Babymetal – Metal Resistance

“Kleine Mädchen in der bösen, schwarzen Welt, Teil 2“

Artist: Baby Metal

Herkunft: Japan

Album: Metal Resistance

Spiellänge: 53:00 Minuten

Genre: J-Pop, Metal

Release: 01.04.2016

Label: earMUSIC

Link:  www.babymetal.jp

Bandmitglieder:

Gesang – Su-Metal
Gesang – YuiMetal
Gesang – MoaMetal

Tracklist:

  1. Back In Town
  2. Mind Control
  3. Killing Me
  4. Run Tiger Run
  5. Puppet On A String
  6. Words Ain´t Enough
  7. Eat You Alive
  8. Home
  9. For Your Love
  10. Fade To Black
  11. Electric Blue
  12. Rock My Funeral
  13. One Last Prayer

Babymetal - Metal Resistance

Pünktlich zum Beginn des nächsten japanischen Schuljahres veröffentlichen Babymetal ihr neues Machwerk Metal Resistance. Das Schöne an Babymetal ist, dass man die Band an dieser Stelle gar nicht groß vorstellen muss, da das Konzept der Band so dermaßen eingeschlagen ist, dass sie… in aller Munde sind.

Jetzt lassen wir den Einleitungssatz noch einmal ganz kurz auf uns einwirken. Ich weiß genau, was ihr gerade denkt. Babymetal in einer direkten Assoziation mit einem Sprichwort, dass auch leicht schlüpfrig verstanden werden kann und auch verstanden wird. Dabei sind das doch nur kleine Mädchen, die aus einem Manga oder Anime entsprungen sein und die optisch der Traum eines Cosplayers sein könnten. Wie kann man da nur so etwas schreiben?

Dazu hole ich mal etwas aus: Die Band Babymetal entstammt aus einem Kulturkreis, der im Vergleich zur Leitkultur in Deutschland große Unterschiede aufweist. Beispiele? Wie man (natürlich auch) Wikipedia entnehmen kann, wurde die Gruppe als eine Subgruppe der Idol-Gruppe Sakura Gakuin gegründet. Hand aufs Herz: Wem sagt das was?

Mir war das Ganze vor Babymetal und dem Album Metal Resistance vollkommen fremd und ich habe zu Hause eine bessere Hälfte, die Animes und Mangas sehr gerne konsumiert, wodurch ich zwangsläufig an die Thematik herangeführt wurde. Meine Dragonball-Erfahrungen klammere ich einfach mal aus.

Da ich nicht gerade xenophob bin, habe ich mal tiefer gegraben: Was genau ist eine Idol-Gruppe und was bedeutet das für die drei Mädels von Babymetal? Die Antwort gefiel mir überhaupt nicht. Idols werden hauptsächlich aufgrund ihres Äußeren berühmt. Gibt es wohl auch in Deutschland, nur das Pikante an der ganzen Sache ist: Idols besuchen die Mittelschule und müssen nach der Mittelschule eigentlich ihre Gruppe verlassen. Das ist dann mit 16! Wir reden hier also von einer gezielten Verehrung von 14-16-jährigen Mädchen, die am besten noch „kawaii“, also niedlich, aussehen.

Deswegen sehen die drei Hauptprotagonisten so knuffig aus: Das ganze Idol-Konzept legt, zumindest wirkt es für mich als Außenstehenden, also primär Wert darauf, dass gerade jugendlich gewordenen Mädchen total niedlich aussehen oder was auch immer gerade „in“ ist. Ob LaFee in Japan eine Chance gehabt hätte?

Jedenfalls wurde diese Idee dann mit dem Metal kombiniert. Da hat die Talentagentur Amuse den Zeitgeist erkannt! Aus rein wirtschaftlicher Sicht würde ich dem kreativen Kopf hinter der Gruppe gerne die Hand schütteln. Für viele ist Metal ja eh nur noch Ballermann mit Gitarren und so bösen Zeugs wie Totenköpfen, da sind kleine Mädchen mit schweren Gitarren doch DIE Marktlücke, oder? Wenn dem nicht so wäre, würde die Band doch lang nicht so bekannt sein, oder?

Womit wir zur eigentlichen Rezension kommen: Nachdem ich jetzt geklärt habe, warum ich das Ganze total befremdlich finde und auch erläutert habe, warum ich der Band die Bezeichnung „Metal“ verwehre, auch wenn Hermann Li auf dem Album zu hören ist, gehen wir jetzt mal rein auf die Musik ein.

