Armored Saint – Symbol Of Salvation Live

Eine Band in Topform zelebriert eines ihrer wichtigsten Alben mit knackigem Sound. Eine schöne Reminiszenz an den zu früh verstorbenen Gitarristen Dave Prichard

Artist: Armored Saint

Herkunft: USA

Album: Symbol Of Salvation Live

Spiellänge: 79:58 Minuten

Genre: Heavy Metal

Release: 22.10.2021

Label: Metal Blade Records

Links: https://armoredsaint.com/
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Bandmitglieder:

Gesang – John Bush
Gitarre – Phil Sandoval
Gitarre – Jeff Duncan
Bass – Joey Vera
Schlagzeug – Gonzo Sandoval

Tracklist:

1. Reign Of Fire (Live)
2. Dropping Like Flies (Live)
3. Last Train Home (Live)
4. Tribal Dance (Live)
5. The Truth Always Hurts (Live)
6. Half Drawn Bridge (Live)
7. Another Day (Live)
8. Symbol Of Salvation (Live)
9. Hanging Judge (Live)
10. Warzone (Live)
11. Burning Question (Live)
12. Tainted Past (Live)
13. Spineless (Live)
Zusätzliche Bonustracks auf der digitalen/Vinyl-Version:
14. Nothing Between The Ears (1989 4-Track-Demo)
15. Get Lost (1989 4-Track-Demo)
16. Medieval Nightmares (1989 4-Track-Demo)
17. People (1989 4-Track-Demo)
18. Pirates (1989 4-Track Demo)
19. Symbol Of Salvation (Live) [Radio Edit, nur auf der digitalen Version]

Mit Livealben ist es ja immer so eine Sache: Braucht man die wirklich oder tun es die Studioversionen der Songs nicht auch? Kommt auf den Einzelfall an. Um ein gelungenes Beispiel zu nennen: Classic Killers Live von Thunderhead (1994): ein Album, das die Songs im Vergleich zu ihren Studioversionen aufwertet. Auch Armored Saint mit Symbol Of Salvation Live reihen sich in die Reihe gelungener Livealben ein. Auch hier gewinnen die allermeisten der Songs dazu – obwohl die Studioversionen bereits über alle Kritik erhaben sind. Last Train, Tribal Dance, der Titeltrack oder auch Spineless haben in den vorliegenden Liveversionen einfach mehr Drive, mehr zupackenden Rotz und Power als auf dem Originalalbum. Insbesondere was Gesang und Gitarren angeht. Aber eigentlich ist auch der Drumsound ziemlich geil und der Bass pumpt ebenfalls schön zünftig im Hintergrund und sorgt für ein sattes Fundament. Das vermittelt sofort dieses ganz eigene Gefühl von Livekonzerten, wo der direkte Draht zwischen Publikum und Musikern fast greifbar erscheint.

Da muss man neben den Musikern, die tight as fuck zocken, vor allem auch den Verantwortlichen für den Sound ein Kompliment aussprechen. Besser kann man ein Livealbum kaum produzieren. Das Einzige, was vielleicht zu kritisieren ist: Reaktionen vom Publikum sind während der Songs eher selten zu hören – was aber auch bedeutet, dass hier nix künstlich dazugemixt wurde, wie es bei anderen Livealben schon oft der Fall war und man sich aufgrund der unfassbaren Lautstärke des Publikums fragte: Wie viele Fans waren da im Club? 80.000 oder noch mehr? Auf der DVD ist natürlich schnell sichtbar, dass es kein großer Club war und das Publikum, nun ja, merkwürdig wenig enthusiastisch reagierte. Bei so einem Brecher wie Spineless darf man beispielsweise auch mal abgehen, möchte man dem fast schon schnarchigen Publikum zurufen.

Die Band hält sich sehr eng an die Originalversionen, also nix mit neuen Arrangements oder sonst wie nennenswerten Abweichungen. Verspielen tun sich die Musiker hörbar nicht, auch wenn die Sachen naturgemäß etwas mehr runtergerotzt gespielt wirken als in der Studioversion. Überraschenderweise ist als einziger Schwachpunkt Sänger John Bush auszumachen, der bei dem einen oder anderen langsamen Part recht brüchig klingt: Der langsame, akustische Anfang von Another Day ist so gesungen leider ein Fall für die Skip-Taste. Auch Dropping Like Flies klingt in der Studioversion runder und besser intoniert. Allerdings haut Bush es bei den mehr als überwiegenden Power-Parts wieder raus und überzeugt dort und somit zu 95 Prozent des Albums auf ganzer Linie. Der Akustik-Part von Another Day ist wohl live auch einfach zu schwer.

