Dead Girls Academy – Doves In Glass Houses

Die ausgepackte Brechstange hebelt neue Wege für das Trio auf

Artist: Dead Girls Academy

Herkunft: Los Angeles, USA

Album: Doves In Glass Houses

Spiellänge: 39:12 Minuten

Genre: Alternative Metal, Modern Metal, Post-Hardcore

Release: 30.10.2020

Label: Mission Two Entertainment

Link: https://www.facebook.com/DeadGirlsAcademy

Bandmitglieder:

Gesang – Michael Orlando
Gitarre – Craig Pirtle
Schlagzeug – Zachary Moore

Tracklist:

  1. Blackout
  2. Ghost Of Me
  3. Bleeding Faith
  4. End Of The Fight
  5. Addicted To Your Heart
  6. Just For Tonight
  7. Agonize
  8. Nothing Left
  9. This Is War
  10. City Lights
  11. Inside Out

Nach dem Debütalbum Alchemy aus dem Jahre 2018 haben im letzten Oktober Dead Girls Academy ihr zweites Langeisen mit dem Titel Doves In Glass Houses fertig geschmiedet. Das Rezept des Trios aus den USA bleibt modern und greift mehrere Genres auf. Vom dominanten Alternative Metal dringen die Männer in den Modern Metal mit einfachen Rhythmen. Mehr Power gibt es durch die Post-Hardcore Passagen, die für den höheren Härtegrad sorgen und für den Dampf unterm Kessel die Glut immer wieder aufs neue entfachen. Auffällig ist, kein einziger der elf Titel kommt über die Fünf-Minuten-Marke und auch die Vier-Minuten-Hürde wird nur beim Rauswerfer Inside Out überquert. Kurze Stücke suchen nacheinander ihr Glück in der Fremde. Mit fast 40 Minuten kommt der Silberling aus dem Hause Mission Two Entertainment in völlig normale Gefilde.

Für den ersten Blackout sorgt der gleichnamige Opener. Alte Linkin Park Klänge, mit aggressiven Refrains und elektronischen Moves versehen, brechen aus den Boxen aus. Modern gehen sie deutlich andere Wege und versuchen erst gar nicht, Old School Handschriften zu vermitteln. Die Tatsache, dass sie eher in altes Material ihrer Landsleute greifen, bedeutet im Umkehrschluss auf gar keinen Fall, dass man auch nur ansatzweise versucht, Hardrock oder Heavy Metal Riffs zu implementieren. Geheimnisvolle düstere Atmosphären sollen Dichte mit in die Melodien bringen. Dieses gelingt recht gut, auch wenn der ersehnte Killereffekt mehr als deutlich ausbleibt. Die ruppigen Beats bringen Headbangpassagen ins Spiel. Auf weiter Strecke trudeln die Songs wie Ghost Of Me, Bleeding Faith oder Addicted To Your Heart in der ersten Hälfte von Doves In Glass Houses an einem vorbei. Auf Neudeutsch bekommt der Begriff „kein Zugriff bekommen“ seine große Bühne. Die Titel haben im Einzelnen Charakter, können im Kollektiv nur nicht punkten. Höhepunkte wie End Of The Fight bleiben Mangelware. Abstriche muss man bei Michael Orlando machen. Alles klingt stimmig, für mich jedoch zu elektronisch versetzt, was der Sänger wirklich kann, steht weit in den Sternen. Am Plastiksound gerade mit blauem Auge vorbeigeschrammt, bleibt Doves In Glass Houses der unruhige Jo-Jo, der ständig hoch- und runterfährt. Craig Pirtle an der Gitarre und Zachary Moore hinter der Schießbude harmonieren gut. Grundsätzlich muss man vor Dead Girls Academy auch nicht weglaufen. Die Erwartung der vielerorts gelobten Newcomer ist auch hoch und kann eben nicht bedient werden. This Is War als Dosenöffner der Schlusssequenz bringt den Finger nicht tief genug in die Wunde. Im freien Fall setzt man vielleicht sogar aufs falsche Pferd, um den rasanten Umschwung nach oben zu nehmen. Zuviel Mittelfeldgeplänkel, keine Abschlüsse und da kommen wir aufs eigentliche Manko. Um beim Fußball gewinnen zu können, muss man wenigstens versuchen, aufs Tor zu schießen. Das magische Dreieck von Dead Girls Academy schiebt die Pille immer wieder von einem zum anderen, und wenn es dann eng wird, gibt es elektronisch entfesselte Angriffe auf die Gehörnerven, bei denen immer wieder der Gesang nicht den finalen Gnadenstoß für Doves In Glass Houses vollziehen kann.

Dead Girls Academy – Doves In Glass Houses
Fazit
Viel Lärm um Nichts. Die noch frische Formation Dead Girls Academy ist gut, aber nicht gut genug, um in den obersten Ligen mitspielen zu dürfen. Mit der Leistung auf dieser Platte muss man die Verlängerung über das Mittelfeld nehmen, wo dicht gedrängt weitere neue und auch schon länger im Geschäft agierende Anwärter versuchen, ihre ganz eigene Handschrift zu finden, um eben für höhere Aufgaben auserwählt zu werden. Interessante Passagen geben Hoffnung. Die größte Hürde dürfte der Gesang bleiben. Ruft man ruhigere Pop Rock Sequenzen als das neue Zukunftsziel aus und geht bewusst einen Schritt von der härteren Szene weg, könnte die neue Zielgruppe für einen neuen Erfolgsschub sorgen. So bleibt es erst einmal, dass Dead Girls Academy durch den dichten Wald der Mitbewerber ihren eigenen Weg finden müssen, um den Schlüssel zum Erfolg zu greifen.

Anspieltipps: Ghost Of Me und This Is War
René W.
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