Betontod – Zeig Dich

30 Jahre Punkrock - bitte feiern Sie jetzt

Artist: Betontod

Herkunft: Rheinberg, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Album: Zeig Dich

Spiellänge: 36:19 Minuten

Genre: Deutschpunk

Release: 26.05.2023

Label: Betontod Records / Tonpool Media

Link: www.betontod.de

Bandmitglieder:

Gesang – Oliver Meister
Gitarre – Mario Schmelz
Gitarre – Frank Vohwinkel
Bass – Adam Krosny
Schlagzeug – Maik Feldmann

Tracklist:

  1. Brandstifter
  2. Zurück In Schwarz
  3. Nie Mehr St. Pauli Ohne Dich
  4. Träumer Oder Tagedieb
  5. Neonlicht
  6. Das Kapital
  7. Barrikaden
  8. Tanz Im Algorithmus
  9. Diese Liebe
  10. Wir Müssen Hier Raus
  11. Totenkopf
  12. Mehr Als Legende

Da ist das Ding! Album Nummer 13 von Betontod erscheint am 26.05.2023 und trägt den ausdrucksstarken Namen Zeig Dich. Als von der Pandemie ausgebremstes Werk finde ich diesen Titel bestens gewählt, denn nachdem wir uns alle in den letzten Jahren mehr oder weniger freiwillig verkrochen haben, wird es dringend Zeit, dass wir wieder rausgehen und uns zeigen. Also, raus aus euren Löchern und ab auf Konzerte, der Sommer kommt. Und ob wir dabei Betontod in Endlosschleife brauchen, wollen wir jetzt mal sehen.

Wie ich in der Bandinfo zu lesen bekomme, war das von mir sehr gefeierte Vorgänger-Album Pace Per Sempre (Review hier) eigentlich nur ein Zwischenprodukt. Bereits 2019 wurde der Song Das Kapital veröffentlicht und sollte Zeig Dich einläuten. Weil man so ein Album während einer weltweiten Pandemie aber sehr schlecht gebührend empfangen kann, beschlossen Betontod die Sache erst mal auf Eis zu legen. Irgendwie entstanden dann zum Zeitvertreib die Alben B-Seiten und Pace Per Sempre und Zweiteres läuft auch heute noch bei mir rauf und runter.

Doch nun ist es endlich so weit. Sie haben Zeig Dich aus dem Schrank geholt, den Staub runtergepustet und sind bereit, ihr neues Werk im Herbst auf einer großen Tour ordentlich abzufeiern.

Brandstifter knallt aus den Boxen und überrumpelt mich fast. Es gibt kein Intro und kein Geplänkel, Betontod springen mir entgegen, schreien mich an und zeigen mit klarer Kante, dass sie wieder da sind und das kein Stück leiser. So mag ich Punkrock, knackig ab nach vorne und in schnellen, nicht mal zwei Minuten auch schon wieder vorbei. Hervorragend!

Zurück In Schwarz wurde im April veröffentlicht und ist mir gleich ins Ohr gegangen. Ich mag die Mischung aus kräftigen Strophengesang und Gute-Laune-Sing-Sang im Refrain, bei dem kein Stück Geschwindigkeit auf dem Weg verloren geht. Wird live sicher ein Knaller sein!

Nie Mehr St. Pauli Ohne Dich war die erste Singleauskopplung im Februar und seitdem hab ich so sehr auf dies Album gewartet. Ich mag die Kombi aus netter Liebesgeschichte und Feierlaune, alles gehalten in der wunderbaren Rotzigkeit und super abwechslungsreich zelebriert. Die Bläser im Hintergrund geben dem Ganzen noch mehr Schwung und das Musikvideo lässt den Wunsch in mir wachsen, mal wieder eine Nacht ordentlich durchzufeiern.