Veröffentlicht wird das Album passend zum 30. Jubiläum der ersten Veröffentlichung von Symbol Of Salvation (1992) – mitsamt Bewegtbild-Mitschnitt. Die Band spielte ihre komplette Scheibe während ihrer 2018er Tour im New Yorker Gramecy Centre. Bassist Joey Vera erinnert sich: „Ich hatte das Gefühl, dass es eine großartige Hommage an das Album selbst war, Symbol in einem anderen Licht zu zeigen. Außerdem ist es für uns eine Art ‚Danke!‘ zu sagen, wenn alle Fans dabei sind und Teil dieses Ereignisses werden. Denn ohne sie könnten wir das alles gar nicht erst machen.“ Sänger Bush ergänzt: „Es verbindet unsere Vergangenheit mit unserer Zukunft. Ich glaube, es war die Zeit, in der wir wirklich dachten, wir könnten musikalisch tun, was wir wollten, und es würde irgendwie funktionieren. Es ist ein magisches Gefühl, und es gewinnt jedes Jahr weiter an Mystik.“

Die Band machte schwierige Zeiten durch, während sie die Songs für das Album schrieb. Sie war drei Jahre lang ohne Label, bevor sie bei Metal Blade unterschrieb, und verlor 1990, bevor sie ins Studio ging, den Gründungsgitarristen Dave Prichard durch Leukämie. Dies setzte eine Trotzreaktion der Band in Gang und trieb sie an. „Weil wir uns sozusagen aus der Asche erhoben hatten, verspürten wir das starke Verlangen, jede Kleinigkeit zum Erfolg zu führen“, erklärt Vera. „Es fühlte sich wichtiger an als alles, was wir je zuvor getan hatten. Zum einen wollten wir nicht, dass Daves schriftstellerische Beiträge umsonst waren. Außerdem wollten wir der Welt zeigen, woran wir drei Jahre lang gearbeitet hatten. Das Lustige ist, dass wir während der Trennung des Metal-Genres zwischen Glam und Thrash von ’85 bis ’89 das Gefühl hatten, wir müssten allen anderen etwas beweisen. Aber als wir Symbol machten, hatten wir auch etwas zu beweisen, nur diesmal mussten wir es uns selbst beweisen.“

Zu den Songs des originalen Studioalbums befinden sich auf dem Livealbum fünf Demotracks aus den Symbol Of Salvation-Sessions mit Prichard. „Es handelt sich um Songs, die es nicht auf die Platte geschafft haben, die aber immer noch einen gewissen Vibe haben und auf denen Dave spielt, was sie zu etwas Besonderem macht“, so Bush. Zur Einordnung sei Fans und Alles-Sammlern aber gesagt: Diese Songs sind teilweise bereits auf dem 2018er Re-Release von Symbol Of Salvation zu finden. Und People und Nothing Between The Ears sind auf der Compilation Nod To The Old School (2015) erschienen. Neu sind diese Demotracks also nicht.

Die DVD beinhaltet die emotionale Ansage von Bush zu dem Interlude Half Drawn Bridge für die Halb-Ballade Another Day. Dieser Song wird nochmals speziell zum Gedenken an Prichard zelebriert. Hanging Judge hingegen widmet die Band dem Produzenten von Symbol Of Salvation und Gründer vom Metal Blade, Brian Slagel. Der Song wurde auf der 2018er-Tour erstmals live gespielt. Slagel soll vor über 30 Jahren dafür gesorgt haben, dass die Band nicht am Tod von Prichard zerbrach und half als Produzent, dass die circa 25 Tracks, welche in der Rohfassung entstanden waren, gefiltert und weiter bearbeitet wurden. Ohne Slagel, so Bush in seiner Ansage zu Hanging Judge, würden Armored Saint nicht mehr existieren.

Armored Saint – Symbol Of Salvation Live
Fazit
Einige Songs dieses Livealbums sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil von Konzerten von Armored Saint – insofern könnte man unken, dass dieses Symbol Of Salvation Live den Fans der Band kaum etwas Neues bietet. Das stimmt so nicht. Für Fans sind es schließlich die Details, die zählen und nicht der ungenaue erste Blick. Denn dieses Album ist erstens eine schöne Erinnerung an das 1990 an Blutkrebs verstorbene Bandmitglied Dave Prichard und damit an einen Karrieremoment der Band mit Weichenstellungscharakter. Nicht viele Bands konnten aus so einer Situation heraus einen Meilenstein für ihre Laufbahn hinlegen. Das wird auch durch die emotionalen Ansagen auf der DVD deutlich. Allein deswegen hat dieses Livealbum zum 30. Jubiläum seine Berechtigung. Zum anderen gibt es mit Songs wie The Truth Always Hurts, Burning Question und Tainted Past Tracks (mit Gitarrenintro, das von Prichard stammt), die sonst sehr selten live gespielt werden. Und vielleicht noch wichtiger: Die allermeisten Nummern gewinnen an Drive dazu im Vergleich zu den Studioversionen oder haben zumindest neue Schattierungen. Und das ist eine schöne Sache für all diejenigen, die dieses tolle Album in ihrer originalen Fassung schon zigmal gehört haben. Allein das Publikum in New York wirkt etwas schnarchig, aber da kann die Band ja nix für.

Anspieltipps: Reign Of Fire, Tribal Dance und Spineless
Tobias K.
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