Break Your Neck # 13, Warming Up Show von Rage am 25.01.2020 in Wolfsburg

Sehr gutes, sympathisches Warmspielen von Rage vor ihrer Tournee zum neuen Album

Eventname: Break Your Neck # 13

Headliner: Rage

Vorbands: Seducer, Revolt, Endseeker

Ort: Hallenbad Wolfsburg

Datum: 25.01.2020

Kosten: 24 € AK

Genre: Heavy Metal, Thrash Metal, Hard Rock, Death Metal

Besucher: ca. 400 Besucher

Link: https://hallenbad.de/veranstaltungen/break-your-neck-13/

Setliste Rage:

  1. True
  2. Chasing Twilight Zone
  3. Shadow Out Of Time
  4. The Devil Strikes Again
  5. Deep In The Blackest Hole
  6. Untill I Die
  7. Set This World On Fire
  8. Wings Of Rage
  9. Heartblood
  10. Seasons Of The Black
  11. Refuge
  12. Shame On You
  13. Invisible Horizons
  14. Let Them Rest In Peace
  15. Don´t Fear The Winter
  16. Straight To Hell (Zugabe)
  17. Higher Than The Sky (Zugabe)
  18. Heaven And Hell/ Holy Diver/ Higher Than The Sky (Zugabe)

Gleich drei Vorbands spielten in Wolfsburg vor der Live-Weltpremiere von einigen Songs des neuen Albums von Rage, sodass es zeitig um halb acht schon losgeht – etwas zu zeitig für ein paar Zuschauer, so auch für den Verfasser dieser Zeilen, der immerhin die letzten beiden Songs von Seducer aus dem Raum Gifhorn noch mitbekommt. Technisch sehr ordentliche Musiker, gut gerockter Hard Rock, der etwas an die Altmeister wie Rainbow oder Deep Purple erinnert, aber auch einige andere Einflüsse wie Black Sabbath zu haben scheint. Kann man sich durchaus gut anhören. Nur der Sänger irritiert doch ziemlich mit einem seltsamen, über die Bühne schlurfenden Stageacting.

Nach kurzem Umbau dann die Locals Revolt, die das Ganze hier organisiert haben. Der Thrash der Spielrichtung Lamb Of God und Machine Head wird von den Vieren technisch sauber gezockt und beinhaltet einige richtig gute Momente. Smash It Down zum Beispiel ist ein fetter Banger mit tollen Soli. Etwas mehr Varianz im Gebrüll des Sängers und mehr Stageacting würde dem schon ganz guten Auftritt der Truppe aber sehr gut zu Gesicht stehen. Vielleicht liegt das starke Fokussieren auf die Instrumente aber auch am komplexen Material, das Revolt spielen. Letztlich ist die Mucke sauber gespielt und der Auftritt wirkt sehr authentisch. Guter Anheizer für den Hauptact!

Wenn da nur nicht noch die Death Metaller Endseeker aus Hamburg wären. Die haben von Varianz am Mikro offenbar noch gar nix gehört und langweilen leider auch sonst ziemlich. Nicht, dass sich die Musiker keine Mühe geben würden, auch beherrschen sie offenbar ihre Instrumente. Nur ihre Musik, die klar in Richtung Schwedentod der Marke Entombed oder Dismember geht, ist halt so gar nicht mitreißend oder mehr als durchschnittlich. So etwas gab es alles schon mal, nur eben besser.

