Domination Black – Judgement IV

Eher bunt statt black - poppige Keyboards und glatter Sound statt Ecken und Kanten

Artist: Domination Black

Herkunft: Finnland

Album: Judgement IV

Spiellänge: 47:03 Minuten

Genre: Heavy Metal, Melodic Metal

Release: 17.07.2020

Label: Pride & Joy Music

Link: https://www.facebook.com/DominationBlack/

Bandmitglieder:

Gesang – Matias Palm
Gitarre – Teppo Heiskanen
Gitarre – Juuso Laitinen
Bass – Lauri Eerola
Schlagzeug – Ville Nissinen
Keyboard – Juuso Elminen

Tracklist:

1. The Judgement
2. Obsession
3. Center Of The Universe
4. VAT
5. Though The World Perish
6. Beyond The Shadows
7. This Endless Fall
8. Master Of Deception
9. Empire Of Lunacy
10. In The Abyss

Wir schreiben das Jahr 2008 und Domination Black veröffentlichen das Mini-Album Haunting.
Es herrscht klassischer Metal vor, mit skandinavischen und amerikanischen Einflüssen. Etwas Sentenced hier, ein bisschen langsamere Iced Earth da. Erwartungsgemäß nicht gerade der geeignete Soundtrack für die Beschallung des Sommerfestes des benachbarten Kindergartens. Riskiert einfach mal ein Ohr und hört euch das grandiose, melancholische Shadow King oder das Riffmonster No More Again – H.F.H an. Dunkle Gitarren, ausdrucksstarker Gesang von Ex-Sänger Kari Killgast und durchgehend hymnische, typisch skandinavische Melodien.
Verdammt guter Stoff, der vor mittlerweile vierzehn Jahren veröffentlicht wurde.

Vier Jahre später und mit neuem Sänger an Bord, wird Dimension: Death auf die Metalwelt losgelassen.
Der Opener Legacy Of Fears zeigt schon klar, wohin die Reise geht: Etwas mehr (US-)Power Metal-Elemente, sprich höheres Tempo und vermehrter Einsatz der Doppelfußmaschine.
Und: Keyboards. Die waren auf Haunting schon zu hören, aber eher sehr dezent im Hintergrund. 2012 sind sie bei einigen Songs ein tragendes Element. Dank des meistens harten Riffings und der rauen Stimme von Matias Palm kippt das Ganze zum Glück nicht in seichte oder gar poppige Gewässer – wie bei einigen skandinavischen Bandkollegen bekanntlich leider üblich.

Nach einer weiteren Single und mehreren Besetzungswechseln halte ich nun, sechs Jahre später, die nächste Scheibe von Domination Black in der Hand: Judgement IV.
Als Vorbote zum Release wurde Ende Mai schon der Videoclip zu Center Of The Universe veröffentlicht.
Und ich muss kurz ein paar Zeilen nach oben zu den „seichten und poppigen Gewässern“ zurückgehen. In diesen segeln wir nämlich gerade. Die Keyboards sind sehr, wirklich SEHR präsent, während die Gitarren ihren Biss aus früheren Tagen verloren haben.

Auch das zweite Video zum Album, VAT, schließt sich dem an. Mit etwas mehr Schmackes und Wumms, aber eben auch wieder poppig und „sanft“. Es fehlen die Ecken und Kanten, die auf den älteren Scheiben überall zu hören waren.

Der Opener The Judgement wird von den Synthesizerklängen förmlich erschlagen und auch Obesssion, das eigentlich ein richtig starker Metalsong mit kraftvollem Gesang ist, verliert durch die Tasten an Härte und lässt die Pommesgabel in der Hosentasche.

Ein copy & paste könnte ich dann direkt auf Though The World Perish anwenden. Ohne Keyboards wäre das ein richtiger Kracher. Brettharter Metal, klasse Melodieführung und wieder ein Matias in Topform. Auch die Gitarren braten hier wunderbar durch die Membran.

Auf der anderen Seite ist ein Song wie die Halbballade Beyond The Shadows in sich komplett stimmig. Was Teppo Heiskanen und Juuso Laitinen hier an den Saiten rausholen, ist schon erste Sahne. Und natürlich darf auch die Rhythmusgruppe um Lauri Eerola und Ville Nissinen nicht fehlen, die den Songs handwerklich ein felsenfestes Fundament geben.

Bis zum finalen In The Abyss lässt sich hier fast jeder Titel ähnlich beschreiben.

Die beiden oben genannten Videoauskopplungen sowie den irgendwie zahnlosen Opener einmal ausgeklammert, sind sich die Jungs auf der einen Seite einigermaßen treu geblieben: Riffbetonter Metal zwischen US-Power und skandinavischer Weite, mit einem Klassesänger und großem handwerklichen Können.
Neuerdings driftet das Sextett aber (leider) in harmlose und poppige Gefilde ab, und hat auch das Stilmittel „Glätte“ für sich entdeckt. Das mag eine natürliche Weiterentwicklung sein; ich persönlich finde es schade.

Domination Black – Judgement IV
Fazit
Domination Black machen es einem mit dem neuen Album nicht leicht. Alles ist glatter, nicht mehr so düster und – für meinen Geschmack – zu poliert. Dazu kommt ein starker Keyboardeinsatz, der Songstrukturen und Refrains das eine oder andere Mal gnadenlos erstickt. Unter diesem Teppich finden sich aber immer noch die harten Riffs und metallischen Kracher à la Dimension: Death. Technisch ist das alles einwandfrei und professionell; trotzdem bleibt eben der fade Beigeschmack. In Anbetracht der Tatsache, dass die Band früher schon bewiesen hat, wie gut sie eigentlich ist, kann ich für Judgement IV leider keine höhere Bewertung abgeben.

Anspieltipps: Beyond The Shadows und Obsession
Andreas B.
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