Out Stampede! den Ke$ha!-Song Die Young in ihrer eigenen Art und Weise neu interpretiert hat. Damit kamen sie vor To The Rats And Wolves, die denselben Song gerade mal eine Woche später ebenfalls auf dem Videoportal Youtube veröffentlichten. Die Woche Vorsprung brachte (im Vergleich) sage und schreibe mehr als 120.000 Klicks mehr.

Da ich bereits die im Jahr 2011 veröffentlichte EP From Hoes & Heroes in einem Review (Link: Hier) verarbeiten durfte, war für mich klar, dass die neue Scheibe, die im Juni 2014 erscheinen wird, auch nur durch mich rezensiert werden sollte! So nun liegt also das Debütalbum Reacher vor mir und von außen ist man von den Comicgrafiken der EP zu einer bergigen Landschaft gewechselt. Um dem Genre gerecht zu werden, durfte ein Fotofarbfilter dafür sorgen, dass die Stimmung des Bildes ein wenig post-apokalyptisch ausschaut. Ein Booklet ist nicht vorhanden, dafür hat man auf die aus Pappe bestehende CD-Hülle einfach alle Songtexte aufgedruckt.

Musikalisch beginnt die Debütplatte mit einem mit Synthesizer versetzten Intro, welches von den Genre-Kollegen Eskimo Callboy hätte stammen kommen. Passend geht es ohne wirklichen Break in den ersten Song Witch Trail, der wie auch bei der EP das enfesselt, was Watch Out Stampede! ausmacht: Klare, recht hohe Gesangspassagen treffen auf tiefe und echt gute Shoutpassagen a là Any Given Day. Dass man für guten Post-Hardcore nicht einen x-beliebigen Gitarristen oder Schlagzeuger hinstellen kann, sollte seit Bands wie Parkway Drive, We Came As Romans oder Unearth selbst dem letzten Verfechter des Genres klar sein. Denn alleine schon die stetigen Wechsel in Tempo und Rhythmus sind alles andere als anspruchslos.

Nach dem zweiten Song folgt ein sehr schönes Interludium, welches als Intro in das namensgebende Lied Reacher überleitet. Hier zeigt sich eigentlich die erste melodische Hookline des gleichnamigen Albums. Zusätzlich bekommt der Song noch eine Bridge, die zum Moshen einlädt. Sehr angenehm finde ich, dass man den, für das Genre üblichen, Männerchor im Hintergrund hält und damit dafür sorgt, dass der Song nicht (noch mehr) Unterbrechungen bekommt.

Auch wenn sich Watch Out Stampede! inhaltlich mit dem Thema Beziehung auseinandersetzen, will die Stimmung nicht wirklich bei mir ankommen. Vielleicht liegt es daran, dass man (wie auch schon bei der EP) ein sehr auswechselbares Genre bespielt. Denn mir fallen auf Anhieb mindesten fünf Bands ein, die die Songs mindestens ähnlich interpretiert hätten.

Ein echtes Lob muss ich an die Firma Blackball Recordings aussprechen, die Reacher qualitativ auf ein professionelles Niveau gehoben haben.

Highlight des Albums ist für mich persönlich der bereits als Single erschienene Song Allspark, der vor allem durch seine anfängliche Härte polarisiert und mich an Songs von Texas In July erinnern lässt.

 

[youtube]X3CI8OZkkHw[/youtube]

Fazit: Als ich gelesen habe, dass Watch Out Stampede! mit Reacher ihr erstes Album auf den Markt bringen werden, da war für mich klar, dass es ein hartes Stück Arbeit wird, die Platte auseinanderzunehmen. Es ist erstens sicher nicht ganz einfach, nach dem überall gelobten Coversong Die Young die Erwartung der Fans an die eigenen Songs zu erfüllen und zweitens war die EP von 2011 noch ein extremes Standardwerk. Bei Reacher machen die Bremer Jungs aber nicht alles falsch, denn für eine Debütplatte ist vor allem die Produktionsqualität auf dem aktuellen Stand der Dinge und schön ist es, dass man alles rausholt, was die Genreschublade zu bieten hat. Etwas schade finde ich, dass das Album (wenn man das Intro und das Interludium nicht mit einrechnet) gerade mal dreißig Minuten lang geht. Wenn man jetzt noch dazu rechnet, dass bereits drei Songs (Emily, Allspark und We Are The Branches) veröffentlicht worden sind, dann ist man mit fünfzehn Minuten nicht mal mehr auf dem Level der EP von vor drei Jahren und das bei einem aktuellen Vorbestellpreis von 19,44 € (amazon.com). Doch wenn man darüber hinwegsieht, bekommt ein Fan des Genres acht sehr moshbare Songs, die sicher vor allem aber vor der Bühne Spaß machen werden. Alle, die unsicher sind, sollten sich die Youtube-Videos zu den Singles anhören und selbst entscheiden, ob sich eine Investition lohnt.

Anspieltipps: Reacher, Allspark und We Are The Branches
Kai R.
7.5
7.5