Bullet For My Valentine – Bullet For My Valentine

Leichte Kurskorrektur in raue Gewässer

Artist: Bullet For My Valentine

Herkunft: Bridgend, Wales

Album: Bullet For My Valentine

Spiellänge: 47:49 Minuten

Genre: Metalcore, Heavy Metal, Modern Thrash Metal

Release: 05.11.2021

Label: Spinefarm Records / Search & Destroy

Link: https://www.facebook.com/BulletForMyValentine

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Matt Tuck
Gitarre – Michael „Padge“ Paget
Bassgitarre – Jamie Mathias
Schlagzeug – Jason Bowld

Tracklist:

  1. Parasite
  2. Knives
  3. My Reverie
  4. No Happy Ever After
  5. Can’t Escape The Waves
  6. Bastards
  7. Rainbow Veins
  8. Shatter
  9. Paralysed
  10. Death By A Thousand Cuts

Ich muss gestehen, dass es schon eine ganze Weile her ist, seit ich mich mit Bullet For My Valentine befasst habe. Nach dem grandiosen Debüt The Poison (2005), als gefühlt jeder in einer kurzen Emo-Phase steckte, legten die Waliser Anfang 2008 den Modern-Metal-Abriss Scream Aim Fire nach. Danach verlor sich meine Spur und seitdem sind nun auch schon fast 14 Jahre ins Land gezogen. Die wirklich gelungene Single Shatter zum neuen, selbst betitelten Album weckte erneut mein Interesse. Die alten Schinken liefen immer mal wieder in meiner Playlist. Dass ich vier Alben verpasst habe, dürfte laut Aussage von Frontmann Matt Tuck kein großes Problem darstellen. Er bezeichnet das siebte Studioalbum als „den Beginn von Bullet 2.0!“ Im Line-Up hat sich nach der Hinzunahme von Bassist Jamie Mathias und Drummer Jason Bowld auf dem Vorgängeralbum Gravity nichts getan.

Der neueste Streich darf laut Tuck als Kampfansage an alle Hater der vergangenen Jahrzehnte verstanden werden. Ich denke, wer über 20 Jahre im Geschäft ist und dabei über drei Millionen Platten unter die Leute gebracht hat, darf auch mal eine musikalische Abrechnung veröffentlichen. Diesen Nachdruck verleihen BFMV gleich dem Opener Parasite. Nachdem im „Radio“ Fetzen von alten Bullet-Songs zu erahnen sind, gibt es einen harten Roundhouse-Kick ins Gesicht. „You fucking parasiiiiiite“ brodelt die angestaute Wut aus Matt Tuck heraus. Zunächst regiert Thrash-Geballer das Geschehen, bevor dann bandtypische Hooks beigemischt werden. Die Jungs haben Wut im Bauch, so viel ist sicher.

Das Tempo in Knives wird reduziert, die Aggressivität jedoch nicht. Der Anteil der teils verzerrten Screams ist enorm hoch und Bullet 2.0 offenbaren eine bedrohliche Schwere, ohne den Hitfaktor zu vernachlässigen. Die groovenden Riffs werden durch tonnenschwere Drums nach vorne gepeitscht. Dazu hat Matt das Messer zwischen den Zähnen und zeigt allen den Mittelfinger. Wenn so die „neuen“ Bullet klingen, dann gerne mehr davon. My Reverie bleibt in den finsteren Ecken des Songwritings hängen, erreicht aber für meinen Geschmack nicht die Stärke der ersten beiden Nummern. Obwohl ich das kreischende Old School Solo feiere.

Richtig zum Ausrasten bringt mich dann No Happy Ever After. Mächtiges Drum-Intro und dann das Hauptriff, das den Staub aus den Boxen bläst. Im Refrain klingt Matt wie zu besten The Poison Zeiten. Die verzerrte Bassline in Can’t Escape The Waves baut die verheerende Stimmung auf, die in einem kurzen Riffgewitter mündet. Die Dynamik kommt passend zum Titel in Wellen. Mal ganz hoch oben, mal aus den Tiefen des Meeres. Wenn man Kritikpunkte finden möchte, dann die häufigen Wiederholungen, die sich innerhalb der Songs einschleichen.

Zunächst wird das ganze Stadion mit Bastards aufgestachelt, dann folgt ein schöner, vom Frontmann intonierter „Sicko-Part“. Das Gerüst der Nummer baut auf einem Drumbeat auf, wie man ihn auch von Thirty Seconds To Mars kennt. Auf der Hälfte weht der Wind kurzzeitig aus anderer Richtung. Absolut tauglich, um große Stadien und Hallen zum Kochen zu bringen. Es folgt mit Rainbow Veins ein Stück, dass die leichte Kurskorrektur perfekt umschreibt. Im Gegensatz zu neuen Outputs von Bands wie Bring Me The Horizon erkennt man jedoch zu jeder Zeit, mit wem man es zu tun hat. Unheilvolle Vocals und Gitarren bauen das musikalische Konzept Stück für Stück auf. Es lieg ein dichter Nebel auf dem Arrangement, das kannte ich in der Form noch nicht. Gegen Ende entlädt sich erneut der gesamte Zorn der Waliser.

Das bereits erwähnte Shatter kündigt sich ganz entspannt an, doch dann schlagen mir wieder die Worte von “Angry Matt“ ins Gesicht. Es groovt, es stampft, es wütet. In einem Wort: Banger! Lediglich der übermäßige Einsatz von „Whohoho Chören“ verwässert den starken Drink etwas. Paralysed lässt hungrige Wölfe in Form von entfesselten Thrash-Riffs auf den Zuhörer los. Die Saiten quietschen, der Beat donnert – das bleibt niemand ruhig sitzen. Nicht innovativ, aber äußerst unterhaltsam. Auch Death By A Thousand Cuts verpasst mir noch mal einen Arschtritt zum Ende des Albums. Die Riffs sorgen wieder für ein breites Grinsen und Matt spuckt nochmals Gift und Galle. Geballer zum Anfang, Geballer zum Ende. So macht man das ihr Pussies.

Bullet For My Valentine – Bullet For My Valentine
Fazit
Bullet For My Valentine streichen ihre Wände wieder schwarz. Gut so! Leicht düstere Arrangements, schneidende Riffs und dazu ein Matt Tuck mit dem vermutlich höchsten „Angry-Level“ aller Zeiten. Die Waliser erfinden sich nicht komplett neu, fügen ihrem Sound jedoch genügend Aggressivität hinzu. Wer jetzt noch von Pop-Metal oder Bravo-Core spricht, hat die Musik nie geliebt.

Anspieltipps: Parasite, No Happy Ever After und Rainbow Veins
Florian W.
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