Blazing Rust – Armed To Exist

“Jugendliche Energie weicht musikalischer Reife“

Artist: Blazing Rust

Herkunft: St. Petersburg, Russland

Album: Armed To Exist

Spiellänge: 48:26 Minuten

Genre: Heavy Metal, Power Metal, Hard Rock

Release: 28. Juli 2017

Label: Pure Steel Records

Link: http://www.blazingrust.bandcamp.com

Bandmitglieder:
Vocals – Igor Arbuzov
Guitars – Roman Dovzhenko
Guitars – Serg Ivanov
Bass – Eric Strom
Drums – Dmitry Dovzhenko

Tracklist:

  1. Hellbringer
  2. Shimmering Dawn
  3. Blazing Rust
  4. Dying World
  5. Blindfold
  6. Almighty Lord
  7. Witch
  8. Time Of The Brave
  9. Under The Spell


Dass die NWoBHM in den letzten Jahren unter dem Namen New Wave of Traditional Heavy Metal ein Revival erlebt, dürfte mittlerweile weitgehend bekannt sein. Bands dieser Bewegung versuchen oft die klassischen Elemente in ein modernes Gewand zu fassen, was dazu führt, das der Sound meist eine Spur schneller und extremer wird als der der Originale der 70er und 80er. Die russischen Newcomer Blazing Rust hingegen bleiben ihren Vorbildern auf ihrem ersten Full-Length Armed To Exist so treu wie es eben geht. Was sie allerdings von anderen Bands mit dem gleichen Ansatz unterscheidet ist, dass das Klangbild der Platte dabei nicht verstaubt und technisch verrostet klingt.

Der Sound von Blazing Rust zeichnet sich durch ein mittleres Tempo aus. Ihre Songs sind sehr abwechslungsreich und weisen von schnellen Riffs über catchy Refrains bis hin zu epischen vom Power Metal inspirierten Parts alles auf, was klassischen Metal auszeichnet. Gerade die epischen Parts sorgen dafür, dass das Album sich von vergleichbaren Releases durch eine hohe Komplexität auszeichnet und dadurch tiefgründiger wirkt. Hier wird nicht nur auf Geschwindigkeit und Authentizität gesetzt, ein abgerundetes Songwriting steht im Mittelpunkt. Sinnbildlich dafür weisen alle Songs des Albums eine Länge von über 4:30 Minuten auf.

Eröffnet wird das Album vom fast klischeehaften Hellbringer. Vor Allem lyrisch finden sich hier klassische Elemente aus Heavy- und Power-Metal, musikalisch ist der Song auf der schnelleren und härteren Seite von Blazing Rust. Ein solider Einstand. Beim zweiten Track Shimmering Dawn zeigt sich zum ersten Mal die große Stärke der Russen. Die Band schafft es eingängige Refrains einzubauen ohne dabei kitschig zu wirken. Auch die Temporeduktion in der Solo-Sektion des Songs ist stimmig und zeigt wie sich die Band seit ihrer Debüt-EP im Jahr 2015 entwickelt hat. Der dritte Song Blazing Rust hält das hohe Tempo der ersten Songs aufrecht und kann ebenfalls einen sehr hörbaren Refrain vorweisen. Mit Dying World zieht die Band das Tempo noch ein Stück weit an, in den Strophen zeigt sich allerdings schon die ruhigere Seite der Band. Blindfold ist ein Song der bereits erwähnten EP mit dem Namen Blazing Rust. Der Song wurde überarbeitet und komplett neu eingespielt. Der Sound des Demos hat zwar mehr Kanten, gerade die Produktion und der Gesang haben allerdings einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Die Songs Almighty Lord und Witch schlagen dann deutlich in die zu Eingang erwähnten Kerbe der epischen Tracks. Mid-Tempo und lange, epische Refrains prägen diese Songs und beide wissen damit zu überzeugen. Gerade das groovige Witch ist einer der stärksten Songs des Albums. Mit Time Of The Brave folgt der zweite Song der 2015er EP. Neben dem stimmungsvollen Akustik-Intro wurde auch hier einiges zum Positiven hin überarbeitet. Under The Spell bildet den Abschluss und ähnelt Witch in Tempo und Stimmung ein wenig. Leider steht er auch sinnbildlich dafür, was Blazing Rust fehlt. Das Outro der Songs plätschert vor sich und so bleibt dem Hörer ein etwas unaufgeregtes Bild im Kopf, welches die Stimmung des ganzen Albums zusammenfasst: der Band fehlt ein wenig Energie. Die makellose Produktion dürfte noch ein Stück druckvoller sein und wenn alle Songs nur 5-10 BPM schneller wären, wäre der bleibende Eindruck noch ein Stück überzeugender als er es bereits ist.

Blazing Rust liefern mit Armed To Exist ein überzeugendes Debüt. Die Band weiß, was gut für den Song und das Album ist, und stellen instrumentales Experimentieren hinten an. Das vermittelt eine gewisse Reife, die vor Allem junge Bands oft vermissen lassen. Dafür fehlt den Russen die Euphorie und der Druck, den andere Vertreter des Genres oft mit sich bringen – man darf gespannt sein, wie die Band das Material live rüberbringt.

Anspieltipps: Witch, Shimmering Dawn, Time Of The Brave, Blazing Rust, Dying World
Carsten B.
7.6
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