Viele der Leser erinnern sich sicherlich noch an das Debütalbum, das zahlreiche Nachahmer wie z.B. Ladybaby oder eine koreanische Truppe, dessen Namen ich vergessen habe, die dadurch glänzten, kleine Kinder in altdeutsche Uniformen zu stecken, wobei das Swastika (ich glaube gegen einen Katzenkopf) ausgetauscht wurde. Das Debütalbum jedenfalls genoss in vollen Zügen den „das ist ja total neu“-Effekt, wobei auch der ein oder andere Ohrwurm versteckt war.

Mit Metal Resistance entschloss man sich dazu, dass Ganze noch etwas zuzuspitzen. Man könnte den Nachfolger auch als eine logische Konsequenz bezeichnen. Spielerisch vom Niveau auf jeden Fall erhöht, verstecken sich überall kleine Passagen, denen man nicht einen gewissen Anspruch absprechen kann.

Am besten sind die neuen Elektroeinflüsse. Ich weiß nicht, ob sie mir auf dem ersten Album einfach nicht aufgefallen sind, aber auf Metal Resistance sind sie quasi omnipräsent. Dabei fängt das Album recht schwach an; Road of Resistance und auch die vorab veröffentlichte Single KARATE sind zwar ganz nett, aber dadurch, dass man das Spielchen mittlerweile kennt, wirkt es bisweilen etwas ausgelutscht. Klar, das musikalische Niveau sorgt dafür, dass ich auch beim 2. oder 3. Hören nicht auf „Skip“ drücke, aber vor allem der Flaschenhals, der Gesang, führt schnell zu einer Überfütterung der Gehörgänge.

Aber dann dreht der Songwriter auf: Awadama Fever ist ein wirkliches Partylied, wird aber von dem darauffolgenden Lied YAVA! total in den Boden gestampft. YAVA! ist das mit Abstand beste Babymetal-Lied und Bands wie die minderwertigen Eskimo Callboy könnten sich mal eine Scheibe vom rohen Fisch abschneiden. Elektronik in Metal ist immer streitbar, aber, wenn man sie einsetzen möchte, dann so wie in YAVA! War ich bisher eher gestört von dem Kindergesang, zeigen alle drei, was sie wirklich können.

Danach wird es dann wieder etwas zurückhaltender; man kann von jetzt an über jedes einzelne Lied streiten, ob es ein Füller ist oder nicht, die Liednamen sind natürlich bewusst „catchy“ (kleine Mädchen die mit dem Liednamen From Dusk Till Dawn, das so heißt wie ein wohlbekannter Horror/Splatter-Film oder No Rain, No Rainbow, frei nach dem Motto „wie süüüüüß, da singen Idols über Regenbögen, yeeehh), aber das Schmankerl verbirgt sich am Ende des Albums.

Ein komplett englisches Lied. The One macht zwar den Anschein, als ob nur eines der drei Mädchen Englisch kann, dafür aber mit einer besseren Aussprache als die meine. Das lässt die Bierzeltmetallerherzen sicherlich höher schlagen!

Fazit Gordon: Babymetal sind für mich das, was Anal Cunt zu Beginn ihrer Karriere waren: Ein ausufernder und zu lange getriebener Scherz. Natürlich wird hier von einer Firma versucht, Geld zu verdienen, was man von Seth Putnam nicht behaupten konnte, aber die Parallelen sind da. Wer den Grundgedanken mag, kann bedenkenlos zugreifen, wenn die Behauptung stimmt, dürfte Babymetals Picnic Of Love erst nach zwei weiteren, sehr ähnlich klingenden Studioalben kommen. Dafür dürften die Fans dann aber mit einem legalen Kopfkino dahinschmelzen, da die Damen dann rein rechnerisch gerade erwachsen geworden sind. Mit Metal Resistiance wird zumindest ein Album geboten, das mehr gut umgesetzte Ideen mit sich bringt als so manch ernstzunehmende Band mit ihrer Veröffentlichung bietet, was natürlich eine Katastrophe ist.

Fazit Lennart: Babymetal, das Phänomen aus Japan, das in Windeseile selbst die größten Säle im Westen hat füllen können. Die Mischung aus schnuckeligem Aussehen, dem Mix aus J-Pop und gefühlt 80 % aller Metal Genres und den unzähligen Choreographien machen einiges daher. Dazu kommt noch der Placebo Effekt, dass man das Unbekannte aufsucht, wenn man sich die exotische Sprache aus dem fernen Osten anhört. Und schwupp hat man das Rezept für einen vernünftigen Krabbenburger… ich meine für musikalischen Erfolg! Spaß bei Seite - den japanischen Gören mitsamt Begleitung ist ein bodenständiger Nachfolger ihres Debuts gelungen, der nicht ganz an Selbiges rankommt. Ein paar neue Live-Hits sollten dennoch dabei sein.

Anspieltipps: YAVA!
Gordon E.
6
Lennart L.
8.3
Leser Bewertung0 Bewertungen
0
7.2