Baltic Open Air 2018 vom 23.- 25. August 2018 in Haddeby bei Schleswig

„Baltic Open Air 2018 vom 23.- 25. August 2018 in Haddeby bei Schleswig“

Eventname: Baltic Open Air 2018

Bands: Kreator, Eisbrecher, Pretty Maids, Kärbholz, Rage, D-A-D, Thundermother, Orden Ogan, Månegarm, Lotto King Karl, JBO, Dimple Minds, Fiddlers Green, Torfrock, Serum 114, Wilde Jungs, The New Roses, Spitfire, Versengold, BRDigung, Vanish, Artefuckt, The O’Reillys & The Paddyhats, Stepfathers Fred, Down On Knees, Murphy’s Law, Coast Guards, Ride The Bullet, Vacuum

Ort: Haddeby bei Schleswig, Schleswig-Holstein

Datum: 23. – 25.08.2018

Kosten: Festivalticket 75,80 €, Camping- u. Parkticket 18,90 € pro Person

Genre: Heavy Metal, Hard Rock, Thrash Metal, Folk Rock, Fun Metal, Neue Deutsche Härte, Viking Metal, Rock, Folk Rock, Punk Rock, Pop Musik

Besucher: ca. 40.000 (beide Tage)

Veranstalter: Baltic Eventmanagement GmbH

Link: http://www.baltic-open-air.de/

…und schon wieder vorbei. Das diesjährige Baltic Open Air verging wie im Fluge, was nicht nur an dem guten Billing lag, sondern auch an der gesamten Organisation. Wie eigentlich immer, hat die gesamte Mannschaft des Baltic Event Managements dafür gesorgt, dass es ein unbeschwertes Festival wird. Die Entscheidung hier in das Wikingerland zu gehen, egal ob gewollt oder gemusst, war gut und so gab es ausreichend Platz für Camping, Verköstigung, Shopping und eben auch Musik. Wie bereits im letzten Jahr werden drei Bühnen bespielt, wobei zwei davon im Infield liegen und erst ab dem regulären Festivalbeginn am Freitag aktiviert werden. Die kleinere, vor dem Infield gelegene Viking Stage, dient bereits am Donnerstag als Warm-Up, aber auch an den anderen Tagen finden sich hier einige Perlen wieder, dazu aber später mehr. Die Anreise erfolgt wieder ab Donnerstag früh, wobei die Ersten bereits früh morgens im Dunkeln vor dem Platz stehen. Dass ggf. noch kein Einweiserpersonal vor Ort ist, stört da wenig, dann wird eben gewartet. Die Verteilung erfolgt dann, wie bereits im letzten Jahr auch, nach einem nicht ganz klaren Muster, und auch die „Besetzung“ der zugewiesenen Stellplätze erschließt sich nicht immer. Durch Besucher vor Ort “reservierte“ Flächen werden scheinbar manchmal nicht genutzt, sodass auch in den folgenden Tagen eine Menge Platz leer blieb, dafür wird es aber an anderen Stellen sehr eng. Oder es wird einfach zugestellt. Zum Glück blieben dann aber Rettungsgassen frei, damit im Falle eines Falles Hilfskräfte schnell vor Ort sein können. Wie gewohnt und ohne Probleme sind wir schnell an unsere Pressebändchen gekommen und konnten dann das Lager aufschlagen. Die Einweiser zu den Campgrounds sind freundlich und bemüht, uns den notwendigen Platz zur Verfügung zu stellen. Vorsicht ist trotzdem geboten, denn wenn das Auto zu weit im vorgegebenen Areal steht, dann wird auch gern gnadenlos zugestellt und ein Rauskommen ist kaum noch möglich. Die WC-Situation ist gut geregelt und auch Waschgelegenheiten waren ausreichend verfügbar und ordentlich. Der Schuttlebus hat dieses Jahr auch besser funktioniert und die Parkplatzsituation auf dem VIP Parkplatz war auch besser. Nach jedem Festival ist natürlich auch vor dem nächsten, und da hätte ich später ein paar Anmerkungen.