Gegen seinen starken Vorgänger wirkt Träumer Oder Tagedieb vom Aufbau her beinahe langweilig. Aber irgendwie schaffen es Betontod, diese fast stupide Klangabfolge so zu verpacken, dass nichts nervt, sondern aus wirklich wenig ganz viel wird. Mein Kopf wippt fröhlich im Takt hin und her – so kann’s bleiben!

Neonlicht soll an die Neue Deutsche Welle Zeit in den 80ern erinnern und an die Songs, die niemand hörte, aber jeder noch heute mitsingen kann. Der Song wird durch die vielen, geschickt im Text verpackten Titel aus der damaligen Zeit recht interessant, holt mich aber insgesamt nicht so sehr ab.

Nun folgt der schon 2019 veröffentlichte Song Das Kapital und er ist auch nach vier Jahren thematisch aktuell und keinesfalls angestaubt. Auf diesem Album definitiv einer meiner Lieblingssongs, der mir bei jedem Hören gute Laune macht und an den passenden Stellen an Geschwindigkeit und Stärke zulegt.

Auch Barrikaden ist kein Stück leiser. Ich mag es, wie konsequent kraftvoll hier ein Titel nach dem anderen durchgepowert wird. Sieben Songs und noch keiner, der irgendwie ausbremst, sondern durchgängig guter deutscher Punkrock. Dass hier 30 Jahre Bandgeschichte im Hintergrund wabern, spürt man in jeder Zeile und es ist stilistisch eine herrliche Mischung aus allem, was die Szene damals und heute so zu bieten hat. Dabei wirkt nichts altbacken, sondern der bewährte Rotz kommt frisch und gut verpackt zum Ausdruck.

Tanz Im Algorithmus hat sich seit dem ersten Hören in mein Herz gespielt. Es fängt an und ich hab einfach nur Lust zu springen und zu feiern. Wenn das kein Live-Hit wird, dann weiß ich es auch nicht! Geiler Aufbau, der sich pusht und im Refrain die Party entzündet.

Diese Liebe könnte jetzt als ruhige Liebeserklärung daherkommen, aber auch hier wird kraftvoll durchgezogen. Dies Album birgt so viel Elan und Power, dass es einfach immer weiter Spaß macht zuzuhören. Nur wer die junge Frau ist, die die Jungs hier so stimmgewaltig unterstützt, konnte ich leider nicht herausfinden.

Wir Müssen Hier Raus läuft ebenfalls gut durch, ist jetzt aber für mich nicht so herausragend. Als ich grad denke, jetzt zum Ende wird wohl nichts Großes mehr kommen, straft mich Totenkopf sofort ab. Der Song schreit förmlich nach Live-Events, Party und Revolution. „Wir wollen den Totenkopf am Himmel sehen und Bengalos sollen brennen“ erklärt dann auch direkt das Albumcover und ich bin mehr als zufrieden, wie rund Betontod ihr Werk mal wieder durchdacht haben.

Mit Mehr Als Legende kommt dann doch noch die Entschleunigung, aber als letzter Song ist das absolut okay. Sehr reduziert und nachdenklich, aber einfach schön, da kann man wirklich nicht meckern.

Betontod – Zeig Dich
Fazit
Zeig Dich ist ein Album, das vor Elan strotzt. Es hat mich nicht vom ersten Moment an so mitgenommen, wie es Vorgänger Pace Per Sempre geschafft hat, aber spätestens nach dem zweiten Durchhören war ich voll überzeugt. Wer eine gute Mischung aus deutschem Punk und kraftvollem Rock mag, der ist hier richtig. Keine Minute langweilig und mit Texten, die Sinn ergeben und Verstand innehaben, macht es einfach Spaß, zuzuhören. Und dies Album könnte live auf der Bühne vermutlich noch ein Level drauflegen, was herrliche Eskalation verspricht.

Anspieltipps: Nie Mehr St. Pauli Ohne Dich, Tanz Im Algorithmus und Das Kapital
Alex D.
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