Dave Grohl – Der Storyteller – Geschichten aus dem Leben und der Musik

Vom Punk-Drummer in besetzten Häusern bis in die Stadion-Arenen der Welt

Autor: Dave Grohl

Buchtitel: Der Storyteller – Geschichten aus dem Leben und der Musik

Sprache: Deutsch

Seitenanzahl: 464 Seiten

Genre: Biografie, Rock und Metal

Format: 13,5 x 4,3 x 21,0 cm

Release: 01.11.2021

Link: https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/der-storyteller-9783550202032.html

Verlag: Ullstein

Buchform: Hardcover mit Schutzumschlag, 22,90 €

ISBN-13: 9783550202032

David „Dave“ Eric Grohl, geboren 1969 in Warren, Ohio, war Schlagzeuger der Bands Scream, Nirvana, Queens Of The Stone Age und Them Crooked Vultures. Seit 1995 ist er Sänger und Rhythmusgitarrist der von ihm gegründeten Band Foo Fighters. Soviel zu den Facts, die jeder kennt.

Auf brutto 465 Seiten kommt nun seine Biografie auf den Markt. Eigenhändig geschrieben, von Dieter Fuchs aus dem Amerikanischen übersetzt.

Vorweggenommen: Wer eine Abfolge seiner Erfolge erwartet, wird enttäuscht. Auch wer erwartet, er hätte seinen Lebenslauf in Worte gekleidet, muss umdenken.

Im Buch fängt er an, wie man es erwartet. Es geht mit seiner Kindheit in North Springfield, Virginia in der Nähe von Washington D.C. los. Ungeschönt schildert er die Emotion zu seiner ersten Traumfrau Sandi. Springt dann aber zu seinen körperlichen Tiefschlägen und beschreibt, wie ihm mit einem Golfschläger der Schädel gespalten wird oder andere Unfälle seinen Körper in Mitleidenschaft zogen. Von dort springt er dann auch direkt nach Göteborg. 12. Juni 2015, Ulleri-Stadion. Hier beschreibt er die Umstände seines Sturzes von der drei Meter hohen Bühne und die Folgen danach. Er betont unaufhörlich, wie egal ihm körperliche Konsequenzen seien. Emotionale hingegen nicht.

Er springt zurück in seine Jugend als Dreizehnjähriger und beschreibt nun chronologisch die Schlüssel-Geschehnisse in seinem Leben.

Cousine Tracey führte ihn bei einem Ferienbesuch in die Underground-Szene ein und spielte ihm ihre Independent-Punk Platten vor. Wie er sagt, war es der erste Tag seines restlichen Lebens. Es veränderte ihn maßgeblich. Er besuchte mit ihr sein erstes Punk-Konzert und dies veränderte sein Bewusstsein. Die Welt besteht nicht nur aus Bombastshows wie von Kiss oder Led Zeppelin, sondern findet maßgeblich bei Pogo und Stagediving in kleinen Klubs statt. Beeinflusst von den heimischen Punkhelden Scream gründete er seine erste Band und träumte davon, einmal bei der angehimmelten Band „auszuhelfen“. Vier Jahre später sollte es so kommen und bereits ein Jahr später bricht er die Schule ab, um mit ihnen auf Tour zu gehen. Auf dieser lebte er seinen Punkrocktraum. Er lernte die Typen seiner Plattensammlung kennen und schlief auf deren Fußböden. Hier lernte er auch den Bassisten Nathan Mendel kennen, mit dem er später die Foo Fighters gründen sollte. Der Traum, bei einem Helden als Drummer einzuspringen, wiederholte sich auf Tour mit Scream noch einmal. Iggy Pop holte ihn in Toronto in seine Release-Show, um mit ihm zu jammen.

Details seines Tourlebens lässt er weg. Sieben Dollar fünfzig Tagespauschale, Schlafen im Van, Dope und Fastfood lassen erahnen, was da so abging. Irgendwann erschien Skeeter, der Bassist, nicht mehr zum Gig, die Band strandete in Kalifornien. Für Dave trat eine neue Band in sein Leben: Nirvana.

Raus aus dem Wohnzimmer von Schlammcatcherinnen, um in Seattle neu anzufangen. Sieben Monate später ging es zurück nach Los Angeles, um im Studio eine neue Scheibe, Nevermind, aufzunehmen.