Donnerstag

Viking Stage

Nun aber zu dem wichtigsten eines Festivals, der Musik. Die gute Mischung macht es und auch diesmal ist die Auswahl so, dass für jeden etwas dabei ist. Heute beginnen um 16:00 Uhr Vacuum das Programm. Die Truppe aus der Eckernförder Werkstatt spielt seit 1998 zusammen und hat bereits drei selbst veröffentlichte CDs, auf die sie zurückgreifen kann. Aus diesen werden die Songs präsentiert und die Inhalte stammen alle aus Alltagssituationen und ihren Beschäftigungen in der Werkstatt. Dies wird in einer humorvollen Art dargeboten. Auch so kann Inklusion gehen.

Nach einer kurzen Umbaupause treten Coast Guards auf die Bühne. Es ist noch nicht so voll, obwohl das Wetter mitspielt. Da aber ja noch Anreisezeit ist und viele mit Zeltaufbau und Speisenaufnahme beschäftigt sind, ist das kein Wunder. Trotzdem lassen es sich die fünf Kieler nicht nehmen und spielen ihren Rockabilly in gewohnter Manier. Das eine oder andere Bein wippt bei den Rhythmen mit, obwohl an der einen oder anderen Stelle ihr eigenwilliger Sound gewöhnungsbedürftig ist.

Im Anschluss kommen dann Ride The Bullet auf die Bühne. Die 2012 im Ruhrpott gegründete Band liefert kreativen Hard Rock und kann schon mal das Headbangen anleiern. Zak Ice und Aceman liefern sich rasante Duelle an den Klampfen und Mirko shoutet lautstark dazu. Schade, dass noch nicht so viele da sind, denn der Auftritt ist es wert mehr als nur ein Auge zu riskieren. Danach geht es mit Stepfather Fred aus Süddeutschland metallisch weiter. Sie spielen Songs aus ihrem aktuellen Album Enchancer, sowie diverse Stücke von älteren Veröffentlichungen. Wir bleiben nicht bis zum Ende des Auftrittes und auch die um 22:15 Uhr auftretenden Murphys Law, werden wir auslassen. Nach einigen Drinks geht es zeitig zum Lagerplatz. Der Grill glüht und so lassen wie es gemütlich beim Pils ausklingen.

Freitag

Auch heute beginnen wir musikalisch auf der

Viking Stage

Um 12:30 Uhr treten hier zum zweiten Mal die Coast Guards auf und liefern ein ähnliches Programm wie auch gestern ab. Dadurch lassen sie die Zeit bis zum Einlass in das Infield schneller vergehen.

Pünktlich um 13:00 Uhr öffnen sich die Tore und viele der Anwesenden betreten den Holy Ground. Die Security ist ruhig und besonnen und kontrolliert mitgebrachte Taschen und Beutel. Das vermittelt zumindest ein gewisses Gefühl der Sicherheit. Dass ich aber jede Kammer meiner Fototasche aufmachen soll, um ein ggf. verstecktes Messer aufzuspüren, war dann doch eher belustigend, weil der eindeutig aus dem Ausland stammende Mann meinte, ich könnte ja ein Taliban sein. Nun ja. Das Infield hat sich zum Vorjahr kaum verändert. Der Merchstand liegt noch immer recht weit abgeschlagen von den Bühnen. Da wäre vielleicht mal über eine Verlegung nachzudenken. Der VIP/Presse Bereich ist wieder gut gelegen und auch an der Stelle für die Rollifahrer vorbereitet. Über die Verpflegungsmöglichkeit im Zelt gibt’s nicht viel zu sagen. Es hat sich bei den Zahlungsmodalitäten etwas verändert. Das ist nicht ganz optimal, aber irgendwann wird es sich einspielen.

