Das Interview mit The New Roses übers aktuelle Album „Sweet Poison“ und die kommenden Shows

Artist: The New Roses

Herkunft: Wiesbaden, Deutschland

Label: Napalm Records

Linkhttps://thenewroses.com/

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre  – Timmy Rough
Schlagzeug und Backing Vocals – Urban Bertz
Gitarre – Dizzy Daniels
Bass  – Hardy

Time For Metal / René W.:
Hallo liebe Band, ich freue mich, dass ihr direkt am Release-Wochenende Zeit gefunden habt, um über euer neues Album Sweet Poison zu sprechen. Seit Nothing But Wild ist viel passiert – gefühlt könnte man behaupten, die Welt wurde zu einer anderen. Wie habt ihr die schwere Phase in der Pandemie und den darauffolgenden Re-Start der Veranstaltungsszene genutzt, um eure Gedanken auf die neuen Songs zu fokussieren und haben euch die veränderten Einflüsse beim Songwriting inspiriert?

Wenn ich Sweet Poison noch nicht gehört habe, welche Unterschiede erwarten den eingefleischten Fan im direkten Vergleich zu Nothing But Wild?

The New Roses:
Während wir uns bei Nothing But Wild auf gute Performance und eingängige Melodien konzentrierten, fokussierten wir uns bei Sweet Poison auf Spielfreude und Energie. Vieles, was man auf dem neuen Album hört, wurde aus den Demos direkt übernommen. Wir haben kleine Fehler, Ecken und Kanten bewusst behalten, wenn sie dem Bild dienten, das wir zeichnen wollten. Wir wollten uns richtig austoben und schrieben die Songs so, dass wir sie mit einer rücksichtslosen Spielfreude umsetzen konnten. Auf Nothing But Wild arbeiten wir sehr filigran, auf Sweet Poison haben wir den Vorschlaghammer ausgepackt.

Time For Metal / René W.:
Mit Nothing But Wild glückten euch sensationelle Charterfolge. Bei uns in Deutschland ging es sogar bis auf Platz 10 hoch. Schraubt das am Stresslevel? Wird die Erwartung an einen selber höher? Spürt man den Druck im Nacken oder konntet ihr ganz frei wie in der Vergangenheit unbeeinflusst agieren?

The New Roses; Foto: Norbert Czybulka

The New Roses:
Da das gesamte Material für das neue Album während der Pandemie entstand, spüren wir eigentlich überhaupt keinen Druck mehr. Es fühlt sich fast an, als würden wir an unserem ersten Album arbeiten. Wir wollten uns eigentlich eher selbst beweisen, dass wir die Kraft und den Mut haben, weiterzumachen. Ich glaube, während wir an dem Album arbeiteten, taten wir es mehr für uns selbst, als für die Welt da draußen. Wir waren sehr frustriert und verängstigt, da wir überhaupt nicht wussten, wie und ob es weitergehen würde. Das Album und die Arbeit daran halfen uns dabei, den Verstand nicht zu verlieren und die Frustration in positive Energie umzuwandeln. Als das Album dann Gestalt annahm, spüren wir bereits, dass wir mit dem Ergebnis zufrieden sein würden. Wir haben ja nun schon unser fünftes Studioalbum veröffentlicht, so dass man schon aus der Erfahrung schöpfen und das vorliegende Material bewerten kann. Wenn wir hinter einem Album stehen können, dann ist es das richtige für unser Publikum, von daher machen wir uns keine Sorgen mehr, wenn wir im Studio sitzen und beim Durchhören der Songs richtig gute Laune bekommen.

Time For Metal / René W.:
Napalm Records seid ihr weiterhin treu geblieben, mit denen ihr seit 2016 mit Dead Man’s Voice zusammenarbeitet. Wie wichtig ist ein stabiles, gewohntes Umfeld, in dem man in Ruhe arbeiten kann und die Rückendeckung bekommt, die man braucht?

The New Roses:
Napalm Records
war besonders zu Beginn unseres Weges ein Volltreffer. Wir waren überzeugt davon, dass unsere Songs eingängig genug sein würden, um früher oder später ins Radio zu kommen, wir wollten aber auch unbedingt zeigen, dass wir eine authentische Hardrock Band sind, die weiß, wie man die Bühne rockt. Napalm half uns dabei, in der härteren Szene Fuß zu fassen und Aufmerksamkeit zu erregen. So konnten wir über die Jahre auf vielen härteren Festivals spielen und dort viele unvergessliche Erinnerung sammeln. Der Plan ging auf und wir konnten uns sowohl im Radio als auch in der Festivalszene etablieren. Ohne Napalm wäre das nicht möglich gewesen.

Time For Metal / René W.:
Springen wir ganz ungeniert zum nächsten Höhepunkt der End Of The Road Tour mit Kiss. Wie habt ihr die Zeit mit Kiss erlebt, welche persönlichen Geschichten sind im Kopf geblieben und übersteigt die Tour in der Highlight-Liste sogar das Release des fünften Studioalbums?

