Betontod am 20.10.2023 im Rosenhof in Osnabrück

Absoluter Abriss im ausverkauften Rosenhof

Event: Zeig Dich! Tour 2023

Band: Betontod

Vorband: Bonsai Kitten

Ort: Rosenhof Osnabrück

Datum: 20.10.2023

Zuschauer: 850 (ausverkauft)

Genre: Punk/Deutschrock

Link: www.betontod.de

Heute geht es mal wieder in den Rosenhof nach Osnabrück. Langsam wird der Laden echt zu unserer Stammlocation, was daran liegt, dass hier jemand mit dem Booking der Bands genau auf unserem Level unterwegs ist. Dazu ist das ehemalige Kino einfach perfekt auf allen Ebenen. Die Größe ist in einem angenehmen Bereich, auch wenn es schnell kuschlig wird, man hat einfach immer gute Sicht und dazu gibt es ein Parkhaus direkt um die Ecke, also, was will Frau mehr? Wir sind heute erst kurz nach dem offiziellen Einlass da, bekommen ruckzuck unsere Infos und dann sind wir auch schon mitten im Getümmel. Leider fällt uns erst an der Garderobe auf, dass wir unsere Rosenhof-Bezahlkarte zu Hause haben liegenlassen. Egal, zahlen wir heute mit EC. Der Rosenhof ist seit einiger Zeit bargeldlos und setzt auf aufladbare Karten. Das mag Vor- und Nachteile haben, ist eigentlich nur doof, wenn man ganz vorne steht und dann merkt, dass Bargeld nix bringt.

Mein Lieblingsplatz links von der Bühne ist noch frei und wir machen zunächst Small Talk mit dem Platznachbarn aus den Niederlanden, der extra für Betontod angereist ist. Dann treffen die üblichen Verdächtigen ein und der Abend beginnt mit fröhlichen Begrüßungen und kurzen Gesprächen, bis um 20 Uhr mit großem Rums die Vorband beginnt.

Bonsai Kitten-20.10.2023-Rosenhof-Osnabrueck

Bonsai Kitten stürmen die Bühne und sind direkt mittendrin. Mir steht wohl erst einmal vor Staunen der Mund offen. Es passiert so viel auf einmal und man möchte überall gleichzeitig hinsehen. Sängerin Tiger Lilly Marleen wirbelt in ihrem Glitzeroutfit über die Bühne wie eine Discokugel auf Speed. Der Gitarrist mit Hut und Kippe gibt Vollgas. Der Typ hinterm Schlagzeug könnte auch in einer Metalband beheimatet sein und der Bassist zeigt nackte Brust und hat irgendwie so einen Rockabilly-Touch, dem würde auch ein Kontrabass gut stehen. Ach ja … und in all dem Trubel machen die auch noch Musik! Und das von der ersten Sekunde an mit einer Wahnsinnspräsenz und verdammt gut. Richtig geiler Rock, der sofort alle mitzieht. Bei wem jetzt noch nicht die Füße und der Hintern wippen, sollte mal überprüfen lassen, ob er noch Blutdruck hat. Ich bin begeistert von der Energie und der Spielfreude. Die Frontfrau feuert das Publikum an und steht dabei selbst kaum still. Die Songs sind super eingängig, mal rockig, mal mit Bluestouch, dann doch wieder Punk und schnell noch ein kurzer Ausflug Richtung Metal. Zwischendurch muss ich kurz an Alannah Myles denken, aber dann ist der Moment auch schon vorbei. Es macht einfach nur Spaß zuzuhören, zu feiern und diese vier Charaktertypen zu beobachten. Kurz schmunzeln müssen wir, als ein Fan dem Gitarristen ein Bier zukommen lassen will und ihm dieses wieder und wieder vor die Nase hält. In seiner Begeisterung realisiert er nur leider nicht, dass ein Gitarrist, der gerade ein ausgiebiges Solo spielt, in keiner Weise eine Hand für Bier frei hat. Und das hat er wirklich nicht, denn was dieser Mensch da aus seiner Akustikgitarre rausholt, ist der absolute Wahnsinn. Schon wieder steht mir der Mund offen und das kann er auch gleich bleiben, denn das folgende Schlagzeugsolo ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Die Matte unter den Drums scheint allerdings nicht die beste Idee des Abends zu sein, denn ab und an muss der Trommler seinen Arbeitsplatz zurechtrücken. Macht er aber einfach nebenbei und es fällt kaum auf. Von Glitzerstiefeln über Glitzerhose bis zum Glitzertop und Glitzerjacke und dann noch mit wehendem rotem Haar ist die Sängerin der absolute Hingucker und ihr Spruch „es ist verdammt teuer, so billig auszusehen“ lässt mich grinsen und bleibt im Hirn hängen. Zum Abschluss covern sie dann noch Keep On Rockin‘ In The Free World und hinterlassen ein bestens aufgewärmtes Publikum.