Auf der Nirvana-Tour gab es immerhin schon das Doppelte an Tagespauschale. Doch nur innerhalb von Wochen veränderte ein Song, eine Platte, eine Tour, ein Video das Leben von Dave und Kurt. Das Video von Teen Spirit auf MTV veränderte die Musikwelt wie ein Tsunami.

photo credit: Danny Clinch

Das Buch ist halb durch, Dave erhöht die Schlagzahl. So ausführlich, wie er seinen Aufstieg beschrieben hat, ist es jetzt nicht mehr. Die dreieinhalb Jahre bei Nirvana kommen zu kurz. Ich hätte mir an dieser Stelle mehr tiefere Einblicke gewünscht. In lediglich drei Kapiteln beschreibt er die Zeit und seine Gefühle, insbesondere nach dem Tod Cobains. Sein Treffen mit Tom Petty und die Entstehung der Foo-Fighters-Idee sind weniger eine Darstellung der Ereignisse als eine Beschreibung seines Inneren in einem zeitlichen Rahmen. Hier beginnt das Buch von dem chronologisch Erzähltem in eine Reihe von Geschichten seines Lebens hinüberzuwechseln. Die Highlights seiner weiteren Karriere in Geschichten und wie es dazu kam. Im Vordergrund stehen aber nicht die Foo Fighters, sondern Begegnungen, Kinder und hohe Ereignisse. Als Storyteller halt…

Von der anfangs erzählerischen Dokumentation seines Lebens wird das Buch immer gefühlsbetonter. Musikalische Ereignisse bilden nur noch den Rahmen, um über seine Gefühle und Emotionen zu berichten. Man erfährt nichts über ausufernde Partys, abgeschleppte Groupies oder schräge Dinge hinter den Bühnen dieser Welt. Wie, wohin, aber nie den Begleitumstand. Die Geburt seiner drei Töchter in allen Einzelheiten, aber nichts von seiner bereits zweiten Frau Jordyn Blum. Alles ist heile Welt aus den Augen des Betrachters. Wie und wann zum Beispiel die Frauen in sein Leben getreten sind oder gar, wer sie sind, erfährt der Leser nicht. Die private Seite beschränkt sich auf Vater und insbesondere die Mutter.

Da die Dokumentareigenschaften des Buches den einzelnen Highlights seiner bisherigen Karriere gewichen sind, ende ich hier mit meiner Rezension. Allerdings möchte ich dem Leser, der Dave Grohl und seinen musikalischen Werdegang nicht so gut kennt, eines ans Herz legen: Das Ganze wird interessanter und man kann sich auch besser auf den Text einschießen, wenn man während des Lesens die entsprechende Musik laufen lässt oder sich durch YouTube inspirieren lässt. Als Soundtrack hierzu sind besonders das letzte Nirvana-Konzert in München oder auch das 2009er Rockpalast-Konzert und der Fresh-Pots-Clip seiner Them Crooked Vultures zu nennen. Aber auch historische Aufnahmen von Scream oder die entsprechenden Foo Fighters Alben und Konzertaufnahmen passen zum Lesegenuss hervorragend dazu.

Dave Grohl – Der Storyteller – Geschichten aus dem Leben und der Musik
Fazit
Ein emotionales Buch. Anders als Biografien im herkömmlichen Stile. Es beleuchtet bewusst die Emotionen zwischen Musik und Leben. Während Dave das Zusammensein mit Freunden und Kollegen genau beschreibt, erfährt man von seinem Liebesleben oder Frauengeschichten nichts. Erst, als seine Töchter in sein Leben treten, bekommt man ein paar Zeilen abseits des Musikers Dave Grohl mit.
Flüssig geschrieben, liest man das Buch "so weg". Für mich zu wenig Biografie, dafür zu stark sentimental und voller Emotionen. Er gibt sich bodenständig. Fans und der Umgang mit ihnen kommt in dem Buch kaum bis gar nicht vor. Bis zur "Halbzeit" ein sehr gutes Buch, danach schweift es mir zu sehr in die Rubrik Gefühlsduselei ab, ohne aber uninteressant zu werden. Seine geschilderten Erlebnisse sind weiterhin aller Ehren wert.
Das Buch ist weitreichend bebildert, was das Ganze nicht nur auflockert, sondern auch unterstützt. Nur leider wurde auf eine Beschriftung verzichtet. So verliert man an den Aufnahmen schnell das Interesse.
Norbert C.
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