Odin Stage

Pünktlich um 14:00 Uhr betreten der blonde Gitarrist Norman Bites, dicht gefolgt von Drummer Urban Berz, Hardy mit seinem Viersaiter und Timmy Rough am Mikro die Bühne. Nicht nur die eingefleischten Fans wie Debbie Rädel, die extra wegen der Jungs 500 km angereist ist, wissen, dass hier die erfolgreichen The New Roses auf der Bühne stehen. Die Rolle als Opener erfüllen sie souverän und gekonnt. Der leider nur einstündige Slot liefert dann aber auch alles, was das The New Roses Fan Herz begehrt. Timmys raue Stimme reißt alle mit, und auch wenn der Platz vor der Bühne noch nicht megavoll ist, Spaß macht es auf jeden Fall. Every Wild Heart, It‘s A Long Way, One More For The Road oder Thirsty knallen von der Bühne in den sonnigen Mittag und eröffnen das Festival schön rockig. Norman lässt wieder seine lange Mähne im Wind wehen und das passt auch hervorragend zum Track Life Ain’t Easy (For A Boy With Long Hair). Gelungener Auftritt, der aber später am Abend, vielleicht fast ein Headliner Slot besser gepasst hätte. Aber so sind zumindest schon mal einige Hundert Zuschauer da und das könnte auch gewollt sein.

Viking Stage

Um 14:30 Uhr liefern Snakebite einen klasse Auftritt ab. Hard Rock allererster Güte wird hier präsentiert. Der kompromisslose Rock’n‘Roll begeistert viele und so ist neben Songs des im Mai erschienenen Albums Rise Of The Snake auch älteres Material im Gepäck. Sehr gelungen, leider können wir nicht bis zum Ende bleiben.

Thor Stage

Dimple Minds spielen ab 15:00 Uhr ihren Fun Punk/Metal auf der etwas kleineren Bühne. Das zieht aber doch schon viele Zuschauer und man merkt den Vieren an, dass sie Freude an dem Auftritt haben. Ladde, Ole, Mao und Steff lassen keine Zweifel daran aufkommen, dass es ohne Alkohol nicht geht und auf einem Festival eh nicht. So liefern sie uns ein Potpourri aus Gassenhauern wie Prollsport, Autopilot, Wir Sind Debil oder auch Durstige Männer. Das kommt gut an und, man staune, nicht wenige kennen die Texte. Nach einer Stunde ist dann Ende Gelände und es geht heiter weiter auf der

Odin Stage

Inzwischen ist es 16:00 Uhr und zur besten Kaffeezeit stehen die schon fast zum Inventar gehörenden Torfrock, nach 2012, 2013, 2014 und 2016, zum fünften Mal auf der Bühne.  Klaus Büchner, immer noch ohne den erkrankten Raymond Voß, steht gewohnt lässig im Rampenlicht und hat die Menge im Griff. Sie brauchen nicht lange, um alles zum Mitsingen zu animieren: Ratatazong ratatazong weg ist der Balkon dong. Presslufthammer B-B-B-Bernhard oder Rollo, Der Wikinger passen hier genau richtig hin. Somit ist das ein Selbstgänger und bedarf keiner weiteren Worte. Darum schnell der Wechsel zur

ThorStage

auf der nun die Wilde Jungs dran sind. Gegründet in Fulda, haben sie sich den Namen nach einem Song der Böhsen Onkelz gegeben. Zunächst coverten sie neben deren Liedern auch Tracks von Megaherz, den Toten Hosen oder Dimple Minds. Inzwischen haben sie aber eigene Lieder geschrieben und der Punk/Deutsch Rock orientiert sich textlich stark an persönlichen Erfahrungen, Freundschaften und handelt oft über die eigene Geschichte. Musikalisch passen sie in die grobe Richtung Frei.Wild, Kärbholz oder Megaherz. Das kommt bei Vielen gut an und so liefern sie eine solide Leistung ab.

Viking Stage

Loudstark ist hier für heute die letzte Band, die wir aber aus zeitlichen Gründen leider ausfallen lassen müssen. Die Kieler spielen einen melodischen Hardrock, und das werden wir bestimmt noch mal zu sehen und hören bekommen.

Odin Stage

Um 18:00 Uhr gibt es nun eine gänzlich andere Richtung. Irish Speed Folk aus deutschen Landen steht auf dem Programm. Immerhin sind Fiddlers Green seit 1990 im Geschäft und haben sich in der Zeit in die Ohren der irischen Volksmusik Begeisterten gespielt. Ralf Albers, Gesang und Gitarre, lässt keine Zweifel aufkommen, dass der Irish Folk schnell gespielt werden kann. Und so beginnt die Lehrstunde für Spiellaune und ordentliche Rhythmen mit The More The Merrier. Weitere Songs sind unter anderem Life Full Of Pain und Folk’s Not Dead. Das hat Spaß gemacht, auch wenn es nicht so ganz mein Genre ist. Aber es wird geschunkelt und getanzt und dadurch haben sie ihre Berechtigung hier zu sein, mehr als nur wett gemacht.

