Das Interview mit Sänger Lokhi zum aktuellen Wolfchant Album Omega:Bestia

Artist: Wolfchant

Herkunft: St. Oswald, Deutschland

Genre: Pagan Metal, Viking Metal, Melodic Death Metal

Label: Reaper Entertainment

Link: https://www.facebook.com/wolfchantofficial/

Bandmitglieder:

Gesang – Mario „Lokhi“ Möginger
Gesang – Michael „Nortwin“ Seifert
Gitarre – Mario „Skaahl“ Liebl
Bassgitarre – Sertorius
Schlagzeug – Thomas „Lug“ Schmid

Time For Metal / René W.:
Hallo liebe Band,

ich freue mich, dass ihr Zeit gefunden habt, über euer neues Album Omega:Bestia, eure Vergangenheit und Zukunftspläne zu sprechen.

Wolfchant / Lokhi:
Hallo René, vielen Dank für das Interview!

Time For Metal / René W.:
Dieser Tage habt ihr den Nachfolger von Bloodwinter veröffentlicht und euch abermals ein paar Monde dafür Zeit gelassen. Seit Embraced by Fire nehmt ihr euch mehr als zwei Jahre Zeit für eine neue Produktion. Wie hat sich diese längere Schaffensphase beim Songwriting der letzten beiden Studioalben ausgewirkt und welche positive Erfahrungen habt ihr gemacht, wenn die Zeit bis zur Fertigstellung weniger drückt?

Wolfchant / Lokhi:
Es war tatsächlich sehr befreiend für uns ohne Druck zu arbeiten. Am besten spürte man die Auswirkung in der Zeit, die wir uns für Details genommen haben, und für die ganzen Änderungen und Anpassungen, die wir gemacht haben und die unter Zeitdruck so nicht möglich gewesen wären. Auch die Anzahl der Songs, die entstanden sind, ist natürlich ein Faktor, darum haben wir in die Deluxe Box auch drei CDs gepackt. Wir waren extrem zufrieden mit der gemeinsamen Arbeit am Album und es hat sehr viel Spaß gemacht.

Time For Metal / René W.:
Ihr habt für Omega:Bestia abermals das Label gewechselt und seid beim aufstrebenden Team von Reaper Entertainment gelandet. Wie kam der Kontakt zustande und welche Beweggründe haben euch dazu gebracht, in einem neuen Rudel mitzuwirken?

Wolfchant / Lokhi:
Ich hatte damals einfach direkt eine Mail an Reaper gesendet und dann haben wir uns ganz klassisch geeinigt. Die Jungs machen einen großartigen Job und haben ein tolles Gespür für Musik.

Time For Metal / René W.:
Weiterhin setzt ihr auf zwei Gesangsfarben, die jedoch nicht aus einer Kehle stammen, sondern von dir und Michael „Nortwin“ Seifert ins Mikrofon gefeuert werden. Wie geht ihr dabei bei den Lyrics vor? Habt ihr klare Ideen, wer welche Passagen erhält oder ergibt sich das beim Proben der Werke von ganz alleine?

Wolfchant / Lokhi:
Wir nehmen grundsätzlich beide immer alle Gesangsspuren auf und entscheiden dann im Nachgang, was sich gut anhört. Das Prinzip verfolgen wir schon lange und man hat den Vorteil, viel experimentieren zu können, wenn jeder alle Spuren erst mal einsingt. So bekommt man auch ein besseres Gefühl für die Struktur als Ganzes. Wir haben natürlich meist im Vorfeld einen Plan, wie sich die Gesänge anhören sollen aber in der Praxis stellt sich dann oft raus, dass sich ein anderer Mix besser anhört.

Time For Metal / René W.:
Das Artwork von Omega:Bestia springt direkt ins Auge. Welche Message wollt ihr euren Klängen sinnbildlich mit auf die Reise geben?

Wolfchant / Lokhi:
Das Artwork hat wieder Peter Salai gemacht, wie schon für die beiden Vorgänger Alben. Das Cover zeigt verschiedene Szenen aus den Songs Komet, Bestie und Jäger Der Nacht. Wir wollten eine düstere und dystopische Szene haben, und das ist ihm sehr gut gelungen, wie wir finden.

Time For Metal / René W.:
Die Pagan Metal Szene hat in den letzten 15 Jahren einen großen Wandel durchlebt. Wie erlebt ihr rückblickend die Neuorientierung seit eurem Debüt bis heute und ist es im Jahr 2021 schwerer, mit heidnischen Klänge zu begeistern als noch vor anderthalb Jahrzehnten?

Wolfchant / Lokhi:
Als wir mit Bloody Tales 2005 gestartet sind, war die Pagan Szene auf dem Weg zu ihrem absoluten Höhepunkt. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie viele Konzerte und Festivals wir zu der Zeit gespielt haben, die meisten dieser Veranstaltungen gibt es schon lange nicht mehr. Natürlich hat sich die Szene in den letzten Jahren geändert, aber wir konnten immer ein akzeptierter Teil davon sein. Ich denke, das liegt auch sehr stark daran, dass wir uns kontinuierlich weiterentwickelt haben und dies stets in einer glaubwürdigen Weise, die die Fans auch verstehen konnten. Wir sehen das so, dass wir über die Jahre für unsere Verhältnisse immer erfolgreicher geworden sind und das macht uns auch ein Stück weit stolz. 

