Angra – Ømni

“Ein weiteres musikalisches Meisterwerk der Brasilianer“

Artist: Angra

Herkunft: Sao Paulo, Brasilien

Album: Ømni

Spiellänge: 61:00 Minuten

Genre: Power Metal, Progressive Metal

Release: 16.02.2018

Label: earMUSIC

Link: http://www.angra.net/

Produktion: Fascination Street Studios, Schweden von Jens Bogren

Bandmitglieder:

Gesang – Fabio Lione
Gitarre und Backgroundgesang – Rafael Bittencourt
Gitarre – Marcelo Barbosa
Bassgitarre und Backgroundgesang – Felipe Andrioli
Schlagzeug – Bruno Valverde

Tracklist:

  1. Light Of Transcendence
  2. Travelers Of Time
  3. Black Widow’s Web (feat. Alissa White-Gluz, Sandy)
  4. Insania
  5. The Bottom Of My Soul
  6. War Horns (feat. Kiko Loureiro)
  7. Caveman
  8. Magic Mirror
  9. Always More
  10. Ømni – Silence Inside
  11. Ømni – Infinite Nothing

Gegründet 1991 als bis heute wahrscheinlich bekannteste Power Metal Band Sao Paulo’s haben Angra ihren Sound stets weiterentwickelt und sind nach ihrem Meisterwerk Temple Of Shadows immer weiter in die Progressive Metal-Schiene gerutscht. Auf dem 2014er-Meisterwerk Secret Garden noch dabei, mussten sich die Brasilianer jetzt leider von langjährigem Gitarristen und Co-Songwirter Kiko Loureiro trennen, der jetzt als festes Mitglied bei Megadeth das Griffbrett rauf und runter schreddert. Doch mit Besetzungswechseln haben Angra ja bereits in der Vergangenheit mehrfach Erfahrung gesammelt und stecken auch diesen ohne große Veränderung an ihrem Sound weg.

Angesiedelt an den Sound, der mit Secret Garden bereits etabliert wurde, stellt Ømni (zu Deutsch „alles“) ein auf Science-Fiction beruhendes Konzeptalbum dar. Die Geschichte bildet aus dem Konzept früherer Alben (Holy Land, Rebirth, Temple Of The Shadows) eins und basiert auf einer Entität künstlerischer Intelligenz, die die menschliche Wahrnehmung durch die Korrespondenz zwischen gegenwärtigen und zukünftigen Menschen ermöglichen soll.

Was erst mal ziemlich umfangreich klingt, ist auch musikalisch nicht weniger umfangreich. Somit findet man auf Ømni einen für Angra typischen Mix aus lateinamerikanischer Musik gemischt mit typischen Trademarks des Heavy und Power Metal, welcher durch verschiedene Einflüsse aus dem Progressive und Thrash Metal noch einmal verstärkt wird.

Den Anfang macht Light Of Transcendence und übernimmt durch schnelle Riffs und einen hymnischen Refrain den Part als typischer Angra-Opener. Weiter geht es mit Travelers Of Time, der ersten Single des Albums. Das Stück stellt sich nicht nur aufgrund der musikalischen Glanzleistung, die hier an den Tag gelegt wird, als sehr interessant dar, sondern wirkt durch das Orchester im Hintergrund sehr mystisch und interessant. Besonders zu loben ist hier die sensationelle Gitarrenarbeit von Rafael Bittencourt, der übrigens nicht nur hier, sondern quasi auf dem gesamten Album die Leads übernommen hat, die sonst wahrscheinlich Kiko gespielt hätte. Doch ganz konnten sich Angra wohl doch nicht von Kiko trennen – in War Horns darf auch er noch einmal alles zeigen, was er kann und haut den Hörer mit seinem Solo um.

Waren es auf Secret Garden noch Doro oder Simone Simons, ist es im Jahre 2018 mit Alissa White-Gluz (Arch Enemy) eine Nummer härter – Black Widow’s Web entpuppt sich somit als kleines Gesangsbattle zwischen Fabio Lione, Alissa und der etwas unbekannten aber dennoch sehr hörenswerten Sandy, welches wieder mal von Herrn Bittencourt veredelt wird. Sandy geht bei dem Stück jedoch, trotz sehr gefühlvoller Stimme, leider etwas unter, was sie aber nicht daran hindert, ihre wundervolle Stimme hin und wieder hervorzuheben.

Insania stellt sich als weitere Hymne heraus. Wie Angra ihre Songs arrangieren und daraus ihren ganz eigenen Sound entwickeln, ist einfach eine Klasse für sich – technisch auf höchstem Niveau ist hier das Bassspiel von Felipe Andrioli besonders zu loben. Das jazzige Zusammenspiel von Bass und Drums ist nahezu perfekt und zeigt wieder einmal, wie viele musikalische Einflüsse man auf Ømni vorfindet. Genauso bei dem sehr einzigartigen Caveman, das wie ein Mix aus typisch brasilianischen Klängen und schnellem, progressiven Metal klingt und dem Album ein Stück aus ihrer Heimat verleiht.

Mit The Bottom Of My Soul und Alway More sollen auch die Balladen auf Ømni nicht fehlen und ergeben doch zwei komplette Gegensätze. Wird The Bottom Of My Soul von vorne bis hinten von einem Orchester begleitet und wirkt dadurch eher dramatisch, klingt Always More durch seine akustischen Klänge eher positiv und bildet einen perfekten Übergang zu dem ersten Teil von Ømni, Silence Inside. Silence Inside ist ein sehr abwechslungsreicher, größtenteils mittelschneller Song, der mal wieder einige großartige, musikalische Momente aufwirft und zusammen mit dem Instrumental-Outro Infinite Nothing einen sehr epischen Schluss bildet, der definitiv an Temple Of Shadows erinnern lässt.

Fazit: Angra können einfach nicht enttäuschen und so haben die fünf Brasilianer mit Ømni ein weiteres Meisterwerk veröffentlicht, das ich nur jedem Power und Prog Metal-Fan wärmstens ans Herz legen kann. Durch ihre musikalische Vielschichtigkeit heben sich Angra von vielen Genrekollegen meilenweit ab und bleiben trotzdem ihren Wurzeln voll und ganz treu. Abgesehen davon sind hier fünf Musiker am Werk, die 100% ihre Hausaufgaben gemacht haben und sich auf allerhöchstem Level bewegen, woraus ein Album voller Überraschungen und Kreativität resultiert, das für mich schon jetzt eines der besten Alben des Jahres sein wird.

Anspieltipps: Travelers Of Time, Magic Mirror, Ømni-Silence Inside
Julian N.
9.5
Leser Bewertung1 Bewertung
7.6
9.5