Comaniac – Holodox

Eigentlich mehr Prog als Thrash

Artist: Comaniac

Herkunft: Aarau, Schweiz

Album: Holodox

Spiellänge: 43:51 Minuten

Genre: Thrash Metal

Release: 04.09.2020

Label: Metalworld

Links: http://comaniac.ch/
https://www.facebook.com/ComaniacOfficial/
https://comaniac.bandcamp.com/
https://www.instagram.com/comaniacthrash/

Produktion: aufgenommen im New Sound Studio in Pfäffikon, Schweiz

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Jonas Schmid
Gitarre – Valentin Mössinger
Bassgitarre – Joel Strahler
Schlagzeug – Stefan Häberli

Tracklist:

  1. Holodox
  2. The New Face Of Hell
  3. Art Is Dead
  4. Head Of The Snake
  5. Narcotic Clan
  6. Legend Heaven
  7. Love And Pride
  8. Under The Gun
  9. Bittersweet

Verschoben! Abgesagt! Das sind die Schlagwörter dieser Zeit, zumindest was Konzerte, Festivals und auch geplante CD-Veröffentlichungen zahlreicher Metalbands anbelangt. So erging es auch der vierköpfigen Thrashformation Comaniac aus Aarau in der Schweiz. Ihr drittes Studioalbum Holodox hätte bereits am 03.04.2020 veröffentlicht werden sollen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Termin dann aber auf den 04.09.2020 verschoben. Die Eidgenossen treiben bereits seit 2012 ihr Unwesen und waren in den vergangenen Jahren vor allem live sehr aktiv, supporteten dabei u. a. Metal Church und Overkill. Dies hätte mit zahlreichen Shows zum neuen Album auch so weitergehen sollen, daraus wurde aus bekannten Gründen bis dato jedoch leider nichts.

Dem Genre folgend habe ich mich in der Tat gefreut, mal wieder eine Thrash Metal Band rezensieren zu dürfen und war demnach gespannt, was die Schweizer so aufzubieten haben. Der Titeltrack Holodox leitet das Album stilgetreu ein und zündet von Beginn an. Was mir jedoch sofort ins Ohr sticht, ist die komplex anmutende Gitarrenarbeit, die mit zunehmender Dauer auch locker in den Progressive Metal adaptiert werden könnte. Das weckt mein Interesse durchaus, den Traditionalisten dürfte es vermutlich etwas zu sehr aus der Komfortzone reißen. Letztlich schadet die progressive Note dem Gesamtbild keineswegs, macht es eher interessant und abwechslungsreich.

Das gesamte Songwriting steht in diesem Kontext und setzt sich in den folgenden Songs konsequent fort. Die Jungs haben augenscheinlich Spaß an ihrer Interpretation des Thrash Metal. Begleitet werden die Songstrukturen von treibenden und akzentuierten Drums, die für ordentlich Bums sorgen, und einem, für meinen Geschmack, leider kaum wahrnehmbaren Bass. Dabei verfolgen die Musiker nicht nur eine strikt vorgegebene Richtung, Songs wie Art Is Dead schlagen in eine etwas reduziertere Kerbe und man setzt gesanglich mehr auf nachvollziehbare Melodien. Wenngleich das pure, rotzige und dreckige Modulieren Jonas Schmid besser zu Gesicht steht. In der melodischeren Ausrichtung seines Gesangs treten diverse Dissonanzen zutage, die leider nicht zu überhören sind. Er kaschiert diese Unsauberkeiten durch die überwiegend aggressive Art zu singen und zeigt anderseits aber auch Facetten auf, die lupenrein gewisse Klischees bedienen.

Was dem Album dann schlussendlich noch das gewisse Extra verleiht, dürfte das beinahe balladeske Bittersweet sein. Auch hierin findet sich die für Comaniac typische Herangehensweise an das Songwriting wieder, den Unterschied macht in diesem Falle allerdings der Refrain im Cleangesang und die harmonischen und reduzierteren Gitarren. Leider verliert der Song seinen vorhandenen Charme, da meines Erachtens der Gesang hier erneut etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Comaniac – Holodox
Fazit
Comaniac zeigen mit Holodox, dass Thrash Metal mitunter auch dazu geeignet ist, gewohnte Härte und Ausdruckskraft in Einklang mit technischem Anspruch und progressiven Anteilen zu bringen. Trennt man die Instrumentalisierung ganz krass vom Gesang und trifft eine abschließende Aussage dazu, dann fehlt Jonas Schmid im Gesang das, was er an der Gitarre durchaus in der Lage ist, zu leisten. Dies sollte allerdings zu korrigieren sein und wäre dies der Fall, so könnten die kommenden Alben sicher deutlich an Qualität hinzugewinnen. Diese Feinheit soll den durchaus positiven Gesamteindruck des Albums jedoch nicht trüben. Am Ende steckt der Teufel im Detail und Luft nach oben ist in jedem Falle noch da.

Anspieltipps: Holodox und Art Is Dead
Peter H.
7.2
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Punkte