Thor Stage

Es geht hier weiter mit Serum 114, die die Lanze für den Punk Rock hochhalten. Wo Wir Zu Hause Sind und Sorgenkind eröffnen den Gig. Eine deutliche Bewegung in der Menge ist auszumachen und so entstehen auch schon mal kleinere Mosh Pits. Der eine oder andere Crowd Surfer beschäftigt die sonst eher nicht geforderte Pit Security. Auch hier wieder ein Lob an die umsichtig agierenden Männer, die alle vor Schaden bewahren. Ohne die geforderte Zugabe beenden die Frankfurter ihr Set.

Odin Stage

Zur besten Tagesschau-Zeit kommen jetzt Orden Ogan auf die Bühne. Da es nun auch schön dunkel geworden ist, nein noch nicht die Nacht, nur schwere, fette Regenwolken, kommt auch das Bühnenlicht gut zum Einsatz. Und nicht nur das macht uns Fotografen ab und an das Leben schwer, sondern heute ist es auch noch der Sturzbach von oben, der den empfindlichen Kameras zusetzt. Der viertelstündige Schauer deckt sich mit der Zeit im Fotograben und so sind wir alle mehr oder minder nass. Das hat natürlich keinen Einfluss auf die klasse Performance der Orden Ogans. Die aus Arnsberg stammenden Power Metaller liefern einen der besten Auftritte des bisherigen Tages ab. Vor der Bühne ist trotz des Schauers nur noch wenig Platz und so erleben die Festivalbesucher nicht nur Songs der letzten Platte Gunman. Die Metal Freaks unter den Gästen können endlich Headbangen und auch der Mitsinganteil ist hoch. We Are Pirates oder das überragende Land Of The Dead lassen den Regen vergessen machen. Super toller Auftritt, leider zu kurz.

Thor Stage

Ohne Pause übernehmen um 21:00 Uhr Versengold das Zepter. Die in der Mittelalterszene angesiedelten Bremer ziehen viele Fans an. Ihre deutschen Texte, meist von Malte Hoyer geschrieben, erzählen oft Geschichten mit Tiefgang und vielerlei Deutungsmöglichkeiten. So wechseln sich reine instrumentale Balladen, wie Vom Zauber Des Wildfräuleins, oder auch Trinklieder wie Einerley oder Hoch Die Krüge, ab. Gesellschaftskritisch wird es mit Punsch Statt Putsch und so hat die Musik von Versengold ihre treuen Anhänger. Ein besonderes Highlight ist dann noch ein 37-köpfiger Kinderchor, die alle aus den umliegenden Schulen kommen und Versengold ein selbst gedrehtes Video mit dem Song Niemals Sang- Und Klanglos geschickt hatten. Dafür wurden sie nun eingeladen und dürfen gemeinsam singen. Das ist für die Kleinen bestimmt ein aufregendes Ereignis. Wir sehen uns den Rest des Auftritts bereits von der anderen Seite an, da hier ja gleich Kreator auf den Brettern stehen werden. Vorher noch eine kleine Stärkung. Auch dafür ist im Infield reichlich gesorgt. Von Pizza über Döner bis zur Bratwurst, Nudeln und Crêpes ist alles zu relativ moderaten Preisen zu bekommen.

