Artist: Dawnwalker
Herkunft: London, England
Album: Ages
Spiellänge: 56:00 Minuten
Genre: Progressive Rock, Post Metal, Post Black Metal
Release: 04.12.2020
Label: Eigenproduktion
Link: https://www.facebook.com/dawnwalkeruk
Bandmitglieder:
Gesang, Gitarren und Synthesizer – Mark Norgate
Bassgitarre und Gesang – Dane Cross
Gitarre – Matteo Bianciotto
Schlagzeug – Hugo Terva
Gesang – Robin Melinda Koob
Querflöte – Caitlin Laing
Tracklist:
- Melekh
- The Wheel
- Hymn
- Ancient Sands
- Numi
- Burning World
- Colony / A Gathering
- The Cataclysm
Nachdem ich die Londoner Band Dawnwalker im April mit ihrer wundervollen EP Crestfallen kennengelernt habe, habe ich mich natürlich sehr gefreut, als ich gefragt wurde, ob ich auch für das am 04.12. erscheinende Album Ages ein Review schreiben möchte. Ich wurde auch gleich „vorgewarnt“, dass Ages überhaupt nichts mit Crestfallen zu tun haben, aber als ich in der Mail etwas von „metal riffs“ und Black Metal las, war mein Interesse sofort geweckt. Auch die Besetzung ist eine andere als für Crestfallen, dieses Mal haben sich Dawnwalker neben Robin Melinda Koob, der schon auf Crestfallen zu hören war, nur mit Caitlin Laing verstärkt, deren Querflöte in Colony / A Gathering einen Konterpunkt zu den progressiven Post Metal Klängen setzt.
Während sich die EP Crestfallen noch als Loblied auf den Frühling verstand, in dem die Natur immer wieder neues Leben hervorbringt, beschäftigt sich Ages mit genau dem Gegenteil. Die Erde nähert sich ihrem Tod. Überall sorgen Naturkatastrophen, aber auch menschliches Zutun dafür, dass riesige Wälder brennen und der Meeresspiegel langsam, aber unaufhörlich steigt. Da können dann, wenn überhaupt, nur noch Zauberer helfen, und so scheint es, als ob der bekannte Tolkien-Illustrator Ted Nasmith genau solch ein Treffen auf dem Cover verewigt hat.
Das Thema des Albums ist kein erfreuliches, und so tasten sich Dawnwalker in dem fast noch als Intro zu bezeichnenden Melekh und auch in den ersten Minuten von The Wheel erst einmal sehr langsam und bedächtig vor. Wie schon auf Crestfallen greifen sie auch hier gern auf die progressiven Klänge der 70er zurück. Langsam und fast unmerklich, aber nichtsdestotrotz sehr zielstrebig führen Dawnwalker dann aber zur ersten Post (Black) Metal Bridge, sehr cooler Songaufbau! Und wie der Songtitel schon sagt, das Rad dreht sich weiter, es geht wieder zurück in die progressiven Klänge der 70er, bevor ganz zum Ende dieser knapp elf Minuten noch einmal der Black Metal übernimmt. Ich bin ja wieder mal begeistert von dem wunderbaren Klargesang, der auf Ages in regelmäßige Dialoge mit nicht minder großartigen Black Metal Screams tritt.
Ein wenig sphärisch leitet das kurze Hymn dann über zum längsten Song des Albums, Ancient Sands, der mit knapp 13 Minuten auftritt. Dieser Track landet gleich beim ersten Hören in meinen Anspieltipps, die scheinbar mühelosen Wechsel zwischen Black Metal, Post Metal und Doom sind saugeil. Schwere Riffs treffen auf großartigen Klargesang, Black Metal Screams und Growls treffen auf gedoppelte Gitarren, mehrstimmiger Gesang trifft auf Double Base. Und für ein schönes Gitarrensolo ist auch Zeit. Fast ein wenig stört mich da in der zweiten Hälfte der Chor aus hellen Stimmen, aber den werden Dawnwalker da sicherlich mit Bedacht gesetzt haben.
Mit Schlagzeug und Chorgesängen schließt sich das kurze Numi an, bevor die Welt in Burning World in Flammen steht. Wie aus weiter Ferne scheint zunächst der Klargesang zu kommen, der aber von den Instrumenten nicht erschlagen, sondern scheinbar besonders in Szene gesetzt wird. Hier geben sich wieder einmal die progressiven Klänge der 70er die Hand mit doomigen Riffs, geilen Growls und großartigen Black Metal Screams, und ich frage mich nicht zum ersten Mal, wie man darauf kommt, diese Einflüsse so nonchalant miteinander zu verbinden.
Ob in Colony / The Gathering tatsächlich das Treffen besungen wird, das auf dem Cover dargestellt ist, sei mal dahingestellt. Hier kommen Dawnwalker aber zunächst einmal ein wenig in Richtung der vorangegangenen EP Crestfallen. Sehr ruhig, sehr zurückgenommen, nur mit Gesang und Gitarren startet der Song. Aber wie eine alte Dampflok erst einmal langsam losfährt, um dann Meter um Meter Fahrt aufzunehmen, legt auch Colony / The Gathering langsam an Tempo zu, um dann wieder in Black Metal Shreddings überzugehen. Sehr bemerkenswert auch wieder die sich anschließende Kombination von schönem Klargesang, der in schwindelerregende Höhen zu steigen scheint, und tonnenschweren Riffs, die sich scheinbar gemeinsam mit den Drums zum großen Finale aufschaukeln.
Nach vier Songs, die alle über zehn Minuten Spielzeit kommen, ist der finale Track The Cataclysm mit seinen fünfeinhalb Minuten vergleichsweise kurz. Ein ruhiger Song, der aber im Breitwandsound daherkommt. Und dank des wieder einmal tollen Mix und Mastering kann man jedes einzelne Instrument aus dieser immensen Soundwand wunderbar heraushören. Als Schlagzeugfan fällt mir hier wieder einmal das sehr kraftvolle Spiel von Hugo auf, der gemeinsam mit seinen Kollegen einen tollen Schlusspunkt nach diesen 56 Minuten Spielzeit setzt.
Ages wird in einer Vinyl-Ausführung (entweder als Limited Edition 2 LP 180 g im Double Gatefold oder als Bundle mit einem The Wheel-Shirt) und in digitaler Form erscheinen und kann über die Bandcamp-Seite von Dawnwalker (https://dawnwalker.bandcamp.com) vorbestellt werden.