Kritiker sagen Ähnliches auch über das brandneue Album von Rage mit dem Titel Wings Of Rage: Ordentlich, aber so etwas hat die Band in ihrer langen Karriere schon mal gemacht, nur halt besser. Und so ist der Auftakt in dieses Konzert, bei dem sich die seit 2015 aktiven Marcos Rodriguez an der Gitarre und Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos an den Drums mächtig ins Zeug legen, nur okay. Denn gestartet wird mit zwei neuen Songs, die nicht schlecht sind, aber auch nicht wirklich den Funken überspringen lassen im mit rund 400 zahlenden Gästen nicht mal zur Hälfte gefüllten Hallenbad. Von der ausbaufähigen Resonanz lassen sich Rage aber nicht stören, die Band hat heute sichtbar Bock. Und ganz offensichtlich Spaß beim Zocken. Die positive Ausstrahlung wird von Bandkopf Peavy Wagner wie immer untermauert, der sich zwar vor allem in der ersten Hälfte des Sets mit Ansagen sehr zurückhält, aber immer wieder in das Publikum grinst.

Mit Song Nummer drei an diesem Abend wird dann erstmals ein älterer Track kredenzt: Shadow Out Of Time vom 95er-Album Black In Mind geht wie immer gut rein und das Publikum geht langsam mehr mit. Bezeichnenderweise steigert sich die Stimmung bei dem folgenden The Devil Strikes Again (von 2016) nicht wirklich und so hat es auch das ältere Deep In The Blackest Hole (von 1996) schwer, die Reihen, wie von der Band aufgefordert, zum kollektiven Hüpfen zu motivieren. Gitarrist Marcos macht nun auch ein paar kurze Ansagen. Mit Untill I Die kommt ein weiterer älterer Song (erneut vom starken Black In Mind) und macht spätestens jetzt dem endlich richtig mitgehenden Publikum klar, dass die Setlist heute von ein paar Ausnahmen abgesehen mehrheitlich aus Klassikern besteht oder neueren Songs, die zusammen mit Marcos und Lucky entstanden. Die progressivere Bandphase mit Gitarrist Victor Smolski wird dabei ziemlich ausgespart (nur Set This World On Fire und Straight To Hell kommen zum Zuge).

Das Publikum freut’s, insbesondere die wunderbar gealterten Heartblood, Refuge, Invisible Horizons, Shame On You und Don´t Fear The Winter werden abgefeiert. Allerdings offenbar nach dem Geschmack von Marcos nicht genügend, der die Zuschauer recht offensiv anfeuert, doch etwas mehr Gas zu geben „Do you want to go home?“ Bis auf eine kleine Faxerei mit Marcos Smartwatch „Siri, do you like Rage?“ peitscht die Band ihr Programm ziemlich zügig durch. Teile des Wolfsburger Publikums fallen leider mit etwas zu rücksichtslosem Getanze und Pogen negativ auf, sodass einige Biere ungewollt verschüttet werden. Dann heißt es auch schon: „Dankeschön Wolfsburg!“

Jedoch lassen sich die drei Herren noch mal für einen Zugabenblock auf die Bühne zurück bitten. Apropos Bühne: Große Bühnenaufbauten gibt es nicht, ein großes Backdrop und eine eher zurückhaltende Lichtshow lassen den Fokus auf den Musikern, die sich keine Patzer erlauben und beim Zugabenblock (der auch das offenbar unvermeidliche Straight To Hell beinhaltet) das Publikum richtig einbeziehen mit der Aufforderung den Refrain von Higher Than The Sky mehrmals mitzusingen. Im Zugabenblock wird auch noch mal überdeutlich, dass Rage heute Spaß an der Sache haben. Denn anstatt einen weiteren Track aus ihrem langen Backkatalog zu präsentieren, spielen sie mit Marcos als Sänger plötzlich weite Teile von Heaven And Hell von Black Sabbath und Holy Diver von Dio mit sichtlich Spaß in den Backen. Zum Abschluss an dieses sehr gute, mit rund 105 Minuten auch überdurchschnittlich lange Konzert wird noch mal kurz Higher Than The Sky intoniert, um dann schon weit nach Mitternacht die Fans in die kalte Nacht zu schicken, beziehungsweise mit ihnen noch am Merachndising-Stand zu schnacken und Selfies zu machen. Auch dadurch ein insgesamt sympathischer, fannaher Auftritt.