Odin Stage

Tja und was kommt nun auf uns zu? Die deutsche Thrash Institution, die eigentlich nicht mehr beschrieben werden muss. Mache ich trotzdem. Zunächst gibt’s eine wichtige Einweisung. Da Pyros zum Einsatz kommen, müssen die Fotografen mit zwei Liedern für ihre Bilder auskommen. Aber das ist egal. Ob wir drei Lieder mit bescheidenem Licht haben oder zwei, das macht nichts mehr aus. Egal. Das Infield ist entsprechend voll, es dürften so an die Zehntausend sein, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollen. Im Dunkeln stehen „Mille“ Petrozza, Sami Yli-Sirniö und Christian Giesler am Bühnenrand und hinter seinem Drumkit sitzt Jürgen Reil auf dem Schemel. Die Hintergrundbeleuchtung ist passend und damit hat der Fotograf nur das als Motiv. Phantom Antichrist tönt es ordentlichen laut aus den Boxen und zeigt sofort, was Sache ist. Fetter Thrash in feinster Manier. Ohne Unterbrechung geht es weiter mit Hail To The Hordes. Genauso dunkel, ab und an erwischt mal ein Scheinwerfer eine Mähne oder eine Kontur. Das haben sie richtig toll gemacht und somit sind Bilder eher mau. Aber das stört die musikalische Abrissbirne nicht, die verrichtet ganze Arbeit. Hier wird gezeigt, was der deutsche Thrash drauf hat und der braucht sich weiß Gott nicht verstecken. Satan Is Real, Enemy Of Gods, Phobia, Hordes Of Chaos, was will man mehr. Da ist Mosh Pit, Wall of Death und Crowd Surfing gesetzt. Jetzt muss die Security im Graben höllisch aufpassen, da es ja nun auch schon dunkel ist. Ab und an erleuchten Flammensäulen und rotes Licht die Leute und so ist dann zumindest etwas Licht vor der Bühne. Nach anderthalb Stunden, übrigens die einzige Band des Festivals, die so lange spielt, liefert dann Pleasure To Kill den krönenden Abschluss. Super Auftritt, für die Fotopresse eher schlecht. Tja, was soll danach noch kommen? Nun ja. Zwei Bands sind noch am Start. Gleich im Anschluss BRDigung und danach noch Kärbholz. Da wir aber durchnässt und bereits seit 15 Stunden im Einsatz sind, brechen wir für heute ab. Nach Aussagen von anderen Gästen waren beide Bands gut drauf und haben nach dem schweren Erbe von Kreator trotzdem noch ordentlich abgeliefert. Die Kärbhölzer standen bei Kreator mitten in der Menge und haben sich die Performance nicht entgehen lassen. Ob sie sich Anregungen geholt haben? Aber das haben die nicht nötig. Sie machen einen guten Job, davon konnten wir uns schon öfters überzeugen.

Samstag

Nach der eher unruhigen Nacht (siehe Verbesserungspotenzial) und dem auch noch dazu gekommenen Regen, sind wir sehr früh wach. Was tun bis zum Einlass? Naja, da wir ja abends abreisen wollen, fangen wir an zu packen. Unser Pavillon hat bei dem Wind gestern eh den Geist aufgegeben, sodass auch ein trockenes Sitzen unter eben diesem entfällt. In der Not traben wir dann zum nahe gelegenen Burger King und sitzen beim Frühstück zumindest im Trockenem. Pünktlich um 13.00 Uhr sind wir zurück, verpassen dadurch auf der Viking Stage Burning Fuse und Down On Knees. Schade, aber wird irgendwann nachgeholt. Leider sind wir auch zu Firth Of Drangiss nicht vor Ort, denn zeitgleich beginnen auf der

Odin Stage

Thundermother. Diese Power Truppe um Gitarristin und Bandleaderin Filippa Nässil rockt ja derzeit wie kaum ein zweiter Act durch Schleswig-Holstein. Husum, Kiel, Wacken, Flensburg und nun hier in Schleswig. Als Opening Act des zweiten Tages bringen sie den Kreislauf so richtig auf Touren. Gestern Abend noch in der Kieler Schaubude, nicht zu verwechseln mit der Schaubude im TV, sind sie nun mit einem kühlen Corona bewaffnet dabei das Baltic Open Air aufzumischen. Whatever eröffnet und macht die Marschrichtung klar. Fette Riffs tönen aus den Boxen und Drummerin Emlee Johannsson prügelt auf Ihr Drum Kit, als wenn das schon beim ersten Song den Geist aufgeben soll. Sonnenbebrillt liefert Bassistin Sara Pettersson die tiefen Töne ins Publikum und auch Sängerin Guernica Mancini merkt man den Auftritt gestern nicht an. Sie ist gut bei Stimme und beweist das eindrucksvoll in den folgenden Songs. FFWF, Cheers, Revival und Shoot To Kill geben den Zuschauern den richtigen Kick zum Beginn. Natürlich kündigen sie dann noch ihre Anwesenheit am Merchstand an, um für all das, was männliche und auch weibliche Fans wollen – Unterschriften, Bilder und freundliche Worte – zur Verfügung zu stehen. Für uns geht es aber erst mal rüber zur