The New Roses:
Wir hatten ja das große Glück, schon öfter mit Kiss unterwegs zu sein. Zum Beispiel waren wir zweimal zu Gast auf der legendären Kiss Kruise. Somit war die Nervosität nicht ganz so groß, als wir auf ihrer letzten Deutschlandtour die Konzerte für sie eröffnen durften. Trotzdem ist einem klar, dass man vor einer der größten und legendärsten Rockband aller Zeiten auftritt. Da will man es natürlich nicht versauen und diesen Druck spürt man deutlich. Außerdem ist es unheimlich beeindruckend, wie professionell und eingespielt der Ablauf hinter der Bühne stattfindet. Man kennt ja die aufwändige Produktion, die man auf so einem Konzert erlebt und hinter der Bühne ist es auf andere Weise eben genauso aufwändig und beeindruckend. Wir wurden bestens behandelt und konnten daher die Shows alle genießen und uns ordentlich austoben.

Time For Metal / René W.:
Live, kann man behaupten, läuft es wunderbar für euch. Fällt es da schwer, sich regelmäßig zu erden oder im ganzen Trubel die einzelnen Augenblicke genießen zu können?

The New Roses:
Ich erinnere mich in diesen Situationen immer an den Film Inception. Dort hat jeder der Protagonisten einen Gegenstand bei sich, der ihn daran erinnert, wo die reale Welt ist und ob er sich in ihr oder der Traumwelt befindet. So ähnlich kommt mir das auch oft vor. Für mich ist dieser Gegenstand, wenn ich das so nennen soll, eben die Natur. Ich verbringe meine Freizeit gerne in den Bergen, besteige sie, oder bestaune sie einfach. Auf dem Gipfel eines Berges regelt sich dein Innenleben ganz von alleine. Du musst einfach nur dastehen und es passieren lassen.

Time For Metal / René W.:
Zurück zu Sweet Poison. Das Artwork wurde schlicht gewählt. Ein klarer Wunsch, mit der Farbgebung ins Auge zu springen, aber trotzdem andächtig, ein fast klassisches Cover zu kreieren?

The New Roses:
Du triffst den Nagel auf den Kopf! Das Album soll auf den ersten Blick vermitteln, dass sich darauf schnörkelloser aber authentischer Rock ’n‘ Roll befindet. Ich finde  das hat Matthias Löwenstein, wie auch bei den letzten drei Alben, die er für uns designt hat, sehr gut hingekriegt. Wir schicken ihm einfach immer die Songs des Albums und bekommen dann das fertige Artwork zurück. Wir müssen uns da überhaupt nicht drum kümmern und vertrauen auf sein Feingefühl. Das hat sich in der Vergangenheit immer bewährt.

Time For Metal / René W.:
Die Songs von Sweet Poison greifen alles auf, was der Titel hergibt. Liebevolle Melodien, freche wie giftige Passagen. Wenn ihr den Silberling als Ganzes betrachtet, welche Message wollt ihr damit in die Welt tragen?

The New Roses:
Auf dem letzten Album Nothing But Wild war ein Titel namens You Can’t Stop Rock ’n‘ Roll. Ich denke, das trifft auch sehr gut auf das neue Album zu.

Time For Metal / René W.:
Mein Kollege Kay L. sagt folgendes zu Sweet Poison: „Die Rosen bieten eine gekonnte Mischung aus stadiontauglichem Rock im 80er-Jahre Stil, dazu emotionale akustische Momente und immer mit viel Herz in allen Songs. Es geht auf der Erfolgsleiter immer weiter bergauf und ein Ende ist glücklicherweise nicht absehbar.“ Nehmt ihr Feedback, egal ob positiv oder negativ, in der Masse noch wahr oder haben diese gar einen geringen Stellenwert?

The New Roses:
Wir haben über die Jahre eine sehr feine Antenne dafür entwickelt, Kritik wahrzunehmen oder auszublenden. Konstruktive Kritik ist unbezahlbar und unverzichtbar und man sollte sie sich immer zu Herzen nehmen, auch wenn sie manchmal wehtut. Gepöbel und Beleidigungen, vor allem im Netz, können wir sehr erfolgreich ausblenden oder sogar darüber lachen. Auch das ist eine mittlerweile essenzielle Fähigkeit, die sich jede Band aneignen sollte.

Time For Metal / René W.:
Abschließend ein paar Worte zur kommenden Tour. Mögt ihr schon aus dem Nähkästchen plaudern, was auf dem Programm steht? Habt ihr spezielles geplant und wie viel Platz bekommen die neuen Tracks im Set? Zudem würde mich persönlich interessieren, auf welche Stationen ihr euch besonders freut. Sind es die Gigs in UK und Frankreich oder dann doch eher die Shows vor heimischem Publikum?

The New Roses:
Da wir ja durch das ganze Corona-Chaos unsere Nothing But Wild Tour erst dieses Jahr beenden konnten, haben wir beschlossen, sehr viel vom neuen Album zu spielen. Das mag zwar etwas ungewöhnlich sein, aber dies sind ja auch ungewöhnliche Zeiten. Auf besondere Stationen freuen wir uns eigentlich nicht, denn jede einzelne Station ist derzeitig etwas ganz Besonderes.

Time For Metal / René W.:
Feuer frei und viel Erfolg mit den elf neuen Kompositionen. Das letzte Wort möchte ich euch überlassen und ihr könnt es ganz frei an eure Fans und unsere Leser wenden. Danke für eure Zeit!

The New Roses:
Wir freuen uns auf ausgelassene, energetische Rock ’n‘ Roll Partys mit euch und können es kaum erwarten, mit euch die Sau rauszulassen. Bis dahin: Stay Crazy and keep on rocking!