Betontod -20.10.2023-Rosenhof-Osnabrueck

Um kurz nach 21 Uhr kommen Betontod auf die Bühne und starten mit Totenkopf direkt voll durch. Sie knallen uns Brandstifter und Das Kapital um die Ohren und ich werde in hohem Bogen direkt in meine Wohlfühlzone katapultiert. Geil! Mehr Worte braucht es eigentlich nicht. Diese Band, das aufgeheizte Publikum, die wehenden Fahnen, die singenden Menschen, das ist genau das, was so einen Abend perfekt macht, und dieser ist es einfach. Weiter geht es mit Schwarzes Blut, Keine Popsongs und Kinder Des Zorns. Das Publikum ist super textsicher, geht bei jedem Song voll mit und brüllt der Band die gute Stimmung entgegen. Tatsächlich kenne ich fast nur Titel von den Alben Pace Per Sempre und Zeig Dich, für die ich die Reviews schreiben durfte und die mich beide so sehr abgeholt haben. Ich war gespannt, wie ich den Liveauftritt finden würde, und heute kann ich sagen: absoluter Hammer! Nie Mehr St. Pauli Ohne Dich zählt zu meinen Lieblingsliedern und auch Zurück In Schwarz ist am Start. Mir fällt auf, dass die Securitys etwas mager besetzt sind und nicht selten beobachte ich, wie sie erst im letzten Moment die Crowdsurfer fangen können. Scheinbar hat mit dieser Eskalation, die uns hier heute geboten wird, niemand gerechnet. Bei Tanz Im Algorithmus gehen die Pogowütigen in die Vollen und der Mob wabert durch den Raum. Vorne wird es jetzt langsam etwas unbequem und ich bin froh über meinen Platz an der Seite. Nach Wir Feiern Dich kommt Bonsai Kitten Frontfrau Lilly erneut auf die Bühne und performt mit Sänger Oliver Meister den gemeinsamen Song Diese Liebe. Schlag auf Schlag folgt ein Knaller auf den nächsten. Mein Letzter Tag, Ich Bereue Nichts, Ich Nehme Dich Mit, Bambule Und Randale und Traum Von Freiheit werden abgefeiert, als gäbe es kein Morgen und es geht immer so weiter. Nach Neonlicht folgt Glück Auf und die Textzeile „Wir müssen aufhörn weniger zu trinken“ brennt sich ohrwurmmäßig in mein Kleinhirn. Das Publikum singt so grandios laut mit, dass ich erst mal eine Runde Gänsehaut mein Eigen nenne. Auf Eine Gute Zeit und Hömmasammawommanomma kommen ebenso gut rüber und werden frenetisch zelebriert. Dann verlässt die Band die Bühne und Sänger Oliver kommt zunächst alleine zurück und stimmt sehr reduziert Mehr Als Legende an. Im Laufe des Songs kommen die anderen Bandmitglieder wieder dazu und es wird lauter und kraftvoller, bis es im großen Finale endet. Als letzter Titel darf natürlich Viva Punk! nicht fehlen. Alle geben noch mal Vollgas und dann ist es vorbei und ich bin vollgepumpt mit Glücksgefühlen. Was war das bitte für ein unfassbar genialer Abend? Vom ersten Takt der Vorband bis zum letzten Takt des Hauptacts gab es hier einfach nur geile Musik um die Ohren, alles war perfekt vom Standplatz über die Lautstärke bis zur Songauswahl. Ich habe nichts zu meckern und bin einfach nur glücklich und dankbar und möchte am liebsten gar nicht gehen. Selten hat mich ein Event so abgeholt! Das war einfach mega!!! Ich bin so im Rausch, dass ich zu Hause sofort diesen Text niederschreiben muss, weil die Worte unbedingt augenblicklich aus mir rauswollen. Ich möchte es am liebsten in die Welt brüllen: Geht dahin! Feiert mit!!!