Thor Stage

Um zumindest kurz bei O’Reillys & The Paddyheads zu lauschen. Irische Fahnen werden am Bühnenrand geschwenkt und so beginnt der Auftritt mit den Folk Punk Rockern aus Gevelsberg. Da stehen acht Musiker auf der Bühne und lassen es krachen. Der rasante Rhythmus geht in die Beine und nicht wenige tanzen vor der Bühne. Nicht nur als Augenweide, sondern auch als einzige Frau steht Geigerin Mia Callaghan mit auf der Bühne und legt mal mit Sean oder Dwight O’Reilley ein packendes Duell hin. Dabei versteht es gerade die Instrumentalfraktion dem Folk die richtige harte, punkige Richtung einzuhauchen. Nach der Hälfte des Sets geht’s aber zur

Viking Stage

denn hier stehen die aus Böblingen stammenden Vanish. Die überzeugen auf ganzer Linie mit ihrem klassischen Metal, der mit innovativen Elementen kombiniert einen starken neuen Sound schafft. Kompakte Songs, wie vom neuen Album The Insanity Abstract, die mit drückenden Riffs, bombastischen Parts und starken Hooklines aufwarten können. Sehr geil gespielt und Sänger Bastian Rose überzeugt mit seiner markanten und ausdruckstarken Stimme. Da wird noch einiges von zu hören sein. Leider können wir nicht bis zum Ende bleiben und eilen zur

Odin Stage

auf der um 16:00 Uhr Månegarm aus Schweden auftreten sollen. Zu spät sehen wir die Änderung, die durch die Verspätung des Fluges der Schweden hervorgerufen wird. Dadurch kommen Spitfire zu einem früheren Slot und rocken mit ihrem KickAss Rock’n’Roll die Hauptbühne. Die Münchener freuen sich über den Aufstieg auf die große Bühne und rocken, was das Zeug hält. Danger In The World, Street Fighter und Underground sind nur einige der Titel, die hier für Dampf sorgen. Inzwischen ist es auch so weit aufgeklart, dass die Sonne mit richtig Kraft für höhere Temperaturen sorgt. So macht das mehr Spaß, auch wenn es wieder etwas stressig ist, denn auf der

Viking Stage

lassen es die Supernova Plasmajets krachen. Die haben wir im letzten Jahr als Support von The New Roses das erste Mal gesehen und waren begeistert von der Performance und der Spielfreude. Das zeigen sie auch hier wieder und so ist es kein Wunder, dass viele stehen bleiben und zuhören. Sie schaffen es immer wieder, mit ihrer Hommage an den guten alten Glam Rock für gute Laune zu sorgen. Sängerin Jennifer Crush, die beiden Gitarristen Manni Mc Fly und Randy Stardust wissen, wie sie sich ordentlich in Szene setzen und dadurch können sie die Zuschauer begeistern. Dazu gibt es auch eine gewichtige Basis von Basser Cliff Bourbon und Drummer Alexis Rose.  Das lohnt sich, die mal anzusehen.