Time For Metal / René W.:
Einige Anhängergruppen legen bei der Handschrift von Pagan Metal Werken Wert auf einen schroffen, holzigen wie wüsteren Sound, der eher in extremere Gefilde geht. Davon habt ihr euch komplett gelöst, setzt auf moderne Aufnahmemethoden und bringt alles mit, was man heutzutage aus hochprofessionellen Klangschmieden herausholen kann. Ist das ein gedanklicher Entwicklungsprozess oder erwischt man sich schon dabei, was die Fans bzw. eine kleine Sparte über eine hochgestochene Handschrift denken könnte?

Wolfchant / Lokhi:
Wir haben von Anfang an versucht, eine bestmögliche Produktion zu bekommen, was uns natürlich speziell am Anfang nicht gelungen ist. Doch für uns war es immer klar, unsere Songs müssen im bestmöglichen Soundgewand auf die CD. Das heißt nicht, dass wir den oben erwähnten schroffen Sound nicht mögen, aber zu anderen Bands passt das besser. Auch hier muss man sagen, dass wir nicht viele Beschwerden bekommen haben, weil wir versucht haben, einen guten Sound zu machen, auch hier sind die Fans immer mitgezogen und haben uns unterstützt.

Time For Metal / René W.:
Kommen wir weiter auf die neuen Songs zu sprechen. Ihr seid euch bei den zweisprachigen Texten weiter treu geblieben. Warum vermischt ihr deutsche und englische Lyrics weiterhin und setzt nicht nur auf die für internationale Erfolge bessere englische Sprache?

Wolfchant / Lokhi:
Manchmal passen zu den Songs deutsche Lyrics besser als englische oder umgekehrt. Auch hier experimentieren wir sehr viel und nehmen die Songs oft in beiden Sprachen auf und entscheiden dann, was am besten passt. Das Vorgehen ist sehr pragmatisch, aber für uns das einfachste, um zu einem vergleichbaren Ergebnis zu kommen. Als Beispiel: Der Song Bloowinter war ursprünglich in deutscher Sprache, aber im Nachgang war die englische Version viel hymnischer und stimmiger.

Time For Metal / René W.:
Vom schunkelnden Sauflied-Getue geht ihr weiterhin ebenfalls einen gesunden Schritt weg, ohne dem Hörer Spaß am Konsumieren zu untersagen. Nachhaltiges Liedgut scheint euch wichtiger zu sein als schnell zündende Partykracher, die das Niveau herunterziehen. Habt ihr schon Werke, die quasi fertig waren, aufgrund dieses Kriteriums nach hinten geschoben?

Wolfchant / Lokhi:
Die letzten Jahre waren geprägt von vielen Schicksals- und Rückschlägen, und diese Stimmung hat sich auf natürliche Weise auf das Songwriting übertragen. Wir wollten auch irgendwie ein härteres und sehr gitarrenbetontes Album machen. Weniger Orchester und mehr direkt nach vorne, mehr Metal sozusagen. Bis auf den 70000 Tons Song, den man sozusagen als Partynummer sehen kann, haben wir tatsächlich keinen einzigen Partysong geschrieben und mussten somit zum Glück auch nichts verwerfen.

Time For Metal / René W.:
Biegen wir final noch mal zu Omega:Bestia ab, bevor wir auf eure Zukunftspläne kommen. Welche Emotionen wollt ihr auf den Hörer übertragen, welche Thematik prägt die neun Lieder in den über 40 Minuten Spielzeit am stärksten und wie habt ihr den Videodreh zu Komet im Corona-Zeitalter erlebt?

Wolfchant / Lokhi:
Wir wollten die Hören auf eine Reise durch die Abgründe der Menschen führen. Hass, Gier, Macht usw. sind Themen, die sich wie ein roter Faden durch die Songs ziehen. Das Ganze haben wir versucht, in ein möglichst episches Gewand zu packen und wir haben versucht, natürlich auch die positiven Aspekte nicht zu vergessen. Wer sich auf das Album einlässt und auf die Feinheiten achtet, der kann sehr viel entdecken. Der Videodreh zu Komet war sehr diszipliniert und entspannt, da alles hervorragend vorbereitet war. Das Ganze fand im Siegerland in einer riesigen alten Papiermühle statt, die wir komplett angemietet hatten. Wir hatten also viel Spaß trotz Corona und ich denke, das kann man gut am Ergebnis erkennen.

Time For Metal / René W.:
Die momentane Situation dürfte auch eure kommenden Pläne prägen. Wie geht es nach dem Release weiter? Diverse Festivals mussten für diesen Sommer nochmals die Segel streichen. Habt ihr noch die Hoffnung, die neuen Werke unter freiem Himmel zum besten bringen zu dürfen oder setzt ihr bereits auf eine Tour im nächsten Jahr?

Wolfchant / Lokhi:
Die Hoffnung stirbt als Letztes und wir denken, dass wir zum Jahresende auf jeden Fall noch auf die Bühne können. Natürlich planen wir auch bereits für 2022, aber da kann ich noch nichts Konkretes dazu sagen. Letztes Jahr hatte im Oktober ja auch noch das Wolfszeit Open Air stattgefunden und das hat super funktioniert. Ein Vorbild, das leider viel zu wenig in der Szene diskutiert wurde!

Time For Metal / René W.:
Ich bedanke mich für eure Zeit und die Einblicke in euer Schaffen. Das letzte Wort gehört ganz alleine euch – ihr könnt euch frei an eure Fans und unsere Leser wenden. Viel Erfolg und Freunde noch mit  Omega:Bestia.

Wolfchant / Lokhi:
Vielen herzlichen Dank für eure Unterstützung und das Interview. Auch vielen Dank an alle Fans, die uns immer supporten, wir wissen das sehr zu schätzen!