Thor Stage

Vor den Plasmajets schaffen wir es noch kurz zum Artefuckt Auftritt. Die spielen einen ordentlichen Deutschrock und das gefällt vielen gut. Nach den ersten Songs verzichten wir zugunsten der bereits erwähnten Supernovas und es wird auch mal wieder Zeit für eine kleine Pause und Verpflegungsaufnahme. Schließlich wollen wir gestärkt bei Peavy Wagner und seinen Freunden vor der

Odin Stage

um 18:00 Uhr stehen, um die notwendigen Bilder machen zu können. Rage legen gleich fulminant los und es zeigt sich, dass die Band auch ein Händchen für die Pressefotografen hat. So kommen wir alle zu tollen Bildern und gerade Gitarrist Marcos Rodriguez weiß zu überzeugen. Er spielt nicht nur geil Klampfe, sondern kann sich auch gut verkaufen. Peavy, gewohnt mit Bass am Mikro ist gut bei Stimme und scherzt auch immer wieder mit den Zuschauern und wird es nicht müde zu erwähnen, dass er hier den richtigen Heavy Metal vertritt. So sind dann Übersongs, wie From The Cradle To The Grave und End Of All Days, sowie einige Tracks des aktuellen Albums Seasons Of The Black dabei. Auch Holy Diver von Dio kommt zu Ehren. Allerdings konnte der das besser. Egal. Super Auftritt.

Thor Stage

Hier sollen nun Månegarm ihren verspäteten Auftritt nachholen. Allerdings verspäten die sich nochmals um zwanzig Minuten, da ja auch ein anständiger Sound geboten werden soll. Zunächst war es nicht klar, ob sie überhaupt noch auftreten, aber die Viking Metaller lassen es sich nicht nehmen. So liefern die Sechs – drei Stammmusiker und drei Livemusiker – perfekt ab. Es geht mit Blodörn los und da zeigt sich, dass die Mischung aus Black Metal mit Folk Einflüssen funktioniert. Die langen Mähnen und die Bärte lassen die Akteure verwegen aussehen und man fühlt sich in die Wälder Schwedens versetzt. Viele der Songs sind in Heimatsprache verfasst aber das stört nicht wirklich. Durch den verspäteten Anfang verschiebt sich die Anfangszeit der folgenden Bands entsprechend. Inzwischen ist es auch wettertechnisch nicht mehr so prickelnd und der Himmel deutet an, dass es wohl noch nass werden wird. Wieder zur besten Headlinerzeit des Abends?

Odin Stage

Mit einer knappen Viertelstunde Versatz ist es vor der Bühne Rappel dicke voll. Alle wollen Ronnie Atkins sehen und die Songs von Red, Hot And Heavy und Future World hören. Das Licht ist gut und so haben wir auch hier mal wieder tolle Bilder im Kasten. Ken Hammer agiert wie ein junger Gott an der Gitarre, und die restlichen drei, Rene Shades mit Cowboyhut und Bass, Allan Sørensen hinter seinem Drum Kit und Chris Laney, mal an den Keyboards mal mit Gitarre, lassen sich auch nicht lumpen. Die Bühne ist passend in einem hübschen Rot und so wird ein Feuerwerk der alten Hits abgefackelt. Warum die Herren nicht mehr Spielzeit bekommen haben, erschließt sich mir nicht, denn die haben genügend in Petto.  Da wäre der Verzicht auf die eine oder andere Band vielleicht möglich gewesen. Die Dänen überzeugen auf ganzer Linie, dürften sich hier eindrucksvoll bewiesen haben und werden in guter Erinnerung bleiben.

Leider ist hier und heute für uns Schluss. Der morgige Tag ist zwar Sonntag, aber der Eine oder Andere muss arbeiten bzw. hat eine lange Rückfahrt vor sich. Da auch das Wetter nicht mehr so wirklich mitspielt, treten wir die Heimreise an. Leider verpassen wir dadurch D.A.D., die wir aber in Hartenholm beim Werner Rennen noch mal zu sehen bekommen. Auf den guten Lotto King Karl und J.B.O. können wir gut verzichten, um Eisbrecher tut es uns schon etwas leid. Aber so ist das mit den Geschmäckern, die sind nun mal verschieden. Auf dem Weg zum Parkplatz treffen wir noch die Pressesprecherin Andrea Weide und ihren Mann und geben schon mal einen ersten Eindruck wieder.

Verbesserungspotenzial

Im letzten Jahr ist uns bereits aufgefallen, dass die angedachten Meet & Greets nicht optimal ausgenutzt werden, bzw. es das eigentlich gar nicht gibt. Bei den kleineren Bands, die auf der Viking Stage spielen, hat das gut funktioniert, die hatten direkt neben der Bühne die Möglichkeit und nutzten diese auch. Bei den anderen Bands war mal jemand da oder auch nicht. Das ist ja auch ok, aber da könnte ja ggf. über eine verbesserte Planung nachgedacht werden. Also richtig als Programmpunkt, denn das klappt bei anderen Festivals auch recht gut. Die Bands dürfte das genauso freuen wie die Zuschauer, da dann ja auch mehr Merchandising abgesetzt werden kann. Ein gutes Beispiel ist Thundermother, die haben richtig großen Zuspruch. Dies etwas ausbauen und allen dürfte gedient sein.

Beim Einlass auf das Vorfeld wurde bereits eine Einlasskontrolle durchgeführt. Das ist lobenswert, um den unsäglichen Dosen Herr zu werden. Aber da sollte auch über einen separaten Ausgang nachgedacht werden. Da die Absperrung so eng ist, kann entweder rein- oder rausgegangen werden. Beides gleichzeitig klappt nicht und so muss dann der Security Mann in seinem Rücken wartende Zuschauer stehen lassen, da diese ja nicht rauskommen. Dann dürfte den Mitarbeitern an den Zugängen zum Campground vielleicht ein kleiner Unterstand gegönnt werden, denn die stehen entweder bei Regen oder bei Sonne ungeschützt über Stunden am Wegesrand.

Eins der größten Ärgernisse ist das Verhalten auf dem Campground. In den Regularien steht eindeutig, dass ab 22.00 Uhr eine Reduzierung der Musik auf Zimmerlautstärke erfolgen soll. Die Zimmer möchte ich mal sehen, die da beschallt werden. Das müssen ja hallenähnliche Zimmerfluchten sein. Bis morgens um fünf liefen in allerbester Disco Manier die Anlagen. Auch der ungehinderte Einsatz von Signalhörnern, die eigentlich nur Rettungskräften zustehen und das Abfackeln von Bengalos und Leuchtraketen gehört hier nicht hin. Das muss nicht sein, und hier ist eine „Platzwache“ oder entsprechend geschultes Personal einzusetzen, die das unterbinden. Es kann ja gefeiert werden, aber diese Lautstärke geht nicht. Und dann auch noch aus unterschiedlichen Richtungen gegeneinander angehende Anlagen, die sich gegenseitig übertrumpfen wollen. Auch die ganze Nacht laufenden Stromerzeuger sind oftmals unerträglich.

Dann wäre noch die an einigen Ständen nicht nachvollziehbare Pfandregelung zu überdenken. Zunächst wurde Pfand auf die Shotgläser genommen, und am folgenden Tag konnten diese Gläser nicht mehr zurückgegeben werden, da durch ein Trinkspiel „Getränke“ gewonnen wurden, und diese Gläser kann man logischerweise nicht mit Pfand versehen. Alles andere war gut geregelt und klappte. Ggf. können die Banner über den beiden Hauptbühnen noch ausgewechselt werden. Bei der kleineren steht noch Sea Stage.

Fazit

Meiner Meinung nach hat sich das Festival hier an der richtigen Stelle fest in Schleswig-Holstein etabliert. Was 2011 mit einem Tag direkt in Schleswig auf dem ehemaligen Kasernengelände begann, hat sich im Laufe der vergangenen acht Jahre, durch die vielen Verbesserungen, zu einem gut organisierten Festival gemausert. Die gute Bandmischung, die kurzen Wege, die kulinarischen Möglichkeiten, das angeschlossene Wikingerdorf mit den dort angebotenen Waren und das Familiäre sorgen für ein gutes Event und das wird wohl so weitergehen. Alles in allem gelungen. Wenn nun weiter an der Abstellung der wenigen aufgetretenen Ärgernisse gearbeitet wird, dann wird es zukünftig noch idealer und ein nicht mehr wegzudenkendes Highlight in der Schleswig-Holsteinischen Veranstaltungs-Vita sein. Wir freuen uns auf das Baltic Open Air 2019, auch wenn diesmal noch keine Bands angekündigt wurden.

Für euch von Time For Metal unterwegs:

Norbert Czybulka, der Bildermann und Kay Ledderer, der Schreiberling, der auch das eine oder andere Bild kann.